• Lese gerade "Die Poggenpuhls" und muss oft schmunzeln. Da hat Fontane den nicht haltbaren Anspruch des kleinen Adels an sich selbst aber ganz schön aufs Korn genommen! Tolles Werk. FA

    Daß man gegen seine Handlungen keine Feigheit begeht! daß man sie nicht hinterdrein im Stiche läßt! - Der Gewissensbiß ist unanständig. - Friedrich Nietzsche - Götzen-Dämmerung, Spruch 10

  • „Die Poggenpuhls“ habe ich mal in der Schule gelesen, kann mich aber kaum noch erinnern – also Zeit sie mal wieder zu lesen. Warum hast Du eigentlich keinen Lesevorschlag gemacht?
    Hast Du vor noch weiteres von Fontane zu lesen?

  • Mit Olympia (Daniela) habe ich mich in einem anderen Thread geeinigt ab Mai einen Roman von Fontane zu lesen. Die folgenden drei Romane, die wir beide noch nicht gelesen haben, stehen zur Auswahl:


    „Vor dem Sturm“,
    „Schach von Wuthenow“ oder
    „Unwiederbringlich“


    Da wir beide in dieser Angelegenheit nicht sehr entscheidungsfreudig sind, wollte ich mal fragen welchen dieser drei Romane ihr empfehlen würdet oder noch besser, welchen dieser Romane ihr vielleicht mitlesen würdet?

  • "Der Schach von Wuthenow" ist ein weitaus früherers Werk Fontanes. Es ist zweifelfrei gut, aber die besondere Kunst seiner Darstzellung hat er hier, nach meiner Meinung, noch nicht so stark entwickelt. Demgegenüber fand ich "Unwiederbringlich" bei weitem besser, auch wenn es mal wieder die typische Thematik das Autoren behandelt. Nichtsdestotrotz sind natürlich beide lesenswert.
    Zu "Vor dem Sturm" kann ich leider nichts Genaues sagen, weil ich es noch nicht gelesen habe. Es ist mit etwa 700 Seiten aber wohl das umfangreichste der genannten Bücher und steht zudem ganz zu Beginn von Fontanes Schaffen.

  • "Vor dem Sturm" und "Unwiederbringlich" kenne ich. Beide sind durchaus sehr unterschiedliche Werke. Mir gefällt Fontane in seinen deutlich gesellschaftkritischeren Romanen immer etwas besser und daher fand ich auch "Unwiederbringlich" schöner, es ist neben "Frau Jenny Treibel" mein Lieblingsroman von ihm. Aber sowieso kann man bei Fontane eigentlich nichts falsch machen :zwinker:

  • "Vor dem Sturm" hat für mich eine Sonderstellung in Fontanes Werk. Es ist ein historischer Roman, er spielt 1812 und erzählt die Vorgeschichte des Aufstandes gegen die napoleonische Herrschaft in Brandenburg.


    "Unwiederbringlich" dagegen ist vom Thema wieder näher an anderen bekannten Werken wie Effi Briest, ungewöhnlich sind nur die Handlungsorte: Schleswig-Holstein und Dänemark. Die Geschichte beruht wie die von "Effi Briest" auf tatsächlichen Vorkommnissen.


    Beide Romane sind sehr lesenswert. Vor dem Sturm ist vermutlich mehr als doppelt so lang.


    - Harald

    Aktuell: Altägyptische Literatur. Kafka. Theater des Siglo de Oro. Gontscharow. Sterne, Fielding, Smollett.

  • Hallo,


    am intensivsten hat sich mir von "Vor dem Sturm" ein Memento-mori-Motiv eingeprägt:


    ...durch die nördöstlichen Tore der Stadt zog das Elend, durch die westlichen der Glanz des Krieges herein. In den Straßen aber begegneten beide einander und sahen sich verwundert, oft beinahe feindselig an.


    "So waren wir", sagten die finstren Blicke der einen, aber das entsprechende: "So werden wir sein", erlosch in dem Leichtsinn und der Eitelkeit der anderen.


    Gruß,
    Maria

    In der Jugend ist die Hoffnung ein Regenbogen und in den grauen Jahren nur ein Nebenregenbogen des ersten. (Jean Paul F. Richter)


  • Hallo,


    eine Fontane-Runde käme mir sehr entgegen. Die drei oben Genannten kenne ich nicht, habe auch keines davon im Regal. Ungelesen steht "Jenny Treibel" auf den Brettern. Könnt Ihr Euch damit anfreunden (ab Mitte Mai)?


    LG


    Tom

  • Hallo Steffi,
    hallo Maria,
    hallo Harald,
    hallo Fäustchen,


    vielen Dank euch Allen für die Hinweise zu Fontanes Romanen. Wenn ich die Stimmen richtig ausgezählt habe hat "Unwiederbringlich" (Fäustchen, Steffi, Harald) knapp vor "Vor dem Sturm" (Harald, Maria) gewonnen und wird also demnächst als Lesevorschlag von mir eingebracht.


    LG


    Hubert


  • Vielen Dank, Maria, für das schöne Zitat. "Vor dem Sturm" fällt natürlich nicht für immer unter den Tisch, weil irgendwann will ich alles von Fontane gelesen haben


  • Hallo Tom,


    das freut mich, dass Dir eine Fontane-Runde entgegen käme, allerdings wollte ich jetzt einen Roman lesen, den ich noch nicht kenne – mal sehen was Olympia dazu sagt. Andererseits bevor keine Fontane-Runde zusammen kommt, würde ich auch „Jenny Treibel“ nochmals lesen. Das Beste aber wäre, Du liest jetzt „Unwiederbringlich“ mit (Mitte Mai wäre okay) und wenn die Leserunde gut läuft, sprich: wir noch ein paar Fontane-Freunde gewinnen können, machst Du einen Vorschlag zu „Jenny Treibel“: ich wäre dann da auch dabei.


  • Eins werfe ich Fontane deshalb ein bisschen vor. Überall ist zu lesen, er liefere ein Bild seiner "Zeit", dafür kommt mir aber die hochindustrielle Ära mit ihren Umbrüchen doch zu kurz.


    Fontane hat im Jahr 1853 die Frage "Was verstehen wir unter Realismus?" wie folgt beantwortet:


    Vor allen Dingen verstehen wir nicht darunter das nackte Wiedergeben alltäglichen Lebens, am wenigsten seines Elends und seiner Schattenseiten. [...] Wohl ist das Motto des Realismus der Goethesche Zuruf:


    Greif nur hinein ins volle Menschenleben,
    Wo du es packst, da ist's interessant,

    aber freilich, die Hand, die diesen Griff tut, muss eine künstlerische sein.


    Das unterscheidet Fontane positiv bspw. von dem französischen Elend-Chronisten Zola, dem ich diesen künstlerischen Griff abspreche zugunsten journalistischer Kompetenz (die Fontante aber auch hatte).


    LG


    Tom

  • Hallo zusammen,


    ich möchte euch (Tom, Hubert, André) noch eine schöne Leserunde "Unwiederbringlich" wünschen. Ich habe das Buch vor ein paar Monaten sehr genossen !


    PS:
    gehört Zola nicht dem Naturalismus an, der sich aus dem bürgerlichen Realismus heraus entwickelte?
    und hat etwas mit der objektiven Wirklichkeitsdarstellung mit all ihrer Hässlichkeit aus dem Elend der Industrialisierung heraus zu tun?



    Grüße von
    Maria

    In der Jugend ist die Hoffnung ein Regenbogen und in den grauen Jahren nur ein Nebenregenbogen des ersten. (Jean Paul F. Richter)


  • Hallo zusammen,


    ich möchte euch (Tom, Hubert, André) noch eine schöne Leserunde "Unwiederbringlich" wünschen. Ich habe das Buch vor ein paar Monaten sehr genossen !


    Danke. Schade, dass du nicht mit dabei bist, da wir mit drei Leuten eine sehr kleine Runde bilden. Aber kleine Runden haben auch ihre Vorteile.

    Miguel de Cervantes Saavedra:&nbsp; &nbsp; &nbsp; &nbsp; &nbsp; &nbsp; &nbsp; &nbsp; &nbsp; &nbsp; &nbsp; &nbsp; &nbsp; &quot;Don Quixote von la Mancha&quot;&nbsp; <br />- Tieck Übersetzung -


  • ich möchte euch (Tom, Hubert, André) noch eine schöne Leserunde "Unwiederbringlich" wünschen.


    Vielen Dank.



    gehört Zola nicht dem Naturalismus an, der sich aus dem bürgerlichen Realismus heraus entwickelte?


    Diese künstliche Trennung Naturalismus/Realismus habe ich nie verstanden. Ich glaube, es handelt sich dabei um eine Erfindung Zolas.


    LG


    Tom


  • Hallo zusammen,


    ich möchte euch (Tom, Hubert, André) noch eine schöne Leserunde "Unwiederbringlich" wünschen. Ich habe das Buch vor ein paar Monaten sehr genossen !


    Grüße von
    Maria


    Hallo Maria,


    vielen Dank. Schade, dass Du den Roman schon gelesen hast – ich erinnere mich noch gerne an unsere gemeinsame Leserunde von „Effi Briest“


    LG


    Hubert

  • vielen Dank. Schade, dass Du den Roman schon gelesen hast – ich erinnere mich noch gerne an unsere gemeinsame Leserunde von „Effi Briest“


    LG


    Hubert



    Hallo Hubert,


    das war wirklich eine besonders intensive Leserunde. Ich denke auch sehr gerne daran zurück :-)


    Grüße von
    Maria

    In der Jugend ist die Hoffnung ein Regenbogen und in den grauen Jahren nur ein Nebenregenbogen des ersten. (Jean Paul F. Richter)

  • Liebe Fontane-Freunde,


    Fontane hatte, so lese ich eben, eine ausgesprochene Vorliebe für die nordische Welt und charakterisierte sich selbst als „ausgesprochen nicht südlich“. Meine aktuelle Lektüre („Unwiederbringlich“) bestätigt das.


    Meine Frage an die Fontane-Experten: Hat er die nordische Literatur seiner Zeit (Ibsen, Strindberg, den frühen Hamsun) gekannt und wenn ja: Hat er sie geschätzt? Meine These: Wenn Fontane Hamsun gekannt und gelesen hat, dann dürfte er zutiefst verwirrt gewesen sein angesichts der Modernität des jungen Norwegers, der seine Geschichten und Charaktere am Rand der bürgerlichen Gesellschaft und Vernunft angesiedelt hat – ganz anders als unser Großmeister aus Brandenburg.


    Und noch eine Frage: Kannte Fontane die zum Teil aus der Tradition nordischer Volksmusik heraus entstandenen Werke Edvard Griegs?


    Ich hoffe, Ihr kennt Euch aus ...


    LG


    Tom