• Danke für den Hinweis! Ich mag Else Lasker-Schülers Lyrik mit ihren Wortschöpfungen wie "meinwärts" sehr! Schön, dass man jetzt ihre Bilder im Original und in ihrer Gesamtheit bewundern kann. Die Ausstellung werde ich mir bestimmt anschauen, wahrscheinlich aber erst in Berlin!



    Die NZZ berichtet darüber:


    Als den Buchstaben die Blüte aufging


    Viele Grüße
    Maria

    In der Jugend ist die Hoffnung ein Regenbogen und in den grauen Jahren nur ein Nebenregenbogen des ersten. (Jean Paul F. Richter)

  • Ich habe mir die Ausstellung von Else Lasker-Schülers bildnerischem Werk im Jüdischen Museum in Frankfurt angesehen.
    Jeder der ihre Gedichte kennt, kennt auch ihre Zeichnungen, ihren Nicodemus oder Prinz Jussuf. In dieser Ausstellung nun kann man ihr graphisches Werk in seiner Gesamtheit fast lückenlos und im Original bewundern. Faszinierend, auf welchen Materialen ihre Werke zum Teil entstanden sind: auf Briefumschlägen, der Rückseite von Telegrammen, Antragsformularen und immer wieder als Illustrationen auf Postkarten und Briefen z. B. an Franz Marc, Karl Kraus, Richard Dehmel, Georg Trakl und andere. Das demonstriert schon beeindruckend, wie ihr alltägliches Leben von Kunst durchdrungen war. Die Ausstellung zeigt auch durch Gegenüberstellung ihre Affinität zu modernen Kunstströmungen wie der Blaue Reiter u.a. und auch, woher sie sich ihre Inspirationen holte. So hat z. B. das stereotyp wiederkehrende Profil ihres Prinzen Jussuf seine Entsprechung in einer altägyptischen Büste aus dem Neuen Museum in Berlin.
    Jussuf, eine Kompilation aus dem arabischen Yussuf aus dem Koran und dem jüdisch biblischen Joseph, ist Elses alter ego und sein Land Theben ein jüdisch orientalisches Traumland, in das die schon früh sich heimatlos Fühlende sich versetzte. Es ist gleichzeitig Projektionsfläche für das Wilde, Bunte, Ungezähmte ihrer Kunst und ihrer Existenz. Das ist es, was ich an Else so schätze und bewundere: diese unglaubliche Bestimmtheit und Freiheit, mit der sie (geboren 1869!) sich als Künstlerin und als Mensch erfunden und verwirklicht hat, und die farbige Phantastik, mit der sie ihr Leben als Bohemienne in Berlin umgab. Manche Bilder schienen mir fast Entwürfe für die phantastischen Gewänder zu enthalten, die sie im wirklichen Leben getragen hat.
    1933 verließ Else Lasker-Schüler Deutschland, nachdem sie tätlich angegriffen worden war, zog in die Schweiz und ließ sich, als die Behörden ihr nach einer Palästinareise die Wiedereinreise verweigerten, in Jerusalem nieder. In einem Raum werden unter dem Motto Das Grauen der Einsamkeit (ein Diktum von ihr) die wenigen Zeichnungen gezeigt, die in dieser Zeit entstanden sind, mit Themen wie Abschied von den Freunden und Straßenszenen aus Jerusalem. „ Das Land blieb ja daselbe, Urland, die Schöpfung, aber ich versinke in mir und werde hier vor Traurigkeit sterben“, schrieb sie 1940. Eine letzte Zeichnung auf einem Stückchen kariertem Blockpapier zeigt mit schwachen Bleistiftstrichen Jussuf an einem Baum erhängt.


    Die Bilder sind eine schöne Ergänzung ihrer Gedichte, ja man kann darin auch irgendwie die Fortsetzung ihrer Lyrik mit anderen Mitteln sehen, aber die Ausstellung macht doch auch ganz deutlich, dass natürlich ihre Lyrik von größerer Bedeutung ist.
    Sie sei diesem der Lyrik doch eher reserviert gegenüberstehenden Literaturforum an dieser Stelle nochmal ans Herz gelegt und empfohlen!

  • Tolle Bilder, ich kenne sie aus Abbildungen!

    Daß man gegen seine Handlungen keine Feigheit begeht! daß man sie nicht hinterdrein im Stiche läßt! - Der Gewissensbiß ist unanständig. - Friedrich Nietzsche - Götzen-Dämmerung, Spruch 10

  • Hallo,


    zwischen den Jahren war ich in Berlin und habe mir die Ausstellungen im Bode-Museum und in der Alten Nationalgalerie angeschaut. Neben den hervorragend renovierten, imposanten, wenn auch latent größenwahnsinnigen Museumsbauten der wilhelminischen Zeit waren natürlich auch die Kunstwerke hoch eindrucksvoll.
    Das Bode-Museum stellt vor allem Skulpturen aus, vom Mittelalter bis zum Klassizismus: Hier haben mich besonders einige mittelalterliche Werke und natürlich die Riemenschneider-Sammlung beeindruckt. Außerdem kann man hier herrliche Bildwerke der italienischen Renaissance sehen: man meint, diesen Menschen gegenüberzustehen.


    Die Alte Nationalgalerie ist für Freunde des 19. Jahrhunderts ein Erlebnis! Ausgehend von der Goethezeit über die Romantik bis hin zum Ersten Weltkrieg findet man hier nicht nur großartige Gemälde und Skulpturen, sondern auch zahlreiche Begegnungen mit Schriftstellern und anderen Berühmtheiten dieser Zeit, die in den Gemälden und Skulpturen abkonterfeit sind. Mir hat diese Ausstellung großen Spaß gebracht und hatte einen hohen Wiedererkennungswert. Selten habe ich in einem Museum so viele oft abfotografierte Skulpturen und Gemälde gesehen: Freunde von C.D. Friedrich, Spitzweg, Menzel und vielen anderen kommen hier genauso auf ihre Kosten wie allgemein am Kulturgeschehen des 19. Jahrhunderts Interessierte, die in zahlreichen Genrebildern und Büsten auf alte Bekannte stoßen, mal ernsthaft, mal karikierend dargestellt.


    finsbury

    Ein Buch muss die Axt sein für das gefrorene Meer in uns. (Kafka)

  • finsbury du Glückspilz! Die Alte Nationalgalerie, das ist ein alter Besuchertraum.


    Ich habe den Bestandkatalog der Gemälde und es scheint mir eine grandiose Sammlung, besonders der Kunst des 19. Jahrhunderts zu sein.


    Ich war im Van Gogh-Museum (Picasso-Ausstellung und ständige Sammlung Van Gogh'scher Meisterwerke) und bin noch im Bann!

    Daß man gegen seine Handlungen keine Feigheit begeht! daß man sie nicht hinterdrein im Stiche läßt! - Der Gewissensbiß ist unanständig. - Friedrich Nietzsche - Götzen-Dämmerung, Spruch 10