amerikanische Literatur

  • Hallo zusammen!


    Ich habe mir erlaubt, zwei nicht direkt das Diskussionsthema "amerikanische Literatur" betreffende Diskussionsfäden abzutrennen:


    Bücher hören vs. Bücher lesen


    und


    Warum werden Klassiker immer mal wieder neu übersetzt?


    Nix für Ungut, aber ich finde beide neuen Diskussionen sehr interessant und befürchte, in diesem Fremdthread gehen sie unter. :winken:


    Grüsse


    sandhofer

    Wo nehme ich nur all die Zeit her, so viel nicht zu lesen? - Karl Kraus

  • Hallo,


    Als ich gestern die Nachricht gehört habe, der amerikanische Schriftsteller David Foster Wallacesei am 12. September verstorben, (Selbstmord), habe ich mich sehr erschrocken, denn ich habe vor langer Zeit seinen Kurzgeschichtenband "Kurze Interviews mit fiesen Männern" sehr gerne gelesen.


    In einem Referat über "Empathie" (2003) habe ich eine Textstelle aus den Stories verwenden können:



    Ich war damals sehr angetan von der Lektüre, die sehr viel auf Psychologie aufbaut. Allerdings muss man sich auf die Fußnoten im Text gewöhnen.


    Liebe Grüße
    mombour


  • Hallo,


    Als ich gestern die Nachricht gehört habe, der amerikanische Schriftsteller David Foster Wallacesei am 12. September verstorben, (Selbstmord), habe ich mich sehr erschrocken, denn ich habe vor langer Zeit seinen Kurzgeschichtenband "Kurze Interviews mit fiesen Männern" sehr gerne gelesen.


    Hallo mombour


    die Nachricht habe ich heute morgen im Netz gelesen. Ich kenne noch nichts von dem Autor, doch muß er sehr wortgewaltig schreiben, wenn er u.a. mit James Joyce verglichen wird. Sein großes Werk "Infinite Jest" soll noch in diesem Jahr in deutsch erscheinen (lt. Spiegel online).


    Gruß
    Maria

    In der Jugend ist die Hoffnung ein Regenbogen und in den grauen Jahren nur ein Nebenregenbogen des ersten. (Jean Paul F. Richter)

  • Hallo JMaria,


    wortgewaltig ist er auf jedenfall. Bemerkenswert ist es immerhin auch, dass das Buch um die fiesen Männer obwohl ich das Buch im Jahre 2002 gelesen habe, einen dauernden Eindruck in mir gelassen hat. Ich werde in naher Zukunft noch einige Kurzgeschichtenbände lesen. Auf sein"Infinite Jest", sein Hauptwerk, bin ich natürlich gespannt und warte auf die Übersetzung.


    Liebe Grüße
    mombour

  • T. Williams Prosa sollten bei diesem Thema auch erwähnt sein. Normalerweise sind Erzählungen nicht so meins, aber seine überzeugen, ebenso wie die Romane.
    Ansonsten kann man sich ja über Windhams Dog Star freuen, müsste die Tage erscheinen. Hoffentlich gut übersetzt, die Originalfassung hatte mir sehr gut gefallen.

    ________Ein Brausen von Worten fängt in meinem Kopf an und dann ein Leuchten, einige Silben flimmern schon auf, und aus allen Satzschachteln fliegen bunte Kommas, und die Punkte, die einmal schwarz waren, schweben aufgeblasen zu Luftballons an meine Hirndecke, denn in dem Buch, das herrlich ist_____

  • Ich mach ja Amerikanistik als Studiengang und kriege da sowieso so einiges vorgesetzt und lese noch etliches nebenher, insofern fühle ich mich ganz wohl im Thread. Heuer gibt es bei uns ein kleines, aber feines Hauptseminar zum Thema "The Economy in the Contemporary Novel", wo natürlich das "Wunderkind" Franzen nicht fehlen darf, dazu stehen auf der Leseliste noch Colson Whitehead mit "Apex Hides the Hurt" und "John Henry Days" und Richard Powers mit "Gain". Mit "Gain" konnte ich mich im Sommer nicht so wirklich anfreunden, muss dem Buch aber jetzt in den Ferien wohl oder übel noch einmal eine Chance geben. Bei Franzen teile ich teilweise die Kritik, die oben u.a. von xenophanes geäußert wurde, zu einem gewissen Grad, andererseits hat das Buch trotzdem einen großen Unterhaltungswert, der es jedenfalls lesenswert macht. Whitehead dagegen kann ich eigentlich fast vorbehaltlos empfehlen, speziell "Apex". "The Intutionist" (dt.: "Die Fahrstuhlinspektorin") scheint zwar das Bekannteste von ihm zu sein (?), dafür fehlt's aber aktuell an Zeit leider. "Apex" jedenfalls ist eine wunderbare Parabel auf moderne, entfremdete Identitäten und die Suche nach einem "wahren Ich". Erzählt wird diese anhand einer Stadt, die sich mit der Frage beschäftigen muss, was denn der richtige Name für sie ist: Der ursprünglich von den Gründern, gerade befreite Afro-Amerikanische Sklaven, gewählte "Freedom", das dann später in den jetzigen Namen "Winthrope" umbenannt wurde nach einem weißen Großindustriellen, der sich dort samt Firma ansiedelte? Oder eben doch der neue Vorschlag des lokalen New Economy Milliardärs - "New Prospera"? Mit der Frage auseinandersetzen darf sich der farbige Protagonist, ein "naming consultant", der auch selbst nicht ganz mit seiner Identität im Reinen ist. Wie weit Whitehead jetzt in Deutschland bekannt ist, kann ich nicht sagen, wäre mal interessant zu wissen :-)


    Abgesehen davon habe ich in letzter Zeit noch gelesen:
    - Updike's "Terroris: Hat mir persönlich wenig zugesagt, speziell auf inhaltlicher Ebene. Das Ganze war doch sehr stark klischeehaft teilweise, speziell das Ende und diese "alles unter Kontrolle" Auflösung. Einfach nicht mein Fall.
    - Gertrude Stein "Three Lives": Hm immer wieder eine Umstellung, Texte dieser Zeit und Richtung (was ist im Übrigen das korrekte deutsche Äquivalent zu "Modernism"? Literarische / Kulturelle Moderne?) zu lesen, aber durchaus interessant, keine Frage.

  • Letztes Jahr im Dezember hab ich "On the Road - The Original Scroll" von Jack Kerouac gelesen, und mir fehlen die Worte um meiner Begeisterung Ausdruck zu verleihen. Die Handlung ist unwichtig, der Erzähler reist von Küste zu Küste: von Ost nach West und wieder zurück und wieder nach Westen und wieder zurück, usf. Interessant ist dabei das beschriebene Lebensgefühl, welches geprägt ist vom Leben für den Augenblick, das Hier und Jetzt, ohne sich den Kopf über das "Morgen" zu zerbrechen. Wirklich unschlagbar aber ist die Einfachheit und Schönheit der Sprache von Kerouac. Trotz der fehlenden Formatierung ein wirklich großer Lesegenuss!


  • Letztes Jahr im Dezember hab ich "On the Road - The Original Scroll" von Jack Kerouac gelesen ... ein wirklich großer Lesegenuss!


    Ja, unbedingt! :klatschen:


    An Kerouac, Salinger, Ginsberg und Bukowski hing (oder hängt) eine ganze Generation. Ich werde bei Gelegenheit mal nachsehen, in welch finstere Regalecke sich die Beat Generation zurückgezogen hat.


    Viele Grüße


    Tom

  • Reich-Ranicki vor etlichen Jahren: " Ob John Updike ein würdiger Literatur-Nobelpreisträger wäre? Wer, wenn nicht er. Wann, wenn nicht jetzt. .." Dafür ist es nun unwiderruflich zu spät.
    John Updike ist gestern 76jährig gestorben.
    Mir gefallen besonders seine Erzählungen "George und Vivian", "Farrells Caddie" und "Kreuzfahrt", aber auch seine Rabbit-Romane ...


  • " Ob John Updike ein würdiger Literatur-Nobelpreisträger wäre? Wer, wenn nicht er. Wann, wenn nicht jetzt. .."


    Elfriede Jelinek über Thomas Pynchon: "Es ist ein Witz, dass er den Nobelpreis nicht hat, und ich habe ihn. [...] Ich kann doch den Nobelpreis nicht kriegen, wenn Pynchon ihn nicht hat! Das ist gegen die Naturgesetze."


    Aber seit letzten Herbst kennen wir ja alle den Grund warum der Literatur-Nobelpreis nie an Pynchon, Roth, Updike, DeLillo o.a. ging: Horace Engdahl mag keine amerikanischen Schriftsteller. Wenigstens besteht für die kommenden Jahre noch Hoffnung :zwinker:

    Einmal editiert, zuletzt von gemaro ()

  • Da ich mich ja gerne belehren lasse: Was von Updike ist denn lesenwert / empfehlenswert? Der schrecklich vor Schmalz und Patriotismus triefende Roman Terrorist war es jedenfalls für meinen Geschmack nicht und hat mich bisher von jeglichem Lesen anderer Romane von ihm schon ein wenig abgeschreckt.

  • Vielleicht hat ja Horace Engdahl ja gar nicht so Unrecht; ich mag die amerikanische Literatur auch nicht, bislang hat mich noch nichts wirklich überzeugt (vielleicht die frühen Romane von Paul Auster, aber der hat einen eindeutig europäischen Hintergrund) - und ein paar wenige Dichter wie Emily Dickinson, Robert Frost, Robert Creeley und W. C. Williams...

  • @ AndiM
    Updike hat ja unglaublich viel geschrieben. Ich habe nur einen Bruchteil davon gelesen. Wie gesagt, vor allem die Kleinformate gefallen mir. Drei Titel habe ich oben genannt. Sie sind aus dem Erzählband "Der Mann, der ins Sopranfach wechselte". Hier erweist sich Updike als subtiler Beobachter menschlicher Beziehungen. Die Erzählungen sind zum Teil unglaublich treffend und komisch. Die Rabbit-Pentalogie - ich habe nur zwei Bände gelesen- ist sicher auch lesenswert. Auch hier geht es um Beziehungen und die Nöte des kleinen Mannes vor typisch amerikanischem Hintergrund. Den Roman "Terrorist" kenne ich nicht. Bei seinem Erscheinen vor drei Jahren hatte er mich aufgrund seines Themas schon gereizt. Dein Urteil bestätigt meine damalige Vermutung : Das ist nicht sein Terrain... Ich werde vielleicht noch "Ehepaare" lesen, den Roman aus den 60ern , der ihn berühmt gemacht hat.


    @ scardanelli
    Ist das nicht ein etwas zu abfälliges Urteil über die zeitgenössische amerikanische Literatur?
    Was ist mit Philipp Roth, Louis Begley, Tony Morrisson, Harald Brodkey und dem älteren - aber noch nicht Klassiker- Paul Bowles? Das sind doch exquisite Schriftsteller !


  • ... alle versucht und keine/r hat mich überzeugt...


    Don DeLillo schon versucht? Meiner Meinung nach einer der amerikanischen Top-Autoren immer noch. Ansonsten kann ich, wie schon früher hier betont, Colson Whitehead extrem empfehlen. Speziell "Apex Hides the Hurt" (dt.: "Apex") hat mir sehr gut gefallen.


    Gontscharow: Hm, ich weiß nicht wie weit ich hier spoilern darf / soll was Buchhandlung angeht. Erzählerisch ist das Ding nicht mal schlecht geschrieben. Nur der Plot, der sich um eben jenen halb-arabisch halb-amerikanischen Jungen, seinen jüdischen Lehrer und eine kleine Terrorzelle entwickelt, ist so klischeehaft, wie sie klingt, und endet genauso wie man es sich in einem Hollywoodstreifen nach 9/11 vorstellen würde. Ja, genau so.

  • Hallo,


    aufgrund meiner Beschäftigung mit Melville und Faulkner ist mir aufgefallen, dass ich bislang kaum US-Literatur gelesen habe, die vor dem Hintergrund des Bürgerkriegs spielt. Ausnahmen sind die sarkastischen Geschichten des Ambrose Bierce und M. Mitchells "Gone with the wind" (ist das eigentlich Trivialliteratur?). Wer kennt Relevantes zu dieser Thematik?


    Viele Grüße


    Tom