Johann Gottfried Seume

  • Hallo zusammen


    wie immer zu Beginn der warmen Jahreszeit, lese ich am liebsten eine Reisebeschreibung, letztes Jahr war es Fontane, diesmal habe ich mir Ikarus Tipp vorgenommen:


    Johann Gottfried Seume: Spaziergang nach Syrakus


    Zu anfangs hatte ich etwas Probleme mit dem nüchternen Stil, aber so nach und nach bin ich in den "Spaziergang" reingekommen und erkenne nun auch den leisen Humor des Schriftstellers, der dann und wann auftaucht. Gefällt mir sehr gut.


    Selten habe ich auch ein so schönes Glossar im Anhang bei einem Buch erlebt:


    eine Landkarte
    ein Personenregister
    ein Ortsregister
    eine Zeittafel
    Textanmerkungen


    da hat sich jemand sehr viel Mühe gegeben.


    ikarus: es ist bei dir zwar schon länger her, als du das Buch gelesen hast, aber kannst du dich noch an die Szene erinnern, als in einem Gasthaus das Zimmer überheizt war und Seume fast gestorben wäre?


    Seume führt das auf den Kalk zurück. Eine Vergiftung vermutlich, nur ist mir nicht klar warum. *grübel*


    Danke für den Tip.
    LG Maria

    In der Jugend ist die Hoffnung ein Regenbogen und in den grauen Jahren nur ein Nebenregenbogen des ersten. (Jean Paul F. Richter)

  • Hallo JMaria


    An die von Dir beschriebene Szene kann ich mich nicht mehr erinnern. Dazu ist es schon zu lange her. Aufgrund Deiner Beschreibung vermute ich mal, daß Du auch die dtv-Ausgabe hast. Vielleicht findest Du die Stelle noch und kannst mir die Seitenzahl nennen. Ich würde es gern mal nachlesen.


    Freut mich, daß Dir das Buch gefällt :smile: Ich hatte einige Probleme mirt seinen Abschweifungen in die Antike. Da hat Seume mir meine Unbildung vor Augen geführt. Trotzdem denke ich gerne an Seume zurück und bin immer noch voller Bewunderung für ihn.


    Viele Grüße
    ikarus

    "Der Umgang mit Büchern bringt die Leute um den Verstand" (Erasmus von Rotterdam)

  • Hallo Ikarus


    das passierte Seume in Laibach, S. 38 oben.


    Seume ist nun in Venedig angekommen, ich bin also noch ziemlich am Anfang. Was ich festgestellt habe, daß er gern Wieland zitiert und da kenne ich mich auch nicht sehr gut aus. Darum bin ich über die Texterklärungen sehr froh.


    LG Maria

    In der Jugend ist die Hoffnung ein Regenbogen und in den grauen Jahren nur ein Nebenregenbogen des ersten. (Jean Paul F. Richter)

  • Hallo JMaria


    Ich habe die Stelle nachgelesen. Ich kann mir das auch nur so erklären, daß dieser Kalk, der, als Kalkmilch aufgetragen, beim Trocknungsprozess Gase entwickelt. Aber nach einem frühmorgendlichen Schluck Wein und einige Zeit an der frischen Luft hat sich Seume ja schnell wieder erholt.


    Wenn Du mit dem Buch durch bist würde ich Dir empfehlen, dieses gleich im Anschluß zu lesen:


    http://www.amazon.de/exec/obid…2_3_2/028-7686122-4464529


    Delius bezieht sich darin oft auf Seumes Spaziergang. Ich habe es damals leider vor dem "Original" gelesen. Umgekehrt hat man sicher mehr davon.


    Viele Grüße
    ikarus

    "Der Umgang mit Büchern bringt die Leute um den Verstand" (Erasmus von Rotterdam)

  • Hallo Maria,
    hallo ikarus,


    dass ich hier LeserInnen bzw. ehemalige LeserInnen von Seume treffe, beweist wieder einmal die Klasse des Klassikerforums. Ein Schriftsteller, der z.B. im Zitatenband des „Duden“ öfter genannt wird als Thomas Mann, darf nicht ungelesen bleiben!


    Zitat:
    die Szene ..., als in einem Gasthaus das Zimmer überheizt war und Seume fast gestorben wäre?
    Seume führt das auf den Kalk zurück. Eine Vergiftung vermutlich, nur ist mir nicht klar warum


    Leider habe ich, da unterwegs, meinen Seume nicht griffbereit, aber so weit ich mich erinnere bzw. mich bei einem ehemaligen Mitleser vergewisserte, bildet der Kalk duch die Zimmerwärme beim Trocknen Carbonate (Salze der Kohlensäure). Dazu muss aber der Zimmerluft Sauerstoff und Wasser entzogen werden. Also keine Vergiftung, sondern Sauerstoffmangel, der zu Seumes Übelkeit führte. Übrigens soll Napoleon auf der Insel Helena auf diese Weise ums Leben gekommen sein. Ob es sich bei Napoleon um einen Unfall handelte, oder ob Seumeleser :breitgrins: :zwinker:
    ihr Wissen gegen Napoleon nutzten, lässt sich nicht mehr feststellen.


    Zitat:
    Was ich festgestellt habe, daß er gern Wieland zitiert und da kenne ich mich auch nicht sehr gut aus.


    Seume kannte sich bei Wieland vorallem deshalb gut aus, weil er bevor er zu seinem Spaziergang aufbrach, als Lektor bei Göschen in Grimma (Verlag und Druckerei) für eine Gesamtausgabe von Wielands Werken verantwortlich war.


    Zitat:
    Wenn Du mit dem Buch durch bist würde ich Dir empfehlen, dieses gleich im Anschluß zu lesen:
    Delius bezieht sich darin oft auf Seumes Spaziergang. Ich habe es damals leider vor dem "Original" gelesen. Umgekehrt hat man sicher mehr davon.


    Ein guter Tip. Allerdings bin ich mir nicht sicher, welche Reihenfolge beim Lesen die bessere ist. Möglicherweise gewinnt man durch Delius erst die notwendige Begeisterung um bei Seume durchzuhalten. Beide Bücher sind auf jeden Fall lesenswert.
    :breitgrins: Maria also wieder einmal als Versuchskaninchen?


    Ich hoffe meine oberlehrerhaften Kommentare nerven nicht zu sehr.


    Viele Grüße


    Hubert


  • Hallo Hubert
    Hallo Ikarus


    Danke für eure Antworten, das erklärt die ganze Sache :)


    In der Zwischenzeit sind "wir" in Rom angelangt. Ich habe ja bereits erwähnt, daß ich zuanfangs Probleme mit dem Erzählstil hatte. Irgendwie hatte ich es mir ausführlicher vorgestellt, aber dann wäre es vermutlich mehr ein Geschichtsbericht geworden. In der Zwischenzeit schätze ich Seume's Stil, kurz und prägnant und einen trockenen Humor.

    Zitat


    Zitat:
    Wenn Du mit dem Buch durch bist würde ich Dir empfehlen, dieses gleich im Anschluß zu lesen:
    Delius bezieht sich darin oft auf Seumes Spaziergang. Ich habe es damals leider vor dem "Original" gelesen. Umgekehrt hat man sicher mehr davon.


    Ein guter Tip. Allerdings bin ich mir nicht sicher, welche Reihenfolge beim Lesen die bessere ist. Möglicherweise gewinnt man durch Delius erst die notwendige Begeisterung um bei Seume durchzuhalten. Beide Bücher sind auf jeden Fall lesenswert.
    :breitgrins: Maria also wieder einmal als Versuchskaninchen?


    Danke für den Tipp. Er wird von mir nicht vergessen, auch wenn es manchmal etwas dauert.


    Viele Grüße
    Maria

    In der Jugend ist die Hoffnung ein Regenbogen und in den grauen Jahren nur ein Nebenregenbogen des ersten. (Jean Paul F. Richter)

  • Hallo


    in der Zwischenzeit ist Seume in Sizilien angekommen, jedoch noch nicht in Syrakus, das kommt noch und er beantwortet meine Anmerkung zu seinem Erzählstil mittlerweile selbst:


    Neapel
    Du mußt und wirst von mir nicht erwarten, daß ich Dir eine topische, statistische oder vollständig kosmische Beschreibung von den Städten gebe, wo ich mich einige Zeit aufhalte. Dazu ist mein Aufenthalt zu kurz: die kannst Du von Reisenden von Profession oder aus den Fächern besonderer Wissenschaften gewiß besser bekommen. Ich erzähle Dir nur freundschaftlich, was ich sehe, was mich vielleicht beschäftigt und wie es mir geht.


    hier noch einen Auszug aus Neapel über ein Nonnenkloster, benannt nach der heiligen Klara, sie war eine Zeitgenossin des heiligen Franziskus und des heiligen Dominikus. Beide waren der Klara in christlicher Liebe zugetan:


    Dominikus war ein großer, starker, energischer Kerl; ungefähr wie der Moses des Michel Angelo in Rom, und sein Nebenbuhler Franziskus mehr ein ätherischer, sentimentaler Stutzer, der auch seine Talente zu gebrauchen wußte. .... Der handfeste Dominikus traf einmal den brünstigen Franziskus mit der heiligen Klara in einer geistlichen Ekstase, die seiner Eifersucht etwas zu körperlich vorkam; er ergriff in der Wut die nächste waffe, welches ein Bratspieß war, und stieß damit so grimmig auf den unbefugten Himmelsführer los, der er den armen, schwachen Franz fast vor der Zeit dahin geschickt hätte. Indes der Patient kam davon, und aus dieser schönen Züchtigung entstanden die Stigmen, die noch jetzt in der christlichen Katholizität mit allgemeiner Andacht verehrt werden.


    :)


    In der Zwischenzeit fesselt mich Der Spaziergang immer mehr, die Einblicke in die damalige politische Situation, die div. Paßkontrollen (es gab ja noch kein geeinigtes Italien), Soldatenerlebnisse kombiniert mit Künstlerischen Ergüssen, dem kann ich mich nicht entziehen.


    LG Maria

    In der Jugend ist die Hoffnung ein Regenbogen und in den grauen Jahren nur ein Nebenregenbogen des ersten. (Jean Paul F. Richter)

  • ein weiteres Hallo :)


    Bemerkenswert wie sich Leser in manchen Dingen ähneln. Seume hat auf seinem Spaziergang nach Syrakus "Theokrit" mit genommen um ihn in dessen Heimat zulesen.


    Das kann ich so gut nachvollziehen.
    Ich würde z.B. Fontane: Jenseit des Tweed mitnehmen, sollte ich nach Schottland kommen und seinen Reisefußstapfen folgen. Ist schon lange ein heißgehegter Wunsch von mir.


    Geht es euch auch so? Hat das jemand von euch auch schon in ähnlicher Weise gemacht?


    Des weiteren fiel mir auf, daß Seume berührt war, als er auf Sizilien zu der Stelle kam, an dem das Grab des Archimedes vermutet wird, das Cicero fand. Es gab da zwar nichts mehr zu sehen, aber er schrieb:


    Wir fanden freilich nichts mehr; aber es ist doch schon ein eigenes Gefühl, daß wir es finden würden, wenn es noch da wäre, und daß vermutlich in dieser kleinen Peripherie der große Mann begraben liegt.


    Auch das erinnert mich daran, daß einige hier schon berühmte Gräber besucht haben, wie z.B. Thomas Mann, Hesse, James Joyce...


    Viele :sonne: Grüße
    Maria

    In der Jugend ist die Hoffnung ein Regenbogen und in den grauen Jahren nur ein Nebenregenbogen des ersten. (Jean Paul F. Richter)

  • Hallo JMaria


    Zitat

    In der Zwischenzeit fesselt mich Der Spaziergang immer mehr, die Einblicke in die damalige politische Situation, die div. Paßkontrollen (es gab ja noch kein geeinigtes Italien), Soldatenerlebnisse kombiniert mit Künstlerischen Ergüssen, dem kann ich mich nicht entziehen.


    Der humanistische Aspekt hat mich überhaupt am meisten bei Seume fasziniert. Er bewundert nicht nur historische Baudenkmäler, sondern setzt sich auch mit der gesellschaftlichen Situation der "kleinen Leute", Bauern, Soldaten etc., auseinander.
    Den bemerkenswertesten Absatz des Buches fand ich allerdings im Anhang.
    Ein Zitat Seumes über das Gehen:


    "Wer geht, sieht im Durchschnitt anthropologisch und kosmisch mehr , als wer fährt. ...Wo alles zuviel fährt, geht alles sehr schlecht, man sehe sich nur um! Sowie man im Wagen sitzt, hat man sich sogleich einige Grade von der ursprünglichen Humanität entfernt. Man kann niemand mehr fest und rein ins Angesicht sehen, man tut notwendig zuviel oder zuwenig. Fahren zeigt ohnmacht, Gehen Kraft. Schon deswegen wünsche ich nur selten zu fahren, und weil ich aus dem Wagen keinem Armen so bequem und freundlich einen Groschen geben kann."


    Das ist mir als passionierten Wanderer und Läufer aus der Seele gesprochen und hat auch nach über 200 Jahren immer noch Gültigkeit. Sogar mehr den je. Besonders den letzten Satz finde ich bemerkenswert.
    Das Zitat ist aus Seumes Buch "Mein Sommer 1805". Darin schildert er seine Reise nach Rußland, Finnland und Schweden.
    Ich werde voraussichtlich ab Mitte nächster Woche mal wieder eine 10-tägige Weitwanderung machen und überlege mir schon länger, welche Lektüre ich mitnehmen soll. Deine Seume-Begeisterung hat mir die Entscheidung jetzt erleichtert. "Mein Sommer 1805" kommt mit.


    Viele Grüße
    ikarus

    "Der Umgang mit Büchern bringt die Leute um den Verstand" (Erasmus von Rotterdam)

  • Hallo Ikarus


    das freut mich, daß ich dir helfen konnte, deine Urlaubslektüre zu wählen :)


    Das Nachwort hat mich auch stark beeindruckt und habe auch gleich an dich gedacht, weil wir ja mal eine kleine Goethe-Diskussion hatten, der ja per Kutsche Italien bereiste, und da erwähntest du, daß du ein passionierter Wanderer bist.


    Zwischen Florenz und der Schweiz gab es eine Phase, da schrieb Seume fast ausschließlich über Religion (er fühlte sich ja als Heide und war von Napoleon sehr enttäuscht, weil er einen Vertrag mit dem Papst einging) und die politische Situation. Er sah die Umstände, die Mißstände der Leute, seine Sicht war nicht nur auf die Prosa gerichtet. Das gefiel mir.


    Ich wünsche dir einen schönen Urlaub und viel :sonne:
    und Erholung.


    LG Maria

    In der Jugend ist die Hoffnung ein Regenbogen und in den grauen Jahren nur ein Nebenregenbogen des ersten. (Jean Paul F. Richter)

  • Hallo Ikarus


    schön, daß du wieder da bist. Wie war dein Urlaub (Weitwanderung) mit Gottfried Seume's: Mein Sommer 1805 ?


    Wieviele Km bist du gewandert?


    Viele Grüße
    Maria

    In der Jugend ist die Hoffnung ein Regenbogen und in den grauen Jahren nur ein Nebenregenbogen des ersten. (Jean Paul F. Richter)

  • Hallo JMaria


    Ganz habe ich den Seume während meiner Wanderung leider nicht geschafft. Und so wie´s aussieht komme ich in nächster Zeit auch nicht dazu. Aber einen kurzen Eindruck kann ich Dir geben.


    Zunächst: Ich bin auf dem sog. "Rhön-Höhenweg" durch die bayerische und hessische Rhön bis an den Thüringer Wald gewandert. Das waren 137 km. Von meinen bisherigen Weitwanderungen bisher zwar die Kürzeste, aber mit Sicherheit die Schönste. Ein kleiner aber feiner Wanderweg und (noch) ein echter Geheimtip.


    Seume ist in "Mein Sommer 1805" wenig zu Fuß unterwegs, was er immer wieder sehr bedauert, da er sich dadurch in seiner Freiheit eingeschränkt fühlt. Immer wieder läßt er sich über schlechte Mitfahrgelegenheiten aus. So fährt er einmal bei einem Bauern auf dem Heuwagen mit, als dieser Bauer das Heu mit seiner Pfeife in Brand setzt und der Wagen Feuer fängt. Seume kann gerade noch seinen "Seehundtornister" (der vom "Spaziergang") retten und nur mit viel Mühe gelingt es den beiden den Brand zu löschen. Daß Seume stinksauer war ist verständlich.


    Überhaupt ist das Buch sehr politisch und teilweise sehr wütend geschrieben. Schon die Vorrede entwickelt sich zu einem politischen Pamphlet in dem Seume gegen Despotismus, Mißwirtschaft und die Lahmarschigkeit der Deutschen wettert.


    "Es ist mir seit langer Zeit ein etwas trauriger Gedanke, ein Deutscher zu sein;...Stürmen will ich nicht, aber offen sagen, wo ich glaube, daß die Krankheit liegt."


    Und das tut er:


    "Alle wollen nur genießen; und niemand will tun. Jeder bürdet dem andern auf; keine allgemeine Übereinstimmung zum Guten, kein tätiges Mitwirken zum Gemeinwohl. Die Feinde sind nur stark durch unsere physische und moralische Schwäche, die unsere Schuld ist. Überall ist unter dem Volke grobe schmutzige Selbstsucht."


    Voller Bewunderung ist er dagegen für die Errungenschaften der Französischen Revolution, Freiheit und Gleichheit, auch wenn er durchaus sieht, daß zwar im Nachbarland noch nicht alles perfekt läuft, aber die Einheit der Nation der richtige Weg ist.


    "Der Franzose ohne Unterschied schlägt für sein Vaterland, das ihm lieb geworden ist, das ihm und seiner Familie eine gleiche Aussicht auf alle Vorteile vorhält, und diese Vorteile wirklich gewährt...Für wen soll der deutsche Grenadier sich auf die Batterie und in die Bajonette stürzen? Er bleibt was er ist, und trägt seinen Tornister so fort; und erntet kaum ein freundliches Wort von seinem mürrischen Gewalthaber."


    Immer wieder proklamiert er die Freiheit als höchstes Gut des Menschen.


    Zwar interessiert er sich auch diesmal sehr für die Kunst und Architektur (besonders St. Petersburg hat es ihm angetan) aber doch mehr für die gesellschaftliche Situation Rußlands und des Baltikums. Interessant z. B., daß Seume schon damals "das Trinken" als "russische Krankheit" bezeichnet und als eine der Wurzeln gesellschaftlichen Übels ausmacht. Er würdigt jedoch auch die Freundlichkeit der Menschen und hat Augen für die Schönheit der Landschaft.
    Und wie Seume es schafft diese verschiedenen Aspekte seiner Reise so zusammenzufassen, daß man einen guten Gesamteindruck der bereisten Gegenden bekommt bewundere ich schon. Vor allem aber sein klares analytisches Denken.


    Zwei Hinweise habe ich noch


    Am 4. Juli wird in Grimma das Seume-Haus eröffnet


    http://www.seume.de/Sites/Veranst/Veran.shtml


    und ich schätze, daß ich es demnächst doch mal schaffen werde Grimma zu besuchen :smile:


    Leichter ist allerdings dieses zu bewerkstelligen:


    Am Sonntag, 6. Juli um 11.00 Uhr, läuft im Radioprogramm von Bayern 2 der erste Teil einer Lesung des "Spaziergangs". Er wird gelesen von Gert Heidenreich.


    Viele Grüße
    ikarus

    "Der Umgang mit Büchern bringt die Leute um den Verstand" (Erasmus von Rotterdam)

  • Hallo Ikarus


    das freut mich, daß dein Urlaub schön war. 137 km! Ich werde schon atemlos, wenn ich die Zahl sehe und du nennst es: nicht so weit wie sonst.


    Seume:
    schon in seinem Spaziergang nach Syracus klang er etwas wütend, aber diese Worte die du zitierst, sind sehr deutlich.


    Was mich verwunderte, daß Seume als Soldat in fremde Heere Dienst tat. Wurde damals Soldaten "eingekauft" bzw. vom Staat "ausgeliehen"? oder konnte ein Soldat sich freiwillig in ein fremdes Heer melden?


    Vielleicht machte ihn das auch wütend auf sein Vaterland? irgendwann, wenn ich mehr Zeit habe, muß ich da mal nachforschen.


    und wie sehr kann man seine Worte "alle wollen nur genießen... und kein tätiges Mitwirken fürs Gemeinwohl leisten", heute ebenso sehen.
    Was würde Seume heute wohl dazu sagen?


    Danke für deine Ausführungen. Seume habe ich bestimmt nicht zum letzten Mal gelesen.


    Viele Grüße
    Maria

    In der Jugend ist die Hoffnung ein Regenbogen und in den grauen Jahren nur ein Nebenregenbogen des ersten. (Jean Paul F. Richter)

  • Hallo JMaria


    Zitat

    Was mich verwunderte, daß Seume als Soldat in fremde Heere Dienst tat. Wurde damals Soldaten "eingekauft" bzw. vom Staat "ausgeliehen"? oder konnte ein Soldat sich freiwillig in ein fremdes Heer melden?


    Soldaten wurden tatsächlich "eingekauft".
    Seume war 1781 auf der Reise von Leipzig nach Paris als er von hessischen Soldatenwerbern bei Erfurt gefangengenommen wurde und als Soldat nach England verkauft wurde um gegen die aufständischen Amerikaner zu kämpfen.
    1783 wurde Seume von Amerika wieder zurück nach Bremen transportiert. Es gelang ihm die Flucht, jedoch wurde er kurze Zeit später von preußischen Soldatenwerbern aufgegriffen und diente so bis 1787 im preußischen Heer in Emden. Er unternimmt zwei Fluchtversuche. Den ersten schon 1783 und dieser scheitert. Seume wird jedoch begnadigt. Nach dem zweiten mißlungenen Fluchtversuch 1787 wird er zu zwölfmaligem Spießrutenlaufen verurteilt. Emdener Bürger sammeln für ihn, so daß er begnadigt und gegen Kaution freigelassen wird.
    So verwundert Seumes Haß auf die deutschen Regierungen wirklich nicht. Und auch daß er sich stets für die Freiheit als des Menschen höchstes Gut einsetzt ist nur allzu verständlich.


    Viele Grüße
    ikarus

    "Der Umgang mit Büchern bringt die Leute um den Verstand" (Erasmus von Rotterdam)