Die Themen von Grass sind aus seiner Zeit und die Blechtrommel und "Ein weites Feld" sind engagierte Zeitzeugnisse...
Wir können die Zukunft nicht vorhersagen. Grass wird aber gerade wegen seiner Eigensinnigkeit und auch klaren Positionen Bestand haben.
Ich glaube von Lec stammt die Bemerkung: Schont die Sockel, wenn ihr die Denkmäler stürzt. Ich bin mir nicht zu schade Grass auf einen Sockel zu stellen, den ich vorher abgeräumt habe.
Hallo Lost,
ich meine, sein Buch: Ein weites Feld, ist kein engagiertes Zeitzeugnis, sondern mehr der Versuch eines pseudointellektuellen Wenderomans, der mehr mit den seltsamen politischen Befindlichkeiten der Grassischen Innenansichten zu tun hatte, aber dafür nichts, aber auch gar nichts mit den von dir so oft beschworenen Zeitzeugnissen. Hier wurde am Leser vorbei geschrieben und Grass schwebte dann wieder einmal in irgendwelchen ominösen Astralnebeln seiner verschrobenen Weltsichten, ein Buch völliger Verkennung der "Ossianischen Wirklichkeiten" im allgemeinen und der tatsächlichen Zeitläufte im Besonderen. Gekleidet in einem, teils abscheulichen Wortbrei, teils "typisch grasslich" gräulichen Salbader, das dann auch in schauderhaften Wörthülsen seinen Höhepunkt, oder besser - seinen Tiefpunkt fand. Grass ist und war eben niemals ein Intellektueller, und um das zu Kaschieren beleidigte er gerne Menschen, viele Menschen. Das groteske Finale war dann - der wehleidig um sich selbst trauernde SS Mann, das politische Gewissen der Nation als sich unschuldig gebendes Jammerbündel, im Hinterkopf die dreist schamlose Vorfreude auf diesen wohl einmalig gelungenen, ebenso unverfrorenen wie unverschämten Werbefeldzug, der ideologischen Krämerseele eines Grass dann auch würdig.
Woher du nun dein prophetisches Sehertum nimmst, um mit Jesajanischen Selbstwertgefühl den Chinesen und Indern diesen tumultant grotesken und nicht immer ganz ehrlichen, nicht immer ganz aufrichtigen und nicht immer ganz glaubwürdigen Grass an die literarische Backe zu kleben, das weißt wohl nur du selbst.
Ich meine eher, das diese Menschen, wenn überhaupt, sich dann doch der Literatur befleißigen, die seit tausenden von Jahren (in Europa) gelesen wurde/wird, und nicht das morbid arrogante Sprachgewirr scheinheiliger Fabulanten und moralisch etwas maroder Scharlatane.
Grüße
Peter