Angeregt durch Per Leos Buch 'Flut und Boden' befinde ich mich gerade auf einer kleinen Lesespur.
Per Leo vertritt in diesem Buch eine These, die er noch weitaus gründlicher in seiner Dissertation (Der Wille zum Wesen, Matthes und Seitz Verlag) ausführt: Es gab in der Weltanschauungskultur in Deutschland vor 1930 ein weitverbreitetes Denken, das es den sog. 'gebildeten' Kreisen recht einfach machte, sich mit der Rasseideologie der Nazis zu arrangieren. Dieses Denken verortet er in der Charakterologie, vertreten u.a. durch Ludwig Klages. Die Linie reicht aber weiter zurück ins 19. Jahrhundert. Vor allen anderen nennt Per Leo hier Goethe und dessen naturwissenschaftliche Schriften. Goethes Morphologie und seine Erkenntnistheorie hätten - so Leo - nach ihrer 'Wiederentdeckung' durch Rudolf Steiner am Ende des 19. und am Anfang des 20. Jahrhunderts eine unglaubliche Breitenwirkung gehabt und die Weltanschauung mehr als einer Generation stark beeinflusst. Uns, die wir heute gänzlich anders geprägt sind (weitaus stärker von den empirischen Naturwissenschaften her denkend) ist dieses Denken nicht nur fremd, sondern auch mehr oder weniger unbekannt.
Per Leos Bücher haben mich hier auf eine Spur gesetzt. Die Diss habe ich nur in Teilen gelesen - sie ist sehr datailliert, aber ebenso glänzend geschrieben wie der Roman. Nun würde ich gerne weiterlesen. Ich dachte eigentlich, mit Steiner sei ich durch, habe mir aber jetzt seine Schrift zu Goethes Erkenntnistheorgie besorgt. Auch Gottfried Benn.
Hat jemand noch einen Tipp zu Goethes Naturverständnis / Erkenntnistheorie / Weltanschauung?