[ich habe hier das Gefühl, wir haben alle ein wenig zu viel Ehrfurcht vor den großen Doderer, der ja auch im MRR Kanon steht (was man eben alles so gelesen haben soll und muss). Mir persönlich fehlt an dieser LR die Leichtigkeit [...] ich mache bei der ersten Lektüre nie einen Staatsakt daraus :winken:
Ich empfinde diese Leserunde als ausgesprochen locker und angenehm. Der Roman wird nicht zügig durchgehechelt, sondern mit Muße gelesen. Jeder hat seinen eigenen Leserhythmus und berichtet von Zeit zu Zeit von seinen Eindrücken, über die man sich dann austauschen kann.
Ehrfurcht vor Schriftstellern habe ich noch nie gehabt, aber Sprachgewalt bewundere ich und fühle herzliche Dankbarkeit, wenn ein Autor mir die Stunden mit seinem Werk verschönt. :smile: Den MRR-Kanon kenne ich nicht, doch wenn Doderer dazu gehört, umso besser. Bis jetzt habe ich an dem Roman auch noch nichts zu kritisieren, aber wir sind erst am Anfang, da kommt vielleicht noch dieser oder jener Punkt.
Und einen Staatsakt daraus machen? Meinst Du damit die Recherchen? Ob und wie weit man Recherche betreiben will, ist doch jedem selbst überlassen Ich gehe zunächst immer ganz naiv an einen Roman heran und beginne erst im Laufe der Lektüre, mir zusätzliche Informationen zu verschaffen (Dank übrigens an Steffi und Maria für die Links). Etwas über die Hintergründe eines Werkes zu erfahren, kann das Vergnügen an der Lektüre doch nur steigern. Nicht selten führen solche Recherchen auch zu weiteren interessanten Büchern. Ich habe mir schon mal Johann Nestroy notiert, den habe ich schon lange nicht mehr gelesen.
es ist unendlich langatmig und es steckt voller Banalitäten.
[ich lese kaum eine Äußerung zur Stiege (außerhalb), die nicht zumindest die Langatmigkeit erwähnt :zwinker:
Ich kann nichts erwähnen, was ich nicht empfinde. Ich würde den Roman trotz seiner Komplexität als im Gegenteil sehr kurzweilig bezeichnen. Und die Banalitäten sind zumindest auf höchstem Niveau beschrieben. Ich bin eigentlich ein sehr langsamer Leser, aber in den ersten drei Tagen habe ich fast 250 Seiten gelesen, ohne es so richtig zu bemerken, so gut hat mich diese Mischung aus psychologischer Beobachtung, Humor und eindrucksvollen Stimmungsbildern unterhalten. Jetzt bremse ich bewusst wieder ab, um den Genuss ein wenig hinauszuzögern. Empfindest Du den Roman tatsächlich als so langatmig?
Für mich stellt sich wirklich die Frage, was will dieser Autor eigentlich von mir? Soll ich mir jetzt auch mein Arbeitszimmer zu pflastern mit Bruchstücken und Puzzleteilen? Gibt es einen Grund dafür, dass Doderer mein Gedächtnis so strapaziert? Wo führt das hin? Ich bin derzeit nicht in der Stimmung mich auf ein solches Versteckspiel einzulassen.
Die Frage ist wohl eher, was Du von dem armen Autor willst :breitgrins:, mit welchen Erwartungen Du an seinen Roman herangegangen bist. Was einer in einem Buch zu finden erhofft, muss nicht das sein, was dem Schriftsteller vorschwebte. Bis jetzt, ich hatte es schon geschrieben, entwirft Doderer ein detailliertes Lebenspanorama, und da kommt man um das Bruchstückhafte nicht herum. Aber Maria hat ja schon auf den Begriff der „Menschwerdung“ bei Doderer hingewiesen, der eine Art Entwicklung anzudeuten scheint.
Aber wenn Dir was an dem Roman nicht passt, Anita, immer heraus damit! Eine Diskussion wird erst interessant durch kontroverse Meinungen.
Gruß
Anna :winken: