Beiträge von Babur

    Laut Neue Zürcher Zeitung ist heute der 135. Todestag Winnetous, er wird von Joachim Güntner in einem Artikel als "Epitaph für eine Lichtgestalt" gewürdigt.


    Woher die Zeitung dieses Wissen hat? Eine österreichische Verehrerin fragte beim Autor nach und bekam folgende Antwort:

    Zitat

    «Sehr geehrtes Fräulein, Winnetou war geboren 1840 und wurde erschossen am 2. 9. 1874. Er war noch herrlicher, als ich ihn beschreiben kann. Herzlichen Gruss! Dr. Karl May.»


    Grüsse


    Babur

    New York und seine gesellschaftliche Entwicklung im 21. Jahrhundert, woher kommen die vielen Latinos? Welche Geschichte haben sie, ihre Eltern und Großeltern, erlebt, bevor sie zu Einwandern in NY wurden? Ich lese gerade von Junot Díaz „Das kurze wundersame Leben des Oscar Wao“. In diesem Roman geht es um Einwanderer aus der dominikanischen Republik, die unter dem Diktator Trujillos Hab und Gut und die Großeltern verloren. Brillant und in einem rasanten Tempo erzählt.

    Hallo Ihr drei,


    am Wochenende hatte ich den Roman zu Ende gelesen und ihn schmunzelnd wieder zurück ins Bücherregal gestellt.


    May hat gezeigt, dass sie die manipulative junge Frau ist, für die ich sie schon bei Beginn der Erzählung hielt. Newland hat mich doch sehr enttäuscht, wie er selbst seinen Vorsätzen May gegenüber nicht nach kommt und sein Leben ganz der ‚leisure society‘ widmet. Und Ellen? und Ned Winsett? leider werden beide Protagonisten nicht klar genug von Edith Wharton gezeichnet, und ich bleibe auf meinen Empfindungen sitzen. Haben sie sich wirklich so mit der Zeit entwickelt, wie ich es gerne für beide Charaktere hätte :?:


    May wurde von ihren Eltern zur perfekten Ehefrau in der alten New Yorker Gesellschaft erzogen. Zu Beginn des Romans stellt sie die personifizierte Unschuld dar, zu Ende ist sie allein das wissende, manipulierende und Fäden ziehende Weib. Dabei zeigt Edith Wharton ihr Talent als Schriftstellerin, wenn sie May dem Leser immer nur durch die Augen Newlands vorführt, der May nie anders als wie die blühende Unschuld des ersten Kapitels wahrnimmt. Er durchschaut nie May Manöver, ahnt kaum an welcher kurzen Leine sie ihn führt. Somit grenzen die kurzen Treffen mit Ellen fast an Wunder.


    May spürt genau Newlands Gefühle für Ellen und weiß genau, wie sie zu parieren. Ihr Timing dabei ist bewundernswert. Egal ob ihr Brief aus Florida, das Telegramm mit der Zusage zum vorgezogenen Hochzeitstermin oder das Geständnis schwanger zu sein, immer versteht May, wie ihre Position als Newlands Frau zu zementieren. Selbst beim Gespräch mit dem Sohn kurz vor ihrem Tod, zeigt May wie gut sie Newland verstand, er war unglücklich in der Liebe, doch pflichtbewusst, und beide frönten sie die gleichen gesellschaftlichen Werte.


    Edith Wharton zeichnet voller Ironie in May Archer die perfekte Ehefrau der reichen New Yorker Gesellschaft ihrer Zeit. Sie versteht ihren Mann folgerichtig zu führen und betitelt als ‚vulgär‘ alles was von ihren persönlichen Normen abweicht.


    Newland sehnt sich nur nach einem liebevollen Leben, reich an intellektuellen Erkenntnissen und frei von gesellschaftlichen Zwängen, so wie Ellen Olenska und Ned Winsett es anscheinend ihm vorleben. Das geruhsame Arbeitsleben in einer Rechtsanwaltskanzlei um 1900 will ihm nicht genügend, aber schlussendlich erhebt er sich nicht aus dem Sessel der Bequemlichkeit, der da den Namen ‚Pflicht‘ trägt.


    Grüße


    Babur


    Ich kann für die Figuren nichts empfinden ...


    Hallo Maria,


    Auch ich empfinde nichts für die Protagonisten des Romans und sicherlich insb. nichts für Newland, alle sind sie zu weit von meiner Welt entfernt (wie ich auch heute nichts für unsere ‚leisure society‘ empfinde).


    Mittlerweile habe ich 24 Kapitel des Romans gelesen, und es zeigt sich, dass May fest das Leben ihres jungen Ehemannes in die Hand genommen hat, sie ist wahrlich ihrer Mutters Tochter. Newland ist tief in diese müßiggehende Gesellschaft des New Yorks der 1870er Jahre verwurzelt. Einerseits fühlt er sich ruhelos und die Zwänge dieses Lebens belasten ihn. Andererseits zeigt doch die kleine Szene bei der alten Oma Mingot, wo er Ellen bewusst nicht vom Ufer abholt, dass sein Traum eines Lebens mit Ellen ins Reich der Fantasie gehört. Er würde ihm nie seine gesellschaftliche Position opfern.


    Noch weitere Träume oder Überlegungen hat Newman aufgegeben. Zu Beginn des Romans malte er sich so schön aus, wie er seine junge Ehefrau nach seinem Vorbild modellieren würde, ihr seinen Geschmack für Literatur näher bringen. Kaum verheiratet rudert er in alte männliche Gepflogenheiten und gesellschaftliche Normen zurück. Schlussendlich sucht er den geringsten Widerstand im Leben, auch wenn er sich dabei ungewöhnlich ruhelos fühlt.


    Bisher habe ich das Gefühl, dass Newlands Sehnsucht nach einem freieren, fantasievolleren Leben allein dank seiner Gedanken an Ellen erfüllt wird. Ist sie es nicht, die letztendlich Newland offen durchschaut und sich und ihn als Gefangene der Normen ihrer Gesellschaft sieht?


    Draußen gewittert es gleich. Vielleicht komme ich doch heute Abend zum Weiterlesen, denn nach Schwimmbad mit Cocktails und Film auf Gartenleinwand ist mir bei dem Wetter nicht zu Mute, eher nach einem guten Glas Wein zu Hause.


    Grüße


    Babur

    Sind das Kurzgeschichten? Wenn ja, aus welchem Jahr (damit ich die richtige Ausgabe aussuchen kann)?


    Gruß, Thomas


    Hallo Klassikfreund,


    Boule de suif (Fettklöschen auf Deutsch) ist eine Novelle, geschrieben 1879, publiziert – auf Französisch – ein Jahr später. Wann dann die erste deutsche Übersetzung erschien, kann ich Dir leider nicht sagen.


    Grüße


    Babur

    Der zweite Teil des Romans beginnt mit der Hochzeit von Newland und May. Dabei wird Musik von Louis Spohr (beim Einzug der Braut in die Kirche): „…the first chords of the Spohr symphony were strewing their flower-like notes before the bride.„
    und Mendelssohns gespielt: „… and the organ was showing preliminary symptoms of breaking out into the Mendelssohn March, without which no newly-wedded couple had ever emerged upon New York.“ .


    Louis Spohr (http://www.louis-spohr.de/) ist ein deutscher Komponist, dessen Symphonien heute nur noch selten den Weg in den Konzertsaal finden. In seinem, dem 19. Jahrhundert, wurde er hingegen häufig gespielt. In der 4. Symphonie ist der 3. Satz überschrieben mit ‚Tempo di Marcia – Andante Mastoso‘ und könnte zu einer Hochzeit gut passen – my best guess. Leider gibt der kurze Ausschnitt, den ich im Netz fand, nicht die Einleitung der Streicher wider, auf die sich möglicherweise Edith Wharton bezog.
    http://www.amazon.com/gp/recsr…e=UTF8&track=003&disc=001


    Grüße vom


    vor sich hin summenden Babur

    Gestern habe ich den ersten Teil des Romans beendet.


    Immer wieder wird auf die doppelten Wertmaßstäbe für einen Seitensprung in der New Yorker Gesellschaft hingewiesen: „they were sedulously abetted by their mothers, aunts and other elderly female relatives, who all shared Mrs. Archer’s belief that when ‘such things happened’ it was undoubtedly foolish of the man, but some-how always criminal of the woman.“ (Kapitel 11).


    Scheidung wird von der intoleranten Gesellschaft gänzlich verachtet, und sie verlangt, dass die individuellen Bedürfnisse hinter dem kollektiven Interesse zurück stehen. Die Institution ‚Familie‘ muss geschützt bleiben! Ellen würde ihr geopfert werden, sollte sie auf ihre Scheidung bestehen. Aber auch Newland hat das kollektive Interesse verinnerlicht; er strebt nach der richtigen Heirat mit der gesellschaftlich zu ihm passenden Frau.


    Nach der romantischen Winterszene :rollen: zwischen Newland und Ellen wird ihm klar, dass diese für ihn geplante Zukunft einem gesellschaftlichen Gefängnis gleichkommt. Newlands Flucht zu seiner Verlobten May nach Florida stellte mich vor die Frage, ob er damit seine Gefühlen Ellen gegenüber im Keim ersticken möchte oder um jeden Preis seinen gesellschaftlichen Verpflichtungen nachgeht und seine Verlobte heiratet.


    May kommt im warmen Florida zum ersten Mal zu Wort und zeigt dabei nichts von ihrer sonstigen Unschuld sondern führt die kalte Sprache der klar den Mann durchschauenden Frau, die ich von ihr kaum erwartet habe in einer Gesellschaft, wo Gefühle von Konventionen ersetzt werden. Wird sich ihre Romanfigur zu einem manipulierenden Weib entwickeln?


    Wie wird sich die Romanfigur der Ellen Olenska entscheiden? Scheidung entfällt erst einmal für sie, wird sie die ‚love affair‘ eines reichen New Yorkers werden :redface: oder kommt für sie ein Leben auf Reisen :winken: in Europa und umgeben von Künstlern in Frage? Wäre Ellen Olenska gar ein Alter Ego zu Edith Wharton?


    Und Newland Archer, hat er noch die Chance Charakter zu zeigen und sich den gesellschaftlichen Konventionen zu entziehen?


    Heute Abend lese ich weiter mit Kapitel 19 und denke dann in etwa fast so weit zu sein, wie alle anderen.


    Nebenbei bemerkt finde ich es schade, dass Newlands Freund, der Journalist Ned Winsett, nur eine untergeordnete Rolle spielt. Der ganze Roman wird einzig aus der Perspektive von Newland Archer erzählt. Mir hätte Winsetts Meinung zu der erstarten New Yorker Gesellschaft sehr interessiert. Edith Wharton verweigert das mir als Leser. Sehr schade!


    Grüsse


    Babur :lesen:

    Hallo Wolf,


    danke für das nette Willkommen in dieser Leserunde. Ich lese das englische Original, eine Hardcover Ausgabe aus den 60er Jahren, die ich aus der mütterlichen Bibliothek übernommen habe.


    Charles Frederick Worth, gebürtiger Engländer, ist durch seine Niederlassung in Paris ein sehr bekannter französischer Modeschöpfer geworden und wird als der Begründer der Haute Couture angesehen. Er zeichnete je nach Jahreszeit nach einem anderen Thema, personalisierte es je nach Kundin. Worth verstand sich auf Kommunikation, er erfand das lebende Modell (seine eigene Frau führte die Kleider vor), schickte den Modezeitschriften Puppen mit seinen Kleidern, die so abgezeichnet wurden und seinen Namen um die Welt trugen, unter den Reichen versteht sich von selbst. Durch seinen Bekanntenkreis in Künstler- und Handwerkerkreisen beeinflusste er auch Schuhmacher, Modisten, usw. und hatte somit auch einen großen Einfluss auf das, was wir heute die Accessoires nennen. Dadurch steht er am Beginn einer neuen Branche (die heutzutage zwar immer wieder totgesagt wird, doch weiter lebt, aber das ist eine andere Story).


    Heute existiert das Couturehaus Worth nicht mehr, nur sein Parfüm Je reviens, ein Klassiker der 30er Jahre, ist noch im Handel. Sicher stand auch ein Flacon davon in Edith Whartons Boudoir :zwinker: ob es allerdings heute noch so duftet wie damals, wage ich zu bezweifeln :sauer:
    http://www.worthparis.com/je-reviens-couture-by-worth.htm


    Zurück zum Roman, ich fange heute Abend mit dem Kapitel 9 an.
    In den letzten beiden Kapiteln gefiel mir der Kontrast zwischen dem alten, kosmopolitischen Europa und dem provinziellen Emporkömmling New York. Eigentlich erwartet man, dass die Countess und der Duke, als Repräsentanten der alten Europäischen Monarchien, sich an muffige Gesellschaftsregeln halten, doch nein, sie gerade ignorieren diese festgefahrenen Regeln. Die Neue Welt, die New Yorker Gesellschaft, sollte sich eigentlich frei und befreit von festen Regeln begegnen; oh je :rollen: sie sind es, die Verletzungen der steifen Etikette kommentieren.


    Schönen Nachmittag


    Babur

    *schneller Blick in den Spiegel - ein letztes Mal den Kamm durchs Haar gleiten lassen – anklopfen – Tür einen Spalt öffnend – räusper*


    Zu dieser Lesegruppe habe ich mich nicht angemeldet, ABER … nachdem ich eure Bemerkungen las, bekam ich große Lust mich ins New York der 90er Jahre (des 19. Jahrhunderts) lesend zu begeben und habe die alte Edith Wharton Schwarte aus dem Regal geholt, entstaubt und … amüsiere mich seitdem köstlich.


    Noch habe ich erst 3 Kapitel gelesen, doch welch feine Ironie und welche Hypokrisie! Diese ganze verruchte Gesellschaft lebt gemäß und labt sich an zweideutigen Maßstäben: tolerant gegenüber dem Neureichen Julius Beaufort (egal ob und was für Dreck er am Stecken hat) und verächtlich gegenüber Ellen Olenska, die die Freiheit besaß ihren brutalen Ehemann zu verlassen.


    Bis bald. Will noch weiter lesen… :lesen: Babur

    Erstaunlicherweise noch nicht genannt: ...
    Heinrich Heine: Harzreise


    Nicht ganz uninteressante Reiseliteratur neueren Datums: ...


    Im Falle von Heinrich Heine zeigt


    Thomas Rosenlöcher in Die Wiederentdeckung des Gehens beim Wandern: Harzreise,
    was dem einen idyllisch erscheint, mag einem späteren Zeitgenossen eher höllisch anmuten.

    Die Neue Zürcher Zeitung bringt in ihrer heutigen Ausgabe einen Artikel zur Neuauflage von Eugène Sues Les Mystères de Paris beim Insel-Verlag. Wie der Artikelschreiber bedauert leider nicht neu ins Deutsche übersetzt sondern nur neu aufgelegt.


    Vielleicht macht dieser Hinweis noch weitere Leser auf den Roman neugierig :zwinker:


    Ansonsten allen hier im Klassikerforum
    Bonnes vacances


    Babur


    Ich habe mal den Kalender studiert und gesehen, dass im August gar keine LR ansteht. Was haltet ihr also davon wenn wir am 1. August (Samstag) starten, dann haben wir den ganzen August Zeit und kollidieren mit keiner anderen LR.


    Bei mir kollidiert das Datum mit Urlaub. Wenn wir Die Deutschstunde vor Eugène Sue lesen möchten, wäre für mich ein Start am 01. September (Dienstag) oder 01. Oktober (Donnerstag) machbar.

    Gestern Abend war Premiere von <i>Das abenteuerliche Herz: Droge und Rausch</i> nach Texten von Ernst Jünger. Unter der Regie und mit Martin Wuttke zeigten 3 Damen und 7 Herren im Berliner Ensemble was Spielwitz bei ausgezeichneten Schauspielern bedeutet. Vergnüglicher 2-stündiger Abend zu dem hier bei der nachtkritik.de ein Kommentar steht, der auch ziemlich gut meine Empfindungen wiedergibt.
    http://www.nachtkritik.de/inde…sk=view&id=2963&Itemid=40


    Grüsse


    Babur.

    Hallo allerseits,


    bei mir verhält es sich ähnlich wie bei thopas, ich habe sehr wenig von Siegfried Lenz gelesen und würde gerne Die Deutschstunde in diesem Kreis lesen und diskutieren. Da ich mich bereits auf die Eugène Sue-Leserunde freue (Beginn 01. November), müsste ich Die Deutschstunde entweder vorschalten oder 2010 ist das Jahr dafür.


    Nebenbei bemerkt habe ich Siegfried Lenz einmal in einer Lesung erleben dürfen und seine Stimme sehr gemocht. Die Deutschstunde gibt es als Autorenlesung (ca. 20 Stunden Lebenshörzeit, ein preisgünstiges Hörbuch bei weltbild.de). :hm: das könnte mich schon auch reizen.


    Grüsse


    Babur.

    „Tel est pris qui croyait prendre. “
    So überraschte mich gestern in der hiesigen Französischen Buchhandlung ein Exemplar der Neuauflage von Eugène Sues Les Mystères de Paris in der Auslage vorzufinden, dass ich es nicht nur sorgfältig durchgesehen, sondern es auch gleich gekauft habe. Dabei wollte ich den Roman doch am Bildschirm lesen…


    Ich hoffe für alle Mitleser hier, dass die deutschsprachigen Ausgaben auch die schönen Abbildungen der Hauptprotagonisten des Romans enthalten, die in einer illustrierten Ausgabe des Buches Mitte des 19. Jahrhunderts in Frankreich erschienen (Edition illustrée des Mystères de Paris, Charles Gosselin, 1843-1844). Köstlich.


    Bon week-end


    Babur.

    Merci, Katrin :smile:


    "Les Mystères de Paris" ist gerade wieder einmal frisch (Mai 2009) bei Gallimard gedruckt worden, ein Band von 1'316 Seiten. Ob es ins Deutsche übersetzt mehr oder weniger Seiten werden, kann ich leider nicht sagen.

    Hallo,


    darf ich mich dem gemeinsamen Lesen anschliessen, auch wenn ich Eugène Sue in Französisch und wahrscheinlich über Projekt Gutenberg lesen würde?


    Der Beginn der Leserunde im Spätherbst (01.11., wenn ich das richtig übersehe) ist für mich i.O. und wird in den Terminkalender eingetragen.


    Babur.