Melville: Biografien und Verbindungen zu Poe


  • Benito Cereno halte ich für mindestens ebenbürtig.
    Ob Melville Motive aus den Erzählungen von Poe kannte, habe ich mich auch schon öfter gefragt. Die Biografen liefern da allenfalls Allgemeinplätze. Aktueller Anlass bei mir: in der Erzählung "William Wilson" tritt eine Person mit dem Namen "Glendinning" auf. Das war in Melvilles "Pierre" der Familienname des Helden. Zeitlich würde das passen, die Mehrzahl der Erzählungen von Poe stammt aus der Zeit um 1840.


  • Ich glaub, "Bartleby" ist eine der besten Novellen, die ich je gelesen habe.
    Eine unglaublich starke Studio eines "Mannes aus der Masse", eines völlig gesichtslosen Menschen.


    Kannte Melville Poe's "The Man of the Crowd"?.


    Hallo Leibgeber,


    interessanter Zusammenhang, auf den ich von allein nicht gekommen wäre.



    Ob Melville Motive aus den Erzählungen von Poe kannte, habe ich mich auch schon öfter gefragt. Die Biografen liefern da allenfalls Allgemeinplätze. Aktueller Anlass bei mir: in der Erzählung "William Wilson" tritt eine Person mit dem Namen "Glendinning" auf. Das war in Melvilles "Pierre" der Familienname des Helden. Zeitlich würde das passen, die Mehrzahl der Erzählungen von Poe stammt aus der Zeit um 1840.


    Ich dachte, Melvilles Lektürevorlieben und Vorbilder seien bekannt. Der Name "Glendinning" in Poes "William Wilson" ist aber sicher kein Zufall.


    LG


    Tom


  • Benito Cereno halte ich für mindestens ebenbürtig.


    Ist er.
    Ich lese mich so peu à peu durch diese unglaubliche, irgendwie phantastisch-surrealistische Passage auf Cerenos Schiff und frage mich, wie das wohl ausgeht ... bloß nix verraten, ja? :zwinker:



    Ob Melville Motive aus den Erzählungen von Poe kannte, habe ich mich auch schon öfter gefragt. Die Biografen liefern da allenfalls Allgemeinplätze. Aktueller Anlass bei mir: in der Erzählung "William Wilson" tritt eine Person mit dem Namen "Glendinning" auf. Das war in Melvilles "Pierre" der Familienname des Helden. Zeitlich würde das passen, die Mehrzahl der Erzählungen von Poe stammt aus der Zeit um 1840.


    Das ist ein Tipp ... ich hab "Pierre" vor ca. 6-7 Jahren gelesen, und wie üblich ist nicht sehr viel hängengeblieben.
    Ich hab die Hanser Ausgabe (Lizenz der WBG). Mit gewohnt gutem Kommentar.
    Werde nachstöbern, ob sich da was darüber findet.
    Oder ob der Kommentar der Poe-Wollschläger'schen Poe-Übesetzung was hergibt?


    Ich habe bisher keine Melville-Biographie gelesen. Kannst du eine empfehlen?

    Ich vergesse das meiste, was ich gelesen habe, so wie das, was ich gegessen habe; ich weiß aber soviel, beides trägt nichtsdestoweniger zu Erhaltung meines Geistes und meines Leibes bei. (G. C. Lichtenberg)


  • Ich dachte, Melvilles Lektürevorlieben und Vorbilder seien bekannt. Der Name "Glendinning" in Poes "William Wilson" ist aber sicher kein Zufall.


    Wenn man von seiner Biographie was weiß. Ist bei mir eher nicht der Fall.
    Hast du einen Tipp?


    Vor den eben genannten 6-7 Jahren hatte ich begonnen, mich mal reinzulesen.
    Anlässlich Moby Dick. ( Übersetzung von Jendis. )
    Aber dann kamen andere Bücher, wie stets ...


    Moby Dick harrt der Wiederlektüre.


    Überhaupt weiß ich über amerikanische Literatur des 19. Jh. und die damalige Literaturszene vergleichsweise wenig.
    Vor 2-3 Jahren war es Hawthorne, Poe (incl. die Biographie von Zumbach) ist sehr lange her.

    Ich vergesse das meiste, was ich gelesen habe, so wie das, was ich gegessen habe; ich weiß aber soviel, beides trägt nichtsdestoweniger zu Erhaltung meines Geistes und meines Leibes bei. (G. C. Lichtenberg)

  • Wenn man von seiner Biographie was weiß. Ist bei mir eher nicht der Fall.
    Hast du einen Tipp?


    Meine biografischen Kenntnisse halten sich in Grenzen und stammen aus Nachschlagewerken sowie aus den Kommentaren und Anhängen der einzelnen Melville-Werke. Insofern: Leider kein Tipp von mir.


    LG


    Tom

  • Die Delbanco-Biografie ist meinem Eindruck nach sehr gut. Den Parker kenne ich nur flüchtig.


    Wer Moby-Dick kennt und vertieft nochmal lesen möchte, kann sich auch einmal in den "Reisetagebüchern" umsehen, die beim Achilla-Presse-Verlag erschienen sind. In den Tagebuch-Eintragungen der ersten Reise werden Quellen für Motive des Romans erkennbar, die höchst aufschlussreich sind; auch hinsichtlich Irrtümern und Verwechslungen. Sowohl die Reiseberichte als auch Benito Cereno habe ich übrigens bei Amazon kommentiert.

    Einmal editiert, zuletzt von Gronauer ()

  • Nochmal zurück zu möglichen Verbindungen zwischen Melville und Poe:


    Gewisse Einflüsse sind wohl nicht von der Hand zu weisen; Ansatzpunkt ist, natürlich, vor allem die Verbindung zwischen Moby-Dick, aber auch Israel Potter, Typee, Omoo und Arthur Gordon Pym. http://books.google.de/books?i…ille%20pym%20read&f=false


    Interessant auch: Eine der Personen in Melvilles "Confidence Man" soll Edgar Allan Poe persönlich nachempfunden sein. Das müsste ich mir auch nochmal anschauen.


  • Hallo Tom,


    den Band "Ein Leben" habe ich mir auch vor kurzem gegönnt. Kannst du etwas dazu sagen, ob diese Sammlung als Bio reicht, oder ob es doch sinnvoll ist, sich arrondierend noch eine Extra-Biografie zuzulegen?


    finsbury


    Ach finsbury, da fragst Du den Falschen! :breitgrins:


    Ich lese normalerweise keine Biografien. "Ein Leben" habe ich mir zugelegt, weil der Großteil des ausgebreiteten Materials von Melville selbst stammt und nur sparsam kommentiert wird. Meinem persönlichen Bedürfnis nach biografischem Stoff ist damit Genüge getan. Ich kann mir allerdings vorstellen, dass Du diesbezüglich anspruchsvoller bist und daher wohl zu weiteren Werken greifen solltest.


    LG


    Tom


  • "Ein Leben" habe ich mir zugelegt, weil der Großteil des ausgebreiteten Materials von Melville selbst stammt und nur sparsam kommentiert wird. Meinem persönlichen Bedürfnis nach biografischem Stoff ist damit Genüge getan. Ich kann mir allerdings vorstellen, dass Du diesbezüglich anspruchsvoller bist und daher wohl zu weiteren Werken greifen solltest.


    Ganz im Gegenteil: Ich bin keineswegs anspruchsvoller, sondern in dieser Hinsicht denkfauler als du. Eine Sichtung des autobiografischen Materials sowie weiterer Zeitdokumente durch einen guten Biografen und natürlich gerne auch Bilder aus dem Leben und den Zeitumständen des Autors erspart mir die mühevolle Denkarbeit, zwischen Autofiktion und Wirklichkeit in den Selbstzeugnissen zu unterscheiden und gibt mir oft ein Bild der Lebensumstände über die des Autors hinaus. Wobei ich mir natürlich klar bin, dass ich mir damit die auch nicht objektive Sichtweise des Autors und der Zeitzeugen einhandele.


    finsbury