Flavius Josephus: Der jüdische Krieg

  • Gäbe es dafür Interessenten?


    Ich besitze nur eine Goldmann Taschenbuch Ausgabe und selbst die fristet seit Jahrzehnten ein ungelesenes Dasein, ich kann mich alleine einfach nicht aufraffen. Allerdings würde mir selbst diese Kurzfassung voraussichtlich auch völlig genügen - so sehr ich so etwas sonst ablehne - sämtliche sieben Bände zu lesen, dafür reicht mein Interesse nicht.
    Spannend finde ich am Thema, daß die Problematik dieser Region seit über 3000 Jahren unverändert besteht, nur die jeweils mitmischenden imperialen Mächte haben sich geändert, das Buch ist also quasi aktuell.
    Am Autor, der ja eigentlich Joseph Ben Mathitjahuh hieß, interessiert mich die Ursache seiner prorömischen Position - persönlicher (nachvollziehbarer) Opportunismus oder eine nüchterne, realpolitische Haltung gegenüber den Zeloten?


    Eine Leserunde im Winter?


    Gruß
    g.

  • Ja, das liegt bei mir auch schon viele Jahre. In meinem Kopf.
    Aber ich kenne noch nicht mal die großen Klassiker von Herodot (keine Zeit für die Leserunde hier) und Thukydides.
    :redface:

    Ich vergesse das meiste, was ich gelesen habe, so wie das, was ich gegessen habe; ich weiß aber soviel, beides trägt nichtsdestoweniger zu Erhaltung meines Geistes und meines Leibes bei. (G. C. Lichtenberg)


  • Ja, das liegt bei mir auch schon viele Jahre. In meinem Kopf.
    Aber ich kenne noch nicht mal die großen Klassiker von Herodot (keine Zeit für die Leserunde hier) und Thukydides.
    :redface:


    Hm. Dunkel bleibt mir Deiner Rede Sinn.
    Heißt das jetzt, Du könntest F.J. erst lesen, wenn Du mal Zeit für Herodot und Thukydides gehabt hattest?
    Ich hoffe doch, es ist, ganz im Gegenteil, ein kryptisches Ja zum Jüdischen Krieg. Dann wären wir immerhin Drei und was für einen Verein reicht, könnte vielleicht grade noch als "Runde" durchgehen :smile:


    LG
    g.


  • Hm. Dunkel bleibt mir Deiner Rede Sinn.


    mea culpa. :redface:


    Zitat


    Heißt das jetzt, Du könntest F.J. erst lesen, wenn Du mal Zeit für Herodot und Thukydides gehabt hattest?


    Ich könnte den Flavius erst lesen, wenn ich das ... und das ... und das ... :rollen:


    Zitat


    Ich hoffe doch, es ist, ganz im Gegenteil, ein kryptisches Ja zum Jüdischen Krieg. Dann wären wir immerhin Drei und was für einen Verein reicht, könnte vielleicht grade noch als "Runde" durchgehen :smile:


    Nein, das geht z Zt nicht. Nicht, wo hier demnächst schon ein gigantisches Werk ansteht.
    Denn wenn ich so einen Klassiker der Geschichtsliteratur lese, bringts mir nur was, wenn ich auch ein neues Geschichtswerk parallel lese.
    Von Griechen wie Römern ist aus der Schule einfach nicht genug hängengeblieben.


    Und wenn ich wirklich Zeit hätte, würde ich, nach Lektüre der Leserunde hier :wink: , wirklich erstmal den Herodot zwischennehmen.


    ----------
    Übrigens hab ich auch noch, wirklich für die nächste Zeit, eine gigantische Biographie hier liegen.
    Die ich auch schon seit Jahren lesen will.
    Lothar Gall, Bismarck.
    Achja, und Safranski über Schiller.


    Und ... undsoweiter. :wink:

    Ich vergesse das meiste, was ich gelesen habe, so wie das, was ich gegessen habe; ich weiß aber soviel, beides trägt nichtsdestoweniger zu Erhaltung meines Geistes und meines Leibes bei. (G. C. Lichtenberg)


  • Heißt das jetzt, Du könntest F.J. erst lesen, wenn Du mal Zeit für Herodot und Thukydides gehabt hattest?


    Da hat er aber nicht Unrecht. Herodot und Thukydides sind deutlich andere Kaliber als Flavius Josephus. Speziell "Der peloponnesische Krieg" ist eines der beeindruckendsten Bücher überhaupt, das mir bisher über das Regal gelaufen ist. Sollte man sofort lesen, wenn man es noch nicht kennt :zwinker:


    CK

  • Da hat er aber nicht Unrecht. Herodot und Thukydides sind deutlich andere Kaliber als Flavius Josephus. Speziell "Der peloponnesische Krieg" ist eines der beeindruckendsten Bücher überhaupt, das mir bisher über das Regal gelaufen ist. Sollte man sofort lesen, wenn man es noch nicht kennt :zwinker:


    CK


    Hallo Xenophanes, das glaube ich Dir sofort - aber ich will es gar nicht gelesen haben. Ich stehe auf einem winzigen Inselchen von Gelesenem, um mich her brandet das hoffnungslose, nicht zu durchschwimmende Meer des Ungelesenen, in dem ich, ehe ich ganz absaufe, immer mal wieder, nach Luft schnappend plantsche.
    In optimistischen Momenten kommt dann sowas wie die Flavius Idee auf, aber nix is damit, keine hilfreichen Geister, nur eine Anregung schneller und weiter zu schwimmen :sauer:


    Trotzdem: LG :smile:
    g.


  • Da hat er aber nicht Unrecht. Herodot und Thukydides sind deutlich andere Kaliber als Flavius Josephus. Speziell "Der peloponnesische Krieg" ist eines der beeindruckendsten Bücher überhaupt, das mir bisher über das Regal gelaufen ist. Sollte man sofort lesen, wenn man es noch nicht kennt :zwinker:


    Ich weiß, dass H. und T. höher bewertet werden, aber wenn ich Zeit hätt, hätt ich die und F.J. ja schon gelesen.
    Den Thukydides hab ich gerad mal aus dem Regal gerupft. Mann, riecht das schlecht.
    Mal aufm Flohmarkt gekauft für fuffzich Penning, Rowohlt Klassiker, Uraltpapier, 1962, bei dem unbequemen Satzspiegel fast 400 Seiten Text.
    Und wie ich schrieb, es lohnt sich einfach nur bei Gegenlektüre eines doch etwas moderneren Geschichtswerks.


    Direkt daneben steht übrigens Heliodor, Die Abenteuer der schönen Charikleia, am gleichen Stand erworben.
    Daneben stehen der Goldene Esel und das Satiricon, aber die hatte ich wenigstens gelesen.
    Vor nem Vierteljahrhundert.


    [quote author=gantenbeinin]
    Ich stehe auf einem winzigen Inselchen von Gelesenem, um mich her brandet das hoffnungslose, nicht zu durchschwimmende Meer des Ungelesenen, in dem ich, ehe ich ganz absaufe, immer mal wieder, nach Luft schnappend plantsche.
    [/quote]


    Liebe Gantenbeinin, ich lebe in diesem Zustand seit ca. 41 Jahren. Oder, wenn man die Bilderbücher dazurechnet, länger.
    Es lernt sich, das auszuhalten. Gibt schlimmere Arten, Robinson zu sein.
    :winken:

    Ich vergesse das meiste, was ich gelesen habe, so wie das, was ich gegessen habe; ich weiß aber soviel, beides trägt nichtsdestoweniger zu Erhaltung meines Geistes und meines Leibes bei. (G. C. Lichtenberg)


  • Liebe Gantenbeinin, ich lebe in diesem Zustand seit ca. 41 Jahren. Oder, wenn man die Bilderbücher dazurechnet, länger.
    Es lernt sich, das auszuhalten. Gibt schlimmere Arten, Robinson zu sein.
    :winken:


    Na prima, da soll ich wohl von Deiner greisen Erfahrung versuchen zu profitieren :smile:
    Meinerseits robinsone ich ja erst seit ca 60 Jahren :breitgrins:
    Die Charikleia habe ich übrigens gelesen, in der Pubertät, welchselbe auch schon ein Weilchen her ist.


    Aber um nochmal eine Lanze für den Josephus zu brechen (bei den Wenigen, die ihn nicht ohnehin kennen).
    Muß dem unbedingt ein Klassiker vorlaufen? Ich habe eine halbe Bibliothek zum Thema Judentum inklusive Probleme, plus die dazugehörige Geschichte der Region. Darunter ein leicht und schnell zu lesendes, ber gründliches Buch von dem Emeritus Klaus Bringmann: Geschichte der Juden im Altertum. Vom babylonischen Exil bis zur arabischen Eroberung, enthaltend eine pessimistische Prognose für das heutige Israel, die den Flavius ganz aktuell macht.
    Mir, in meiner Unbedarftheit und Anspruchslosigkeit, hätte dies und ähnliches genügt, um mich durch den (gekürzten) Jüdischen Krieg zu quälen, da ich hier einmal(trotz Forumsanspruch) nicht den Schwerpunkt auf Literatur gesetzt hätte.
    Aber, Einsamkeit ist mein Los bis zum Vicar of Wakefield.


    Gruß :winken:
    g.

  • Hallo


    Also der Thukydides ist eine sehr anspruchsvolle Lektüre. Weniger die Ereignisgeschichte als die eingebauten Reden, die stark konzentriert die Argumente jeder Seite enthalten. Nach dem sophistischen Verfahren stellt Thukydides die Argumente beider Seiten dar, und Aufgabe des Lesers ist es zu vergleichen.


    Man kann den "Peloponnesischen Krieg" nicht in ein paar Tagen lesen. Bei Josephus ist da doch etwas anders. Ausserdem wäre das doch einmal etwas anderes.


    Rolf

  • Ihr könnt ja auch zu zweit lesen, wenn sich niemand mehr findet und gantenbeinin so dringend muss. (Wobei ich tendenziell davon abrate. Wenn bei zweien einer ausfällt, bleiben verdammt wenig übrig, um die Leserunde zu beenden ;).)


    Es ist halt hier so, dass Leserundenvorschläge nicht immer und nicht immer innerhalb von ein paar Tagen abgemacht werden können. Da gibt es welche, die schmoren auch schon mal ein paar Jahre ...


    Den Thukydides hab ich gerad mal aus dem Regal gerupft. Mann, riecht das schlecht.
    Mal aufm Flohmarkt gekauft für fuffzich Penning, Rowohlt Klassiker, Uraltpapier, 1962, bei dem unbequemen Satzspiegel fast 400 Seiten Text.


    Die riechen heute alle so komisch, auch dann, wenn sie seit Anbeginn in deinem Besitz waren ;) ... Aber die Reihe als solche war genial. Und wurde - natürlich :grmpf: - eingestellt ...


    Und wie ich schrieb, es lohnt sich einfach nur bei Gegenlektüre eines doch etwas moderneren Geschichtswerks.


    Nicht notwendigerweise. Kommt auf den jeweiligen Leser an. Da ich kein Historiker bin und auch keiner werden will, genügten mir Vorwort und Anmerkungen meiner Ausgabe. Auch wenn beide noch ganz eindeutig ihren kommunistischen Ursprung verrieten (ich habe das TB von Reclam-Leipzig gelesen). Dafür fehlten (kommentarlos!) die eh apokryphen Stellen über Jesus ... ;)


    Aber um nochmal eine Lanze für den Josephus zu brechen (bei den Wenigen, die ihn nicht ohnehin kennen).
    Muß dem unbedingt ein Klassiker vorlaufen?


    "Kein Mensch muss müssen. Und ein Derwisch müsste?" - ;) - Man kann eine Tradition auch von hinten aufrollen. Oder aus der Mitte nach beiden Seiten. Oder auch gar nicht ...

    Wo nehme ich nur all die Zeit her, so viel nicht zu lesen? - Karl Kraus


  • Die riechen heute alle so komisch, auch dann, wenn sie seit Anbeginn in deinem Besitz waren ;) ...


    Achso. Ich dachte, es läg in der Familie, nur bei Eltern und mir.


    Zitat


    Aber die Reihe als solche war genial. Und wurde - natürlich :grmpf: - eingestellt ...


    Naja. In der Siebenkäs-Ausgabe ist was weggekürzt. :grmpf:


    Zitat


    Nicht notwendigerweise. Kommt auf den jeweiligen Leser an.


    Ja. Ich hab das bei den paar Klassikern, die ich in der Ecke überhaupt gelesen hab, stets so gehalten.
    In Schillers 30-jährigem Krieg war ich übrigens steckengeblieben.
    Und hab nur das ein und andere an modernerer historischer Literatur gelesen.


    Zitat


    Da ich kein Historiker bin und auch keiner werden will, genügten mir Vorwort und Anmerkungen meiner Ausgabe. Auch wenn beide noch ganz eindeutig ihren kommunistischen Ursprung verrieten (ich habe das TB von Reclam-Leipzig gelesen). Dafür fehlten (kommentarlos!) die eh apokryphen Stellen über Jesus ... ;)


    Bei Thukydides ????? :confused: :breitgrins:

    Ich vergesse das meiste, was ich gelesen habe, so wie das, was ich gegessen habe; ich weiß aber soviel, beides trägt nichtsdestoweniger zu Erhaltung meines Geistes und meines Leibes bei. (G. C. Lichtenberg)


  • Ihr könnt ja auch zu zweit lesen, wenn sich niemand mehr findet und gantenbeinin so dringend muss. (Wobei ich tendenziell davon abrate. Wenn bei zweien einer ausfällt, bleiben verdammt wenig übrig, um die Leserunde zu beenden ;).)


    Ach, ich habe hier schon ein paar Leserunden alleine beendet, das geht schon. Manchmal fallen auch während der Lektüre gleich mehrere Leser aus :zwinker:


  • "Kein Mensch muss müssen. Und ein Derwisch müsste?" - :zwinker: -


    Genau :smile:. So dringend muß gantenbeinin dann auch wieder nicht. Sie hätte sich nur gerne ein Vehikel geschaffen, das sie durch den Jüdischen Krieg zieht, weil alleine zu faul. Jedoch, selbst wenn er bereit wäre dies auf sich zu nehmen, würde ich es dem armen Rolf nicht zumuten. Eingangsfrage war ja: Gäbe es dafür Interessenten (Plural)? Und die ist sicher nun erschöpfend beantwortet.
    Mich tröstet dann doch, eine der Vielen zu sein, die sterben werden ohne, unter anderem, den Flavius Josephus gelesen zu haben :breitgrins:


    Fatalistischer Gruß
    g.

  • Naja. In der Siebenkäs-Ausgabe ist was weggekürzt. :grmpf:


    Die Platon-Ausgabe war auch überarbeitet – an mindestens einer Stelle sogar sinnentstellend (bitte jetzt nicht fragen, wo; das suche ich nicht nochmal raus! :smile:) –, ohne dass das irgendwo dokumentiert war. Die Rowohlt-Klassiker waren den Goldmann-Klassikern zwar meilenweit voraus, das Gelbe vom Ei waren sie aber deshalb nicht.

  • Also ich habe mit den Goldmann-Klassikern gute Erfahrungen gemacht. Ich hatte eine gehörige Sammlung davon in den 60ern, teilweise habe ich sie noch heute, so die Plutarch-Ausgabe.


    Für einen 15jährigen Gymnasiasten mit wenig Taschengeld waren sie vollkommen in Ordnung. So habe ich Balzac, Goethe, und vor allem die französischen Klassiker kennengelernt, die waren in der Reihe gut vertreten.


    Rolf


  • Also ich habe mit den Goldmann-Klassikern gute Erfahrungen gemacht. Ich hatte eine gehörige Sammlung davon in den 60ern, teilweise habe ich sie noch heute, so die Plutarch-Ausgabe.


    Für einen 15jährigen Gymnasiasten mit wenig Taschengeld waren sie vollkommen in Ordnung. So habe ich Balzac, Goethe, und vor allem die französischen Klassiker kennengelernt, die waren in der Reihe gut vertreten.


    Rolf


    Die Reihe der Goldmann-Klassiker enthielt großteils bearbeitete, unzuverlässige und gekürzte Texte, so dass die ganze Reihe sehr rasch und zu Recht in Verruf gekommen ist. Für 15jährige Gymnasiasten mag das von wenig Bedeutung sein, allerdings stellen die nur einen kleinen Teil der Zielgruppe von Klassikerausgaben. Außerdem tut es auch 15jährigen Gymnasiasten keinen Schaden, wenn die Texte, die sie vorgesetzt bekommen, philologisch zuverlässig ediert und vollständig sind, oder?


    Also: Finger weg von antiquarischen Goldmann-Klassikern, stattdessen lieber Insel oder detebe kaufen!

    Einmal editiert, zuletzt von bonaventura ()