Januar 2007: Virginia Woolf - Orlando

  • Hallo zusammen


    JMaria schrieb.

    Zitat

    also ich bin nun ca. Mitte des 4. Kapitels und frage mich, ob die Verwandlung zur Frau nicht ungünstig für Orlando ist, in Bezug auf seine Leidenschaft fürs Dichten.


    Diesen Eindruck hatte ich auch und zwar nicht nur im Bezug aufs Dichten. Als Orlando nach seiner Geschlechtsumwandlung erwacht, ist ihm das zwar zunächst ziemlich egal und er lebt weiter, wie bisher - nur jetzt eben als Frau. Allerdings wird er/sie sich mit der Zeit über die gesellschaftlichen Konventionen bewußt. Besonders deutlich empfand ich das im 5. Kapitel, als Orlando meint, sich unbedingt verheiraten zu müssen. Dort heißt es: "Es war nicht Orlando, die sprach, sondern der Geist der Zeit."... "Jeder ist gepaart, nur ich nicht, sann sie, ..."..."Solche Gedanken waren ihr früher nie in den Sinn gekommen".


    JMaria schrieb:

    Zitat

    Ich bin da schon wieder viel zu kompliziert rangegangen...


    Diese Gefahr, die Dinge zu überinterpretieren ist bei diesem Buch schon gegeben. Ging mir auch so, als im 4. Kapitel ein Satz beginnt: "Dies geschah am Dienstag, dem 16. Juni 1712;.." Ich natürlich sofort: BLOOMSDAY! Und gleich weiter die Assoziationen: Bloomsbury - Blumen - blühen - Garten - Sissinghurst... Paßt! Aber dann hielt ich diesen Gedankengang doch für zu weit hergeholt.


    Dann fand ich einen Satz, den Wolf Wondratschek in einem Artikel in der ZEIT mal über das Buch schrieb:


    Orlando ist ein unwiederholbarer Glücks- und Einzelfall, eine Götterspeise, in deren Atomen man endlos stochern könnte, nur um immer wieder weiter nichts zu finden als die unsichtbaren Bestandteile sorgloser Vollkommenheit.


    Ich habe das Buch heute beendet und obwohl ich das Schlußkapitel als sehr melancholisch empfand, so hat doch das humorvolle, ironische Element überwogen und ich habe Orlando als Unterhaltungsroman im allerbesten Sinne gelesen. Ich hätte mir nur gewünscht, daß ich mit der Biographie Vita Sackville-Wests vertrauter wäre, um die ganzen Anspielungen besser verstehen zu können. Aber in diesem Punkt habt ihr mir ja sehr weitergeholfen. Vielen Dank dafür :winken:


    Übrigens habe ich entdeckt, daß es die "Erinnerungen an Bloomsbury" von Quentin Bell auch bei Jokers gibt:


    http://www.jokers.de/suche.php…a8b9f1c1ab8c8902&x=43&y=5


    Viele Grüße
    ikarus

    "Der Umgang mit Büchern bringt die Leute um den Verstand" (Erasmus von Rotterdam)

  • Hallo zusammen,



    Diese Gefahr, die Dinge zu überinterpretieren ist bei diesem Buch schon gegeben. Ging mir auch so, als im 4. Kapitel ein Satz beginnt: "Dies geschah am Dienstag, dem 16. Juni 1712;.." Ich natürlich sofort: BLOOMSDAY! Und gleich weiter die Assoziationen: Bloomsbury - Blumen - blühen - Garten - Sissinghurst... Paßt! Aber dann hielt ich diesen Gedankengang doch für zu weit hergeholt.


    darauf wäre ich nicht gekommen: Bloomsday
    Ich finde deine Gedanken super :-)


    Zitat von "Ikarus"


    Dann fand ich einen Satz, den Wolf Wondratschek in einem Artikel in der ZEIT mal über das Buch schrieb:


    Orlando ist ein unwiederholbarer Glücks- und Einzelfall, eine Götterspeise, in deren Atomen man endlos stochern könnte, nur um immer wieder weiter nichts zu finden als die unsichtbaren Bestandteile sorgloser Vollkommenheit.


    Dem Mann kann ich nur zustimmen.


    Zitat von "Ikarus"

    Ich habe das Buch heute beendet und obwohl ich das Schlußkapitel als sehr melancholisch empfand, so hat doch das humorvolle, ironische Element überwogen und ich habe Orlando als Unterhaltungsroman im allerbesten Sinne gelesen. Ich hätte mir nur gewünscht, daß ich mit der Biographie Vita Sackville-Wests vertrauter wäre, um die ganzen Anspielungen besser verstehen zu können. Aber in diesem Punkt habt ihr mir ja sehr weitergeholfen. Vielen Dank dafür :winken:


    Upps, diesmal konnte ich mit deinem Tempo nicht mithalten. Wie du bereits in einem vorherigen Posting erwähnt hast, macht das 4. Kapitel einen heiteren Eindruck. Ein paar Mal mußte ich doch tatsächlich laut lachen. Wer hätte das bei Virginia Woolf gedacht.


    Ich fands urkomisch, dass die Erzherzogin Harriet Griselda von Finster-Aarhorn und Scand-op-Boom plötzlich ein Mann war *lach*
    Die Szenen die dann folgten waren prächtig amüsant.


    Irgendeinen Ausweg aus der Schwierigkeit mußte es geben, nahm sie an, und da sie einem Mann keins mehr über den Schädel geben oder ihm mit dem Degen den Leib durchbohren konnte, fiel ihr kein besseres Mittel ein als dieses. Sie fing eine Schmeißfliege .... usw..


    gebührende Ehre erwiesen Orlando die Hirsche als er/sie auf sein Anwesen zurück kam. Hirsch als mythisches Symbol?


    Zitat


    Übrigens habe ich entdeckt, daß es die "Erinnerungen an Bloomsbury" von Quentin Bell auch bei Jokers gibt:


    :klatschen: :klatschen: :klatschen:


    Komme zu Kapitel 5.


    Viele Grüße
    Maria

    In der Jugend ist die Hoffnung ein Regenbogen und in den grauen Jahren nur ein Nebenregenbogen des ersten. (Jean Paul F. Richter)

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  • Hallo ihr beiden !



    Zitat

    Dann fand ich einen Satz, den Wolf Wondratschek in einem Artikel in der ZEIT mal über das Buch schrieb:


    Orlando ist ein unwiederholbarer Glücks- und Einzelfall, eine Götterspeise, in deren Atomen man endlos stochern könnte, nur um immer wieder weiter nichts zu finden als die unsichtbaren Bestandteile sorgloser Vollkommenheit.


    Ja, treffend ausgedrückt. Ich vermute auch, dass es sehr, sehr viele Anspielungen auf Vitas Leben, Vorlieben usw. gibt, die nur sie und Virginia verstehen konnten. Orlando ist deshalb auch für mich eine unheimlich schöne Liebeserklärung !


    Zum Ende des 4.Kapitels schlüpft Orlando ja immer zwischen ihren männlichen und weiblichen Kostümen hin und her, es ist also nur der Mensch an sich wichtig und nicht seine äußere Erscheinung. Vielleicht kann man das heute, wo ja Frauen selbstverständlich in Hosen rumlaufen, etwas schwerer nachvollziehen, aber man sieht sehr gut die damaligen gesellschaftlichen Rollen.


    Schön, als Orlando dann auf Marmaduke trifft (welch Name *lach*). Plötzlich wird deutlich, dass in jedem Mensch ein bißchen was weibliches und etwas männliches steckt. Diese Vertrautheit schildert VW sehr treffend; sie plaudern über nichts Wichtiges und doch ist alles vollkommen, im Gegensatz zu den Gesellschaften vorher.


    Ich bin gespannt, ob Virginia sich selbst auch noch auftreten lässt und befinde mich am Ende des 5.Kapitel !


    Gruß von Steffi



  • Zum Ende des 4.Kapitels schlüpft Orlando ja immer zwischen ihren männlichen und weiblichen Kostümen hin und her, es ist also nur der Mensch an sich wichtig und nicht seine äußere Erscheinung. Vielleicht kann man das heute, wo ja Frauen selbstverständlich in Hosen rumlaufen, etwas schwerer nachvollziehen, aber man sieht sehr gut die damaligen gesellschaftlichen Rollen.


    Schön, als Orlando dann auf Marmaduke trifft (welch Name *lach*). Plötzlich wird deutlich, dass in jedem Mensch ein bißchen was weibliches und etwas männliches steckt. Diese Vertrautheit schildert VW sehr treffend; sie plaudern über nichts Wichtiges und doch ist alles vollkommen, im Gegensatz zu den Gesellschaften vorher.


    Ich bin gespannt, ob Virginia sich selbst auch noch auftreten lässt und befinde mich am Ende des 5.Kapitel !


    Hallo Zusammen,


    Ich finde es auffallend, wie frei sich Orlando im 4. Kapitel in Frauen-, wie in Männerkleidung, bewegt. Doch damit ist im 5. Kapitel Schluß. Sehr bedrückend kommt die Viktorianische Ära rüber ... das Gewicht der Krinoline, die dünnen Schühchen, die Unbeweglichkeit die die Mode der Frau verursacht, Spaziergänge macht Orlando aus diesen Gründen nicht mehr. Ein weiterer Grund ist ihre Angst, sich alleine irgendwo aufzuhalten. Daraus resultierend braucht Orlando einen festen Arm, einen Mann an ihrer Seite. Es bedrückt sie, Jeder ist gepaart, nur ich nicht. Traurig. ikarus, du erwähnst diese Szene ebenfalls. Die Wandlung der gesellschaftlichen Konventionen fand ich sehr bedrückend.


    Dann begegnet ihr Marmaduke *g*


    Die adligen Namen haben es in Orlando wirklich in sich :breitgrins:


    Was ich nicht ganz verstehe ist der Hinweis, dass Orlando eine "Braut der Natur" sein soll. In Kapitel 5 wird sie so genannt. In den vorigen Kapitel kommt öfters der Hinweis, dass sie ein Kind der Natur ist und im Kapitel 4 ist es in den Augen der Zigeuner sogar etwas negatives, dass ihr Gott die Natur ist. Gerade die Zigeuner sind doch sehr für die Natur, freies Leben ... usw... Ist das nicht ein Widerspruch? Verstehe ich nicht.


    Viele Grüße
    Maria

    In der Jugend ist die Hoffnung ein Regenbogen und in den grauen Jahren nur ein Nebenregenbogen des ersten. (Jean Paul F. Richter)

    Einmal editiert, zuletzt von JMaria ()

  • Hallo zusammen,


    Orlando bekommt ein Kind. Ich glaube, dass der Zeitpunkt der Zeugung in der Szene zu finden ist, als sie und Marmaduke im Gras liegen und er Schneckenhäuser baut. Die Spirale ist ein uraltes Symbol der Schöpfung. Ich meine, ich habe gelesen, dass V.W. die Schnecke als Symbol der weiblichen Geschlechtsorgane gebraucht.


    Viele Grüße
    Maria

    In der Jugend ist die Hoffnung ein Regenbogen und in den grauen Jahren nur ein Nebenregenbogen des ersten. (Jean Paul F. Richter)

  • Hallo !


    Ich habe heute Orlando beendet.


    Die Schilderung der viktorianischen Zeit fand ich sehr plastisch und die einengenden Zwänge konnte man deutlich spüren. Als Zusammenfassung benutzt sie die Weltausstellung, die von Prinz Albert, dem Ehemann von Königin Victoria, geleitet wurde:
    Doch wie groß war ihre Überraschung, als der Sonnenstrahl beim Auftreffen auf die Erde eine Pyramide, Hekatombe oder Trophäe (denn es hatte etwas von einem Tafelaufsatz) hervorzurufen oder ausleuchten zu lassen schien - jedenfalls eine Anhäufung der unterschiedlichsten und unpassendsten Objekte,...


    Zitat

    Ich glaube, dass der Zeitpunkt der Zeugung in der Szene zu finden ist, als sie und Marmaduke im Gras liegen und er Schneckenhäuser baut. Die Spirale ist ein uraltes Symbol der Schöpfung.


    Maria, das hätte ich nie erkannt !


    Zitat

    Was ich nicht ganz verstehe ist der Hinweis, dass Orlando eine "Braut der Natur" sein soll.


    Ja, das fand ich auch komisch - gerade auch die Zigeunerszene. Hmm, könnte es etwas mit Philosophie zu tun haben ? Oder einfach Vitas Naturliebe. Das kommt ja auch in dem Eich-Baum-Gedicht immer wieder vor. Am Ende steht das Gedicht dann auch für Ruhm, Ehrgeiz und Eitelkeit, die Orlando dann zugunsten der einfachen, wahren Natur, nämlich dem Baum an sich und nicht nur Worte über die Natur, ablegt. Das passt aber jetzt auch nicht wirklich zu den Zigeunern.


    Diese Schichten-Ichs haben mir auch sehr gut gefallen - beim Über-Ich dachte ich natürlich sofort an Sigmund Freud und auch an Proust, der die Identität ja über die Erinnerung angeht.


    Gruß von Steffi

  • Hallo zusammen,
    ich nähere mich den Schluß.


    Kurz noch ein Gedanke zu Steffis Beitrag:

    Zitat


    Zum Ende des 4.Kapitels schlüpft Orlando ja immer zwischen ihren männlichen und weiblichen Kostümen hin und her, es ist also nur der Mensch an sich wichtig und nicht seine äußere Erscheinung. Vielleicht kann man das heute, wo ja Frauen selbstverständlich in Hosen rumlaufen, etwas schwerer nachvollziehen, aber man sieht sehr gut die damaligen gesellschaftlichen Rollen.


    ich sah die wechselnden Kostüme auch als Sinnbild und dezenten Hinweis auf Orlandos sexuelle Aktivität(?)... und erfreute sich gleichermaßen der Liebe beider Geschlechter. (S. 156)


    Nachts durchwanderte sie die Straßen nach Abenteuer.


    Liebe Grüße
    Maria

    In der Jugend ist die Hoffnung ein Regenbogen und in den grauen Jahren nur ein Nebenregenbogen des ersten. (Jean Paul F. Richter)

  • Hallo zusammen,


    ich mach einfach mal weiter mit meinen Gedanken, die sich jetzt rückwärts richten und überblicke das Gelesene.
    Könnt ihr euch vorstellen, dass nicht nur Orlandos Geschlechtsumwandlung eine zentrale Rolle spielt, sondern in den einzelnen Kapiteln Englands Literaturgeschichte zu finden ist.


    Es beginnt mit Lyrik (Shakespeare) und mit den Jahrhunderten verändert sich die Literatur. Beispiele die mir auffielen:


    Kapitel V (S.162) - dort geht es um Eusebius Chubb.
    Die Feuchtigkeit kriecht ins Tintenfass.... das Ergebnis.... es schwollen die Sätze, vermehrten sich die Adjektive, verwandelte Lyrik sich in Epik, und kleine Nichtigkeiten, die ursprünglich Essays von vielleicht einer Spalte Länge gewesen waren, wurden jetzt zu Enzyklopädien in zehn oder zwanzig Bänden.


    Am Ende ging Chubb ins Haus, steckt den Kopf in den Gasofen, und als sie ihn fanden, war alles Wiederbeleben zwecklos.


    War die Lyrik zu damaliger Zeitpunkt tot? So ein deutliches Ende eine Mannes muß doch etwas zu bedeuten haben. Er steckte doch nicht nur seinen Kopf in den Gasofen, weil seine Jenny das 15. oder 16. Kind auf die Welt bringt und weil er so fruchtbar ist.


    Kapitel VI
    Bei ihren wenigen Spaziergängen im 19. Jahrhundert sieht Orlando erstaunt in einem Buchladen, dass es Shakespeares Werk in Sammelbänden gibt. Sie läßt sich Shakespeare und auch die viktorianische Literatur ins Haus schicken und ist vom Anblick ganz überwältigt, ja entsetzt.


    Pakete rutschten sogar die Treppe herunter - mit der gesamten viktorianischen Literatur... An die schmalen Literaturen des sechzehnten, siebzehnten und achtzehnten Jahrhunderts gewöhnt, war Orlando entsetzt über die Folgen ihrer Bestellung...


    im Buch finden sich durchweg solche Hinweise auf Veränderungen in der Literatur. Veränderungen äußerlich (Buchbindung) wie innerlich, die Struktur der Literatur.


    Liebe Grüße
    Maria

    In der Jugend ist die Hoffnung ein Regenbogen und in den grauen Jahren nur ein Nebenregenbogen des ersten. (Jean Paul F. Richter)

  • Hallo zusammen,




    Ich habe das Buch heute beendet und obwohl ich das Schlußkapitel als sehr melancholisch empfand, so hat doch das humorvolle, ironische Element überwogen und ich habe Orlando als Unterhaltungsroman im allerbesten Sinne gelesen. Ich hätte mir nur gewünscht, daß ich mit der Biographie Vita Sackville-Wests vertrauter wäre, um die ganzen Anspielungen besser verstehen zu können. Aber in diesem Punkt habt ihr mir ja sehr weitergeholfen. Vielen Dank dafür :winken:


    Ich empfand es genauso. So richtig verstand ich den Schluß nicht. Wie da plötzlich Marmeduke mit dem Flugzeug kam usw....


    Zitat von "Steffi"


    Ja, das fand ich auch komisch - gerade auch die Zigeunerszene. Hmm, könnte es etwas mit Philosophie zu tun haben ? Oder einfach Vitas Naturliebe. Das kommt ja auch in dem Eich-Baum-Gedicht immer wieder vor. Am Ende steht das Gedicht dann auch für Ruhm, Ehrgeiz und Eitelkeit, die Orlando dann zugunsten der einfachen, wahren Natur, nämlich dem Baum an sich und nicht nur Worte über die Natur, ablegt. Das passt aber jetzt auch nicht wirklich zu den Zigeunern.


    Diese Schichten-Ichs haben mir auch sehr gut gefallen - beim Über-Ich dachte ich natürlich sofort an Sigmund Freud und auch an Proust, der die Identität ja über die Erinnerung angeht.


    Ich bringe Zigeuner mit Natur in Verbindung, doch hier stimmte es auf irgendeine Weise nicht.


    Diese Schichten-Ichs empfand ich, als ob Orlando sich in Atome auflöst. Alles ist im letzten Kapitel auf Auflösung konzentriert, oder?
    Ergreifend, wie sie ihr Büchlein mit dem Eich-Baum Gedicht an die Eiche legt. Endlich konnte Orlando loslassen.


    Virginia Woolf hat das Schreiben eines Buches bis zur Veröffentlichung wie die Geburt eines Kindes empfunden. Sie litt unsägliche Qualen, wenn sie ihr Buch aus der Hand gab.


    Ich bewundere, wie Virginia Woolf in diesem Buch das Zeitlose und das Geschlechtslose darstellte. Es war alles fließend.


    Viele Grüße
    Maria

    In der Jugend ist die Hoffnung ein Regenbogen und in den grauen Jahren nur ein Nebenregenbogen des ersten. (Jean Paul F. Richter)

  • Hallo zusammen !


    Zitat

    Könnt ihr euch vorstellen, dass nicht nur Orlandos Geschlechtsumwandlung eine zentrale Rolle spielt, sondern in den einzelnen Kapiteln Englands Literaturgeschichte zu finden ist.


    Guter Einfall :klatschen: ! Die vielen Verweise sind mir auch aufgefallen - ich habe mal in die zwei Bände ihres "Der gewöhnliche Leser" geschaut und da gibt es für viele der zitierten Schriftsteller Essays. Nachdem Vita damals eine sehr erfolgreiche Schriftstellerin war, macht dieser zweite Gesichtspunkt ja durchaus Sinn. Ich denke auch, dass es ein Hinweis ist, wie ein Autor ein Produkt der Literaturgeschichte ist. Und vielleicht auch ein Hinweis auf die "Befreiungsversuche" der damaligen Zeit - nicht nur VW sondern auch Proust oder Joyce.


    Ich dachte mir auch, dass am Ende Vita und Virginia verschmelzen ?


    Gruß von Steffi

  • Hallo zusammen,



    Die Schilderung der viktorianischen Zeit fand ich sehr plastisch und die einengenden Zwänge konnte man deutlich spüren. Als Zusammenfassung benutzt sie die Weltausstellung, die von Prinz Albert, dem Ehemann von Königin Victoria, geleitet wurde:
    Doch wie groß war ihre Überraschung, als der Sonnenstrahl beim Auftreffen auf die Erde eine Pyramide, Hekatombe oder Trophäe (denn es hatte etwas von einem Tafelaufsatz) hervorzurufen oder ausleuchten zu lassen schien - jedenfalls eine Anhäufung der unterschiedlichsten und unpassendsten Objekte,...


    mir ist die Verbindung mit der Weltausstellung garnicht aufgegangen. Danke, Steffi.


    Zitat

    Die vielen Verweise sind mir auch aufgefallen - ich habe mal in die zwei Bände ihres "Der gewöhnliche Leser" geschaut und da gibt es für viele der zitierten Schriftsteller Essays. Nachdem Vita damals eine sehr erfolgreiche Schriftstellerin war, macht dieser zweite Gesichtspunkt ja durchaus Sinn. Ich denke auch, dass es ein Hinweis ist, wie ein Autor ein Produkt der Literaturgeschichte ist. Und vielleicht auch ein Hinweis auf die "Befreiungsversuche" der damaligen Zeit - nicht nur VW sondern auch Proust oder Joyce.


    Ich dachte mir auch, dass am Ende Vita und Virginia verschmelzen ?


    was für ein toller Gedanke. Unbewußt dachte ich gegen Ende des Buches mehr an Virginia als an Vita. Das könnte der Grund sein!
    Ich sollte mir den "gewöhnlichen Leser" ebenfalls mal wieder heraussuchen. Auch gefällt mir dein Hinweis, dass ein Autor ein Produkt der Literaturgeschichte ist. Das vergißt man oft. Befreiungsversuch - würde ich nun mit Geschlechtsneutral in Verbindung bringen. Das würde zur Geschichte und zu Virginias Ansichten, die sie in ihre Essays über die Literatur schreibt, passen.


    Die Gegenwart Orlandos fängt mit dem 11. Oktober 1928 an und endet auch am 11. Oktober 1928 bzw. das Buch endet an diesem Tag. An diesem Tag erschien offiziell Orlando. A Biography bei der Hogarth Preiss in einer Auflage von 5080 Exemplaren; im selben Monat noch werden 3000 Exemplare nachgedruckt; gleichzeitig erscheint die amerikanische Ausgabe in einer Auflage von 6350 Exemplaren. (zu lesen in den Nachbemerkungen). Alles perfekt von der "Biographin" geplant.


    Viele Grüße
    Maria

    In der Jugend ist die Hoffnung ein Regenbogen und in den grauen Jahren nur ein Nebenregenbogen des ersten. (Jean Paul F. Richter)