März 2006: Goethe - Wahlverwandtschaften

  • Das Werk im Netz


    Volltext des Romans online
    http://www.wissen-im-netz.info…r/goethe/wahlver/1-01.htm
    http://gutenberg.spiegel.de/goethe/wahlverw/wahlv001.htm


    Das komplette Buch auf 119 Wordseiten
    http://www.e-text.org/text/Goethe%20Wahlverwandschaften.rtf


    Der Text der Novelle „Die wunderlichen Nachbarskinder“ aus den Wahlverwandtschaften.
    http://gutenberg.spiegel.de/goethe/nachbars/nachbars.htm
    http://www.buecherquelle.com/goethe/nachbars/nachbars.htm




    Inhaltsangabe


    http://www.ats20.de/schueler/wahlverwandtschaften.htm



    Interpretationen und Erläuterungen
    http://www.xlibris.de/Autoren/…n/Wahlverwandschaften.htm
    http://www.klassiker-der-weltl…/wahlverwandtschaften.htm
    http://schreibkraft.adm.at/rezension.php?rezensionsid=110


    Überlegungen zum inneren Monolog Charlottes, nachdem sie die Geschichte
    von den zwei Nachbarskindern gehört hat
    http://goethe.ms-at-night.de/monolog.php


    Zusamenfassung einer Ringvorlesung an der Uni Kiel (PDF-Datei)
    http://www.literaturwissenscha…_Wahlverwandtschaften.pdf


    Das Labor im Park - Zum Englischen Garten in Goethes "Die Wahlverwandtschaften" (Hausarbeit)
    http://www.hausarbeiten.de/faecher/hausarbeit/lit/5067.html


    Ottilie, Olimpia und ihr Narziss (Hausarbeit)
    http://www.hausarbeiten.de/faecher/hausarbeit/lit/5064.html



    Charakterisierungen der Figuren


    Charlotte
    http://goethe.ms-at-night.de/charlotte.php
    Eduard
    http://goethe.ms-at-night.de/eduard.php
    Der Hauptmann
    http://goethe.ms-at-night.de/hauptmann.php
    Ottilie
    http://goethe.ms-at-night.de/ottilie.php
    Mittler
    http://www.goethezeitportal.de…andtschaften_hildmann.pdf



    Zeitgeschichtlicher Hintergrund


    Moralvorstellungen im 18. Jh.
    http://goethe.ms-at-night.de/moralvorstellung.php


    Mädchenerziehung um 1800
    http://goethe.ms-at-night.de/maedchenerziehung.php


    Darstellung der Frau im 18. Jahrhundert bezogen auf Goethes "Wahlverwandtschaften" (kostenpflichtiges Referat)
    http://www.hausarbeiten.de/faecher/vorschau/12421.html


    Gesellschaftliche und politische Verhältnisse zur Zeit der Wahlverwandtschaften
    http://goethe.ms-at-night.de/lebenssituation.php


    Wirkungsgeschichte
    http://goethe.ms-at-night.de/baumgart.php



    Besondere Themen


    Vergleich von Goethes Ottilie mit Kafkas Amalia. Es werden beide Figuren miteinander verglichen und Gemeinsamkeiten mit Kafkas "Schloss" betrachtet.
    http://parapluie.de/archiv/kommunikation/kafka/



    Bibliographie


    Hier wird man darüber informiert, wann die jeweiligen Varianten und Zusätze zu Goethes Wahlverwandtschaften erschienen sind. Alle Druckfassungen ab dem Jahre 1809 werden aufgeführt.
    http://www.biblint.de/wahlverw…haften_bibliographie.html



    Galerie


    Titelkupfer zu Goethes Wahlverwandtschaften. 1809
    http://www.biblint.de/goethe_wv_titelkupfer.html


    Ottilie in der Kapelle. Kupferstich zu Goethes Wahlverwandtschaften. 1811
    http://www.biblint.de/goethe_wv_kapelle.html


    Die Grundsteinlegung. Kupferstich zu Goethes Wahlverwandtschaften. 1811
    http://www.biblint.de/goethe_wv_grundstein.html


    Die tote Ottilie, der Architekt und Nanny. Kupferstich zu Goethes Wahlverwandtschaften. 1811
    http://www.biblint.de/goethe_wv_architekt.html

  • Also dann fange ich halt mal an, gell!?


    Also, ich bin bisher bis Kapitel zwei gekommen. Eduard und Charlotte sind mir schon bekannt und auch ihre Vorgeschichte. Auch Ottilie und der Herr Hauptmann kamen zum Gespräch. Ich vermute ja fast, dass es da Komplikationen geben wird zwischen den vieren, dann muss wohl der Herr Mittler wieder kommen... :smile:
    Naja, Goethe fällt mir wie erwartet schwer. Wobei ich glaube, ein wenig Witz erkannt zu haben, zum Beispiel in dieser Rolle des Mittlers. Aber ich kann mich auch täuschen.
    Wo dieses Buch mich hinführt, weiß ich noch nicht. Aber ich finde es nicht unbedingt schlecht, wenn ich nicht schon nach zehn Seiten weiß, was am Ende passiert. Ich bin also (relativ) gespannt und warte auf die Auflösung dieses Begriffes "Wahlverwandtschaft", der mir heute in einem Aufsatz über Georg Picht und die protestantische Neuorientierung nach dem 2. Weltkrieg begegnete.... :entsetzt:


    Grüße!

  • Hallo zusammen!


    Nachdem ich jetzt schon lange keinen Goethe mehr gelesen habe, hatte ich anfangs etwas Mühe mit der Sprache, vor allem der Sprache, die Eduard und Charlotte untereinander sprechen. Das kommt mir so affektiert, so künstlich vor. Haben Ehepartner wirklich je so miteinander geredet?


    Auch erscheint mir der Roman manchmal allzu sehr transparent, will sagen, vorhersehbar. Wenn auf den ersten Seiten Charlotte und Eduard z.B. in der Mooshütte beieinander sitzen und folgender Dialog fällt:


    "Für uns beide doch geräumig genug," versetzte Charlotte.
    "Nun freilich," sagte Eduard, "für einen Dritten ist auch wohl noch Platz."
    "Warum nicht?", versetzte Charlotte, "und auch für ein Viertes..."


    Man braucht kein Sherlock Holmes zu sein, um zu erkennen, dass hier auf den Hauptmann und Ottilie und die sich somit anbahnende Viererkonstellation angespielt wird.


    Oder im vierten Kapitel, wenn die Männer Charlotte die Definition für den chemischen Begriff "Wahlverwandtschaft" erklären:


    [Der Hauptmann:] "Denken Sie sich ein A, das mit einem B innig verbunden ist, durch viele Mittel und durch manche Gewalt nicht von ihm zu trennen; denken Sie sich ein C, das sich ebenso zu einem D verhält; bringen Sie nun die beiden Paare in Berührung: A wird sich zu D, C zu B wenden, ohne dass man sagen kann, wer das andere zuerst verlassen, wer sich mit dem andern zuerst wieder verbunden habe."


    [Etwas früher im Text:] "Hier ist eine Trennung, eine neue Zusammensetzung entstanden, und man glaubt sich nunmehr berechtigt, sogar das Wort Wahlverwandtschaft anzuwenden, weil es wirklich aussieht, als wenn ein Verhältnis dem andern vorgezogen, eins vor dem andern erwählt würde."


    Vermute ich zuviel, wenn ich annehme, das genau das mit den vier Hauptfiguren des Romans geschehen wird? Das bestehende Bindungen gelöst und neue eingegangen werden?


    Dieses Gefühl, dass der Roman etwas zu sehr konstruiert wirkt, macht sich gleich schon am Anfang bemerkbar, wenn bereits im allerersten Satz die vermittelnde Instanz eines allwissenden Erzählers zwischengeschaltet wird:


    Eduard - so nennen wir einen reichen Baron im besten Mannesalter - ...


    Ich weiss ja nicht, wie es euch ergeht, aber für mich klingt das so, als wolle Goethe explizit darauf hinweisen, dass wir es hier mit Fiktion, also etwas Erdachtem, einem Gedankenspiel und nicht mit Wirklichkeit zu tun haben.


    Interessant auch, wie im Diskurs über Chemie und Wahlverwandtschaften die "leblose" Materie geradezu beseelt aufgefasst wird:


    Man muss diese tot scheinenden und doch zur Tätigkeit innerlich immer bereiten Wesen wirkend vor seinen Augen sehen, mit Teilnahme schauen, wie sie einander suchen, sich anziehen, ergreifen, zerstören, verschlingen, aufzehren und sodann aus der innigsten Verbindung wieder in erneuter, neuer, unerwarteter Gestalt hervortreten: dann traut man ihnen erst ein ewiges Leben, ja wohl gar Sinn und Verstand zu...


    Übrigens hatte ich keine Ahnung, dass das Wort "Wahlverwandtschaft" aus der Chemie stammt. Ich hatte geglaubt es sei ein von Goethe erfundenes Kunstwort, weswegen mich dieser Titel immer schon fasziniert hat. Ich dachte es handle sich um eine Art Widerspruch in sich, denn normalerweise wählt man sich seine Verwandten ja nicht selbst... – Na ja, jetzt bin ich schlauer.... :zwinker:


    Gruss


    riff-raff

  • Hallo!


    Zitat von "riff-raff"


    Das kommt mir so affektiert, so künstlich vor. Haben Ehepartner wirklich je so miteinander geredet?


    Das ist doch eine wunderschöne Kunstsprache. Wenn man sich eingelesen hat, könnte man danach süchtig werden.


    Zitat von "riff-raff"


    Dieses Gefühl, dass der Roman etwas zu sehr konstruiert wirkt, macht sich gleich schon am Anfang bemerkbar, wenn bereits im allerersten Satz die vermittelnde Instanz eines allwissenden Erzählers zwischengeschaltet wird:


    Es ist sicher richtig, dass der Roman sehr genau konstruiert ist. Jedes Detail passt zum anderen, alles ist mit Bedeutung aufgeladen. Goethe hat zurecht gemeint, man müsse das Buch dreimal lesen, um es wirklich zu verstehen.


    Man muss "Die Wahlverwandschaften" als komplexes Kunstwerk verstehen. Wie bei einer Symphonie oder einem Gemälde ist hier alles durchkomponiert. Goethe zeigt hier eine enorme Kunstfertigkeit. Das darf man natürlich nicht in erster Line an heutigen Maßstäben messen, sondern muss den Roman mit anderen Werken der Zeit vergleichen. Goethe hebt hier die Romankunst auf ein neues Niveau, man denke nur auf das wilde Herumgeschreibe des Sturm und Drang.


    Hinzukommt auch, dass der Stoff nach damaligen Maßstäben ziemlich anstößig war, und das durch die "Verkünstlichung" formal relativiert wird.


    Zitat von "riff-raff"


    Ich weiss ja nicht, wie es euch ergeht, aber für mich klingt das so, als wolle Goethe explizit darauf hinweisen, dass wir es hier mit Fiktion, also etwas Erdachtem, einem Gedankenspiel und nicht mit Wirklichkeit zu tun haben.


    Ja, darauf läuft es hinaus. Das Ende wird das bestätigen. Auch der hoch symmetrische Aufbau des Romans.


    CK

  • Hallo zusammen!


    Zitat von "xenophanes"

    Das ist doch eine wunderschöne Kunstsprache. Wenn man sich eingelesen hat, könnte man danach süchtig werden.


    Stimmt! Jetzt, da ich mit dem Buch vorankomme, störe ich mich überhaupt nicht mehr daran, im Gegenteil...


    Gruss


    riff-raff

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  • Hallo!


    Die Einsicht des "lebenslangen Lernens" ist heute ja längst zum Allgemeinplatz geworden - umso erstaunlicher, wenn man in einem Werk, das vor fast über 200 Jahren verfasst wurde, folgende Zeilen entdeckt:


    "Es ist schlimm genug," rief Eduard, "dass man jetzt nichts mehr für sein ganzes Leben lernen kann. Unsre Vorfahren hielten sich an den Unterricht, den sie in ihrer Jugend empfangen; wir aber müssen jetzt alle fünf Jahre umlernen, wenn wir nicht ganz aus der Mode kommen wollen."(Wahlverwandschaften: 4. Kapitel)


    Gruss


    riff-raff


    P.S.: "Wer ein Übel los sein will, der weiss immer, was er will; wer was Bessers will, als er hat, der ist ganz starblind." - Dieses Zitat kannte ich schon länger... - jetzt weiss ich auch woher es stammt :zwinker: (Mittler, 2. Kapitel)

  • Hallo!


    Zitat von "riff-raff"

    Die Einsicht des "lebenslangen Lernens" ist heute ja längst zum Allgemeinplatz geworden - umso erstaunlicher, wenn man in einem Werk, das vor fast über 200 Jahren verfasst wurde, folgende


    Die Goethezeit war schon sehr modern. Man findet z.B. auch Klagen über die nicht mehr zu bewältigenden Neuerscheinungen. Heute ist zwar alles noch viel extremer, im Prinzip hat sich aber nicht mehr viel geändert.


    CK

  • Hallo Sandhofer!


    Sorry, an das mit dem Copyright hab ich gar nicht gedacht. Danke für den Hinweis! Habe den Text selbstverständlich gelöscht...


    Gruss


    riff-raff

    Einmal editiert, zuletzt von ()

  • Hallo zusammen!


    Habe den ersten Teil des Romans soeben beendet und verstehe jetzt besser, warum er bei seinem Erscheinen so viel Entrüstung erregte... - Das zehnte Kapitel, in dem Eduard und Charlotte sich lieben, dabei aber in ihrer Phantasie gleichzeitig Ehebruch verüben, hat es wirklich in sich...


    In der Lampendämmerung sogleich behauptete die innre Neigung, behauptete die Einbildungskraft ihre Rechte über das Wirkliche: Eduard hielt nur Ottilien in seinen Armen, Charlotten schwebte der Hauptmann näher oder ferner vor der Seele, und so vewebten, wundersam genug, sich Abwesendes und Gegenwärtiges reizend und wonnevoll durcheinander.


    Für seine Zeit schon ziemlich gewagt... - Und ausgerechnet das aus diesem "doppelten Ehebruch" hervorgehende Kind soll nun nach Charlotten dabei helfen, ihre zerrüttete Ehe zu kitten...


    "Ich muss glauben, ich muss hoffen, dass alles sich wieder geben, dass Eduard sich wieder nähern werde. Wie kann es auch wohl anders sein, da Sie [Mittler] mich guter Hoffnung finden."


    Habe übrigens den Eintrag aus Kindlers Neuem Literatur-Lexikon zum Roman in die Materialienecke gesetzt. - Zweischneidige Sache das... Einerseits ist mir jetzt gewissermassen die Spannung genommen, da ich weiss, wie die Geschichte enden wird. Andererseits wird mir nun vieles verständlicher... Wenn etwa Eduard und der Hauptmann bei einem Spaziergang durch das Dorf auf die Idee verfallen eine Mauer gegen das Ansteigen des Flusses zu errichten.... Damit versinnbildlicht Goethe(ähnlich wie mit der künstlerische Ausgestaltung der Schlossumgebung) den Versuch des Menschen, die Unwägbarkeiten und Bedrohungen des Lebens einzudämmen und zu zügeln. Gefühle und Emotionen hingegen lassen sich nur ungleich schwerer kanalisieren und beherrschen...


    Gruss


    riff-raff


    P. S.: Tolle Seite, die du da im Internet erstellt hast, xenophanes... :bang: Hatte bisher nur die Zeit um deine Einträge zu den "Wahlverwandtschaften" zu lesen, werde aber sicher noch in den einen oder anderen Artikel reinschmökern...


    P. P. S.: Hallo Lidscha! :winken: Bist noch da? Wie weit bist du schon mit dem Buch?


  • Hallo!


    Zitat von "riff-raff"

    P. S.: Tolle Seite, die du da im Internet erstellt hast, xenophanes... :bang: Hatte bisher nur die Zeit um deine Einträge zu den "Wahlverwandtschaften" zu lesen, werde aber sicher noch in den einen oder anderen Artikel reinschmökern...


    Danke.


    Das ist ein kulturpublizistisches Projekt, das seit 2001 läuft und inzwischen 400-500 Buchseiten umfasst :lesen:


    Offenbar scheinst du bisher der einzige Leserunden-Teilnehmer zu sein, ich bin ja nur aktiver "Beobachter" :breitgrins:


    CK

  • Hallo riff-raff!


    Ich weiß, ich bin hinterher. Goethe fällt mir einfach sooo schwer. Ich versuche jeden Tag eine halbe Stunde zu lesen. Jetzt kam aber die letzten Tage "Saturday" von Ian McEwan dazwischen - ein Hammerbuch! Da konnte Goethe nicht mithalten :zwinker:
    Ich werde versuchen, mich wieder ranzupirchen. Immerhin soll es bald um Sex gehen, dann wird es wenigstens interessant :breitgrins:


    Grüße!

  • Hi riff-raff!


    Ich fürchte, den Neuen Kindler hier in Gänze zu zitieren, verletzt deren Copyright. Vielleicht gibt es ja einen Link auf eine Seite, die das Copyright nicht verletzt? Ansonsten: Tust Du uns den Gefallen und editierst Deinen Beitrag so, dass das Forum keine juristischen Probleme bekommt?


    Danke!


    Sandhofer

    Wo nehme ich nur all die Zeit her, so viel nicht zu lesen? - Karl Kraus

  • Hallo speak,
    etwas freundlicher als xenophanes formuliert:


    Selber lesen macht klug.


    :zwinker:


    Wenn du dann noch Fragen hast, findest du hier kompetente Ansprechpartner.


    Erika
    :blume:

    Wer Klugheit erwirbt, liebt das Leben und der Verständige findet Gutes.
    <br />Sprüche Salomo 19,8

  • Zitat von "xenophanes"


    Wenn du wüßtest, was da vor dem "Nein" gestanden ist :breitgrins:


    Meine innere Stimme sagt mir, dass ich das gar nicht so genau wissen möchte. :zwinker:


    Erika
    :blume:

    Wer Klugheit erwirbt, liebt das Leben und der Verständige findet Gutes.
    <br />Sprüche Salomo 19,8

  • Hallo!


    Ich komme mit dem Lesen nur langsam voran, was ich aber nicht Goethe, sondern mir selber und meiner momentanen psychischen Verfassung anzukreiden habe: hatte in letzer Zeit leider nur wenig Lust und Geduld zum irgendwas lesen...


    Inzwischen habe ich die Stelle erreicht, in der Charlotte einen Sohn zur Welt bringt:


    Ein Sohn war glücklich zur Welt gekommen, und die Frauen versicherten sämtlich, es sei der ganze leibhafte Vater. Nur Ottilie konnte es im stillen nicht finden...


    Als Leser wissen wir noch zu gut, unter was für Umständen das Kind gezeugt wurde, weshalb wir nicht weiter erstaunt sind, wenn Ottilien bei der Taufe das Kind auf die Arme gelegt kriegt...


    ... und als sie mit Neigung auf dasselbe heruntersah, erschrak sie nicht wenig an seinen offenen Augen; denn sie glaubte in ihre eigenen zu sehen [...] Mittler, der zunächst das Kind empfing, stutzte gleichfalls, indem er in der Bildung desselben eine so auffallende Ähnlichkeit, und zwar mit dem Hauptmann, erblickte, dergleichen ihm sonst noch nie vorgekommen war.


    Kaum dass der Geistliche die Taufhandlung vollzogen hat, erleidet dieser einen Anfall und stirbt. "So unmittelbar Geburt und Tod, Sarg und Wiege nebeneinander zu sehen", lässt nichts Gutes ahnen...


    Erstaunt hat mich Mittler, als er dem altersschwachen Pfarrer das Kind in die Arme zu drücken versucht und dabei die beinahe blasphemischen Worte spricht:


    Herr, lass deinen Diener in Frieden fahren; denn meine Augen haben den Heiland dieses Hauses gesehen.


    Mit "Diener" meint Mittler wohl sich selbst, der durch die Geburt dieses Kindes und der dadurch erhofften erneuten Annäherung zwischen Charlotte und Eduard, seine Rolle als Vermittler wieder mal erfolgreich gemeister zu haben glaubt. Aber das Kind gleich als "Heiland dieses Hauses" zu apostrophieren... Der selbstgefällige Kerl scheint von sich und seiner Rolle ziemlich eingenommen zu sein und es sich auch gar leicht zu machen.


    Liebe Grüsse


    riff-raff