Zitat von "sandhofer"
Dante ruft zu Beginn von Gesang 1 wieder jemand an, ihm beim Abfassen seines Werks zu helfen. Es sind aber nicht mehr die Musen, es ist ihr 'Chef' - Apollo, der ihm beistehen soll.
Trotzdem finde ich es sehr erstaunlich, dass - literarische Konventionen hin oder her - am Beginn der Reise ins theologische Elysium ausgerechnet die Anrufung eines antiken Gottes steht.
Interessant auch
da lohte weithin, wie mir schien, der Himmel
in Sonnenflammen auf, ein Feuer-See,
so weit wie keine Überschwemmung reicht.
Ein Feuersee als eines der ersten Bilder für das Paradies erinnert doch schon wieder stark an die Hölle.
Zitat von "sandhofer"
Gesang 2
Im übrigen halten wir uns in der Sphäre des Mondes auf (im Mond? in seiner Substanz?). Beatrice widerlegt Dante in scholastisch-logischer Manier dessen Ansichten über die Flecken im Gesicht des Mondes.
Ich finde das auch sehr bemerkenswert. Beatrice beschreibt hier eine Art von Frühempirismus (um diesen danach zurückzuweisen):
Wenn sterbliche Vermutung dort sich irrt,
wo sinnliche Erfahrung nicht vorausgeht
[...]
Von diesem Einwurf kann dich die Erfahrung,
wenn du sie je versuchen willst, befreien;
sie ist zumeist die Quelle eures Wissens.
So klassisch-scholastisch ist das gar nicht. Sie beschreibt ja sogar ein Experiment. Philosophisch pikant auch, dass Dante seine alte "wissenschaftliche" Mondfleckentheorie nun durch eine "unwissenschaftliche" theologische Erklärung ersetzt.
Zitat von "sandhofer"3. Gesang
Ein philosophischer Krimi! Wo sonst kann man "echte Substanzen" vor einem sehen :breitgrins:
Zitat von "sandhofer"
Der dritte Gesang führt Dante wieder zu theologischen Fragen, die im vierten dann behandelt werden.
(Ganz allgemein scheint mir Dante im Paradiso stärker an den herrschenden theologischen Ansichten übers Paradies orientiert zu sein als im Inferno und im Purgatorio.)
Sehe ich ähnlich: Es ist ein Weg, der vom Volksglauben zur Philosophie und Theologie führt. Womit aber nicht gesagt sei, dass in der Hölle die Theologie keine Rolle spiele, alleine die "Geographie" zeigt das ja.
Zitat von "sandhofer"
Gesang 5 behandelt dann das theologische Problem des Gelübdes bzw. seiner Auflösung. Und zum Schluss fliegen wir in einem Augenblick (wortwörtlich!) vom Mondhimmel in den des Merkur.
Bis jetzt finde ich die theologischen Darlegungen gut nachvollziehbar, weshalb ich vor dem 6. Gesang eine kleine Pause einlege :zwinker:
CK