Ich möchte noch mal meinen Gesamteindruck nach dem Lesen der ersten zwei Kapitel zusammenfassen.
Im Mittelpunkt des Romans steht eine alteingesessene Fürstenfamilie mit dem Patriarchen Don Fabrizio, der zusammen mit seiner großen Familie trotz großer politischer Unruhen in nächster Umgebung (die Revoluzzer besichtigen gar sein Haus) vollkommen unbeeindruckt so weiter zu leben versucht wie bisher. Durch einige Sonderrechte, die er sich erkämpft hat, gelingt ihm das bisher auch.
Für mich wird es am spannendsten sein, weiter zu verfolgen, durch welche Begebenheiten sich wirklich etwas ändert im Leben dieser Familie, inwieweit man sich treiben lässt oder wann und wie man sein Schicksal selber zu beeinflussen versucht. Das sind diejenigen Fragen, die über den beschriebenen Zeithorizont herausragen.
Die damalige ital. Geschichte interessiert mich nicht sonderlich und ich finde die Vielzahl von konkreten Namen, mit denen man heutzutage nichts mehr anfangen kann, eher hinderlich für den Gang der Geschichte. Andere Autoren wie Mann oder Proust bleiben da wesentlich zeitloser, auch wenn es bei ihnen ebenfalls historische Vorbilder gab. Das ist schon mutig, dass Lampedusa sich das so traut, denn er war sich bestimmt darüber bewusst, dass er mit seinem Können einen klassischen Roman schaffen kann. Zu viel Zeitgeschichte ist dann natürlich hinderlich, anderseits darf es nicht zu beliebig gestaltet sein. Ich werde weiterverfolgen, ob diese Balance, die jeder Autor hinzubekommen hat, nicht zu sehr zu einer Seite ausschlägt.
Schöne Grüße,
Thomas