Hans-Christian Andersen zum 200. Geburtstag

  • Hallo zusammen, mögt ihr seine Märchen?


    Märchenhaft: Hans Christian Andersen online


    Kopenhagen (ap). Das Hans-Christian-Andersen-Museum in Odense will zum 200. Geburtstag des dänischen Märchendichters dessen Manuskripte und Briefwechsel im Internet zugänglich machen. Diese technischen Neuerungen sind Teil umfassender Umbaumaßnahmen des Museums für den 5. April 2005, wenn sich der Geburtstag Andersens zum 200. Mal jährt. Die Arbeiten sollen bereits im kommenden Jahr abgeschlossen sein. Einen kleinen Vorgeschmack gibt's schon jetzt online auf http://www.hca2005.com.


    Ich dachte, weil es mein Lieblingsmärchendichter ist, vielleicht gibts noch einige unter euch, die sich auch dafür interessieren!


    Übrigens: Wir haben uns schon einige Male das Hans-Christian-Andersen Museum in Odense angesehen: Es ist ein Erlebnis!


    Liebe Grüße


    Ingrid

  • Ich nehme mal den alten Thread wieder auf ...


    Ich habe letzte Woche zwei Romane von H. C. Andersen gelesen: Der Improvisator und Die beiden Baroninnen. Es war mir ja nicht bewusst, dass Andersen zu Lebzeiten und praktisch noch im ganzen 19. Jahrhundert in Dänemark, England und Deutschland ein äusserst beliebter Romancier war. Zu Recht?


    Schwierig zu sagen. Der Improvisator, Andersens erster Roman, der ihn auch berühmt machte, ist ein typisches Produkt der späten Romantik. Voll Sentimentalität und religösen Schnickschnacks, selbst die katholisierende Tendenz fehlt nicht, schreibt doch Andersen aus der Perspektive eines römischen Waisenkindes, das um ein Haar Priester geworden wäre. Ansonsten fehlen die üblichen Verwicklungen nicht: Zwei Busenfreunde, die dieselbe Frau lieben, die blinde Waise, die dämonisch-verführerische Frau, der Held, der sich nicht zwischen zwei Frauen entscheiden kann - alles da. Und auch, dass zum Schluss dem Helden die Entscheidung abgenommen wird, indem der Autor die eine Frau sterben lässt, fehlt nicht. Handlungsort: Rom und Italien, sind nicht schlecht geschildert - immerhin war Andersen im Gegensatz zu Eichendorff auch da gewesen! Alles in allem ein typisch epigonales Werk, das sich flüssig weglesen lässt und auch kein wirkliches Ärgernis in sich birgt, aber nur für den eingefleischten Andersen-Fan ein "Must".


    Die beiden Baroninnen hingegen ist ein Spätwerk Andersens. Nun beschreibt er Land und Leute Dänemarks. Anstelle des Ich-Erzählers seines Erstlings tritt nun der allwissende Erzähler in der dritten Person - eine Allwissenheit, mit der Andersen durchaus auch zu spielen versteht, wenn er ganz offen sagt, dass das, was sich nun ereigne, erst später erzählt werde, weil das so zum Spannungsaufbau beitrage. Sicher plätschert die Geschichte nach wie vor etwas vor sich hin; wirkliche Wende- oder Höhepunkte sind nicht auszumachen. Und auch vom Inhalt her haben wir wenig anderes vor uns als eine Liebesgeschichte. Doch Andersen wirft hie und da kleine Spitzen gegen Land und Leute ein, kleine ironische Glanzlichter, die das Buch durchaus lesenswert machen. Nicht erste Sahne, aber zweite schon ;).


    Kennt jemand von Euch den Romancier Andersen?

    Wo nehme ich nur all die Zeit her, so viel nicht zu lesen? - Karl Kraus


  • Nein, leider noch nicht. Ich habe auch die beiden Romane (und einen weitern, "Sein oder nicht sein", den ich demnächst lesen möchte, da ich ihn inhaltlich am interessantesten finde) auf meinem SUB liegen. Vielen Dank für deine Kurzrezensionen.


    Viele Grüße,
    Zola

  • Wer mehr über den depressivsten und destruktivsten Märchendichter aller Zeiten erfahren will, sollte die Hans Christian Andersen-Biographie von Jens Andersen lesen. Wer außerdem auch noch Gegenwartsliteratur auf allerhöchstem Klassikerniveau lesen möchte, dem sei das Theaterstück "Aus dem Leben der Regenwürmer" über Hans Christian Andersen von Per Olov Enquist empfohlen.


    Viele Grüße


    Die Leserin