SInd alle fertig? Sollen wir die Leserunde beenden?
Nö. Mir fehlt noch ein Kapitel. Im übrigen zeigt sich Stifter nach dem überaus kitschigen Kapitel um die Waldwiese im folgenden Kapitel (Waldfels) wieder von seiner besten landschaftsmalerischen Seite:
Der zarte, schwerfällige Sohn des Spätjahres hatte sich bereits eingestellt, der Nebel, und oft, wenn die Schwestern an der noch immer sonnenwarmen Wand ihrer Felsen saßen, die einzelnen Glanzblicke des Tages genießend, so wogte und webte er draußen, entweder Spinnenweben über den See und durch die Thäler ziehend, oder silberne Inseln und Waldesstücke durcheinander wälzend, ein wunderbar Farbengewühl von Weiß und Grau und der rothen Herbstglut der Wälder; dazu mischte sich die Sonne und wob heiße weißgeschmolzne Blitze und kalte feuchte blaue Schatten hinein, daß ein Schmelz quoll, schöner und inniger, als alle Farben des Frühlings und Sommers. Und wenn die Mädchen dann so schweigend hinaussahen, so rieselte es neben ihnen leise, und ein oder zwei blutrothe Blätter des Waldkirschbaumes fielen zu ihren Füßen. Sie saßen da und sahen selber herbstlich trauernd dem Schauspiele zu, ahnend, wie majestätisch der Winter hier sein müsse, da sich ihm ihre Wildniß mit solcher Feierlichkeit und Stille entgegenrüste. Im Hause wurden Hauen, Schaufeln, Schneereife, Schlitten und andere Geräthe angehäuft, um nicht eingeschneit zu werden, oder durch Schneemassen von der Welt abgeschnitten.
So mag ich meinen Stifter.
Im übrigen zeigt das Fernrohr, dass - die wohl ziemlich depressiv veranlagte - Johanna Recht behatlen sollte. Keine Harmonie zum Schluss, wie sie Stifter im Nachsommer gebildet hat. Da waren wohl auch - ach! - zwei Seelen in des Autors Brust ...