• Hallo zusammen!


    Neulich lief auf ARTE ein Film "Post coïtum animal triste". Den Film habe ich leider verpasst, aber es bleibt nun bei mir ein bohrende Frage übrig: Von wem stammt dieses Zitat??? Mein Büchmann schweigt sich darüber aus, und mehr als "Schon die alten Römer sagten..." ist über Google auf dem Internet auch nicht aufzutreiben. Ich tippe auf eine lateinische Übersetzung von Aristoteles, möchte aber auch die Kirchenväter nicht ausschliessen.


    Grüsse


    Sandhofer

    Wo nehme ich nur all die Zeit her, so viel nicht zu lesen? - Karl Kraus

  • Hallo Sandhofer,


    dem Titel des franz. Spielfilms „Post coitum, animal triste“ von Brigitte Rouan (Die verheiratete Diane lernt Emilio, einen jüngeren Ingenieur kennen und eine Affäre beginnt, himmelhochjauchsend, doch bald ...), liegt das, auf Ovid zurückgehende lateinische Sprichwort „post coitum omne animal triste“ zugrunde.


    Gruß


    Hubert

  • Hallo Sandhofer,


    gerne hätte ich Dir die Stelle im Werk Ovids angegeben und ich habe die letzten drei Tage eifrig gesucht. So kann ich Dir zumindest sagen, in welchen Werken Ovids das Zitat mit großer Wahrscheinlichkeit nicht vorkommt: „Amores“, „Ars amatoria“ und „Metamorphosen“.


    Ich muß mich also bei meiner Aussage auf die Vorlesung „Motivgeschichtlicher Streifzug durch die Liebeslyrik von Sappho bis Sarah Kirsch“ von Prof. Dr. G. Härle beziehen, der dies am 8. Mai d. J. in der Reihe „Lyrik – Liebe – Leidenschaft“ an der PH Heidelberg so gesagt hat:
    "Deswegen ist jetzt ein dialektischer Bogen zu spannen von der Erkenntnis, dass Liebe unendlich ist, zu jener, dass Liebe nicht nur enden kann, sondern enden WIRD. Sie weiß um ihr Ende, das mit dem Tod kommt. Eros und Thanatos, Liebe und Tod, sind Brüder in der abendländischen Dichtung, in der abendländischen Kultur. Von zwei Freunden, sagte Jacques Derrida unlängst hier in seinem Festvortrag zu Gadamers Gedächtnis, von zwei Freunden wird einer den anderen sterben sehen. Die Liebe weiß das. Sie überspannt den Abgrund dieses Wissens, aber sie kann ihn weder leugnen noch schließen. Für Augenblicke der höchsten und intimsten Nähe scheint sie die Verheißung zu sein, dass es diese Kluft nicht gebe, und dennoch ist gerade sie der Liebe auferlegt, denn wahre Liebe ist das tiefe Wissen des Abgrunds, nicht seine Verdrängung. Das berühmte lateinische Sprichwort, das Ovid zugeschrieben wird, erfasst es drastisch und treffend: „post coitum omne animal triste“ – nach dem Beischlaf, nach der Vereinigung sind alle Lebewesen betrübt, trauern, sind von Melancholie erfüllt. In diesem Moment, wenn er denn – was selten genug ist – sich so erfüllt, wie die Liebenden es erhoffen; in diesem einen Moment der Vereinigung, für den die Bibel das wunderbare Bild gefunden hat „und sie wurden ein Fleisch“; in diesem Moment der imaginären Rückkehr in die unwiderruflich und unwiederbringlich verlorene Einheit, aus der wir stammen und zu der wir streben und deren heilsame Verheißung die Liebe ist; in diesem einen raren Moment also weiß das Herz doch bei aller Erfüllung, dass das Ende nah und da ist. Die Trauer, die tiefe Melancholie in den Augen der Liebenden spiegelt dieses Wissen, diesen Schmerz und diese Sehnsucht, sich gegenseitig darin Halt zu sein."


    Sollte Dich die ganze Vorlesung interessieren, so kannst Du diese unter folgender Linkadresse als pdf-Datei downloaden:


    http://www.ph-heidelberg.de/wp…/lyrik/lieblyr_080503.pdf


    Gruß


    Hubert


    PS: Danke (Du weißt sicher wofür)

  • Hallo Hubert!


    Vielen Dank für Deine Mühe! Ich fürchte, wenn ein Literaturprofessor sagt: "Ovid zugeschrieben ", dann heisst das, in (jedenfalls dem uns überlieferten) Ovid nicht auffindbar. Ich habe mir die Vorlesung interessehalber mal 'runtergeladen. Heute reicht's allerdings nicht mehr zum Lesen...


    Auf meinem SUB-B liegen sowieso noch Ovids Trauerlieder, vielleicht finde ich dort etwas...


    Grüsse


    Sandhofer

    Wo nehme ich nur all die Zeit her, so viel nicht zu lesen? - Karl Kraus

  • Hallo Sandhofer


    der überlieferte Spruch:


    "Post coitum omne animal triste" stammt von Aristoteles. Vielleicht war deswegen dein erster Gedanke Artistoteles.


    VG Maria

    In der Jugend ist die Hoffnung ein Regenbogen und in den grauen Jahren nur ein Nebenregenbogen des ersten. (Jean Paul F. Richter)

  • Hallo sandhofer


    ich kenne mich in den Werken Aristoteles nicht aus. Das Zitat stammt vermutlich aus der Nikomachischen Ethik, das sind aber auch 10(?) Bücher. Da kann ich auch nur "Auweia" sagen.


    VG Maria

    In der Jugend ist die Hoffnung ein Regenbogen und in den grauen Jahren nur ein Nebenregenbogen des ersten. (Jean Paul F. Richter)

  • Hallo!


    Danke! Das 7. Buch der Nikomachischen Ethik ist zwar voll von Bemerkungen über Lust und dies auch in Beziehung zu Tieren, so schnell habe ich jetzt allerdings in meiner Übersetzung nichts finden können, das dem lateinischen Zitat entspräche. Im ersten Buch von Ovids Tristien übrigens auch nicht....


    Grüsse


    Sandhofer

    Wo nehme ich nur all die Zeit her, so viel nicht zu lesen? - Karl Kraus

  • Hallo Maria,


    könntest Du mal deine Quelle nennen, damit ich den Literaturprofessor Dr. G.H. mal fragen kann, warum er fälschlicherweise Ovid nennt. Ohne Quellenangaben hat es ja nicht viel Zweck.


    Gruß von Hubert

  • Hallo zusammen


    ich habe jetzt mal vor Neugierde gegoogelt und seltsamerweise wird das Zitat sowohl Ovid, wie auch Aristoteles zugeschrieben *grübel*


    Sorry, dass ich die Verwirrung komplett gemacht habe. Aber mein Bekannter ordnet es Aristoteles zu, kann aber auch nicht die Stelle finden :(


    VG Maria

    In der Jugend ist die Hoffnung ein Regenbogen und in den grauen Jahren nur ein Nebenregenbogen des ersten. (Jean Paul F. Richter)

  • Hallo zusammen!


    JMaria, Du hast keine Verwirrung komplett gemacht; die war offenbar schon vorher komplett. Tja, das Zitat scheint nicht zuordbar.


    Da steh ich nun, ich armer Tor
    und bin so klug als wie zuvor.


    Nun, danke trotzdem!


    Grüsse


    Sandhofer

    Wo nehme ich nur all die Zeit her, so viel nicht zu lesen? - Karl Kraus

  • Das Zitat ist allerdings Aristoteles zuzuschreiben. Es kommt aus den Problemata XXX, 1 (par. 954)(ed. Didot, 4, 268) and lautet im Griechischen:


    meta ta afrodisia hoi pleistoi athumoteroi gignontai.


    Riemer Reinsma
    Amsterdam, NL