Ich hatte am Wochenende zwei Lange Zugfahrten weswegen ich schon beim 7. Kapitel bin und auch damit bin ich fast fertig. Werd mich aber natürlich trotzdem noch weiter beteiligen. Meine Abschließende Meinung werd ich posten wenn ich das Buch fertig habe. Viel Spaß noch beim Weiterlesen!
Februar 2006: Thomas Mann - Der Zauberberg
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um nochmal auf die forderung, den "zauberberg" zweimal zu lesen, zurückzukommen: ich stimme dem ebenfalls zu, denn in den meisten büchern und so auch im "zauberberg" gibt es immer wieder etwas, worüber man sich wundern oder nachdenken kann oder was einem auffällt. selbstverständlich muss man den punkt finden, an dem ein buch "kaputtinterpretiert" wird, aber das ist nach zweimaligem lesen sicher nicht der fall. mir geht es so, dass ich beim zweiten mal bestimmte diskussionen, speziell im umfeld von "satana" settembrini, besser nachvollziehen kann. es ist ja auch mit filmen so: sieht man einen mehrere male, fallen einem immer mehr details auf, man bekommt einen immer weiteren blick, einen irgendwie größeren kontext... wieder einmal weiß ich nicht, wie ich es beschreiben soll...
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Ganz ehrlich ich hätte gut Lust den Zauberberg noch viele Male zu lesen. Mir hat das Buch in seiner gesamtheit sehr gut gefallen. Der Stil liest sich sehr flüssig wie ich finde. Irgendwie kommt man beim lesen dazu über sein eigenes Leben mehr nachzudenken und sich zu überlegen ob man sich nicht selbst auch in einer Blase befindet die die Realität von sich fernhält. Ob man sich nicht vielleicht absichtlich in sie befördert hat um sich dem wahren Leben nicht stellen zu müssen.
Den Schluss fand ich ein Kleinwenig zu aprubt. Man ist noch voll in der Geschichte und plötzlich dann dasZitataus heiterem Himmel sind plötzlich sieben Jahre vergangen und Hans stürzt sich inden Krieg - ganz ehrlich ich fand das etwas unglaubwürdig und nicht wirklich nachvollziehbar nachdem Hans so lange ausgeharrt hat ohne etwas zu ändern irgendwie war das seltsam
Irgendwie hatte ich da etwas mehr erwartet.
Ich kann sagen irgendwie ist der Zauberberg ein Lieblingsbuch geworden bzw im Begriff es zu werden. Ob er das wirklich wird kann ich wohl erst wirklich saqgen wenn ich ihn mal wieder lesen werde. Und das passiert garantiert!!! -
Zitat von "HoldenCaulfield"
Irgendwie kommt man beim lesen dazu über sein eigenes Leben mehr nachzudenken und sich zu überlegen ob man sich nicht selbst auch in einer Blase befindet die die Realität von sich fernhält. Ob man sich nicht vielleicht absichtlich in sie befördert hat um sich dem wahren Leben nicht stellen zu müssen.
Die Blase, der Elefenbeinturm, das Glashaus, das Aquarium... Alles Bilder für etwas sehr ähnliches - einerseits beunruhigendes und doch auch notwendiges, glaube ich - es ist immer eine Frage des Bewusstseins und des Ausmasses, ob es schlimm ist, tolerierbar, angemessen oder was auch immer...
Was ist das WAHRE Leben?
Grüsse
alpha -
alpha Ja klar was genau ist Realität. Ich weiß nicht aber wenn man sich zu sehr vom Leben zurückzieht und nicht mehr mitbekommt wie es den Menschen die einem eigentlich wichtig sind geht obwohl man mit ihnen oft zu tun hat oder gar mit ihnen zusammenlebt dann entzieht man sich ihr schon (jetzt mal als Beispiel genannt).
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ich würde das, was hier gemeint ist und wofür ich die beschreibung "wahr" als nicht sonderlich treffend erachte, mit nichtweltfremdheit beschreiben. was weiß man auf dem zauberberg schon über das, was außerhalb dieses kleinen mikrokosmos geschieht? außerdem kommt noch die verantwortung für den eigenen zustand dazu, schließlich wird in jener institution der tagesablauf vorgekaut. "bezahlt oder werdet bezahlt, und ihr seid alle sorgen los..." schön einerseits, aber darf man so leben? ich gehe noch weiter: kann man so leben? das risiko, auf einmal auf nimmerwiedersehen, was ja in dem buch nicht der fall ist, jedoch im allgemeinen durchaus möglich ist, in die kalte welt hinaus in ein leben, um das man sich auf einmal wieder selbst zu kümmern hat, hinausgeworfen zu werden und dann festzustellen, lebensunfähiger zu sein als vorher, ist viel zu groß. ich habs erlebt. ja, jeder mensch hat seine eigene rückzugsblase auf geistiger ebene und braucht sie wohl auch. und doch ist das aufwachen aus einem wunschtraum in den allermeisten fällen schmerzlich. man kann nicht anders, als sich mit seinen träumen wehzutun. gott, so es ihn gibt, ist ein sadist der allerschlimmsten sorte.
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lebenszeichen Vielleicht ist man selbst sein eigener Sadist...
Ja deine Beschreibung trifft es eigentlich ziemlich gut finde ich. Manchmal glaube ich ist es aber auch so das man gar nicht anders kann weil man für die Welt da draußen nicht bereit ist es sonst noch schlimmer wird. Klar man muss schon aufpassen das man nicht vergisst das man irgendwann wieder "aufwachen" muss. Kein Traum dauert ewig... -
Zitat von "lebenszeichen"
und doch ist das aufwachen aus einem wunschtraum in den allermeisten fällen schmerzlich.
"Das Staunen der Schlafwandler am Ende der Nacht" um einen schönen Buchtitel zu zitieren...
"bezahlt und bezahlt werden", woher kommt das?
Und heisst es nicht, der schlimmste Alptraum sei, wenn ein Traum wahr wird? - Ich müsste das genaue Zitat suchen, weiss auch gerade nicht mehr, von wem es stammt, aber es besagt, dass Träumen schön und gut ist, dass die Realität, die Verwirklichung der Träume jedoch schlimmer ist, als die Sehnsucht, die Träume möchten sich erfüllen...
Grüsse
alpha -
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Hallo zusammen,
so nach einem Lesewochenende bin ich doch ein schönes Stück weitergekommen. Hans ist jetzt auf unbestimmte Zeit in den Berghof aufgenommen, was ihn aber nicht sehr stört. Clawdias Anziehungskraft wird immer stärker, während Settembrini ihm momentan nichts geben kann.
Mir gefällt, wie Hans´ langsames Ablösen von Denen da unten nachgezeichnet wird. Zu Beginn scheint zwar, dass er mit Krankheit nichts anfangen kann und so schnell wie möglich wieder weg will, aber schon bei der Szene mit Albin stellt er sich ja vor, wie "süß" es sein muss, sich in die Krankheit zurückziehen zu können. Und als er die Diagnose bekommt, scheint er mir fast erleichtert. Bezeichnend fand ich, wie die anderen Kranken reagieren: zuerst ist es schwer, Kontakt zu ihnen zu finden, als aber seine Erkrankung bekannt wird, kann er sich anerkannt fühlen. Willkommen im Club?
Settembrini kann ich momentan noch nicht einschätzen, vielleicht ist er ein Charakter, der einem erst bei dem von Euch schon diskutierten zweiten Lesen klarer wird.
ZitatIrgendwie kommt man beim lesen dazu über sein eigenes Leben mehr nachzudenken und sich zu überlegen ob man sich nicht selbst auch in einer Blase befindet die die Realität von sich fernhält.
Das Bild der Blase finde ich sehr treffend. Und ja, ich glaube, wir leben großteils in verschiedenen Blasen. Natürlich nicht so extrem wie Hans, bei dem ja neben der Abgrenzung durch die Krankheit auch die räumliche Trennung von Denen da unten hinzukommt. Aber jede Menschengruppe, ob Familie, Freundeskreis, Arbeitsplatz ist doch in gewisser Weise eine Welt für sich mit bestimmten Ritualen und Besonderheiten, die für Außenstehende oft unverständlich sind. Ein Streit z.B. im Büro, der alle Beteiligten maßlos aufregt, wird auf einmal lächerlich, wenn man versucht, die Gründe einem Dritten zu erklären.
Der Unterschied zu Hans besteht in meinen Augen darin, dass er momentan nur EINE Welt hat und vollkommen in dieser aufgeht.
Sorry, wenn das jetzt etwas ins Unreine war.
Liebe Grüße
Manjula -
Die Zahl Sieben kommt öfter vor im Zauberberg. Welche Bedeutung hat sie hier?
Gruß Fuu
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Fuu: dazu gibt es weiter vorn schon einige beiträge...
alpha: das mit dem bezahlen und bezahlt werden habe ich auf den berghof bezogen. "bezahlt euch den eintritt in unsere schöne sorglose welt, oder besser noch, lasst ihn euch von verwandten bezahlen..."
noch mal allgemein zu jener traum-vs-realtität-debatte: selbstverständlich kann man nicht anders, als sich in manchen situationen in wunschträumen zu verlieren, das ist ein bestandteil der menschlichen natur.
es ist sicher etwas wahres an der aussage, dass die erfüllung eines traumes schmerzlicher ist als die nichterfüllung. das ist wie mit dem kind, das sich ein spielzeug wünscht, welches aber, sobald das kind es bekommen hat, nach einiger zeit wieder uninteressant wird. ich denke, das ließe sich vergleichen: durch das sehnen nach etwas hat man einen bestimmten, wie soll ich sagen, lebensdrang, es ist etwas, was einen am leben erhält. und sobald sich dieses sehnen erfüllt, ist an der stelle auf einmal eine leere. sie muss sich nicht sofort einstellen, aber nichts währt ewig... schade nur, dass sowohl das sehnen als auch die sinnlosigkeit nach der erfüllung desselben weh tun... was davon schlimmer ist, kommt sicher auf die situation an. -
Sorry das war mir nicht deutlich genug. Aber ich hatte noch nicht unter: siehe auch-geschaut :winken:
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Dass es im Berghof nicht wirklich um die Genesung der Patienten gehen kann, zeigt auch der Zigarrenkonsum. HC raucht seine Maria Mancini und sogar der Arzt Behrens raucht. Gerade in einem Lungensanatorium ziemlich kontraindiziert !!!
Th.Mann spielt hier auch mit Ironie. Das Laster wird fast schon als Medizin dargestellt: wohlfabriziertes pflanzliches Reiz-und Betäubungsmittel oder Krautwickel wird die Zigarre genannt. :breitgrins:Gruß Germa
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Zitat von "alpha"
heisst es nicht, der schlimmste Alptraum sei, wenn ein Traum wahr wird? - Ich müsste das genaue Zitat suchen, weiss auch gerade nicht mehr, von wem es stammt, aber es besagt, dass Träumen schön und gut ist, dass die Realität, die Verwirklichung der Träume jedoch schlimmer ist, als die Sehnsucht, die Träume möchten sich erfüllen...
Vielleicht ist das genau der Grund, warum HC Clawdia aus der Ferne verehrt. Hat er Angst, sein Bild von ihr könnte durch die Realität kaputt gehen?
Gruß, Germa
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das halte ich für wahrscheinlich, allerdings scheint mir hans castorp generell introvertiert zu sein, und ich habe auch das gefühl, dass sich diese introvertiertheit bei allen berghofpatienten nach einer gewissen zeit breitmacht. da hätten wir auch wieder "satana" settembrini, der seine gesprächspartner zwingt, sich ein stück offener in ihren ansichten darzustellen. das würde auch ins bild der blase passen, als inneres einsiedlertum... und in der tat muss settembrini einem als "satana", teufel, erscheinen, versucht er doch dauerhaft, die da oben aus ihrem kleinen pseudoparadies zu vertreiben...
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Ja er scheint als einziger zu bemerken das es auf Dauer nicht gut sein kann zu bleiben.
ZitatGut bis auf Hans Onkel vielleicht. Es hat schon seine Gründe weshalb dieser so schnell verschwunden ist.-Man hatte das Gefühl er hatte regelrecht Panik und Angst davor noch länger zu bleiben
[size=9px]Hallo! Ich habe mal Deinen Spoiler "entspoilert" - wir versuchen im Klassikerforum Spoiler zu vermeiden, indem wir geschickt umschreiben und nicht mit weisser Farbe. Ausserdem ist Deine Info m.M.n. harmlos. Nix für Ungut! Sandhofer[/size]
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Zitat von "Germa"
Dass es im Berghof nicht wirklich um die Genesung der Patienten gehen kann, zeigt auch der Zigarrenkonsum. HC raucht seine Maria Mancini und sogar der Arzt Behrens raucht. Gerade in einem Lungensanatorium ziemlich kontraindiziert !!!
Th.Mann spielt hier auch mit Ironie. Das Laster wird fast schon als Medizin dargestellt: wohlfabriziertes pflanzliches Reiz-und Betäubungsmittel oder Krautwickel wird die Zigarre genannt. :breitgrins:Gruß Germa
Hallo Germa,
ich habe neulich einen Artikel gelesen, lt. dem das Rauchen früher tatsächlich nicht als gesundheitsschädlich angesehen wurde. Bzgl. Betäubungsmittel: wurde Nikotin nicht früher zu diesem Zweck verwendet? Ich erinnere mich an eine Szene in "Der Schamane", in dem der Arzt eine Zigarre zur Betäubung einer, naja, delikaten Stelle benützt...
Vielleicht ist ja ein Mediziner hier, der etwas zur Beurteilung des Nikotins in dieser Zeit sagen kann?
Liebe Grüße
Manjula -
Zitat von "Manjula"
ich habe neulich einen Artikel gelesen, lt. dem das Rauchen früher tatsächlich nicht als gesundheitsschädlich angesehen wurde.Ich glaube auch, dass dem so ist - T. Mann musste ja viel, viel später, das Rauchen auch einstellen, aber wenn ich mich richtig erinnere, glaubte er nie, dass ihm die Zigarren schädlich sein könnten - gut, ausser dann, wenn er es merkte (was auch vorkam) - und das waren dann immer Trauertage (zumindest kam es mir so vor bei der Lektüre der Tagebücher).
Zu den Zeiten der Niederschrift des Zauberbergs war das jedoch bestimmt noch nicht der Fall und Mann durfte und konnte fröhlich und ubeschwehrt rauchen, ohne dass irgendjemand auf die Idee gekommen wäre, ihn zur Mässigung anzuhalten, da Rauchen nicht als schädlich betrachtet wurde...
Grüsse
alpha -
Hallo,
Bin jetzt im vierten Kapitel und habe gerade "Hippe" beendet. Du meine Güte, wie kann man nur so viele Vorträge über die Liebe - Krankheit anzetteln? Na jedenfalls macht es Herrn Dr. Krokowski keine sonderliche Mühe. Ist ja sein Fachgebiet, das Seelenzergliedern.
ZitatDa sagte Dr. Krokowski: In Gestalt der Krankheit! das Krankheitssymptom sei verkappte Liebesbetätigung und aller Krankheit verwandelte Liebe.
Macht er sich damit nicht alles etwas zu einfach...? Aber typisch Seelenzergliederer! Na, ja ich halte nicht viel davon. :grmpf:
Beginne jetzt mit: Analyse
Gruß Fuu