Anton Cechov

  • Hallo liebe Klassikerfreunde,


    seit ca. einem Jahr beschäftige ich mich mit Anton Cechov.
    Ich habe zwei Biographien über ihn gelesen und erst DANN
    (entgegen meiner sonstigen Gewohnheiten) angefangen,
    Werke von ihm zu lesen.


    Ich kann nur sagen, daß ich mich jetzt doch wundere, daß
    ich nicht viel früher auf ihn gestoßen bin. Sein kleines
    Büchlein "Eine langweilige Geschichte" ist alles andere
    als eine langweilige Geschichte. Auch der Erzählband
    "Die Dame mit dem Hündchen" (diese Titelgeschichte wurde
    ja sehr oft von R.-Ranicki in den Himmel gelobt) ist ganz
    wundervoll. Cechov, wie ich feststellen muß, eine Ausnahme-
    erscheinung in der Weltliteratur - ein Mensch mit leiser
    Wehmut, der jedoch nie seinen feinen Humor verloren hat,
    obwohl er sein halbes Leben, das ohnehin kurz war, mit
    einer sehr schweren Krankheit zubringen mußte.


    Daher würde ich mich sehr freuen, wenn ich hier auf
    andere Menschen treffen würde, die sich ebenfalls mit
    Cechov befassen.


    Gruß


    Anne-Marie :urlaub: (Das ist eine Wunschvorstellung, es herrschen hier bei mir im Büro z.Z. ca. 30 Grad. :sauer: )

    "Des Menschen Engel ist die Zeit." (Friedrich Schiller)

  • Hallo!


    Ich habe mich letztes Jahr ja vermehrt mit russischer Literatur befasst und da war auch Tschechov vertreten, ich habe "3 Schwestern" gelesen, ziemlich melancholisch und irgendwie schwingt da tiefe Sinnlosigkeit mit.
    Hat mir aber gut gefallen, besonders beim zweiten Lesedurchgang. Und mir fällt auch keine literarische Parallele zu Tschechov ein.... Erinnert mich (subjektiv) vielleicht am ehesten an Turgenjew, hab da aber keine Begründung dafür....



    Mit freundlichem Gruss,


    REZK

    "Es gibt ein Ziel, aber keinen Weg, was wir Weg nennen ist zögern" (F. Kafka)

  • Ja, eine gewisse Sinnentleertheit des Lebens ist in fast allen
    Werken zu spüren. Und Cechov bringt diese Erkenntnis oft
    auf eine so kurze Formel bzw. ist in der Lage, eine solche
    Stimmung mit ein paar kleinen "Federstrichen" zu "zeichnen".
    Ich habe mir gestern "Der Kirschgarten" gekauft, eine Komödie
    in vier Akten, habe auch schon angefangen zu lesen und freue
    mich auf nachher zu Hause auf die Fortsetzung. Und irgendwann
    möchte ich mir dieses Stück auch einmal in einer guten Inszeni-
    rung anschauen.


    Ein schönes Wochenende wünscht
    Anne-Marie


    "Des Menschen Engel ist die Zeit." (Friedrich Schiller)

  • Hallo Anne-Maria


    willkommen im Forum :winken:


    es ist schon ein paar Jahre her, als ich etwas von Tschechow las, meine frischen Eindrücke beschrieb ich damals hier:


    http://www.klassikerforum.de/f…t=571&highlight=tschechov


    welche Biografie kann du empfehlen?



    ähnlich habe ich gedacht als ich dieses Jahr Eduard von Keyserlings' Romane und Erzählungen entdeckte.


    Liebe Grüße
    Maria

    In der Jugend ist die Hoffnung ein Regenbogen und in den grauen Jahren nur ein Nebenregenbogen des ersten. (Jean Paul F. Richter)

  • Ich habe mir vor Jahren einmal die gesammelten Werke (Prosa und Dramen) von Cechov besorgt und werfe seitdem häufig längere Blicke in einzelne Bände. Es lohnt sich eigentlich immer, gilt doch Cechov neben seiner großartigen Kunst auch noch als äußerst guter, hilfsbereiter und selbstloser Mensch mit Herz für die Schwachen, Kranken und Geknechteten.

  • Lieber Gnorry,


    ich habe auch die Rowohl-Biographie gelesen und dann noch die
    von Rosamund Bartlett, erschienen im Zsolnay-Verlag.


    Ja, das Alltägliche und das Banale, das Cechov versteht, in
    unveränderter Form einfach zu bringen - und wirken zu lassen.
    Darunter versteht man wohl Objektivismus.


    Ich kann mir gut vorstellen, daß nach einem langen Arbeitstag
    und dieser Hitze es kein großes Vergnügen war, ins Theater zu
    gehen. Ich wäre wahrscheinlich eingeschlafen...


    Um Dir auf die Mohrrübe mit Gertrude Stein zu antworten:


    "Eine Rose ist eine Rose ist eine Rose..." :smile:


    Gru0


    Anne-Marie





    "Des Menschen Engel ist die Zeit." (Friedrich Schiller)

  • Hallo!
    Bin seit fast zwei Jahren ein riesiger Tschechow-Fan und wünsche mir nichts sehnlicher, als Tschechow irgendwann einmal in Original lesen zu können.
    Was mich an Tschechow so fasziniert, ist dieser große Respekt, den er seinen Lesern gegenüber an den Tag legt. Man findet in Tschechows Werk nie auch nur ein belehrendes Wort. Ich hasse es, wenn ich ein Buch lese, genau die Intention des Autors zu erkennen. In mir erweckt Didaktik oder auch nur provokant wirkend wollende Literatur einen so großen Widerwillen, dass ich einfach nicht gewillt bin, weiterzulesen. Bei Tschechow jedoch hat man nie das Gefühl, in vom Autor festgelegten Bahnen denken zu müssen. Nichts scheint arrangiert in seinen Stücken und Kurzgeschichten. Wenn ich Tschechow lese, habe ich nie das Gefühl, dass er mich in eine bestimmte Rolle drängen will, in die des erstaunten Lesers zum Beispiel oder in die des traurigen Lesers, des wütenden usw. Wenn ein Autor offensichtlich meine Erschrockenheit oder was auch immer "erzwingen" will, fühle ich mich in meiner Position als Leser abgewertet. Wenn man jedoch Tschechow liest, spürt man genau, dass er seine Leser respektiert und sich keinesfalls über den Rezipienten erheben will, indem er ihn einfach an seinen Werken und Welten teilhabenlässt, ohne ihn "erziehen" zu wollen. Tschechow selbst war ein sehr selbstzweiflerischer Schriftsteller und Mensch, der sich jedesmal, wenn eines seiner Theaterstücke ein Misserfolg war, schwor, nie wieder eines zu schreiben. (Zum Glück hat er's dann doch immer wieder getan!)

    Gewöhnlich poetisiert man die Liebe, schmückt sie mit Rosen und Nachtigallen, wir Russen aber schmücken unsere Liebe mit diesen schicksalsschweren Fragen, und dabei wählen wir noch die am wenigsten interessanten aus.

  • Moin, Moin!


    Mit seinem literarischen Schaffen konnte er [Cechov] ins Herz der russischen Gesellschaft vordringen und zugleich Abstand wahren, da er zu politischen Fragen nicht Stellung bezog und Dinge schrieb, die die Menschen nicht erwarteten, vor allem Kurzgeschichten, vorzugsweise sehr kurze, wodurch er sich der hinderlichen Verpflichtung entzog, den großen russischen Roman zu verfassen. (Tim Parks: Worüber wir sprechen, wenn wir über Bücher sprechen)


    Für jene, die Cechov Erzählungswerk nacheinander und recht komplett lesen wollen, zur Orientierung:


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    -<a href="http://d-nb.info/760268762">Ein unbedeutender Mensch. Erzählungen 1883 - 1885</a>
    -<a href="http://d-nb.info/760268770">Gespräch eines Betrunkenen mit einem nüchternen Teufel. Erzählungen 1886</a>
    -<a href="http://d-nb.info/760268789">Die Steppe. Erzählungen 1887-1888</a>
    -<a href="http://d-nb.info/760268797">Flattergeist, Erzählungen 1888-1892</a>
    -<a href="http://d-nb.info/760268800">Rothschilds Geige, Erzählungen 1893-1896</a>
    -<a href="http://d-nb.info/760268819">Die Dame mit dem Hündchen. Erzählungen 1897-1903</a>


    -<a href="http://d-nb.info/760268827">Eine langweilige Geschichte. Das Duell. Kleine Romane I</a>
    -<a href="http://d-nb.info/760268835">Krankenzimmer Nr. 6. Erzählung eines Unbekannten. Kleine Romane II</a>
    -<a href="http://d-nb.info/760268843">Drei Jahre. Mein Leben. Kleine Romane III</a>


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    -<a href="http://d-nb.info/965751333">Er und sie. Frühe Erzählungen 1880-1885</a>
    -<a href="http://d-nb.info/965751392">Ende gut. Frühe Erzählungen 1886-1887</a>
    -<a href="http://d-nb.info/960503269">Ein unnötiger Sieg. Frühe Novellen und Kleine Romane</a>


    Die zweibändige, gebundene Ausgabe der Frühen Erzählungen erschien 2002. Inwieweit hier "Ein unnötiger Sieg" hineinpaßt, entzieht sich meiner Kenntnis.


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    -<a href="http://d-nb.info/963053892">Das Leben in Fragen und Ausrufen. Humoresken und Satiren 1880-1884</a>
    -<a href="http://d-nb.info/963053043">Aus den Erinnerungen eines Idealisten. Humoresken und Satiren 1885-1892</a>