Iwan A. Gontscharow: Oblomow

  • Hallo zusammen,


    Bettina Andrea und ich starten jetzt mit "Oblomow".
    Wir würden uns freuen, wenn noch jemand Lust hat mitzulesen.


    Zum Inhalt:
    "Lebenszentrum für den jungen Gutsbesitzer Oblomow ist das Bett, sein wichtigstes Kleidungsstück der Schlafrock. Passiv und entschlußlos hängt er seinen Ideen nach, zu deren Verwirklichung er nicht im Stande ist. Nur kurze Zeit erwacht er aus seiner Trägheit, als ihn Olga, deren Liebe Oblomow gerührt erwidert, vor der Verkümmerung bewahren möchte. Doch Olga heiratet schließlich den tüchtigen Geschäftsmann Stolz, die tatkräftige Gegenfigur im Roman. während Oblomow um der ungestörten Bequemlichkeit willen seinen ihm ergebene Haushälterin Agafja ehelicht."


    Ich habe das Buch in der Übersetzung von Josef Hahn.


    Viele Grüße,
    Zola

  • Guten Morgen,


    wie hat Euch der Anfang gefallen? Ich finde das Buch klasse. Alleine Oblomows Gespräche mit seinen morgendlichen Besuchern und das ständige Herauszögern irgendwie aktiv zu werden.
    Dann kommt noch die Uhr dazu, dabei war er doch schon so früh wach :-)
    Ich finde das ist sehr gut beschrieben.

    Ein Raum ohne Bücher ist ein Körper ohne Seele.
    <br />Cicero

  • Hallo und guten Morgen !


    Mir hat der Anfang auch gleich sehr gut gefallen. Das wäre eigentlich ein perfektes Theaterstück. Die ganze Handlung spielt in Oblomows Zimmer. Er liegt im Bett, schafft es bestenfals sich aufzurichten und die Besucher geben sich die Klinke in die Hand. Die Personen sind auch interessant, am besten hat mir die Beschreibung der "farblosen" Person gefallen, die so unscheinbar ist, dass man nicht mal richtig ihren Namen kennt.
    Mir gefällt auf jeden Fall der humorvolle Schreibstil des Autors. Spannend ist es eigentlich auch. Man wartet ja eigentlich drauf, dass es endlich mal jemand schafft ihn aus seinem Bett und seinem Zimmer zu "locken".
    Gespannt bin ich auch ein bischen auf "Stolz", auf den er sehnsuchtsvoll wartet der aber (zumindest so weit ich bin ;-)) noch nicht aufgetaucht ist.


    Viele Grüße,
    Zola

  • Hallo Zola,


    ich amüsiere mich köstlich bei diesem Buch. Ich finde den Stil klasse. Die Besucher Oblomows interessieren sich auch gar nicht für seine Sorgen und Nöte. Die Zeit verrinnt und er kommt zu nichts, stellt dann aber immer ganz entsetzt fest, dass es ja schon 11 Uhr ist.


    LG
    Bettina

    Ein Raum ohne Bücher ist ein Körper ohne Seele.
    <br />Cicero

  • Zola,


    ein Besucher erzählt Oblomow von seinem schriftstellerischen Werk und einem Buch, das bald verlegt werden soll, dessen Autor er aber noch nicht nennen möchte. Weißt Du auf welches Buch Gontscharow anspielt?


    Gruß


    Bettina

    Ein Raum ohne Bücher ist ein Körper ohne Seele.
    <br />Cicero

  • Hallo Bettina,


    ich habe den Abschnitt gestern abend nochmals nachgelesen. Ich glaube nicht, dass er auf ein existierendes Buch anspielt. Der Roman muß ja ein ziemlicher "Schund" sein ("Die Liebe eines korrupten Beamten zu einem gefallenen Frauenzimmer"), in dem Roman werden angeblich "gefallene Frauenzimmer" aus den verschiedensten europäischen Ländern beschreben. Der Gast (ich glaube er heißt Penkin ?), behauptet jedoch, dass man das Buch mit den Werken Shakespeares und Dantes vergleichen kann.


    Vielleicht möchte sich Gontscharow nur über die Dummheit des Gasts lächerlich machen ? Oder über die der damaligen Journalisten allgemein ?
    Das halte ich für am wahrscheinlichsten.
    Selbst wenn er sich auf ein existierendes Buch bezogen hätte, heutzutage wäre es wohl nicht mehr bekannt.


    Viele Grüße,
    Zola

  • Guten Morgen Zola,


    ja das kann gut sein, ich dachte, er spiele auf ein existierendes Buch an, über das er herzieht.


    Gruß


    Bettina

    Ein Raum ohne Bücher ist ein Körper ohne Seele.
    <br />Cicero

  • Guten Morgen Bettina,


    ich habe mittlerweile Kapitel 9 "Oblomows Traum" gelesen. Aus seiner Kindheit und Erziehung läßt sich ja einiges an seiner Trägheit und Unmotiviertheit herleiten.
    Anfangs wirkt die Beschreibung der Oblomowka sehr paradiesisch, ich hielt es zuerst für einen Phantasieort seines Traums. Für ihn muß es auch eine Erinnerung an das Paradies sein so schön behütet aufgewachsen zu sein.


    Sehr interessant fand ich auch in Kapitel 8 die Diskussion um die anderen Leute. Andere Leute müssen früh aufstehen und arbeiten, was er ja als ganz widerwärtig ansieht. Er dagegen ist stolz darauf sich noch nie selbst die Strümpfe angezogen zu haben. Vielleicht läuft das auf eine allgemeine Kritik am russischen Adel hinaus ?


    Viele Grüße,
    Zola

  • Hallo Zola,


    gestern konnte ich endlich mal wieder ein bisschen mehr lesen. Du hast recht. Über die "anderen" Leute hat er sich ja total alteriert.
    Er konnte das ja auch Sachar gegenüber gar nicht mehr verkraften, sogar als dieser schon unter Tränen vor ihm stand.


    Ich finde es sprachlich wunderbar ausgedrückt, wie er die Rechnungen und den Umzug immer wieder nach hinten verschiebt.


    Ich bin gespannt. Am liebsten würde ich ihn mal vom Divan ziehen.


    Gruß
    Bettina

    Ein Raum ohne Bücher ist ein Körper ohne Seele.
    <br />Cicero

  • Hallo Bettina,
    Hallo zusammen,


    mittlerweile bin ich in der Mitte des zweiten Teils. Das Buch ist ernsthafter geworden. Oblomow ist verliebt und ist (für seine Verhältnisse) richtig aktiv geworden. Er unternimmt viel, träumt die sonstige Zeit von seiner Liebe Olga aber man kann sich schon denken, dass er sie nicht endgültig erobern wird, d.h. es nicht zur Hochzeit kommen wird.


    Der Roman erinnert mich in der jetzigen Phase etwas an "Die Erziehung der Gefühle" von Gustave Flaubert, Oblomos derzeitige Form von Trägheit ähnelt der Frédéric Moreaus, er wirkt nicht mehr so lächerlich, indem er den ganzen Tag im Bett liegt oder eine Seite eines Buchs liest und dabei einschläft, nein, er unternimmt mehr, er ist in der jetzigen Phase des Buchs nur noch ein "normaler" Mensch ohne Initiative.
    Das Buch ist meiner Meinung nach im zweiten Teil auch etwas langatmiger geworden, die ironisch überzogenen Beschreibungen des ersten Teils haben mir besser gefallen.
    Mal gucken wie's weiter geht...


    Viele Grüße,
    Zola

  • Hallo Bettina,
    Hallo zusammen,


    mittlerweile bin ich im 3. Teil.
    Das Buch gefällt mir seit Ende des zweiten Teils wieder richtig gut, der Umschwung kam etwa mit dem Heiratsantrag (eigentlich kurz vorher).
    Oblomow wird hervorragend als unerfahrener "Jungmann" beschrieben, der Angst vor Frauen und Beziehungen hat (das ist jedenfalls mein Eindruck).


    Alles ist perfekt. Olga liebt ihn, hat es ihm auch erklärt, aber Oblomow steht sich selbst im Weg. Aus Liebe würde er so weit gehen, dass er es akzeptieren würde, wenn sie einen anderen Mann nimmt um mit ihm glücklich zu sein. Das ist sicherlich selbstlos, aber irgendwo scheint ihm jedes Selbstbewußtsein in dieser Hinsicht zu fehlen, er kann sich gar nicht vorstellen, dass eine Frau mit ihm glücklich werden könnte.


    Seinen Heiratsantrag hat sie angenommen, aber er schämt sich dafür Bräutigam zu sein und somit seine Gefühle öffentlich zu machen.
    Es ist ihm unheimlich peinlich, wenn die Dienerschaft von der Hochzeit spricht, er regt sich auf, streitet alles ab, erinert auch hier an einen Teenager, der seiner ersten Liebe nicht gewachsen ist.


    Die Tante ist in die Hochzeitspläne noch nicht eingeweiht, Olga drängt Oblomow zu den Vorbereitungen, aber es gibt ein großes Problem: Oblomow stellt fest, dass er kein Geld mehr hat ! Er weiß nicht wie ihm tausende von Rubel abhanden gekommen sind, aber man sieht schon, er ist zu knapp bei Kasse um jetzt noch die ganzen Planungen zur Hochzeit mit den verbundenen Ausgaben durchzuführen...


    An dieser Stelle wird's auch wieder spannend. Klappt es mit der Hochzeit oder nicht ?

  • Hallo Zola,


    ich habe im Moment so viel um die Ohren gehabt, dass ich nicht zum Lesen kam - was wirklich sehr selten passiert. :grmpf:


    Aber ab heute werde ich mich wieder der Lethargie hingeben ;-))


    LG
    Bettina

    Ein Raum ohne Bücher ist ein Körper ohne Seele.
    <br />Cicero

  • Hallo Bettina,


    gestern habe ich das Buch fertiggelesen. Mit einem "Resumee" warte ich aber noch, nicht, dass ich das Ende schon verrate ;-)


    Viele Grüße,
    Zola

  • Hallo zusammen, leider bin ich noch nicht dazu gekommen, einen Oblomow aufzutreiben. Ich hoffe, ich schaffe es noch. Sonst muss ich irgendwann mal einen zweiten Durchgang starten :)

  • Hallo Zusammen,


    leider war ich 2 Wochen mit einer Grippe auf der Nase gelegen. Aber wenigstens hatte ich viel Zeit zum LEsen :-))) Der Oblomow ist fertig.


    Ich kann das Buch nur empfehlen. Ich finde die Ausdrucksweise Gontscharows excellent. Die Beschreibungen sind sehr gut aber nicht zu detailliert.


    More later.


    Grüße
    Bettina

    Ein Raum ohne Bücher ist ein Körper ohne Seele.
    <br />Cicero

  • Den Oblomow hatte ich vor 5 Jahren gelesen, als ich nach Russland verzog. Als ich in Russland dann mal sagte (als ich mich ueber Zustaende ausliess): was ist denn das hier fuer eine Oblomowerei? war sofort vielen klar, was damit gemeint war. Oblomow kann somit quasi als ein Eigenschaftswort, sicher auch als Verb genutzt werden.