Februar 2012: Anne Brontë: Der Herrin von Wildfell Hall

  • Die Leserunde startet morgen. Hier die ersten begleitenden Links:


    Zur Autorin:
    http://de.wikipedia.org/wiki/Anne_Bront%C3%AB


    Zum Roman:
    http://de.wikipedia.org/wiki/Die_Herrin_von_Wildfell_Hall


    Es gibt eine Fernsehserie zum Roman:
    (Die dritte Folge ist am Samstag 11.02.12 um 22:50 Uhr auf Passion zu sehen
    http://www.sky.de/web/cms/de/serien_highlight_44153.jsp
    Hier findet man die Besetzung der dreiteiligen Fernsehserie:
    http://www.fernsehserien.de/index.php?serie=12572


    Der Originaltext:
    http://www.gutenberg.org/files/969/969-h/969-h.htm


    Hier gibt’s auch noch alle anderen Texte der Sisters incl. der Gedichte:
    http://annebronte.com/the-tenant-of-wildfell-hall/


    Zum Thread „The Brontë Sisters“ im Klassikerforum:
    http://www.klassikerforum.de/index.php/topic,4503.0.html

  • Morgen am Mittwoch, dem 8. Februar 2012 beginnt unsere gemeinsame Leserunde zum zweiten Roman von der jüngsten der drei Brontë-Schwestern: Anne


    Anne veröffentlichte diesen Roman mit dem Originaltitel „The Tenant of Wildfell Hall“ 1848 unter dem männlichen Pseudonym Acton Bell. Der irische Schriftsteller und Kunstkritiker George Augustus Moore lobte das Werk als die „vollkommenste Prosaerzählung in englischer Schrift“. Wir werden sehen, ob er Recht hat.

    Bisher sieht es nach einer kleinen Leserunde aus:


    Markus Kolbeck
    meier
    montaigne


    Weitere Mitleser und/oder Mitdiskutierer dürfen sich uns gerne anschließen.


    - und hier geht’s zum Materialien-Thread:
    http://www.klassikerforum.de/index.php/topic,4531.0.html

  • Ein erster Gruß in die Runde! Ich bin heute lediglich dazu gekommen, den Brief ganz zu Beginn zu lesen. Ich persönlich finde den Schreibstil auf den ersten Blick auf jeden Fall abwechslungsreicher, als den ihrer Schwester, wenngleich es die Erzählerin mit der Verschachtelung der Sätze für meinen Geschmack zum Teil fast etwas übertreibt. Ich bin zunächst gespannt auf eure ersten Eindrücke.


    Gruß
    Meier

    "Es gibt andere Geschichten auf einem andern Blatt Papier, doch jede ist mit der ersten verwandt" * Keimzeit


  • Ich bin heute lediglich dazu gekommen, den Brief ganz zu Beginn zu lesen.


    Auch ich habe gestern Abend nur das erste Kapitel gelesen, also den Brief den Gilbert Markham an Halford geschrieben hat. Wie Emily in „Sturmhöhe“ beginnt also auch Anne ihren Roman mit einem männlichen Erzähler, vermutlich damit niemand auf den Gedanken kommt, der unter männlichem Pseudonym geschriebene Roman sei in Wirklichkeit von einer Frau geschrieben.


    Ansonsten gibt es etwas Erfreuliches zu berichten: doria hat sich unserer Leserunde angeschlossen und wir sollten zunächst nicht so schnell lesen, bis sie sich das Buch in einer Bücherei besorgt hat. Nun gut, heute abend komme ich vermutlich eh nicht mehr zum Lesen.

  • Zitat

    heute abend komme ich vermutlich eh nicht mehr zum Lesen


    Passt eh! Ich habe im Moment sowieso das Gefühl; das Buch wird keine leichte Leseaufgabe, nachdem ich den zweiten Brief inzwischen auch gelesen habe. Noch weiß ich nicht einmal, wer hier an wen adressiert, wenngleich mir der Stil an sich bisher gut gefällt.


    Gruß
    Meier

    "Es gibt andere Geschichten auf einem andern Blatt Papier, doch jede ist mit der ersten verwandt" * Keimzeit

  • Moin, Moin!


    Passt eh! Ich habe im Moment sowieso das Gefühl; das Buch wird keine leichte Leseaufgabe, nachdem ich den zweiten Brief inzwischen auch gelesen habe. Noch weiß ich nicht einmal, wer hier an wen adressiert, wenngleich mir der Stil an sich bisher gut gefällt.


    Ich habe eine ganze Woche an dem Buch gelesen und es erst vorgestern beendet. Der Adressat der Briefe spielt keine Rolle.


  • Noch weiß ich nicht einmal, wer hier an wen adressiert, ....


    Gilbert Markham, ein junger Farmer, schreibt an seinen Freund Halford und berichtet ihm vom Herbst 1827. Gelbert war damals 24 Jahre alt und lebte mit seiner neunzehnjährigen Schwester Rose und seinem siebzehnjährigen Bruder Fergus noch bei der Mutter nicht weit von Wildfell Hall. Dort ist gerade die 25 oder 26 Jahre alte Mrs. Helen Graham eingezogen und nicht nur die Familie Markham, sondern auch Jane Wilson und deren Mutter sowie Eliza Millward die Tochter des Pfarrers sind neugierig auf die neue Nachbarin.


    Der Adressat des Briefes, also Gilberts Freund, Halford ist wie Markus schreibt für den weiteren Verlauf der Erzählung nicht wichtig und dient wohl nur dazu, dass Gilbert einen Ansprechpartner hat dem er die Geschichte erzählen kann


    Der Schreibstil des Romans gefällt mir bisher auch besser als der von „Sturmhöhe“, ich finde ihn etwas moderner, weil er schnörkellos daherkommt. Das muss aber nicht unbedingt an Anne gelegen haben, sondern kann auch mit der Übersetzerin zusammenhängen. Angelika Beck hat ja auch mehrere Romane von Jane Austen übersetzt z.B. „Emma“, während mir der Name der Übersetzerin von „Sturmhöhe“, Michaela Meßner, zum ersten Mal aufgefallen ist.

  • Eurer Einladung folgend habe ich mir gestern das Buch besorgt. Ich habe einfach angefangen zu lesen und bin zu Anfang davon ausgegangen, eine Frau würde schreiben, dass mag an "Herrin", "Anne", oder dem Portrait einer Dame auf meinem Insel Taschenbuch gelegen haben. Nun, dem ist nicht so.
    Der Anfang liest sich recht gut, wobei sich Mrs. Graham etwas umständlich ausdrückt.


    Die Neugier der Gemeinschaft an der "Neuen", an Mrs. Graham, ist bemerkenswert, die offene Kritik an der Erziehung des kleinen Arthur aus heutiger Sicht schon fast unverschämt.


    Erst habe ich vermutet Mrs. Graham würde die Zurückgezogenheit suchen, doch nachdem Sie den Markhams einen Gegenbesuch abstattet, bin ich gespannt wie sich die Figur entwickelt.


    Eines verstehe ich nicht: Es gibt eine Einladung zu einer Abendveranstaltung am 05. November und einige Seiten später beginnt die Beschreibung der Abendgesellschaft vom 04. November. Mal sehen, ob sich das noch klärt... (es kann sich ja wohl kaum um eine Ungenauigkeit handeln).


    Amüsiert hat mich die Wendung: "... ungefähr sechsundzwanzig...". Wie kann jemand ungefähr sechsundzwanzig sein?

  • Hallo Eni,


    schön, dass du dabei bist. :klatschen:



    Die Neugier der Gemeinschaft an der "Neuen", an Mrs. Graham, ist bemerkenswert, .......


    Die Neugier der Dorfgemeinschaft an Mrs. Graham ist in der Tat bemerkenswert, zumindest aus heutiger Sicht, aber Anfang 19. Jahrhundert und in einer ländlichen dünn besiedelten Gegend war Helen Graham ja eine willkommene Abwechslung und außerdem bildete die Einwohnerschaft eines Dorfes wirklich noch eine Gemeinschaft und da will man ja wissen, wer jetzt neu zu dieser Gemeinschaft gestoßen ist. :zwinker:




    Amüsiert hat mich die Wendung: "... ungefähr sechsundzwanzig...". Wie kann jemand ungefähr sechsundzwanzig sein?


    „Ungefähr sechsundzwanzig“, das klingt wirklich witzig. Wo hast du die Stelle gefunden?
    wenn es um das Alter von Mrs. Graham geht, da steht bei mir „25 oder 26“ und das entspricht auch dem Original wo es heißt: „not above five or six and twenty”.
    :winken:

  • Jawoll! Auch meinerseits ein herzliches Hallo in die Runde. Inzwischen habe ich gerade einmal das 4. Kapitel beendet und bin ebenso verwundert, dass die Abendgesellschaft plötzlich einen Tag früher stattfindet. Überdies stürzen mich die vielen Namen im Moment noch in arge Verwirrung. Ansonsten bin ich im Moment gespannt, wohin sich die Geschichte nun entwickeln wird. Die nächsten Tage mehr...


    Gruß
    Meier

    "Es gibt andere Geschichten auf einem andern Blatt Papier, doch jede ist mit der ersten verwandt" * Keimzeit

  • „Ungefähr sechsundzwanzig“, das klingt wirklich witzig. Wo hast du die Stelle gefunden?
    wenn es um das Alter von Mrs. Graham geht, da steht bei mir „25 oder 26“ und das entspricht auch dem Original wo es heißt: „not above five or six and twenty”.
    :winken:


    Es geht hier um die Beschreibung von Jane Wilson am Ende des ersten Kapitels. Sie und Mrs. Graham sind also in einem Alter.


    Wo spielt die Handlung eigentlich? In Schottland, in England?


    meier: ich habe mir die Namen kurz skizziert, was ich als sehr hilfreich empfinde.


    Auf bald
    Eni


  • Es geht hier um die Beschreibung von Jane Wilson am Ende des ersten Kapitels.


    Im Original steht:
    “She was about six and twenty, ...”
    hätte man also auch mit “Sie war etwa sechsundzwanzig“ übersetzen können.




    Wo spielt die Handlung eigentlich? In Schottland, in England?


    Der Eingangssatz:
    “My father, as you know, was a sort of gentleman farmer in –shire ...”
    deutet auf eine englische Grafschaft hin, ich nehme mal an es spielt in Yorkshire
    http://de.wikipedia.org/wiki/Yorkshire
    der Heimat der Bronte-Sisters, denn sehr viel ist Anne ja nicht in der Welt herumgekommen und in Schottland war sie meines Wissens nach nie.

  • Zitat

    meier: ich habe mir die Namen kurz skizziert, was ich als sehr hilfreich empfinde.


    @ eni: Halte ich für eine prima Idee und bin im Moment bloß noch auf der Suche nach Papier und Zettel :smile:.


    Im Moment scheint es mir insgesamt auf einen sittlichen Konflikt zwischen Mrs. Graham und ihren entfernten Nachbarn hinauszulaufen, die offensichtlich an deren Lebensführung einiges zu bemängeln haben. Bei welchem Kapitel haltet ihr euch im Moment eigentlich auf, um für den Moment erst einmal auf etwa gleiche Seitenanzahl zu gelangen. Bisher finde ich das Ganze sowieso weitaus schwieriger zu lesen, als den Roman ihrer Schwester, so dass ich im Folgenden eh gespannt bin, ob sich meine Leseeindrücke mit den euren decken.


    Gruß
    Meier

    "Es gibt andere Geschichten auf einem andern Blatt Papier, doch jede ist mit der ersten verwandt" * Keimzeit

  • Servus,


    im Moment habe ich Kapitel 8 beendet, und es stellt sich im Moment schon stärker heraus, dass sich Mr. Markham stark zu Mrs. Graham hingezogen fühlt, wenngleich sie ihm gegenüber noch reichlich distanziert auftritt. Was mich etwas verwundert ist, dass ich Mr. Markham um einiges jünger einschätzen würde als Mrs. Graham, wobei es sein kann, dass eine diesbezügliche Altersangabe von mir überlesen wurde. Dies einfach daher, da es mir vorkommt, als stünde Mr. Markham noch stark unter den Fittichen seiner Mutter, während Mrs. Graham eben um die 25 Jahre alt sein dürfte. Er selbst ist offensichtlich ein durchaus gebildeter Farmer, dem sie zunächst meines Erachtens einige Vorurteile entgegenbringt, die ihm zum momentanen Zeitpunkt der Geschichte noch unüberwindlich erscheinen. Ich bin gespannt auf die Fortsetzung, warte aber im Moment auf weitere Stellungnahmen.


    Gruß
    Meier

    "Es gibt andere Geschichten auf einem andern Blatt Papier, doch jede ist mit der ersten verwandt" * Keimzeit

  • Hallo zusammen,


    Gilberts Alter würde ich ähnlich schätzen. Bei Mr. Lawrence fehlen mir noch Anhaltspunkte zum Alter. Überhaupt frage ich mich, welche Rolle er spielt (außer, dass er der Besitzer von Wildfell Hall ist). Im 9. Kapitel ist von einem Gerücht die Rede. Weiter habe ich noch nicht gelesen und bin gespannt wie es weiter geht.


    Ja, in dem Maße wie eine leichte Verbesserung Gilberts Meinung über Mrs. Graham eintritt, sinkt sein Interesse an Eliza...


    Ein interessantes Thema könnte auch noch die Ansicht über die Rolle der Frau werden.


    Bei der Textstelle "... der andere saß neben ihr, eine Taschenbuchausgabe irgendeines Klassikers in der Hand....", stellte ich mir die Frage, was Anne wohl dazu sagen würde, dass ihr Roman heute in einem Klassiker-Forum gelesen wird?


    Anmerkung am Rande: siebengescheit und haselnussbraun nehme ich in meine Sammlung schöner Wörter auf.


    Gruß
    Eni

  • Servus auch,


    Kapitel neun wurde meinerseits inzwischen auch beendet, so dass sich durchaus die Frage stellt, was es mit dem Gerücht auf sich hat, insbesondere da zum Ende des Kapitels eine Antipathie zw. Mr. Lawrence und Mr. Markham offensichtlich wird, ohne dass mir persönlich ein grobes Fehlverhalten von Mr. Lawrence auffällig geworden wäre. Wirklich furchtbar empfinde ich diese nichtssagende Heimlichtuerei, bei der Mrs. Graham irgendwelcher gestaltloser Vergehen bezichtigt wird, deren man eigentlich keine beim Namen nennt. Außer dass auf Ähnlichkeiten zwischen Mrs. Grahams Sohn und Mr. Lawrence angespielt wird. Dies grob zu den weiteren Leseeindücken; ich hoffe, ihr nehmt euch täglich nicht mehr als ein bis zwei Kapitel vor, da ich nur sehr unregelmäßig zum Lesen komme.


    Gruß
    Meier

    "Es gibt andere Geschichten auf einem andern Blatt Papier, doch jede ist mit der ersten verwandt" * Keimzeit


  • Was mich etwas verwundert ist, dass ich Mr. Markham um einiges jünger einschätzen würde als Mrs. Graham, wobei es sein kann, dass eine diesbezügliche Altersangabe von mir überlesen wurde.


    Gilbert Markham ist 24 (stand ziemlich am Anfang des 1. Kapitels):
    “I was young then, remember—only four-and-twenty”


    Hellen Graham ist nicht mehr als 25 oder 26.:
    „not above five or six and twenty”.


    Jane Wilson ist etwa 26:
    “She was about six and twenty, ...”


    Die beiden Damen sind also höchstens ein oder zwei Jahre älter als der junge Farmer, aber Frauen sind ja meistens etwas früher reif als Männer.
    :zwinker:


  • Bei der Textstelle "... der andere saß neben ihr, eine Taschenbuchausgabe irgendeines Klassikers in der Hand....", stellte ich mir die Frage, was Anne wohl dazu sagen würde, dass ihr Roman heute in einem Klassiker-Forum gelesen wird?


    Ich hab’ mich mal gefragt, was damals die klassischen Romane gewesen sein könnten? Nun die folgenden die Anne sicher gekannt hat, sind auch heute noch lesenswert:


    [kaufen='0199553971'][/kaufen]


    [kaufen='0192834037'][/kaufen]


    [kaufen='1853260274'][/kaufen]


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  • Moin, Moin!


    dass sich durchaus die Frage stellt, was es mit dem Gerücht auf sich hat, insbesondere da zum Ende des Kapitels eine Antipathie zw. Mr. Lawrence und Mr. Markham offensichtlich wird, ohne dass mir persönlich ein grobes Fehlverhalten von Mr. Lawrence auffällig geworden wäre.


    Spuren müssen natürlich ausgelegt werden. Immerhin sind einige Hundert Seiten zu füllen, die uns mit diesen vermeintlichen Spuren an der Nase herumführen. Die Rivalität zwischen Lawrence und Markham ist doch ein zugkräftiges Movens für den ersten Teil der Geschichte, der dann durch das Tagebuch von Mrs. Graham gestoppt wird.


    Zitat

    Wirklich furchtbar empfinde ich diese nichtssagende Heimlichtuerei, bei der Mrs. Graham irgendwelcher gestaltloser Vergehen bezichtigt wird, deren man eigentlich keine beim Namen nennt.


    Dorftratsch. Mr. Markham wird einige Mühen haben, diesem zu begegnen, nachdem er die wahren Hintergründe der Story kennt.


    Was mich hier auch fasziniert, weil ich durch die Lektüre von A. Roger Ekirchs toller Kulturgeschichte "In der Stunde der Nacht. Eine Geschichte der Dunkelheit" erst sensibilisiert worden bin: wie abhängig man damals von der Taghelle war und wie schwierig es gewesen war, im Dunklen die Wege zu finden oder zuhause einen Brief zu schreiben oder ein Buch zu lesen.

  • Moin, Moin!


    Bei der Lektüre dieser Romane von damals frage ich mich auch immer, ob und wie sehr es stimmt, daß die Ehe als Rahmen für das Versorgtsein einen so entscheidenden Platz einnimmt. Ob das Schreckensszenario, als alte Jungfer zu enden, tatsächlich so schlimm war. Finanziell oder vom gesellschaftlichen Status her?