Choderlos de Laclos: Liaisons dangereuses (Gefährliche Liebschaften)

  • Hallo zusammen!


    Das einzige Werk dieses Autors, das es zu Bekanntheit gebracht hat, ja zu Weltruhm.


    Das Werk präsentiert sich als Sammlung von Briefen, die die Protagonisten untereinander ausgetauscht haben. Sehr bald kristallisiert sich ein Zentrum heraus, das die Handlung vorantreibt. Mme de Mertreuil, eine mit allen Wassern gewaschene Kurtisane. Um sich an einem ehemaligen Liebhaber zu rächen, hetzt sie einen andern ihrer ehemaligen Liebhaber auf des ersteren zukünftige Gattin.


    Die Geschichte entwickelt sich langsam. Das Personal rekrutiert sich aus dem französischen Adel kurz vor der Revolution. (Choderlos de Laclos war - nebenbei gesagt - auch Redenschreiber für Robespierre ...) Diese Leute haben nicht wirklich etwas zu tun: In der Verwaltung des französischen Staat sind sie vom König ausgeschaltet worden, Berufe können und wollen sie keine erlernen, dennoch legt der königliche Hof Wert darauf, dass diese Leute sich regelmässig in Paris aufhalten. Da man also sonst nichts zu tun hat, beschäftigt man sich halt mit sich selber. Da man auch nicht gläubig ist, analysiert man, ins kleinste Detail gehend, die untereinander bestehenden Beziehungen.


    Choderlos de Laclos hat sich bemüht, den Briefen jeweils einen dem Charakter des Schreibenden eigentümlichen Stil zu geben; ich habe das Buch in der bei Hanser 2003 erschienenen Neuübersetzung gelesen.


    Ein Buch über Leute, die Zeit hatten, für Leute, die Zeit haben - denn den subtilen Anspielungen v.a. einer Mme de Mertreuil, muss man in ihren Briefen Satz für Satz nachspüren.

    Wo nehme ich nur all die Zeit her, so viel nicht zu lesen? - Karl Kraus

  • Ich hab die Neuübersetzung schon seit einiger Zeit liegen.
    Möchte doch mal langsam dran.


    Ich hatte den Roman in meinen 20ern gelesen, lang ist es her, die Insel-Taschenbuchausgabe, und kann mich bis heute dran erinnern.
    Die völlig amoralische, sozusagen vergiftete Atmosphäre hat mich damals fasziniert.
    Es ist ein wirklich großartiges Abbild des französischen Königtums im Endstadium -
    das Pulverfass, das dann explodierte.
    Es hat mir mehr über die Ursachen der Französischen Revolution beigebracht als irgendein historisches Werk.


    Ein wirklich klassischer Briefroman.
    Übrigens in den 90ern in kurzer Zeit gleich zweimal verfilmt.


    LG
    Leibgeber

    Ich vergesse das meiste, was ich gelesen habe, so wie das, was ich gegessen habe; ich weiß aber soviel, beides trägt nichtsdestoweniger zu Erhaltung meines Geistes und meines Leibes bei. (G. C. Lichtenberg)

  • In Form eines Briefromans gehalten spinnt de Laclos einen Reigen deren Protagonisten auf das unvermeidliche Ende zusteuert. Immer Enger zieht sich die Schlinge zu. Intrigen und Machtspiele bestimmen das Geschehen. Zwar musste Laclos wiederrufen das sich dies alles so zugetragen haben könnte aber ich glaube das die Wahrheit irgendwo dazwischen liegt. Wie gut kann man sich eine reiche Witwe vorstellen deren einziger Zeitvertreib es ist alle Gegeneinander auszuspielen.
    Ein unglaublicher Roman der einen in die Abgründe der menschlichen Seele blicken lässt. - Grandios.

  • Der Roman ist wirklich sehr virtuos geschrieben. Aber die Verfilmungen mag ich alle nicht. Ich mag es in diesem Fall lieber, wenn die genaue Ausgeslaltung der Phantasie des Lesers überlassen bleibt.