Ich komme nur langsam voran ( sandhofer: Das Buch ist definitiv nicht betttauglich!).
Die Beschreibungen um das Planetensystem erinnern mich an Zahlenmagie. Wenn man nur lange genug alle Zahlen und Daten, die man hat, kombiniert, kommt bestimmt irgend eine Regel heraus. Das erinnert mich ein wenig an das "Paranormale Fahrrad". Aber diese Zahlengläubigkeit herrscht ja leider auch heute noch in den Wissenschaften vor (wenn nicht gar noch schlimmer).
Februar 2008 - A. v. Humboldt: Kosmos
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Doch, doch - problemlos im Bett lesbar ... :breitgrins:
Was die Zahlenmagie angeht, hast Du wohl Recht. Es ist mir auch aufgefallen, dass Humboldt und seine Zeitgenossen Regeln und Systematiken auf Deibel komm raus herauszufiltern versuchen. Ich bin unterdessen bei Humboldts Beschreibung der Erdkruste, wo er z.B. auch die Vulkane zu systematisieren sucht. Unterdessen sind wir schon bei den Gesteinstypen und -schichten.
Hin und wieder fällt mir Folgendes auf: Humboldt zitiert zu einem Phänomen Sekundärliteratur eines Kollegen, nicht ohne im Text darauf hinzuweisen, dass der Kollege und er selber das Phänomen beobachtet hätten. Besonders gerne macht er das, wenn als Autor des zitierten Sekundärwerkes eben nur der Kollege aufgeführt ist. Eine gewisse Eitelkeit scheint Alexander von Humboldt nicht fremd gewesen zu sein ... :breitgrins:
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Hin und wieder fällt mir Folgendes auf: Humboldt zitiert zu einem Phänomen Sekundärliteratur eines Kollegen, nicht ohne im Text darauf hinzuweisen, dass der Kollege und er selber das Phänomen beobachtet hätten. Besonders gerne macht er das, wenn als Autor des zitierten Sekundärwerkes eben nur der Kollege aufgeführt ist. Eine gewisse Eitelkeit scheint Alexander von Humboldt nicht fremd gewesen zu sein ... :breitgrins:Warum sollte man mit seinen Leistungen hinterm Berg halten? Tun doch die andern auch nicht.
Was mir gerade noch einfällt. Die Begriffserklärung rund um das Wort "Kosmos" hat mir sehr gut gefallen. Nur leider verstehe ich weder Latein noch Griechisch. Und was die Herausgeber erhofften, das die Leser auf dem Humboldt-Portal selbst die ganzen fremdsprachigen Stellen übersetzen, hat so leider nicht geklappt. Ich finde, das ist ein echtes Manko dieser Ausgabe. :sauer:
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Ich finde, das ist ein echtes Manko dieser Ausgabe. :sauer:
Es entspricht aber der Originalausgabe, wo ebenfalls kein Herausgeber die fremdsprachigen Passagen übersetzt hat ;). Humboldt, wenn ich das richtig im Kopf habe, geht davon aus, dass sein Leser Altgriechisch, Latein, Französisch, Englisch, Spanisch und Portugiesisch versteht. Es war natürlich auch Teil seines Bildungsideals, dass die Alten im Original verstanden werden konnten. Da kommt man sich heute ganz klein vor ...
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Ich stelle fest, daß Ihr schon ein gutes Stück weiter seid als ich, denn ich habe gerade erst die Begrenzung gelesen (die mir aber durchaus den Eindruck machte, auch auf ein Drittel oder so kürzbar zu sein, ohne etwas wesentliches wegzulassen). Aber wenn ich Humboldt richtig verstanden habe, dann erwartet mich nicht so sehr eine Aufzählung Beschreibung von Einzelphänomen, sondern mehr der Versuch, solche zu Gruppen und Klassen zusammenzufassen, um daraus allgemeinere Aussagen abzuleiten. Nun gut, ich werde es sehen :breitgrins:
Kannst Du mal einen Hinweis auf die Stelle geben? Ich muß da wohl nochmal drüberlesen.
Das war vorwiegend auf Seite 10, rechte Spalte :winken:
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Ich bin unterdessen beim Klima (S. 170 und ein paar zerquetschte). Jetzt, wo Humboldt auf veraltete Masseinheiten verzichtet, verstehe ich auch besser ;).
Wusste man zu Humboldts Epoche noch nichts von Eiszeiten? Ich fand es sehr interessant, dass man damals zwar durchaus schon feststellen konnte, dass Schweden sich langsam aus dem Meer erhebt, aber das eigentlich nicht richtig erklären kann.
S. 10 werde ich, so ich daran denke, heute Abend nochmals nachlesen.
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Aber wenn ich Humboldt richtig verstanden habe, dann erwartet mich nicht so sehr eine Aufzählung Beschreibung von Einzelphänomen, sondern mehr der Versuch, solche zu Gruppen und Klassen zusammenzufassen, um daraus allgemeinere Aussagen abzuleiten.Leider hält er sich nicht an seine eigenen Vorgaben. :sauer: Der Abschnitt über Meteoriten und Sternenschnuppen ist mit Details überfrachtet. Das hätte man locker auch straffen können.
Mal abgesehen von der kruden Vorstellung, das Meteoriten sich in der Atmosphäre erst aus gasförmigen Bestandteilen zusammenziehen. Das ist nur 150 Jahre her! Also bei solchen Details hätte ich unsere Altvorderen schon für etwas weiter gehalten. -
Hallo zusammen,
eigentlich lese ich ja nicht mit. Aber ich höre zur Zeit das Kosmos-Hörbuch, und die Buchausgabe besitze ich ebenfalls und habe schon etwas darin gelesen.
Das Hörbuch gibt es momentan verbilligt bei jokers.de für 7,95 Euro, gelesen wird es von Gert Heidenreich, der genau der richtige für einen solchen Text ist. Auf der Humboldt-Website gibt es eine Hörprobe, da kann man mal hineinhören. Der Sprecher macht es einem leicht, sich in Humboldts Stil und Sprachduktus hineinzufinden. Die zwei CDs des Hörbuchs enthalten, wie hier schon erwähnt wurde, natürlich nur Auszüge des Gesamtwerks.
Zitat von "sandhofer"
Humboldt, wenn ich das richtig im Kopf habe, geht davon aus, dass sein Leser Altgriechisch, Latein, Französisch, Englisch, Spanisch und Portugiesisch versteht.Italienisch kommt noch hinzu. Im Buch habe ich zunächst im zweiten Band den Abschnitt über die <i>Dichterische Naturbeschreibung</i> gelesen. Die Zitate, die er dort von griechischen, lateinischen, spanischen und sonstigen fremdsprachigen Autoren anführt, bringt er meist in deutscher Übersetzung. Er nimmt also durchaus Rücksicht auf seine Leserschaft und traktiert sie nicht mit fremdsprachigen Zitaten, wenn ihm geeignete deutsche Übersetzungen vorliegen.
Den Abschnitt über den <i>Uranologischen Theil des Kosmos</i> habe ich danach gelesen. Bei der Beschreibung des Sonnensystems fand ich auffallend, daß die Beschreibung der Kometen und Meteore einen verhältnismäßig großen Raum eingenommen haben. Über die Planeten, die aus heutiger Sicht ja viel interessanter sind, erfährt man nur wenig, was natürlich auch an den mangelnden Kenntnissen der damaligen Zeit liegt. Die Meteoriten haben Humboldt sehr fasziniert, weil das die einzige Möglichkeit war, mit Objekten aus der Sphäre des Weltraums in direkten Kontakt zu kommen. Sehr schön fand ich die Schilderung des Zodiakallichtes, das er selbst mehrmals beobachtet hat. Ich mußte gleich mal nachlesen, wie das heutzutage erklärt wird (Streuung des Sonnenlichtes an winzigen Staubpartikeln).
Zitat von "BigBen"
Der Abschnitt über Meteoriten und Sternenschnuppen ist mit Details überfrachtet. Das hätte man locker auch straffen können.Ja, ich fand auch, daß der Leser einige Mühe aufwenden muß, um sich ein Gesamtbild des Sonnensystems zu machen. Das geht ein wenig in der Detailfülle unter. Es ist von elf Planeten die Rede, die gar nicht explizit aufgezählt werden. Erst nach der namentlichen Erwähnung von vier Kleinplaneten wird klar, daß die restlichen sieben Planeten die Planeten Merkur, Venus, Erde, Mars, Jupiter, Saturn und Uranus sein müssen. Der Neptun wurde kurz danach entdeckt, was im dritten Band (S. 546 f.) geschildert wird, wo ich den Abschnitt über das Sonnensystem gelesen habe (man sieht, ich springe munter im Buch herum ;-)).
Im dritten Band wird der Weltraum und das Sonnensystem wesentlich ausführlicher und systematischer als im ersten Band dargestellt. Man findet da beispielsweise auch eine Liste der inzwischen 22 Planeten, wobei die acht Hauptplaneten hervorgehoben und von den Kleinplaneten (Planetoiden) geschieden sind. Auch hier übrigens der erneute Hinweis auf die besondere Faszination der Meteoriten: »so bietet doch der fallende Aerolith das einzige Schauspiel einer materiellen Berührung von etwas dar, das unserem Planeten fremd ist«. (S. 610) Ansonsten stehen wir mit diesen Körpern nur über die »licht- und wärmeerregenden Schwingungen« und die »geheimnißvollen Anziehungskräfte« (S. 609) in Verkehr. Nur aus der Beobachtung der Gravitationswirkungen und der elektromagnetischen Strahlung konnte man etwas über die Objekte im Weltraum erfahren. Heute haben wir mit der Raumfahrt weitere Möglichkeiten, aber auch uns entzieht sich alles außerhalb unseres Sonnensystems einer »materiellen Berührung«.
Zitat von "sandhofer"Hin und wieder fällt mir Folgendes auf: Humboldt zitiert zu einem Phänomen Sekundärliteratur eines Kollegen, nicht ohne im Text darauf hinzuweisen, dass der Kollege und er selber das Phänomen beobachtet hätten. [...] Eine gewisse Eitelkeit scheint Alexander von Humboldt nicht fremd gewesen zu sein ... :breitgrins:
Mag sein, aber er verbürgt sich dadurch auch für die jeweilige Beobachtung. Für einen Menschen, der großen Wert auf Empirie legt, ist es doch ganz natürlich, daß er auf seine unmittelbare Erfahrung hinweist.
Zitat von "Aldawen"
Mir ist der Unterschied zwischen Humboldts ersten beiden Stufen des Naturgenusses nicht klar geworden. Könnt Ihr mir das vereinfacht darlegen?Wenn ich das richtig verstanden habe, ist mit der <i>ersten Stufe</i> der Eindruck gemeint, den die Natur als solche auf den Menschen ausübt -- also die allgemeine und grundlegende Wirkung, wenn man sich irgendwo in der freien Natur befindet (»unabhängig von dem eigenthümlichen Charakter der Gegend«). Anders als bei der <i>zweiten Stufe</i> kommt es dabei nicht darauf an, daß hier ein bestimmter »individueller Charakter der Gegend« vorhanden sein müßte. Im ersten Fall geht es um die allgemeine und überall erfahrbare Wirkung, die man beim Aufenthalt im Freien fern von dem gewohnten Schutz seiner Behausung empfindet, im zweiten um die Wirkung individueller Erscheinungen der Natur, wie etwa ein Bergmassiv oder eine tiefe Schlucht.
Schöne Grüße,
Wolf -
eigentlich lese ich ja nicht mit.
Och, bitte schön, Du bist herzlich eingeladen ;).
Italienisch kommt noch hinzu. Im Buch habe ich zunächst im zweiten Band den Abschnitt über die <i>Dichterische Naturbeschreibung</i> gelesen. Die Zitate, die er dort von griechischen, lateinischen, spanischen und sonstigen fremdsprachigen Autoren anführt, bringt er meist in deutscher Übersetzung. Er nimmt also durchaus Rücksicht auf seine Leserschaft und traktiert sie nicht mit fremdsprachigen Zitaten, wenn ihm geeignete deutsche Übersetzungen vorliegen.
Im zweiten Buch bin ich noch nicht. Im ersten, will mir scheinen, zitiert er zumindest in den Anmerkungen immer die Originalsprache des Werks. Und so zitiert er auch sich selber mal auf Französisch, mal auf Englisch (oder war's Spanisch ) ...
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Wusste man zu Humboldts Epoche noch nichts von Eiszeiten? Ich fand es sehr interessant, dass man damals zwar durchaus schon feststellen konnte, dass Schweden sich langsam aus dem Meer erhebt, aber das eigentlich nicht richtig erklären kann.Der schweizstämmige Louis Agassiz hat 1837 wohl als einer der ersten eine Eiszeit-Theorie vorgestellt. Aber selbst Humboldt hat ihm geraten, lieber wieder was anderes zu machen. Wann genau der Zusammenhang zwischen Eiszeit und Gebirgsbildung entschlüsselt wurde, konnte ich bisher nicht herausbekommen. Aber ich bleibe dran.
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Aber ich bleibe dran.
Danke!
Ich bin gestern nun bis genau S. 200 vorgestossen. Im zweiten Buch beginnt Humboldt mit einer Zusammenstellung der Darstellungen von Natur in literarischen Werken. Da bin ich nun bedeutend mehr in meinem Element. Aber einmal mehr muss ich Humboldt bewundern, der auch hier auftritt, als sei er Altphilologe von Beruf.
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So, unterdessen mit diesem Kapitel fertig. Es ist fast ein bisschen autobiografisch geraten; immerhin verrät Humboldt ein bisschen, was ihn dazu bewogen hat, sich schon als junger Bengel der Naturforschung zuzuwenden: die Naturschilderungen in seiner Lektüre. So viel ich weiss, bestand Schulbildung zu seiner Zeit und in seinem Fall ja meist nur in forciertem Auswendiglernen der Klassiker ...
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Wenn ich das richtig verstanden habe, ist mit der <i>ersten Stufe</i> der Eindruck gemeint, den die Natur als solche auf den Menschen ausübt -- also die allgemeine und grundlegende Wirkung, wenn man sich irgendwo in der freien Natur befindet (»unabhängig von dem eigenthümlichen Charakter der Gegend«). Anders als bei der <i>zweiten Stufe</i> kommt es dabei nicht darauf an, daß hier ein bestimmter »individueller Charakter der Gegend« vorhanden sein müßte. Im ersten Fall geht es um die allgemeine und überall erfahrbare Wirkung, die man beim Aufenthalt im Freien fern von dem gewohnten Schutz seiner Behausung empfindet, im zweiten um die Wirkung individueller Erscheinungen der Natur, wie etwa ein Bergmassiv oder eine tiefe Schlucht.
Die zweite Stufe unterscheidet sich wohl von der ersten durch die Reflexion, d.h. durch die intellektuelle Verarbeitung des in der ersten Stufe wahrgenommenen.
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Die zweite Stufe unterscheidet sich wohl von der ersten durch die Reflexion, d.h. durch die intellektuelle Verarbeitung des in der ersten Stufe wahrgenommenen.
Gut, ich ahne jetzt, welche Unterscheidung Humboldt hier treffen will, aber mir scheint das etwas weit hergeholt ...
In dem Naturgemälde habe ich mich durch den astronomischen Teil gequält – und das im wahrsten Sinne des Wortes. Astronomie hat mich zugegebenermaßen noch nie besonders interessiert, und hier hab ich mich vor allem von den Zahlenwüsten erschlagen gefühlt. Witzig aber zu verfolgen, wie hier noch manches als Planet eingestuft wird, aber andererseits liegt die letzte Korrektur mit dem Pluto ja auch noch nicht so lange zurück. Ich will mal hoffen, daß ich mit den irdischen Phänomenen mehr anfangen kann :zwinker:
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Gut, ich ahne jetzt, welche Unterscheidung Humboldt hier treffen will, aber mir scheint das etwas weit hergeholt ...
Findest Du? Ich finde es die typische Haltung des Intellektuellen zum Phänomen. Es ist dasselbe, das ich persönlich erfahre beim Lesen. Ich habe u.a. Literaturwissenschaft studiert, also gelernt zu lesen, und kann dem naiven Genuss eines Buches noch den verfeinerten Genuss des Verstehens "How it ticks" hinzufügen.
In dem Naturgemälde habe ich mich durch den astronomischen Teil gequält – und das im wahrsten Sinne des Wortes. Astronomie hat mich zugegebenermaßen noch nie besonders interessiert, und hier hab ich mich vor allem von den Zahlenwüsten erschlagen gefühlt. Witzig aber zu verfolgen, wie hier noch manches als Planet eingestuft wird, aber andererseits liegt die letzte Korrektur mit dem Pluto ja auch noch nicht so lange zurück. Ich will mal hoffen, daß ich mit den irdischen Phänomenen mehr anfangen kann :zwinker:Es ging mir ähnlich wie Dir; es geht uns wohl auch so, weil Humboldt hier doch ziemlich weit weg ist von dem, was heute als gültige Erklärung der verschiedenen Phänomene gilt. Seine Ausführungen übers Klima fand ich dann wieder sehr interessant, zum Beispiel.
Ich habe unterdessen u.a. den Abschnitt über die Landschaftsmalerei gelesen. Irgendwie will mir schon scheinen, dass der erweiterte Goethe-Kreis ein ziemliches Defizit im Erfassen von Gemälden hat. Humboldt will zwar explizit keine botanischen Zeichnungen - aber was er nun von der Landschaftsmalerei erwartet, wird mir nicht klar.
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Zitat von "BigBen"
Die zweite Stufe unterscheidet sich wohl von der ersten durch die Reflexion, d.h. durch die intellektuelle Verarbeitung des in der ersten Stufe wahrgenommenen.Und wo steht das? Ich habe als <i>zweite Stufe des Naturgenusses</i> diejenige angesehen, die mit »Ein anderer Naturgenuß, ebenfalls nur das Gefühl ansprechend ...« (S. 10) eingeleitet wird.
Schöne Grüße,
Wolf -
Und wo steht das? Ich habe als <i>zweite Stufe des Naturgenusses</i> diejenige angesehen, die mit »Ein anderer Naturgenuß, ebenfalls nur das Gefühl ansprechend ...« (S. 10) eingeleitet wird.
Ich habe das Buch gerade nicht zur Hand, aber es war da auf Seite 10. Ich glaube, das Wort Reflexion war im Text sogar enthalten.
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Hallo zusammen,
nachdem ich das nochmal im Zusammenhang gelesen habe: Humboldt spricht zunächst von zwei <i>Arten</i> des Genusses (S. 10, linke Spalte), hier geht es um das »dunkle Gefühl« einerseits und die »klare Erkenntnis« andererseits, hier wäre also tatsächlich der Ausdruck »Reflexion« passend. Danach (S. 10, rechte Spalte) spricht er aber dann von den verschiedenen <i>Stufen</i> des Genusses, »welchen der Anblick der Natur gewährt«. Diese <i>Stufen</i> bringe ich nicht so ganz mit den vorher erwähnten <i>Arten</i> in Übereinstimmung, denn die beiden Stufen oder Fälle, die er dann beschreibt, sprechen ja beide »nur das Gefühl« an. Außerdem wäre für mich »Reflexion«, also das Nachdenken über die Natur, kein Genuß, welchen der <i>Anblick</i> der Natur gewährt.
Zitat von "sandhofer"
Im zweiten Buch beginnt Humboldt mit einer Zusammenstellung der Darstellungen von Natur in literarischen Werken.Mit großem Sammlerfleiß hat er die entsprechenden Stellen aus der Literatur zusammengestellt. So eine Literaturbetrachtung aus einem einzigen Blickwinkel ist ja auch mal ganz reizvoll. Ich möchte gerne wissen, ob er überhaupt noch einen Roman lesen konnte, ohne sich jede vorkommende Naturbeschreibung anzustreichen.
Zitat von "sandhofer"
<b>Landschaftsmalerei</b>
[...]
Humboldt will zwar explizit keine botanischen Zeichnungen - aber was er nun von der Landschaftsmalerei erwartet, wird mir nicht klar.Die botanischen Abbildungen hat er doch nur im Zusammenhang mit den Naturskizzen erwähnt, oder? Da schrieb er, daß »Skizzen, in Angesicht der Naturscenen gemalt« worden sind, durch nichts zu ersetzen sind: »Der Besitz solcher, in recht bestimmen Umrissen entworfenen Studien kann dem Heimkehrenden alle <i>mißleitende</i> Hülfe von Treibhaus-Gewächsen und sogenannten botanischen Abbildungen entbehrlich machen.« Die botanischen Abbildungen mögen zwar im Detail richtig sein, aber sie helfen einem bei der naturwahren Darstellung einer ganzen Landschaft nur begrenzt weiter.
Humboldt geht es in diesem Abschnitt nur um einen Aspekt der Landschaftsmalerei, er betrachtet sie als Anregungsmittel für das Naturstudium. Daß die Landschaftsmalerei nicht nur diesen einen Zweck hat, weiß er natürlich, das schreibt er ja auch am Anfang: »... es kann hier der Landschaftsmalerei nur in der Beziehung gedacht werden, als sie den physiognomischen Charakter der verschiedenen Erdräume anschaulich macht, die Sehnsucht nach fernen Reisen vermehrt, und auf eine eben so lehrreiche als anmuthige Weise zum Verkehr mit der freien Natur anreizt.« Damit ist auch beanwortet, was Humboldt als Naturforscher (nur als solcher!) von der Landschaftsmalerei erwartet. Heutzutage würde er wohl Fotografien und Filme bevorzugen, denn ein gut gemachter Naturfilm bietet genau das, was er sich von der Landschaftsmalerei gewünscht hat.
Schöne Grüße,
Wolf -
Humboldt geht es in diesem Abschnitt nur um einen Aspekt der Landschaftsmalerei, er betrachtet sie als Anregungsmittel für das Naturstudium.
Genau dafür haben die Landschaftsmaler ihre Gemälde ja wohl nicht gepinselt ... :zwinker: Und irgendwie kommt Humboldt so 'rüber, als ob er nichts anderes sähe darin. Und dann kommen mir halt die doch recht merkwürdigen Kunst-Urteile des Kreises um Goethe in den Sinn ...
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Es ist schön, wenn man bei der Lektüre noch was lernen kann. :zwinker: Vom Zodiakallicht hatte ich bisher noch nie was gehört. :redface: Mal abgesehen von Details, hat Humboldt das auch gut beschreiben. Heute weiß man, das es durch Streuung des Sonnenlichts am interplanetaren Staub entsteht (Partikelgröße durchschnittlich 300 Mikrometer).