Erlöse uns von dem Bösen...
Bert Brecht hat das in seiner "Dreigroschenoper" so gesagt:
"Ein guter Mensch sein? Ja, wer wärs nicht gern?
Doch leider sind auf diesem Sterne eben
die Mittel kläglich und die Menschen roh.
Wer möchte nicht in Fried und Eintracht leben?
Doch die Verhältnisse sie sind nicht so!"
"Alexis Sorbas", Nikos Katzanzakis -
Er lässt Sorbas dieses sagen: "Wann wird der Mensch endlich ein Mensch? Da tragen wir Hosen, Kragen, Hüte und sind immer noch wie Maulesel, wie Wölfe, wie Füchse, ja sogar wie Schweine. Wir sind das Ebenbild Gottes, heisst es. Wer, wir?"
Dann erzählt Sorbas, um diese Behauptung zu begründen, aus seinem Leben: "Es war im Befreiungskrieg gegen die Bulgaren. Eines Tages kam ich in ein bulgarisches Dorf und versteckte mich im Stall des Dorfpopen. Nachts legte der Pope seine Kutte ab, verkleidete sich als Hirte, nahm seine Waffen und überfiel griechische Dörfer. Ein paar Tage zuvor hatte er einen griechischen Lehrer umgebracht. Gegen Abend kam der Pope in den Stall, um die Tiere zu füttern. Ich überfalle ihn und schlachte ihn ab, wie einen Hammel. Nach einigen Tagen kam ich wieder ins Dorf. Am hellichten Tag. In der Verkleidung eines Hausierers. Ich sollte Lebensmittel kaufen für meine Kampfgenossen.
Vor einem Haus stosse ich auf fünf kleine Gören, barfüssig und ganz in Schwarz. Sie hielten sich an den Händen und bettelten. Ich fragte sie auf bulgarisch: Habt ihr den keine Eltern, wem gehört ihr? Da sagte das älteste Kind: Wir sind die Kinder des Popen, den man vor einigen Tagen umgebracht hat.
Das traf mich wie ein Blitz. Da hatte ich einen Bösewicht umgebracht und dachte, damit wäre die Sache erledigt. Doch nun stellte sich heraus, dass ich selber ein Bösewicht geworden war.
Ich gab den Kindern alles, was ich bei mir hatte, das Geld und auch die Waren. Und ich lief davon. Lief weg vom Krieg, lief weg von allem. Ich laufe immer noch..."
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Das Böse
Das Böse, dieser Satz steht fest,
ist stets das Gute, das man lässt!
(Nach Wilhelm Busch)
Das Zwiebelchen
Es lebte einmal ein altes Weib, das war sehr, sehr böse und starb. Diese Alte hatte in ihrem ganzen Leben keine einzige gute Tat vollbracht. Da kamen die Teufel, ergriffen sie und warfen sie in den Feuersee. Ihr Schutzengel aber stand da und dachte: Kann ich mich denn keiner einzigen guten Tat von ihr erinnern, um sie Gott mitzuteilen? Da fiel ihm etwas ein, und er sagte zu Gott: "Sie hat einmal", sagte er, "in ihrem Gemüsegärtchen ein Zwiebelchen herausgerissen und es einer Bettlerin geschenkt." Und Gott antwortete ihm: "Dann nimm", sagte er, "dieses Zwiebelchen, und halte es ihr hin in den Feuersee, so dass sie es zu ergreifen vermag, und wenn du sie daran aus dem See herausziehen kannst, so möge sie in den Himmel kommen, wenn aber das Pflänzchen abreisst, so soll sie bleiben, wo sie ist." Der Engel lief zum Weibe und hielt ihr das Zwiebelchen hin. "Hier", sagte er zu ihr, "fass an, wir wollen sehen, ob ich dich herausziehen kann!" Und er begann vorsichtig zu ziehen - und hatte sie beinahe schon ganz herausgezogen, aber da bemerkten es die anderen Sünder im See, und wie sie das sahen, klammerten sie sich alle an sie, damit man sie mit ihr zusammen herauszöge.
Aber das Weib war böse, sehr böse und stiess sie mit den Füssen zurück und schrie: "Nur mich allein soll man herausziehen und nicht euch, es ist mein Zwiebelchen und nicht eures." Wie sie das ausgesprochen hatte, riss das Pflänzchen und das Weib fiel zurück in den Feuersee. Und dort ist sie immer noch.
Der Engel aber weinte und ging traurig davon.
("Die Brüder Karamasoff", F.M.Dostojewski)
Die Massnahmen
Die Faulen werden geschlachtet, die Welt wird fleissig.
Die Hässlichen werden geschlachtet, die Welt wird schön.
Die Narren werden geschlachtet, die Welt wird weise.
Die Kranken werden geschlachtet, die Welt wird gesund.
Die Traurigen werden geschlachtet,
die Welt wird lustig.
Die Alten werden geschlachtet,
die Welt wird jung.
Die Feinde werden geschlachtet,
die Welt wird freundlich.
Die Bösen werden geschlachtet,
die Welt wird gut.
(Erich Fried)