Halldór Laxness: Weltlicht

  • Ich habe den ersten Teil beendet und benötige dringend Motivation! Das kalte und karge Island behagt mir derzeit gar nicht, liegt etwas abseits meiner Leseroute. Can you help?


    ups - du legst ja ein Tempo vor.
    mir fehlt der Humor, wenigstens durchschimmernd, wie im Roman "Am Gletscher" . Doch so langsam komme ich in die Geschichte besser rein.


    in Kapitel 9 gibt es wieder, gleich zu Beginn, eine Art Wachtraum, ähnlich wie die religiöse Erfahrung mit Gott. Der Junge hat eine intensive Gefühlswelt und zum ersten Mal in seinem Leben kann er vom Bett aus alles ganz genau beobachten; das Licht wie es im Laufe des Tages durchs Zimmer wandert, Gespräche hört er mit , er empfindet alles als sehr wichtig. Könnte ein Stück weit zu seiner Entwicklung zum Dichter beitragen.


    Gruß
    Maria

    In der Jugend ist die Hoffnung ein Regenbogen und in den grauen Jahren nur ein Nebenregenbogen des ersten. (Jean Paul F. Richter)


  • ... du legst ja ein Tempo vor.


    Was so ein wenig Schlaflosigkeit bewirken kann ... Aber keine Sorge: Ich werde auf Euch warten und zu einem gemütlichen Tempo zurückkehren.



    ... mir gefällt sehr gut wie der Begriff 'Licht' vom Autor eingebaut wird.


    Ja, das ist eine interessante Beobachtung. Hat schon jemand eine Idee, was mit "Weltlicht" gemeint sein könnte? Ich finde den Begriff immer noch sehr nebulös. Könnte damit bspw. der Dichter gemeint sein, der mit seinen Werken Licht (und Wärme) in die kalte Welt bringt?


    LG


    Tom


  • Ja, das ist eine interessante Beobachtung. Hat schon jemand eine Idee, was mit "Weltlicht" gemeint sein könnte? Ich finde den Begriff immer noch sehr nebulös. Könnte damit bspw. der Dichter gemeint sein, der mit seinen Werken Licht (und Wärme) in die kalte Welt bringt?


    LG


    Tom


    ja, das hab ich mich weiter oben auch gefragt. Ich vermisse schmerzlich ein Nachwort in meiner Ausgabe.
    deine Erklärung geht in die Richtung, an die ich auch schon gedacht habe. Mir kam noch das Bibelzitat in den Sinn "Und das Licht scheint in der Finsternis, und die Finsternis hat's nicht begriffen." Johannes 1, Vers 5.


    Edit:
    vielleicht sogar eine Jesus Metapher? Weltlicht anders definiert als "Licht der Welt"?


    Ich habe mir nochmals den Anfang des Romans angeschaut:


    ...Er ist ein Pflegekind, und deshalb ist das Leben in seiner Brust eine besondere Welt, ein anderes Blut, nicht mit den anderen verwandt, er ist nicht Teil von etwas, sondern steht außerhalb, und es ist oft leer um ihn herum ....


    und das Lukasevangelium brachte Olafur zum weinen weil Jesus so arm und verlassen war (S. 8)


    Gruß
    Maria

    In der Jugend ist die Hoffnung ein Regenbogen und in den grauen Jahren nur ein Nebenregenbogen des ersten. (Jean Paul F. Richter)

    Einmal editiert, zuletzt von JMaria ()


  • Ich vermisse schmerzlich ein Nachwort in meiner Ausgabe.


    Anmerkungen wären auch nützlich. Was ist z.B. diese "Postille", aus der sonntags vorgelesen wird? Ein Synonym für die Bibel? Eher nicht. Möglicherweise handelt es sich um eine religiöse oder pietistische Erbauungsschrift.


    Apropos Religion: Mir scheinen die Figuren des Romans allenfalls oberflächlich christianisiert (protestantisch-lutherisch?) zu sein. Rituale (wie das Vorlesen) werden jedenfalls leb- und lieblos, wie eine lästige Pflichtübung abgehakt. Weiß jemand mehr über die Religion(en) des Landes?



    ... vielleicht sogar eine Jesus Metapher? Weltlicht anders definiert als "Licht der Welt"?


    Dann würde Laxness auf Dostojewskis Spuren wandeln ("Der Idiot"). Schon möglich.


    LG


    Tom


  • Anmerkungen wären auch nützlich. Was ist z.B. diese "Postille", aus der sonntags vorgelesen wird? Ein Synonym für die Bibel? Eher nicht. Möglicherweise handelt es sich um eine religiöse oder pietistische Erbauungsschrift.


    soweit ich weiß hat Postille u.a. die Bedeutung von Predigtsammlung.



    Dann würde Laxness auf Dostojewskis Spuren wandeln ("Der Idiot"). Schon möglich



    kenne ich leider noch nicht.


    LG
    Maria

    In der Jugend ist die Hoffnung ein Regenbogen und in den grauen Jahren nur ein Nebenregenbogen des ersten. (Jean Paul F. Richter)

  • Hallo zusammen,


    bereits im 10. Kapitel, so stelle ich gerade fest, wird vom "Licht der Welt" gesprochen und einige christliche Symbolik finde ich darin, wie z.B. die Betonung auf das "Aufstehen" aus dem Krankenbett; Heilung durch Traum... Außerdem entwickelt sich Olafurs Sinn für Lyrik weiter. Er hat nun erkannt, dass nicht alle Dichter gute Dichter sind.


    Diese langsame Entwicklung gefällt mir immer besser.


    Sigurdur Breidfjörd:
    http://de.wikipedia.org/wiki/S…Brei%C3%B0fj%C3%B6r%C3%B0


    Gruß
    Maria

    In der Jugend ist die Hoffnung ein Regenbogen und in den grauen Jahren nur ein Nebenregenbogen des ersten. (Jean Paul F. Richter)


  • ... bereits im 10. Kapitel ... wird vom "Licht der Welt" gesprochen ...


    Ich muss wohl etwas gründlicher zu Werke gehen, denn diese Stelle war mir entfallen. :redface: Und noch ein Geständnis: Sigurdur Breidfjörd habe ich für einen fiktionalen Charakter gehalten. :redface: :redface:


    Herr Laxness macht es mir nicht einfach, ganz und gar nicht. Ich hoffe, dass mein Zugang zu diesem Roman sich ab dem 2. Teil leichter gestaltet.


    :winken:


    Tom

  • Hallo Tom,


    Gudmundur Grimsson Grunnvikingur ist fiktiv (steht aber bestimmt für irgendeinen Autoren).


    Heute las ich im Deutschlandfunk über Halldor Laxness und bei diesem Abschnitt mußte ich an dich und deine Leidenschaft für Bach denken:


    Nicht von ungefähr kommt Laxness, der vor allem die Kompositionen Bachs liebte, immer wieder in seiner Literatur auf den Vergleich mit Musik, - etwa im listigen Roman "das Fischkonzert", in dem es um die Suche nach dem "reinen" Ton geht.


    http://www.dradio.de/dlf/sendungen/buechermarkt/165399/


    wir können uns auf weitere gute Werke aus der Feder Laxness freuen :-)

    In der Jugend ist die Hoffnung ein Regenbogen und in den grauen Jahren nur ein Nebenregenbogen des ersten. (Jean Paul F. Richter)

  • Hallo zusammen,


    unmerklich ist der Junge 17 Jahre geworden und immer noch bettlägrig. Er hätte sogar zu der Hochzeitsfeier des 'Bruders' hinuntergetragen werden müssen, wenn jemand an ihn gedacht hätte.



    Zitat von "JMaria"

    Außerdem entwickelt sich Olafurs Sinn für Lyrik weiter. Er hat nun erkannt, dass nicht alle Dichter gute Dichter sind.



    nun kennt er auch die Romanform, versucht sogar darüber zu diskutieren, und spürt die Macht die Worte auslösen können.
    Auffallend, dass sein Name in der Umgebung bekannt ist, er hat bereits den Ruf eines Volksdichters.


    Ende 19. Kapitel hat er wieder eine mystische(?) Erfahrung; ein unsichtbarer Freund !


    Gruß
    Maria

    In der Jugend ist die Hoffnung ein Regenbogen und in den grauen Jahren nur ein Nebenregenbogen des ersten. (Jean Paul F. Richter)

  • Das erste Buch habe ich zu Ende gelesen, langsamer als es meine normale Gewohnheit ist. Die Insel Felsenburg wird näher betrachtet und ziemlich ironisch beschrieben, wie die Schilderung von sündhaftem Leben, in dem hauptsächlich unsere natürlichen Triebe erzählt werden, hinter einem Schlagwortchristentum verborgen wird. Kein Wunder, wenn icn dem äußerlich sittenstrengen 18. Jahrhundert damit ein Bestseller geschaffen wurde.
    Mir kommt es so vor, als hätte Laxness dieses Buch auch zur Selbstversicherung geschrieben. Er weist mehrmals auf die Schwierigkeiten hin, die ein Dichter im hohen Norden hat. Es ist ja auch ein schizophrenes Umfeld wo auf der einen Seite diese Nichtsnutze mit Kopfschmerzen missachtet werden, um auf der anderen Seite eine breite Kultur der Volksdichtung zu verehren. Der Dichter muss wohl in erster Linie ein Wirtschaftsfaktor sein. Im Roman ist mir die Würdigung unseres Dichters bis jetzt allerdings etwas nebensächlich behandelt. Auffällig ist noch die Bedeutung die Laxness den weiblichen Figuren in Bezug auf Olafurs und natürlich sind dann auch die Elfen mit im Spiel.

  • Hallo und sorry,


    der Job hat mich wieder fest im Griff, muss auch gleich wieder weg. Es zeichnet sich im Moment auch am Wochenende keine Entspannung ab. Komme abends immer nur zu so ein paar Seiten und dann fallen mir auch schon die Augen zu.
    Bin im 16. Kapitel und freue mich, dass ich noch eine kostenlose Zusammenfassung der "Insel Felsenburg" geliefert bekomme.


    Zum Titel "Weltlicht" steht auch ganz viel im 14. Kapitel: das Weltlicht, das in isländischer Ausführung auf den bettlägrigen jugendlichen Dichter fällt, das Licht der Welt, das der Erzähler der Felsenburg während einer Sonnenfinsternis erblickt und die religiösen bzw. transzendentalen Folgerungen des Jungen im Bett.


    Magnina ist schon eine merkwürdige Romanfigur: Ob der Name "kleine Große" bedeutet? Sie ist auf der einen Seite ein wenig abstoßend gezeichnet, aber wirkt auf mich auch durchaus mitleiderregend.
    Was für ein Leben! Mehr oder weniger durch ihre Leibesfülle und ihr wenig einnehmendes Wesen auf das Haus zurückverwiesen, dort eine gewisse Macht - auch durch missgünstige Äußerungen ausübend, in einem sehr ambivalenten, schwer durchschaubaren Verhältnis zu Olafur stehend ... Ich bin gespannt, wie's weitergeht.


    finsbury

    Ein Buch muss die Axt sein für das gefrorene Meer in uns. (Kafka)

  • Hallo zusammen,


    den 1. Teil habe ich beendet. Weiß jemand näheres über die Notiz am Ende ...Auf einer Reise nach Südamerika, Herbst 1939 ?


    mir gefällt es bisher sehr gut; im 1. Teil wird Island in all seiner Rauheit vorgestellt. Man erlebt die Zustände auf dem Hof, die Religiösität, den Aberglauben, Sagengestalten.... und besonders gefiel mir wie der Autor die geistige Entwicklung des Jungen vorantreibt. Gegen Ende wird er sogar zu einem Philosophen und Diplomaten, so wie er Aberglauben und Gottgefälligkeit miteinander vereint:


    Tatsächlich weiß man nie, welche übernatürliche Macht am Ende siegen wird, so daß es wahrscheinlich am vernünftigsten ist, an alle zu glauben oder zumindest allen mit der gleichen Höflichkeit zu begegnen, in der Hoffnung, daß eine von ihnen schließlich den Sieg davontragen und den Neutralen und Höflichen belohnen wird. .... Das hieß in Wirklichkeit, Ost und West zu verbinden, das Tiefland zum Gebirge zu machen und alle Bezirksgrenzen auszulöschen....



    Olafur wird es auch noch schaffen müssen seine künstlerische Ader mit dem wirklichen Leben zu verbinden, sonst wird es sehr schwer für ihn.


    Gruß
    Maria

    In der Jugend ist die Hoffnung ein Regenbogen und in den grauen Jahren nur ein Nebenregenbogen des ersten. (Jean Paul F. Richter)

  • Zum Titel "Weltlicht" steht auch ganz viel im 14. Kapitel: das Weltlicht, das in isländischer Ausführung auf den bettlägrigen jugendlichen Dichter fällt, das Licht der Welt, das der Erzähler der Felsenburg während einer Sonnenfinsternis erblickt und die religiösen bzw. transzendentalen Folgerungen des Jungen im Bett.



    bei mir schiebt sich immer das Bild des 'armen Poeten' von Carl Spitzweg vor, wenn ich die Passagen in der Dachschräge las; und gleich zu beginn des 2. Teils ist unser Olafur bereits wieder in einer Dachschräge untergebracht. Der arme Poet ist allerdings zu alt um unser Dichter zu sein.


    Gruß,
    Maria

    In der Jugend ist die Hoffnung ein Regenbogen und in den grauen Jahren nur ein Nebenregenbogen des ersten. (Jean Paul F. Richter)


  • Auffällig ist noch die Bedeutung die Laxness den weiblichen Figuren in Bezug auf Olafurs und natürlich sind dann auch die Elfen mit im Spiel.



    hauptsächlich haben die Frauen entweder pflegerische oder heilende Tätigkeiten an unserem Dichter ausgeübt.
    Ich bin auf die erste Liebe gespannt.


    Gruß,
    Maria

    In der Jugend ist die Hoffnung ein Regenbogen und in den grauen Jahren nur ein Nebenregenbogen des ersten. (Jean Paul F. Richter)

  • Zitat

    ....Das hieß in Wirklichkeit, Ost und West zu verbinden, das Tiefland zum Gebirge zu machen und alle Bezirksgrenzen auszulöschen....


    Hallo zusammen,


    mich lässt diese Ost-West-Verbindung nicht los und lässt mich an den West-östlichen Diwan denken, worin Goethe Westliche und Östliche Dichtung als gleichberechtigt ansieht.


    für was könnte hier Ost - West stehen?


    LG
    Maria

    In der Jugend ist die Hoffnung ein Regenbogen und in den grauen Jahren nur ein Nebenregenbogen des ersten. (Jean Paul F. Richter)


  • ... bei mir schiebt sich immer das Bild des 'armen Poeten' von Carl Spitzweg vor, wenn ich die Passagen in der Dachschräge las ...


    Naja, der arme Poet Spitzwegs ist wohl eher als Idylle gedacht, während Olafur mehr in einem Gefängnis als in einer Idylle haust.


    mich lässt diese Ost-West-Verbindung nicht los und lässt mich an den West-östlichen Diwan denken, worin Goethe Westliche und Östliche Dichtung als gleichberechtigt ansieht.


    für was könnte hier Ost - West stehen?


    Sicher wird Laxness Goethe gekannt haben. Ob er aber wirklich den West-östlichen Diwan im Sinn hatte? Das Zitat deutet für mich eher auf eine Vereingung von Gegensätzen hin - was immer das an dieser Stelle bedeuten mag.


    LG


    Tom

  • Hallo,


    @ Maria,
    was die Orts- und Zeitangabe am Ende des 1. Buches angeht: Laxness hat diesen Teil wohl dort und zu dieser Zeit geschrieben. Ich bin auch in der Biografie nicht weitergekommen, habe aber aus dem ersten Viertel den Eindruck gewonnen, dass Laxness ständig unterwegs war und auch unterwegs ständig schrieb.


    Bin wieder kaum weitergekommen, jetzt in Kapitel 18: Olafur wird nun im reifen Alter von 17 Jahren in erste erotische Abenteuer verstrickt, zunächst mit Magnina (man wird zwischen Abscheu und Mitleid hin und her gezerrt), dann mit der opportunistischen Jana, die sich gerne alle Möglichkeiten offen hält und die intellektuelle Hilfestellung durch ein wenig Kuschelei und Versprechungen honoriert.
    Bis Montag wird' s wohl kaum viel werden mit Lesen, dann hoffe ich, innerhalb der nächsten Woche wieder etwas zu euch aufzuschließen.


    finsbury


    Lost: Wo sind denn Elfen im Spiel?

    Ein Buch muss die Axt sein für das gefrorene Meer in uns. (Kafka)



  • Sicher wird Laxness Goethe gekannt haben. Ob er aber wirklich den West-östlichen Diwan im Sinn hatte? Das Zitat deutet für mich eher auf eine Vereingung von Gegensätzen hin - was immer das an dieser Stelle bedeuten mag.



    ja, das meinte ich im Grunde, die Vereinigung von Gegensätzen; in Olafurs Fall die Vereinigung von Künstlertum und Gesellschaft (? o.ä.)



    Zitat von "finsbury"


    @ Maria,
    was die Orts- und Zeitangabe am Ende des 1. Buches angeht: Laxness hat diesen Teil wohl dort und zu dieser Zeit geschrieben. Ich bin auch in der Biografie nicht weitergekommen, habe aber aus dem ersten Viertel den Eindruck gewonnen, dass Laxness ständig unterwegs war und auch unterwegs ständig schrieb.



    ich meine mich zu erinnern gelesen zu haben, dass er auf einer dieser Reisen Stefan Zweig begegnet ist, ich glaube es war sogar auf der Fahrt nach Südamerika. Ist jetzt nicht relevant, fiel mir gerade ein.


    du fragst nach Elfen, finsbury. Gegen Ende des 1. Teils kommt Fridrik der Elfenheiler vor, der mit einem Mädchen von Kambar vermählt sein soll; diese Mädchen hat heilende Kräfte.


    Lost
    mach dir keine Gedanken und alles Gute. Familie geht vor.


    Liebe Grüße
    Maria

    In der Jugend ist die Hoffnung ein Regenbogen und in den grauen Jahren nur ein Nebenregenbogen des ersten. (Jean Paul F. Richter)