Nov. 2011, Johann G. Herder - Journal meiner Reise im Jahr 1769

  • Nein, das wars noch nicht. Ich habe noch rund 30 Seiten vor mir. Bin gerade bei der Stelle als Herder wieder Land betritt und sich nun wieder anderen Themen zuwendet. Er überlegt gerade mit wem er in Kontakt treten soll, mit wem er seine genialen Ideen teilen soll. Ich nehme mal an, dass er nicht viele gefunden hat, die seine begeisterten Ideen aufgegriffen haben.


    Leider komme ich derzeit kaum zum Lesen. Ich Idiot habe vor knapp einem Jahr beschlossen jetzt doch die Uni, die ich vor einigen Jahren aufgrund meines Jobs hingeschmissen habe, fertig zu machen. Es macht zwar sehr viel Spaß wieder wissenschaftliche Texte zu lesen und auch wissenschaftlich zu arbeiten aber es kostet so viel Zeit neben meinem Job. Ich würde gerne nur Geschichte studieren, aber ich bin leider nicht Rockefeller und daher geht die Arbeit immer vor. Dem Hobby Lesen steht jetzt also nicht nur der Beruf, sondern auch noch die Uni im Weg :grmpf:


    Katrin

  • Hallo,


    Herder hat gerade beschlossen nach Frankreich zu gehen. Warum kann ich aber beim besten Willen nicht nachvollziehen. Da schimpft er die ganze Zeit über die Franzosen, die Sprache und über einfach alles was mit Frankreich zu tun hat und dann fährt er trotzdem hin? Das erschließt sich für mich nicht.


    Und diese Gedanken zur Bildhauerei sagen mir auch nichts.


    Eigentlich hatte ich gehofft, dass er nun mit anderen Menschen in Kontakt tritt, aber so wie es aussieht geht dieser Monolog weiter.


    Katrin


  • Und diese Gedanken zur Bildhauerei sagen mir auch nichts.


    Aus dem Journal geht natürlich nicht hervor, wie sehr Herder später während seiner Italienreise 1788/89 die antiken Skulpturen bewundert und schätzen gelernt hat - mehr als die Malerei, die Goethe oft zum Mittelpunkt seiner Italienerfahrungen machte. Die gesamten Briefe und Tagebücher dieser Reise Herders sind erhalten. Ich habe sie nur in kurzen Auszügen gelesen, so wie auch Ausschnitte aus den danach entstandenen "Briefen zur Förderung der Humanität". Dort wird wiederholt auf die Bedeutung der antiken Plastiken eingegangen. Im Journal ist das alles noch recht wirr und unausgegoren - und daher nebulös bis unverständlich. Es scheint, als habe Herder erst sehr viel später Klarheit in seine Gedanken bringen können.


    LG


    Tom

  • Danke für die Aufklärung, Thomas.


    Aber mit dieser Aufzählung konnte ich wahrlich nichts anfangen. Dennoch hat Herder irgendwas. Ich kann nicht mal genau sagen was mich an ihm fasziniert und fesselt. Vielleicht sind es wirklich seine abstrusen Ideen, aber ich weiß schon jetzt, dass ich noch weitere Werke von ihm lesen werde.


    Katrin


  • Ich kann nicht mal genau sagen was mich an ihm fasziniert und fesselt.


    Hallo Katrin,


    es ist in der Tat nicht einfach, den Sog des kleinen Büchleins zu erklären. Vielleicht ist es die Mischung aus aufklärerischem Optimismus und mitreissender Sprache, die uns an den Herderschen Zeilen kleben lässt.



    ... ich weiß schon jetzt, dass ich noch weitere Werke von ihm lesen werde.


    Hast Du schon etwas Konkretes auf der Liste?


    LG


    Tom

  • So, nun habe auch ich das Journal beendet. Mir persönlich endet es viel zu schnell und irgendwie im Nirgendwo. Da ich das Nachwort noch nicht gelesen habe (aber jetzt tue) weiß ich auch nicht ob es einen Schluss gab und der nur verschollen ist oder ob Herder gar keinen schrieb.


    Alles in allem muss ich sagen, dass mir Herders Anschauungen zur Schule und dem Lernen sehr gut gefallen haben, aber auch seine Kenntnisse über die Politik fand ich bemerkenswert.
    Am besten fand ich allerdings den letzten Teil über das Lesen. Und die Tatsache, dass er kein Buch mehr lesen will, wenn er nicht mit ganzer Seele dabei ist. Ich ertappe mich leider oft dabei dass ich schon wenige Monate nach der Lektüre eines Buches nicht mehr so richtig weiß worum es da eigentlich genau ging. Zugegeben, dabei handelt es sich meist um Fantasy, SF oder Krimis. Und in diesen Genres gibt es leider viel Einheitsbrei.


    Eines nehme ich aus Herders Büchlein aber ganz sicher mit: Meine Lektüre sorgfältiger auswählen.


    Katrin

  • Mir persönlich endet es viel zu schnell und irgendwie im Nirgendwo.



    Es war ja auch in dieser Form, wenn ich mich recht erinnere, nie zur Publikation gedacht. Sondern wirklich ein persönliches Tagebuch / Merkheft Herders. Allenfalls noch für seine Verlobte gedacht. :winken:

    Wo nehme ich nur all die Zeit her, so viel nicht zu lesen? - Karl Kraus

  • Ich lese nach wie vor immer wieder ein Stückchen vom Nachwort.


    Was ich sehr spannend fand, ist die Tatsache, dass Herder offenbar in eine verheiratete Frau verliebt gewesen war bevor er abreiste. Es wird erwähnt, dass Herder auf diese Tatsache in seinem Journal anspielt. Ich muss aber gestehen, dass mir nichts dergleichen aufgefallen wäre.


    Katrin


  • Was ich sehr spannend fand, ist die Tatsache, dass Herder offenbar in eine verheiratete Frau verliebt gewesen war bevor er abreiste. Es wird erwähnt, dass Herder auf diese Tatsache in seinem Journal anspielt. Ich muss aber gestehen, dass mir nichts dergleichen aufgefallen wäre.


    Hi Katrin,


    tröste Dich, mir ist es auch nicht aufgefallen. Entweder gibt sich das Nachwort hier doch ein wenig zu hellsichtig, oder wir sind ganz einfach unsensible und unaufmerksame Leser ... :zwinker:


    LG


    Tom


  • tröste Dich, mir ist es auch nicht aufgefallen. Entweder gibt sich das Nachwort hier doch ein wenig zu hellsichtig, oder wir sind ganz einfach unsensible und unaufmerksame Leser ... :zwinker:


    Das beruhigt mich wieder :zwinker:
    Ich habe nur gedacht, dass ich am Anfang ein wenig gebraucht habe um reinzukommen und es daher überlesen habe. Aber offenbar war es wirklich nicht gut dargestellt.


    Katrin


  • Ich bin zu der Erkenntnis gelangt, das Nachwort in Zukunft vor dem Text zu lesen.


    Da stehen so viele interessante Dinge drin, das sich mir der Text erst jetzt so richtig erschließt.


    Hi Katrin,


    einen Grundsatz würde ich nicht unbedingt daraus ableiten, aber es stimmt: In diesem Fall war das Nachwort mehr als nur hilfreich.


    LG


    Tom