Hallo zusammen,
wie findet ihr die Romane von Markus Werner, insbesondere "Zündels Abgang"?
Viele Grüße
Maria
Hallo zusammen,
wie findet ihr die Romane von Markus Werner, insbesondere "Zündels Abgang"?
Viele Grüße
Maria
Moin, Moin!
wie findet ihr die Romane von Markus Werner, insbesondere "Zündels Abgang"?
Markus Werner gehört für mich seit etwa 10 Jahren zum, wie es hier so schön ausgedrückt worden ist, "innersten Bestand". Insbesonderes "Zündels Abgang", welche ich zuerst las, was vielleicht für meine Affinität den Ausschlag gab. Dieser Autor hat auch sonst noch nichts weiter geschrieben außer eben seinen Romanen, die alle paar Jahre erscheinen. Keine Erzählungen, keine Essays, keine - Gott bewahre! - Autobiografie. Ein wunderbar zurückgezogener, scheuer Mensch.
Hallo Dostoevskij
Ein wunderbar zurückgezogener, scheuer Mensch.
das würde zum Bild passen, das ich mir nach "Zündels Abgang" von der Geschichte und ein bißchen vom Autor gemacht habe. Ein sensibler Mensch, der mit Zündels Abgang ein Buch geschrieben hat, das der dickhäutigen Gesellschaft eine Ohrfeige verpasst, oder an die, die sich zumindest dickhäutig geben.
Ein beeindruckendes Buch, aber auch verwirrendes Buch für mich. Ich mußte erstmal des "Ergebnis", den Abgang, von der Zusammenhängen abtrennen. Denn es führen eigentlich Banalitäten und Boshaftigkeit (Hausmeister) zum Bruch mit Frau und Umgebung.
trotzdem, für mich ein seltsames Buch, das ich auf der einen Seite meine zu verstehen, aber auf der anderen Seite mir unverständlich bleibt. Verwirrend.
Über die Sprache braucht man eigentlich garnichts schreiben. Sie ist sehr schön.
Gruß
Maria
Ich habe mich vor längerer Zeit, als viel von Markus Werners "Am Hang" die Rede war, an diesem Buch versucht, aber nach einigen Seiten abgebrochen, weil es mir so banal und verkrampft vorkam. Vielleicht habe ich zu früh aufgegeben? Habe ich nur die den Schweizern eigene Betulichichkeit nicht ausgehalten und hätte geduldiger sein müssen? Wie ist eure Meinung?
Die Leserin
wie findet ihr die Romane von Markus Werner, insbesondere "Zündels Abgang"?
Großartig (die meisten). "Am Hang" fand ich auch nicht mehr so gut.
CK
Ich habe mich vor längerer Zeit, als viel von Markus Werners "Am Hang" die Rede war, an diesem Buch versucht, aber nach einigen Seiten abgebrochen, weil es mir so banal und verkrampft vorkam. Vielleicht habe ich zu früh aufgegeben? Habe ich nur die den Schweizern eigene Betulichichkeit nicht ausgehalten und hätte geduldiger sein müssen? Wie ist eure Meinung?
Die Leserin
Hallo Leserin,
"Zündels Abgang" handelt zwar von alltäglichem, man könnte sogar sagen von Banalitäten, doch wenn man den Schleier hebt, findet sich m.E. Tiefgründiges. In einer Rezension las ich, dass dem Rezensenten die Sprache zu schwer war. Ich fand sie komprimiert aber elegant, keineswegs verkrampft. Von anderer Seite habe ich schon gehört, dass Zündels Abgang als ein "Kultbuch" betitelt wurde. Soweit würde ich nicht gehen, im Gegenteil, ich finde das schon wieder abwertend.
Dem Buch stellt Markus Werner ein Zitat von Robert Walser voran:
"Zum Warmwerden lag allem Anschein nach keine Ursache vor."
Mich würden seine Beweggründe interessieren, dieses Zitat zu erwähnen.
Viele Grüße
Maria
Eine zu schwere Sprache gibt es überhaupt nicht. Es gibt nur falsche Töne und misslungene Satzkonstruktionen (und sonst noch allerlei, was man beim Schreiben falsch machen kann). Aber Markus Werner werde ich mir nochmal ansehen.
Viele Grüße
Die Leserin
Ich habe mich vor längerer Zeit, als viel von Markus Werners "Am Hang" die Rede war, an diesem Buch versucht, aber nach einigen Seiten abgebrochen, weil es mir so banal und verkrampft vorkam. Vielleicht habe ich zu früh aufgegeben? Habe ich nur die den Schweizern eigene Betulichichkeit nicht ausgehalten und hätte geduldiger sein müssen? Wie ist eure Meinung?
Die Leserin
Liebe Leserin,
"Am Hang" ist bisher meine einzige Erfahrung mit Markus Werner, ich werde ihr so schnell keine weitere folgen lassen. Zum Kauf dieses Buches hat mich damals eine Fernsehsendung veranlasst, was mir so schnell nicht wieder passieren wird. Richtig schlecht ist "Am Hang" nicht, aber es ist auch weit davon entfernt, sich große Literatur nennen zu dürfen. Irgendwie ganz nett, aber etwas banal, wie Du es meiner Meinung nach zutreffend nennst.
Es grüßt
Sir Thomas
Hallo zusammen,
ich möchte mich nochmals eher allgemein zu Markus Werner äußern. Manchmal liegt vielleicht in der Alltäglichkeit das Banale. Manches ist ermüdend, über manches lässt sich ruhig mal nachdenken. Der Weltekel in "Zündels Abgang" vergisst man jedenfalls nicht so schnell.
"Am Hang" werde ich mir demnächst mal ausleihen.
Viele Grüße
Maria
Zitat von "xenophanes"Alles anzeigen
Markus Werner: Zündels Abgang. Roman [2.]
(dtv)
Schon die erste Lektüre vor einigen Jahren lies mich fasziniert zurück. "Zündels Abgang" ist eine fulminante Abrechnung mit dem Alltagswahnsinn. Lehrer Konrad Zündel, bisher geschätztes Mitglied der Schweizer Mittelklasse, kommt mit den Absurditäten und Zumutungen seines Lebens plötzlich nicht mehr zurecht und gleitet während der Ferien physisch und psychisch in die Zerrüttung ab. Während einer Reihe von grotesken Erlebnissen in Italien (nota bene!) nimmt das Verhängnis seinen Lauf.
Dieses kurze Buch enthält eine überwältigende Fülle von brillanten Bildern, Beobachtungen und Sentenzen, dass man am liebsten jeden Satz anstriche.
Übelwollend könnte man sagen, der Roman sei eine Art "Steppenwolf" für Intellektuelle in der Midlife Crisis. Frappant ist aber, dass der Text trotz klassisch-gehässiger Kulturkritik am modernen Leben nicht larmoyant wirkt(Negativbeispiel wäre hier Botho Strauss), sondern dass man den grotesken Zündel als glaubwürdige Figur empfindet, deren Leiden an der Welt man sehr gut nachempfinden kann. Eines der größten kleinen Bücher der zeitgenössischen Literatur.
Genazino folgt.
CK
Hallo CK
ich hoffe du hast nichts dagegen, wenn ich deinen Beitrag aus dem Thread "Was lest ihr gerade" hier reinkopiere. Ich finde deine Aussage sehr treffend.
Viele Grüße
Maria
Alles anzeigenLiebe Leserin,
"Am Hang" ist bisher meine einzige Erfahrung mit Markus Werner, ich werde ihr so schnell keine weitere folgen lassen. Zum Kauf dieses Buches hat mich damals eine Fernsehsendung veranlasst, was mir so schnell nicht wieder passieren wird. Richtig schlecht ist "Am Hang" nicht, aber es ist auch weit davon entfernt, sich große Literatur nennen zu dürfen. Irgendwie ganz nett, aber etwas banal, wie Du es meiner Meinung nach zutreffend nennst.
Es grüßt
Sir Thomas
Ich kenne bisher auch nur "Am Hang" welches ich kurz nach Erscheinen gelesen habe. Kann die Erfahrung von Sir Thomas teilen. Nach den Kommentaren hier sollte ich es wohl mal mit Zündel probieren, ich hätte ohne Eure Empfehlung nie zu dem Buch gegriffen, da der Name bei mir negativ vorbelegt ist (siehe wikipedia zu Ernst Zündel).
Gruß, Thomas
Ich kenne bisher auch nur "Am Hang" welches ich kurz nach Erscheinen gelesen habe. Kann die Erfahrung von Sir Thomas teilen. Nach den Kommentaren hier sollte ich es wohl mal mit Zündel probieren, ich hätte ohne Eure Empfehlung nie zu dem Buch gegriffen, da der Name bei mir negativ vorbelegt ist (siehe wikipedia zu Ernst Zündel).
"Am Hang" und "Der ägyptische Heinrich" sind seine schwächsten Bücher. "Zündels Abgang" sein bestes, die anderen sind auch lesbar.
CK
Die Begeisterung für Zündels Abgang kann ich leider nicht teilen. Auch wenn er thematisch eines der spannendsten Themen dieser Zeit anfasst, nämlich den Wahnsinn des Alltags und somit den Sinn des Lebens thematisiert, ließ mich das Buch über weite Strecken emotionslos zurück. Erst das Ende hat mir besser gefallen, zuvor hat mich der Stil Werners nie richtig berührt. Für mich also eine Leseenttäuschung.
Schöne Grüße,
Thomas
Die Begeisterung für Zündels Abgang kann ich leider nicht teilen. Auch wenn er thematisch eines der spannendsten Themen dieser Zeit anfasst, nämlich den Wahnsinn des Alltags und somit den Sinn des Lebens thematisiert, ließ mich das Buch über weite Strecken emotionslos zurück. Erst das Ende hat mir besser gefallen, zuvor hat mich der Stil Werners nie richtig berührt. Für mich also eine Leseenttäuschung.
Das ist insofern interessant als ich sonst nur immer umgekehrt höre: Großartiger Roman, aber schwaches Ende ...
CK