Hallo!
Was ich nicht verstehe: Weshalb legen bei Twitter Menschen ihre Identität offen und erzählen dann absolut persönliche Dinge, welche jeder Nachbar nachlesen könnte.
Ich glaube, dass sowohl Leser als auch Bekenner dieser Nachrichten aus einer Ecke kommen: Wer seinen eingewachsenen Zehennagel der Weltöffentlichkeit nicht vorenthalten will, interessiert sich auch für den Pickel am Hintern der Frau Pschistranek von Stiege 4. Und es ist die Ausweitung der Auftrittsmöglichkeiten für den gemeinen Staatsbürger, der früher bei den wenigen TV-Veranstaltungen auf die Gnade des Regisseurs angewiesen war, um in die Kamera winken zu können.
Wohl aber auch ein Generationenspezifikum: Es erscheint heute unverständlich, dass man noch vor einem Vierteljahrhundert Demonstrationen gegen die Volkszählung veranstaltet - aus Angst, der Staat könne über das Privatleben seines Bürgers zu viel erfahren. Ein solch prüdes Verhalten kann einem Menschen, der neben seinem Konterfei Schuhgröße und Krankenakte ins Netz stellt, nur schwer erklären. Von Großaufnahmen des Geschlechtsapparats einmal ganz zu schweigen. Und hier nun der Brückenschlag zur hohen Literatur, den Frau Roche vollzog, indem sie auf die möglichen Kalamitäten einer Intimrasur hinwies.
Grüße
s.