• MRR: "Türkische Literatur hat mich noch nie interessiert." :breitgrins:


    Ranicki wie er leibt und lebt :smile:
    Hat er das zu diesem Anlass gesagt?

    Die Kultur der Menschheit besitzt nichts Ehrwürdigeres als das Buch, nichts Wunderbareres und nichts, das wichtiger wäre. (Gerhart Hauptmann)

  • Jedenfalls herzlichen Glückwunsch zum Preis!


    FA

    Daß man gegen seine Handlungen keine Feigheit begeht! daß man sie nicht hinterdrein im Stiche läßt! - Der Gewissensbiß ist unanständig. - Friedrich Nietzsche - Götzen-Dämmerung, Spruch 10

  • Hallo,


    wenn sich das Zitat von MRR wirklich auf Pamuk bezieht, dann ist das auf einer Seite sehr traurig, andererseits kann sich ein 85 Jähriger alles erlauben. Orhan Pamuk will Harmonie zwischen Ost- und West anstreben. Er ist natürlich ein Türke, aber auch ein Kenner des Westens. Seine Bibliothek umfasst 12000 Bände (immerhin :smile:).


    Ich habe "Das schwarze Buch" von Pamuk gelesen. Vordergründig eine Kriminalhandlung, der Hauptprotagonist des Romans ist aber Istanbul, Pamuks Heimat. Pamuk erweist sich hier als grandioser Erzähler von weltliterarischem Rang. Nehmt euch Zeit für den Roman, es lohnt sich. Sehr geheimnisvoll der Roman, mit vielen Geschichten, orientalischisch, mystisch und Doppelgängermotiv. Es gibt nichts vergleichbares. Eines meiner Lieblingsbücher.
    "Schnee" ist wegen aktueller Thematik natürlich auch zu empfehlen, mir persönlich gefällt "Das schwarze Buch" noch mehr.


    Für mich gehört Pamuk zu den Topp überhaupt.


    Liebe Grüße
    mombour

  • Hallo!


    "Die Presse" brachte heute Zitate einiger Schrifsteller zu Orhan Pamuk. Darunter auch MRR, der Folgendes sagte "Ich kann mich nicht dazu äußern, ich habe ihn nie gelesen. Türkische Literatur hat mich nie interessiert. Ich muss nicht alle Literaturen dieser Welt lesen."


    Ich freue mich, dass Pamuk den Preis bekommen hat. Letztes Jahr war ich in Istanbul und habe mir daraufhin "Das schwarze Buch" gekauft. Ich habe es leider noch nicht bis zum Ende gelesen, da man sich dafür, wie Mombour sagt, wirklich Zeit nehmen muss.


    Lg
    nikki

  • Moin, Moin!



    Weitere Reaktionen und Beiträge des DeutschlandRadios zum Nachhören: [<a href="http://ondemand-mp3.dradio.de/file/dradio/2006/10/12/dkultur_200610122318.mp3">1</a>], [<a href="http://ondemand-mp3.dradio.de/file/dradio/2006/10/12/dlf_200610121905.mp3">2</a>], [<a href="http://ondemand-mp3.dradio.de/file/dradio/2006/10/14/dlf_200610141326.mp3">3</a>] und [<a href="http://ondemand-mp3.dradio.de/file/dradio/2006/10/13/dkultur_200610131514.mp3">4</a>]

  • Sehr gelobt wurde sein jüngstes: "Schnee". Mit dem werde ich wohl anfangen.


    Du wirst dich mit so neuer Literatur befassen? - Das ist ja fast erstaunlich :breitgrins:


    Werde bei Gelegenheit wohl auch ein Buch von ihm lesen, nur weiss ich noch nicht wann... - Irgendwo liegt ohnehin eines seiner Bücher herum, dann kann man es auch lesen, wird nichts schaden :zwinker:

    Genug. Will sagen: zuviel und zu wenig. Entschuldigen Sie das Zuviel und nehmen Sie vorlieb mit dem zu wenig! <br /><br />Thomas Mann


  • Du wirst dich mit so neuer Literatur befassen? - Das ist ja fast erstaunlich :breitgrins:


    Also nur weil mein Fokus auf Klassikern liegt, heißt das nicht, dass ich keine Gegenwartsliteratur mehr lese. Früher habe ich sehr viel Gegenwartsliteratur "konsumiert", allerdings hat sich im Rückblick herausgestellt, dass vieles rasch verblasst.


    Es gibt aber viele lebende Autoren, deren Bücher ich sehr schätze: Genazino, Updike, Roth, Hilbig, Kristof, Antunes, Hochgatterer, Werner, Tisma, Jelinek ...


    CK

  • hallo,


    Es gibt aber viele lebende Autoren, deren Bücher ich sehr schätze: Genazino, Updike, Roth, Hilbig, Kristof, Antunes, Hochgatterer, Werner, Tisma, Jelinek ...


    Huiiii, Xenophanes, da kann ich mich ja fast ganz deinem Geschmack anschliessen.Kristof und Hochgatterer kenne ich noch nicht, doch wenn du Tišma, Hilbig, Antunes, Werner, Roth und Genazino nennst, dann denk ich, dass ich die beiden auch kennenlernen sollte. :zwinker:
    Leider ist Tišma nicht mehr unter den Lebenden. Ich hatte die Gelegenheit ihn kennenzulernen, leider ist er kurz davor gestorben. :sauer:
    liebe Grüsse
    donna


  • Huiiii, Xenophanes, da kann ich mich ja fast ganz deinem Geschmack anschliessen.Kristof und Hochgatterer kenne ich noch nicht,


    Habe aber auch nie behauptet, dass ich der einzige mit einem guten Geschmack bin :breitgrins:


    Die beiden oben genannten solltest du dir unbedingt ansehen. Hochgatterer ist leider noch eine Art "Geheimtipp", ein Kinderpsychiater in Wien, der ganz erstaunliche Romane schreibt, etwa "Caretta Caretta". Kristof schreibt kleine, unglaublich düstere Bücher. Einstieg: "Das große Heft".


    CK

  • Hallo!



    Kristof schreibt kleine, unglaublich düstere Bücher. Einstieg: "Das große Heft".


    Düster - ja. Aber empfehlenswert schienen sie mir nicht. Vor Jahren hab ich zum großen Heft notiert:


    Der Krieg verschlägt die Zwillinge aufs Land zur "Hexe", ihrer Großmutter. In einer grauenvollen Umwelt entwickeln sie Überlebensstrategien, stellen sich taub, blind, gewöhnen sich an Hunger, Kälte, Schmerz. Wird die Qual übermächtig, tritt man aus seiner Person heraus, ein anderer erlebt die Ungeheuerlichkeiten, Perversionen, Schmerzen, man selbst überlebt. Aufgezeichnet wird dies von den beiden im "großen Heft", sachlich wird das Unglaubliche zu refererieren versucht.


    Sprachlich ist die stilisierte Darstellung aus Kindermund auf den ersten Seiten gelungen, kurz, konzis und genau wird erzählt. Trotzdem verliert sich das Buch schon nach wenigen Abschnitten in einer abenteuerlichen Handlungsvielfalt, die von Kapitel zu Kapitel peinlicher, unnatürlicher wirkt und den Leser mit einer Unmenge an "Absonderlichkeiten" erschlägt. Die Anzahl der Toten wirkt lächerlich, Großmutter als Giftmörderin, das debile Nachbarsmädchen als Sodomitin, der sich an ihr vergreifende Pfarrer, der Mordversuch an dessen Dienstmagd, das zu Tode Vergewaltigen des Mädchens, das Verbrennen der alten Frau in ihrem Haus, das Töten der Oma auf deren Wunsch, der Mord am Vater, um über dessen Leiche die Grenze passieren zu können, das Sterben der Mutter nebst Kleinkind im Garten und die Verwendung der Skelette als präpariertes Anschauungsmaterial ... Was anfangs berührt, wirkt endlich wie ein Hollywoodgemetzel, das Buch plakativ, oberflächlich, schließlich fast langweilig. Die Kinder sind Kinder im Kopf von Erwachsenen, der in Ansätzen gut dargestellte Überlebensversuch der Zwillinge in einer Umwelt der Ungeheuerlichkeiten endet in abstrusen Perversitäten. Aus den beiden werden kleine Wunderknaben, Überlebenskünstler, unnatürliche Automaten. Die Absicht, sie so erscheinen zu lassen, ist offenkundig, die Art der Darstellung in dieser idealisierten Form schlicht misslungen, die Hand der erwachsenen Autorin, die den Kindern beim Schreiben die Hand führt, ist unübersehbar.


    Kurzformel: {(Anzahl der Toten + Anzahl der Perversionen) / 10} - Erwachsenenblick + vermehrtes Einfühlungsvermögen in kindliche Sichtweise = ein möglicherweise lesbareres Buch.


    Grüße


    s.