Bram Stoker: Dracula

  • Hallo zusammen!


    Als Kontrastprogramm zu Xenophons Anabasis habe ich in den letzten Tagen Bram Stokers Dracula gelesen. Ein Klassiker der Trivial- oder Trashliteratur, stimmt. Sicher, heute könnte Stoker damit keinen Blumentopf mehr gewinnen - zu viel Gerede, zu wenig "Action". Aber die fürs Genre typischen Verzögerungs- und Verhinderungstaktiken des Autors sind voll entwickelt. Vielleicht am interessantesten für den heutigen Leser: Der Ire Stoker setz es offenbar als selbstverständlich voraus, dass solche Dinge wie ein Kreuz oder eine geweihte Hostie eine teuflische Bestie wie den Grafen Dracula von seinen Untaten abhalten können.


    Über sein Frauenbild reden wir mal lieber nicht.


    Aber: Es ist eine nicht unamüsante Lektüre, die ich nicht bereue.


    Grüsse


    sandhofer

    Wo nehme ich nur all die Zeit her, so viel nicht zu lesen? - Karl Kraus

  • Amüsantes Gegenbeispiel: In Polanskis "Tanz der Vampire" bleibt ein Vampir von dem ihm entgegengehaltenen Kreuz völlig unbeeindruckt, weil er Jude ist. In der deutschen Synchronisation kommentiert der Untote bloß "Das (Kreuz) wirkt doch nur bei alten Vampiren!" Schade um den Gag.


    Vampirgruß von Zefira

  • Hallo


    Einen solchen Gag versteht man nur in den USA im richtigen Kontext. Ich finde die Änderung politisch korrekt und vernünftig, hätte ich auch gemacht. Vielleicht hätte man einen besseren Ersatz-Gag finden können.


  • Hallo zusammen!


    Als Kontrastprogramm zu Xenophons Anabasis habe ich in den letzten Tagen Bram Stokers Dracula gelesen. Ein Klassiker der Trivial- oder Trashliteratur, stimmt. Sicher, heute könnte Stoker damit keinen Blumentopf mehr gewinnen - zu viel Gerede, zu wenig "Action". Aber die fürs Genre typischen Verzögerungs- und Verhinderungstaktiken des Autors sind voll entwickelt. Vielleicht am interessantesten für den heutigen Leser: Der Ire Stoker setz es offenbar als selbstverständlich voraus, dass solche Dinge wie ein Kreuz oder eine geweihte Hostie eine teuflische Bestie wie den Grafen Dracula von seinen Untaten abhalten können.


    Doch, doch, Sandhofer.


    Bram Stoker wäre heute ein erfolgreicher Mainstream-Unterhaltungs-/Trivialautor, ganz bestimmt. Deshalb ist er auch heute immer noch ein Dauerbestseller.

  • politisch korrekt und vernünftig


    Darüber liesse sich nun tagelang streiten. Persönlich bin ich der Meinung, da waren beim Verleih wohl ein paar Schisshasen tätig. Immerhin ist Polanski ja selber Jude ...


    Bram Stoker wäre heute ein erfolgreicher Mainstream-Unterhaltungs-/Trivialautor, ganz bestimmt. Deshalb ist er auch heute immer noch ein Dauerbestseller.


    Viel von seinem Ruhm beruht aber, wie bei Robinson Crusoe, auf Hörensagen, befürchte ich. Wenn ich mir die Reaktionen der LeserInnen im Literaturschockforum so anschaue, finde ich im Grossen und Ganzen meine Aussage bestätigt: Stoker langweilt den heutigen Leser mit seinen langatmigen Erklärungen. (Wobei, klar: Wenn er heute schreiben würde, hätte der den heutigen Ton voll und ganz drauf. Vielleicht hat er sich ja als Stephen King reinkarniert? :breitgrins: )

    Wo nehme ich nur all die Zeit her, so viel nicht zu lesen? - Karl Kraus

  • Hallo Sandhofer


    Ist mir schon klar, dass die Juden in der US-Filmbranche gern solche Gags einbauen, aber so was kommt hier ganz anders an, so ähnlich wie übrigens (interne) Kritik an Juden durch Juden. Wurde ja auch schon in D missbraucht, will aber jetzt nicht näher darauf eingehen. Das Stichwort "Holocaust" reicht wohl.


    Tja, Stephan King ist schon langatmiger als Bram Stoker. Da hat Bram Stoker schon noch mehr Niveau. Findest Du nicht auch? Oder hast Du es je geschafft, ein Buch von Stephan King wirklich durchzulesen? :breitgrins:

  • Wer es noch nicht gesehen hat: Es gibt einen Nachfolger, der im Oktober erscheint.


    Dacre Stoker - Dracula - Die Wiederkehr [kaufen='3802582209'][/kaufen]


    Inhalt: Fünfundzwanzig Jahre sind vergangen, seit die Vampirjäger um Professor van Helsing den gefürchteten Dracula zur Strecke brachten. Doch der Friede ist trügerisch. In London geschehen unheimliche Dinge, und Jonathan Harker wird ermordet am Picadilly Circus aufgefunden. Irgendjemand scheint es auf diejenigen abgesehen zu haben, die damals an der Vernichtung des dunklen Grafen mitwirkten. Harkers Sohn Quincey tritt in die Fußstapfen seines Vaters, um den Mord aufzuklären. Dabei macht er rätselhafte Entdeckungen. Könnte es sein, dass der legendäre Dracula noch unter den Lebenden weilt?


    Über den Autor: Als Urgroßneffe von Bram Stoker, dem ursprünglichen Verfasser von Dracula (1897), trug sich der Kanadier Dacre Stoker bereits seit einiger Zeit mit dem Gedanken, eine Fortsetzung dieses Klassikers der Horrorliteratur zu schreiben. In dem Drehbuchautor und Stoker-Forscher Ian Holt fand er schließlich den idealen Co-Autor. Auf der Grundlage von Originalmaterial aus dem Nachlass Bram Stokers entstand Dracula – Die Wiederkehr als Fortführung der Geschichte, die im ursprünglichen Roman erzählt wird.

  • Wer es noch nicht gesehen hat: Es gibt einen Nachfolger, der im Oktober erscheint.


    Ob die Tatsache, dass er ein Urgrossneffe ist, Hrn. Stoker jr. nun besser qualifiziert, sein Werk in die grosse und lange Reihe "Überflüssige Fortsetzungen eines [sog.] Klassikers" einzureihen?

    Wo nehme ich nur all die Zeit her, so viel nicht zu lesen? - Karl Kraus


  • Ob die Tatsache, dass er ein Urgrossneffe ist, Hrn. Stoker jr. nun besser qualifiziert, sein Werk in die grosse und lange Reihe "Überflüssige Fortsetzungen eines [sog.] Klassikers" einzureihen?


    Ach komm, gib dem Herrn doch eine Chance. Vielleicht ist es ja gar nicht so schlecht, ich werde es mir auf jeden Fall zum Lesen holen.


    Katrin