März 2002: Miguel Cervantes - Don Quijote

  • Hallo miteinander


    JMaria schrieb:


    Zitat

    Das war ein tolles Erlebnis und natürlich hat mich D.Q. nicht enttäuscht und so richtig mit seinem Schwert die Puppen niedergemacht *ggg*.


    Da ging mir´s genau umgekehrt. Ich war SEHR enttäuscht. Bis zu diesem Zeitpunkt glaubte ich nämlich, Don Quijote hätte solche Phasen des Realitätsverlustes überwunden. Und dann dieses Gemetzel unter den Puppen - also nee! Da empfand ich so etwas wie "enttäuschte Wut".


    Diese wurde aber zum Glück wieder kompensiert durch Sancho Pansa. Der ist für mich die Hauptfigur dieses 2. Buches und mir sehr sympathisch geworden. Hinter seiner vordergründigen Naivität kommt immer wieder seine Bauernschläue hervor. Besonders gut haben mir die Kapitel während Sanchos Statthalterschaft gefallen. Wie Cervantes in immer abwechselnden Kapiteln zwischen den Erlebnissen Don Quijotes im Schloß und Sancho Pansas Statthalterschaft auf seiner vermeintlichen Insel hin- und herblendet und sie letztendlich wieder zusammenführt.


    Das Herzogpaar wollte dem armen Sancho zwar mit seiner "Insul" einen Streich spielen und ihn durch die inszenierten richterliche Aufgaben blamieren, aber Sancho hat sich souverän geschlagen und sehr kluge Urteile gefällt. Aber vor allem haben ihm der Herzog und die Herzogin unbeabsichtigt zu Selbsterkenntnis und Zufriedenheit verholfen. Sancho wird nicht mehr weiter seinem Traum von Macht und Reichtum nachhängen, denn er hat erkannt, daß er damit nicht glücklich wird. Dafür weiß er jetzt um den Wert der Geborgenheit seines Dorfes und seiner Familie.
    Bei Teresa Pansa und ihrer Tochter haben die Geschenke der Herzogin allerdings das genaue Gegenteil bewirkt. Die beiden sehen sich schon als reiche Statthalterfamilie und könnten in ihrer bevorstehenden Enttäuschung unserem Sancho das Leben noch etwas schwer machen. Aber er wird auch diese Situation meistern. Ganz sicher. :wink:


    Viele Grüße
    ikarus


    P.S. Danke, JMaria, für dieses Zitat


    Zitat

    Nachdem ihm die Waffen abgenommen waren, stand Don Quijote in seinen engen Kniehosen da und in seinem gemsledernen Wams, hager, lang und dürr, mit Backenknochen, die von innen einander zu küssen schienen...


    Das hatte ich nämlich mal wieder geflissentlich überlesen. Es ist wirklich zu köstlich. :D



    [/quote]

    "Der Umgang mit Büchern bringt die Leute um den Verstand" (Erasmus von Rotterdam)

  • Hallo !


    Zitat


    Diese wurde aber zum Glück wieder kompensiert durch Sancho Pansa. Der ist für mich die Hauptfigur dieses 2. Buches und mir sehr sympathisch geworden.


    Ikarus, mir gehts ganz genauso ! Don Quijote entwickelt sich überhaupt nicht weiter - er fällt immer wieder in sein altes Handlungsschema zurück. Er kann sich halt von seinen Idealen nicht trennen und versteht nicht, daß man sich auch der Zeit anpassen muß. Erinnert mich irgendwie an die katholische Kirche, die ja im Buch auch nicht so gut wegkommt. Und damit zu einer meiner Lieblingsstellen:


    "Auch dieser Ritter gehörte zu den frommen Christen, die auf Abenteuer auszogen, und ich glaube, seine Freigiebigkeit war noch größer als seine Tapferkeit, wie du daran sehen kannst, Sancho, daß er seinen Mantel mit dem Armen teilt; er gibt ihm die Hälfte, und es muß damals Winter gewesen sein, sonst hätte er ihm den ganzen Mantel gegeben, so mildtätig war er."


    Genau diese Frage stelle ich mir schon seit Jahren regelmäßig im November: Warum hat St.Martin nur seinen halben Mantel hergegeben und warum soll das ein Beweis für Mildtätigkeit sein ? Wahnsinn, Cervantes hat sich damals diesselbe Frage gestellt ! Sanchos Antwort ist eher pragmatisch...


    Gruß von
    Steffi

  • Hallo Steffi und Ikarus



    Zitat


    Ikarus, mir gehts ganz genauso ! Don Quijote entwickelt sich überhaupt nicht weiter - er fällt immer wieder in sein altes Handlungsschema zurück. Er kann sich halt von seinen Idealen nicht trennen und versteht nicht, daß man sich auch der Zeit anpassen muß. Erinnert mich irgendwie an die katholische Kirche, die ja im Buch auch nicht so gut wegkommt.



    ich kann zwar nicht mit neuen Gedanken aufwarten, aber ich stell euch mal die Frage, warum man eine Entwicklung D.Qs erwarten soll?
    Er ist doch nur Monate unterwegs, also ein geringer Zeitraum, warum sollte er plötzlich von seinen Idealen, von seinem Traum bzw. Wahn bekehrt sein? Ich glaube, wenn D.Q. zur 'Vernunft' kommen würde, wäre ich enttäuscht. Seine Welt der Ritter (die zur seiner Zeit am Aussterben war) macht ihn glücklich. :)
    Liebe Grüße
    Maria

    In der Jugend ist die Hoffnung ein Regenbogen und in den grauen Jahren nur ein Nebenregenbogen des ersten. (Jean Paul F. Richter)

  • Hallo JMaria


    Ich erwarte eigentlich gar nicht, daß sich Don Quijote weiterentwickelt. Er lebt in seiner Ritter-Scheinwelt und fühlt sich sehr wohl dabei. Da hast Du vollkommen recht und Cervantes hat diese Figur auch in diesem Sinne angelegt. Aber genau das macht Don Quijote als literarische Figur halt auch etwas eindimensional. Die Figur des Sancho Pansa hingegen hat sich gerade im 2. Buch dermaßen facettenreich entwickelt und eine Präsenz bekommen, die ich nie für möglich gehalten hätte. Für mich ist Sancho Pansa einfach, wie soll ich sagen, menschlicher, wärmer und spannender als Don Quijote. Dadurch wird dessen Steifheit, Borniertheit und Einfalt aber erst so richtig deutlich. Umgekehrt natürlich genauso. Die beiden Figuren bedingen sich und können nicht ohne einander.


    Viele Grüße
    ikarus

    "Der Umgang mit Büchern bringt die Leute um den Verstand" (Erasmus von Rotterdam)

  • Hallo JMaria und ikarus !


    Ich denke, gerade dadurch, daß Don Quijote die Vergangenheit und deren Ideale repräsentiert und Sancho Pansa eben den Wandel vom einfältigen Bauern über seine Rolle als Statthalter zum glücklichen und zufriedenen Menschen baut Cervantes eine Spannung auf und wahrscheinlich auch ein Abbild der damaligen Gesellschaft.


    Das macht ja wirklich auch das Ganze so interessant, aber ich muß zugeben, daß mir Don Quijote von Anfang an irgendwie unsympathisch war - einfach zu stur und unrealistisch. Und obwohl ich mich für Sancho freue, daß für ihn das Ganze ein glückliches Ende nimmt (ja, ich bin fertig!) :wink: und er einiges dabei gelernt hat, konnte ich mich auch für ihn nicht richtig erwärmen. Irgendwie hatte ich beim lesen immer eine gewisse Distanz und die Figuren sind für mich nie richtig lebendig geworden. Aber jetzt habe ich doch eine Vorstellung von den Gedanken der damaligen Zeit - das, finde ich, hat das Buch ganz super rübergebracht. Für mich waren irgendwie die Figuren und Geschichten gar nicht so wichtig sondern "der Geist" des Buches ( hört sich komisch an !).


    Und manchmal beim lesen hatte ich das Gefühl, wenn ichs nochmal lesen würde, würde ich noch viele andere Dinge entdecken, die mir bis jetzt gar nicht aufgefallen sind. Ich bin schon gespannt auf eure Meinungen ! Mir hat auf jeden Fall das erste gemeinsame lesen riesig Spaß gemacht und ich freue mich schon aufs nächste Mal !


    Gruß von
    Steffi

  • Hallo Steffi


    Ich bin nun auch mit dem Don Quijote fertig und meine Eindrücke decken sich mit deinen


    Zitat

    Für mich waren irgendwie die Figuren und Geschichten gar nicht so wichtig sondern "der Geist" des Buches


    Genau so empfand ich es auch. Und auch mir blieben die Figuren, insbesondere Don Quijote, merkwürdig distanziert. Lediglich für Sancho Pansa konnte ich etwas Sympathie entwickeln.


    Etwas ratlos hat mich der Schluß des Buches zurückgelassen. Don Quijote hat nicht nur das fahrende Rittertum am Leben erhalten, sondern offenbar das Rittertum auch ihn. Don Quijote kehrt heim, ist geheilt, stirbt aber anschließend friedlich nach Aufsetzung seines Testaments und gesegnet mit den Sterbesakramenten. Der Arzt bestätigt, daß "Melancholie und Verdruß seinen Tod herbeiführten". Es ist der Verdruß darüber, daß seine Sendung, als fahrender Ritter in der Welt für Gerechtigkeit zu sorgen, gescheitert ist. Und genauso wie seine Umgebung (die Nichte aß, die Haushälterin trank, Sancho Pansa war recht munter) hat auch mich dieses Sterbekapitel wenig berührt. Das liegt vor allem daran, daß man merkt, daß Cervantes durch Don Quijotes Tod vor allem seine literarische Figur vor weiterer unbefugter Ausschlachtung schützen wollte. "...um die Möglichkeit zu beseitigen, daß irgendein anderer Schriftsteller als Sidi Hamét Benengeli ihn fälschlich von den Toten auferwecke und Geschichten ohne Ende von seinen Taten schreibe."
    Seitenhiebe auf diesen gefälschten Don Quijote finden sich gegen Ende des Buches ja zuhauf. Am besten hat mir die Szene gefallen, als Don Quijote träumt, daß die Teufel in der Hölle mit diesem Plagiat sich vergnügen *ggg*.


    Alles in allem habe ich das Buch sehr gerne gelesen. Auch wenn der Stil manchmal etwas hölzern und gewöhnungsbedürftig war. Wer von dem Buch lediglich einen Schelmenroman erwartet, wird sicher enttäuscht werden. Für mich ist er vor allem ein großartiges Porträt der spanischen Gesellschaft des 16. Jahrhunderts. Und beim nochmaligen Lesen würde man sicher noch viele weitere Facetten entdecken.


    Viele Grüße
    ikarus

    "Der Umgang mit Büchern bringt die Leute um den Verstand" (Erasmus von Rotterdam)

  • Hallo zusammen


    ich reihe mich nun ein: Bin auch fertig :-)


    Gefühlsmäßig hatte ich viele Hoch und Tiefs bei Lesen. Manchmal hat es mich gepackt und ich las mehrere Kapitel auf einmal und es gefiel mir, dann wieder zogen mich manche Kapitel wieder zur Lustlosigkeit.


    Hatte nur ich das Gefühl, daß manche Themen unwahrscheinliche Längen hatten und langweilig waren? (wie z. B. Kammerfreu Schmerzensreich...)


    Sanchos Statthalterschaft hat Spaß gemacht, der Mann hat wirklich mit Weisheit entschieden, der Vergleich mit Salomo war passend.


    Auch seine Sprache, das aneinanderreihen von Sprichwörter hat dem Buch viel Schwung gegeben und seine Treue war rührend:


    Aber das ist einmal mein Schicksal, das ist einmal mein Pech: ich kann nicht anders, ich muß ihm überallhin folgen; wir sind aus demselben Ort, ich habe sein Brot gegessen, ich habe ihn lieb, er ist dankbar, er hat mir seine Esel geschenkt; und vor allem, ich bin treu, und sonach ist es ausgeschlossen, daß uns je etwas anderes trennen könnte als Schaufel und Spaten...


    So wars ja dann auch, am Schluß trennte nur der Tod Don Quijote von Sancho Pansa.


    Zusammenfassend finde ich die Worte Sidi Hamet passend:


    O berühmter Schriftsteller! O beglückter Don Quijote! O ruhmreiche Dulcinea, O Sancho, du witziger Kopf! Ihr alle miteinander, und jeder für sich, möchtet ihr unzählige Jahrhunderte leben zum Vergnügen und allgemeinen Zeitvertreib aller Lebenden.


    Wie wahr, es hat sich erfüllt. Was will ein Schriftsteller mehr.



    Zitat


    Genau so empfand ich es auch. Und auch mir blieben die Figuren, insbesondere Don Quijote, merkwürdig distanziert. Lediglich für Sancho Pansa konnte ich etwas Sympathie entwickeln.


    mmh - für mich hat sich nicht nur Sancho weiterentwickelt, sondern auch Don Quijote. Er ist menschlicher geworden. Er hatte zwar ab und zu seine Wahnphasen, wo er umsich schlug, aber trotzdem hat er menschlich zugenommen. Die Kapitel über die Ratschläge für Sancho Pansa fand ich sehr schön, er hat ihn mit Tränen gehen lassen. D. Q. hat Freundschaft kennen und schätzen gelernt, konnte aber auch loslassen und Sancho sein Glück machen lassen. Sein Gefühl für Liebende zieht sich ja durchs ganze Buch. Schade, daß er seine Liebe nie kennengelernt hat.


    Belustigt hat mich das Kapitel über die Liebeskranke Altisidora, wie D.Q. erfolgreich seine Keuschheit bewahrt hat. Das waren wieder Szenen die für mich das Buch lesenswert machten.


    Zitat

    Etwas ratlos hat mich der Schluß des Buches zurückgelassen. Don Quijote hat nicht nur das fahrende Rittertum am Leben erhalten, sondern offenbar das Rittertum auch ihn. Don Quijote kehrt heim, ist geheilt, stirbt aber anschließend friedlich nach Aufsetzung seines Testaments und gesegnet mit den Sterbesakramenten. Der Arzt bestätigt, daß "Melancholie und Verdruß seinen Tod herbeiführten". Es ist der Verdruß darüber, daß seine Sendung, als fahrender Ritter in der Welt für Gerechtigkeit zu sorgen, gescheitert ist. Und genauso wie seine Umgebung (die Nichte aß, die Haushälterin trank, Sancho Pansa war recht munter) hat auch mich dieses Sterbekapitel wenig berührt. Das liegt vor allem daran, daß man merkt, daß Cervantes durch Don Quijotes Tod vor allem seine literarische Figur vor weiterer unbefugter Ausschlachtung schützen wollte. "...um die Möglichkeit zu beseitigen, daß irgendein anderer Schriftsteller als Sidi Hamét Benengeli ihn fälschlich von den Toten auferwecke und Geschichten ohne Ende von seinen Taten schreibe."


    Das war traurig, aber ging mir auch nicht so nahe. Er erkannte wohl, daß zuhause für ihn nichts mehr zu regeln, zu erleben gab, legte sich hin und starb. Der schnelle Schluß fand ich so sinnlos :(
    aber der Gedanke, daß Cervantes seine Figur schützen wollte, trifft bestimmt zu.



    Zitat

    Alles in allem habe ich das Buch sehr gerne gelesen. Auch wenn der Stil manchmal etwas hölzern und gewöhnungsbedürftig war. Wer von dem Buch lediglich einen Schelmenroman erwartet, wird sicher enttäuscht werden. Für mich ist er vor allem ein großartiges Porträt der spanischen Gesellschaft des 16. Jahrhunderts. Und beim nochmaligen Lesen würde man sicher noch viele weitere Facetten entdecken.


    Ich gebe es ehrlich zu, ohne euch hätte ich vermutlich aufgehört zu lesen und nun bin ich froh, daß ich es durchgezogen habe :-)
    Aber sobald werde ich D.Q. sicherlich nicht nochmals lesen. Er hat mich ganz schön strapaziert *ggg*.


    und als ich am Schluß des Romans noch über König Minos und Rhadamanth las habe ich Sehnsucht nachThomas Mann bekommen. Kam dir da nicht auch der Zauberberg in den Sinn Ikarus?


    Im Nachwort wird auch Thomas Mann zitiert:


    "Seine Achtung vor dem Geschöpf seiner eigenen komischen Erfindung ist während der Erzählung ständig im Wachsen - dieser Prozeß ist vielleicht das Fesselndste am ganzen Roman, ja, er ist ein Roman für sich, und er fällt zusammen mit der wachsenden Achtung vor dem Werk selbst, das, bescheiden, als derber, satirischer Spaß konzipiert war, ohne Vorstellung davon, in welchen symbolisch-menschlichen Rang die Figur des Helden hineinzuwachsen bestimmt war."


    Passende Worte


    Viele Grüße
    Maria

    In der Jugend ist die Hoffnung ein Regenbogen und in den grauen Jahren nur ein Nebenregenbogen des ersten. (Jean Paul F. Richter)

  • Hallo JMaria


    Da hast Du Dich jetzt aber mächtig beeilt. Hättest Dir ruhig mehr Zeit lassen können. Aber vielleicht ging Dir´s wie mir. Ich habe gegen Schluß auch etwas schneller gelesen, weil ich das Buch einfach fertig bringen wollte.


    Zitat

    Manchmal hat es mich gepackt und ich las mehrere Kapitel auf einmal und es gefiel mir, dann wieder zogen mich manche Kapitel wieder zur Lustlosigkeit

    .


    Genau das meine ich.


    Zitat

    Aber sobald werde ich D.Q. sicherlich nicht nochmals lesen. Er hat mich ganz schön strapaziert *ggg*.


    Oh ja, mich auch!


    Zitat

    Und als ich am Schluß des Romans noch über König Minos und Rhadamanth las habe ich Sehnsucht nachThomas Mann bekommen. Kam dir da nicht auch der Zauberberg in den Sinn Ikarus?


    Und was für eine Sehnsucht! Meine Sehnsucht wurde nach dieser Stelle sogar so groß, daß ich beschloß, sobald ich mit dem Don Quijote fertig bin, erstmal wieder was von Thomas Mann zu lesen. Das habe ich dann auch gemacht. Das Zitat von dir stammt aus "Meerfahrt mit Don Quijote". Und diese Erzählung bzw. Essay in Tagebuchform fand sich tatsächlich in meiner Mann-Gesamtausgabe und bot sich so natürlich an. Thomas Mann schildert darin seine Fahrt ins Exil mit dem Ozeandampfer nach New York im Jahre 1934. Die Fahrt dauert ca. eine Woche und er liest dabei den Don Quijote. "Der Don Quijote ist ein Weltbuch - für eine Weltreise genau das Rechte" begründet er die Wahl seiner Reiselektüre. Er verknüpft seine Erlebnisse an Bord des Schiffes mit seinen Gedanken und Eindrücken beim Lesen des Don Quijote. Die gehen natürlich weiter und tiefgründiger als die unseren hier - ist schließlich auch Thomas Mann. Aber manchmal konnte ich seinen Gedankengängen auch nicht folgen und wußte nicht, worauf er hinaus will. Egal.
    Aber - obacht jetzt wird´s etwas pathetisch - Thomas Mann nach dem Don Quijote zu lesen war für mich, wie wenn man von einer langen, zwar schönen, aber auch anstrengenden Reise nach Hause kommt und erstmal ein heißes Bad nimmt. Unglaublich entspannend und einfach schön. Ich habe wirklich jeden Satz genossen, regelrecht in dieser schönen Sprache gebadet und mich pudelwohl gefühlt. Das war wie "heimkommen".


    Jetzt höre ich aber lieber auf :D


    Viele Grüße
    ikarus

    "Der Umgang mit Büchern bringt die Leute um den Verstand" (Erasmus von Rotterdam)

  • Zitat

    Aber - obacht jetzt wird´s etwas pathetisch - Thomas Mann nach dem Don Quijote zu lesen war für mich, wie wenn man von einer langen, zwar schönen, aber auch anstrengenden Reise nach Hause kommt und erstmal ein heißes Bad nimmt. Unglaublich entspannend und einfach schön. Ich habe wirklich jeden Satz genossen, regelrecht in dieser schönen Sprache gebadet und mich pudelwohl gefühlt. Das war wie "heimkommen".


    Mensch Ikarus


    genauso geht es mir auch. Der Drang nach einem Buch von Thomas Mann wurde immer größer und ich mußte mich wirklich beherrschen D.Q. weiterzulesen. Die von dir erwähnte Geschichte würde mich auch interessieren. Ich muß mal schauen ob ich sie auftreibe.


    Wenn ich Thomas Mann lese, dann packt mich sein Stil immer wieder, daß ich total verblüfft bin. Ich fühle mich dann auch pudelwohl :)


    Ich würde zu gern nun Lotte von Weimar lesen. Denn ich denke hier werde ich wieder von seiner Erzählung überrascht werden. T. M. hat ja soviele Facetten.


    Viele Grüße
    Maria

    In der Jugend ist die Hoffnung ein Regenbogen und in den grauen Jahren nur ein Nebenregenbogen des ersten. (Jean Paul F. Richter)

  • Hallo JMaria.
    hallo ikarus !


    Schön, dass ihr es geschafft habt !
    Das ist ja wirklich erstaunlich, wie ihr beide nach dem Don Quijote eine "literarische Erholung" gebraucht habt ! Auch ich habe nämlich bei den letzten 100 Seiten ständig geschielt, wie weit ich noch hab und nach dem Ende habe ich aber das Buch mit einer gewissen Befriedigung weggelegt, etwa so, wie wenn man nach einer langen anstrengenden, aber interessanten Wanderung das Ziel erricht hat.


    ikarus, dein Vergleich mit dem heißen Bad fand ich sehr schön und ihr zwei habt mich jetzt daraufgebracht, mal wieder etwas von Thomas Mann zu lesen... Da muß ich gleich mal stöbern!


    Gruß von
    Steffi

  • Hallo JMaria und Steffi


    Da ging´s uns ja doch allen ähnlich mit dem Don Quijote. Wie tröstlich. :D


    Steffi: Bevor Du jetzt groß das Stöbern anfängst; wollen wir nicht einfach JMarias Vorschlag aufgreifen und gemeinsam die "Lotte in Weimar" lesen? Ich wäre jedenfalls sofort dabei.


    Viele Grüße
    ikarus

    "Der Umgang mit Büchern bringt die Leute um den Verstand" (Erasmus von Rotterdam)

  • Hallo Ikarus-
    ich musste so lachen, als Du schriebst, Thomas Mann - Lesen sei wie "Nach Hause kommen"! Genauso geht es mir auch immer noch, und zwar mit Thomas Mann und auch mit Stefan Zweig, mittlerweile auch mit Hesse (zumindest jetzt gerade, als ich "Unterm Rad" gelesen habe). Diese Sprache...(leider gibt es kein Smilie für´s Schwärmen)!
    Ich habe die "Lotte in Weimar" als Hörspiel, das ist auch ganz toll - schon allein wegen des herrlichen sächsischen Dialekts!
    Leider (na ja, was heisst leider 8) ) fahre ich am Freitag in den Urlaub, da werde ich wohl die Lotte nicht mitlesen können. Aber verfolgen werde ich´s!!
    Viele Liebe Grüsse - Nele

  • Hallo Ikarus


    danke dir, daß du den obigen Text reingeschrieben hast. Mir wurde dadurch auch so einiges klarer.


    Besonders dieser Abschnitt, gab mir zum Nachdenken:

    Zitat


    Diese Wechselbeziehung zwischen fiktiven Charakteren und einer realen Welt erscheint uns heute so selbstverständlich, daß wir uns gar nicht mehr vorstellen können, wie es jemals anders gewesen sein könnte. Aber vor Cervantes spielten sich Erzählungen in einem fast luftleeren Zwischenbereich ab; die Figuren genügten sich selbst, waren ausschließlich befaßt mit dem gedachten Universum, in dessen Rahmen sie handelten. Die reale Welt erschien höchstens in Gestalt eines fernen Gemurmels, das von weit her durch das Fenster eines Bauernhauses drang. Diese Menschen sind wie die Heiligen in einem gotischen Bild: überlebensgroß, nicht eigentlich menschlich, nur durch die hohen und ernsten moralischen Werte, die sie vertraten, vor einem Dasein als Karikaturen bewahrt.
    In Cervantes´ Geschichten dringt die Welt ein; die Figuren können sich gar nicht dagegen wehren, daß die reale Gesellschaft sich in ihr Leben mischt.


    Es stimmt, diese Wechselbeziehung zwischen Fiktion und reale Welt ist mir auch nicht aufgefallen. Man müßte sich mehr mit der Literatur vor Cervantes beschäftigen um den Unterschied zu erkennen.


    Du siehst, Cervantes läßt mich noch nicht ganz los :-)
    Viele Grüße
    Maria

    In der Jugend ist die Hoffnung ein Regenbogen und in den grauen Jahren nur ein Nebenregenbogen des ersten. (Jean Paul F. Richter)

  • Hallo zusammen


    Noch ein TV-Tip:


    Für uns zwar nicht mehr ganz aktuell, aber sicher sehr interessant:


    Heute Nacht läuft im ZDF um 0.10 Uhr in der Sendereihe "Romanwelten" der Beitrag "Don Quijote und das Land der Träumer". Mein Viedeorecorder läuft jedenfalls mit.


    http://www.zdf.de/ZDFde/inhalt/0,1872,2023061,00.html


    Viele Grüße
    ikarus

    "Der Umgang mit Büchern bringt die Leute um den Verstand" (Erasmus von Rotterdam)

  • Hallo Ikarus


    ich habe deinen TV-Tip zwar rechtzeitig gelesen, aber dann doch wieder vergessen. Mein Gedächtnis ;-)


    Aber die Zusammenfassung auf der ZDF-Homepage war schön zu lesen und hat wieder Erinnerungen an unsere Gemeinsame Leserunde geweckt. Das dort abgebildete Foto paßt doch toll. So stelle ich mir D.Q. vor :-)


    D.Q. gehört immer noch zu den Romanen die mir während des Lesens meine ganze Geduld gefordert hatte, aber hinterher noch lange beschäftigte.


    Die Bildergalerie auf der ZDF-Webside ist wirklich empfehlenswert. Dort findet sich ein Bild vom Gefängnis von Argamasilla, dort schrieb Cervantes seinen Don Quijote. Auch die Höhlen von Montesina finden sich dort und das Wirtshaus, wo D.Q. vom Wirt zum Ritter geschlagen wurde.
    die Zeit blieb in der Mancha stehen.


    Einen Satz habe ich aus dem Text herausgenommen:


    Trotz seiner übergroßen Sehnsucht nach der "großen Welt" vermag er diesen Flecken Erde nicht einen Tag lang zu verlassen.


    Seine Welt durch die D.Q. zog war 50x50 km groß.


    und wieder hinterläßt mich Cervantes nachdenklich.
    Vielen Dank für den Link.


    Viele Grüße
    Maria

    In der Jugend ist die Hoffnung ein Regenbogen und in den grauen Jahren nur ein Nebenregenbogen des ersten. (Jean Paul F. Richter)