Beiträge von Mrs.Dalloway

    thopas:


    Stanley Wells live? Da beneide ich dich gerade sehr drum, aber vielleicht bietet sich mir demnächst auch mal die Möglichkeit. (Ich ziehe nämlich in drei Wochen nach London :breitgrins:)


    Von James Shapiro habe ich bisher noch kein Buch gelesen. Irgendwie überschneidet sich das nicht so sehr mit meinen Interessensgebieten bezüglich Shakespeare. Meine "Göttinnen" sind in dem Bereich eher so Leute wie Marjorie Garber (ihr Shakespeare After All ist ein tolles Nachschlagewerk) oder Valerie Traub.

    Das Buch selbst habe ich nicht gelesen, weiß aber auch, dass Edward de Vere schon lange als "Shakespeare" gehandelt wird. Ich persönlich halte die Thesen für Humbug und glaube an den Stratford-Shakespeare, wie im Übrigen auch die Mehrheit der Shakespeare Forscher, allen voran Stanley Wells.


    Wie schon erwähnt, ist der Earl of Oxford schon 1604 gestorben und es gibt noch weitere Gegenargumente, wie beispielsweise die vielen Anachronismen in den Stücken Shakespeares, die der gebildete Earl of Oxford wohl nicht eingebaut hätte.


    Ich verfolge mehrere Shakespeare Blogs regelmäßig und die Debatte über die Urheberschaft gleicht zur Zeit schon fast einem Kreuzzug, da für 2011 ein neuer Roland-Emmerich-Film namens "Anonymous" angekündigt ist, in dem auch der Earl of Oxford als wahrer Urheber dargestellt wird. Das kritische daran ist, dass der Film von einer eigenständigen Dokumentation begleitet wird.


    Hier ein paar Meinungen dazu (auf Englisch):
    Stanley Wells über "Anonymous"


    Shakespeare Geek: OK, Everyone Line Up Behind Stanley


    Und die Gegenfraktion: Shakespeare Oxford

    hallo zusammen,
    ich habe letztens auch "Kein Land für alte Männer" gelesen und war total begeistert davon. Allerdings fand ich die Übersetzung irgendwie nicht so gelungen. An manchen Stellen hat sie mich sehr gestört. Ich kann mir zum Beispiel nicht vorstellen, dass ein Serienmörder zu seinem potenziellen Opfer "Freundchen" sagt. Das klingt eher nach einer wütenden Mutter, die ihren Sohn ermahnt, sein Zimmer aufzuräumen...


    Hab mir deshalb letztens "The Road" lieber gleich auf Englisch gekauft und heute "All die schönen Pferde" als Mängelexemplar für 4 Euro entdeckt. Da gab es sogar auch noch "Draußen im Dunkeln" für 4 Euro. Vielleicht sollte ich es mir besorgen, wenn es hier so hochgelobt wird...


    LG
    Dalloway

    Für mich liegt die Ironie eigentlich darin, dass Brecht es eben "technische Errungenschaft" nennt. Das bewirkt doch, dass der Leser erst einmal stutzig wird und sich vielleicht mehr gedanken darüber macht. Der Begriff technische Errungenschaft würde doch noch eher (natürlich nicht nur, aber trotzdem) zu Waffen oder sonstigen Kriegsgegenständen passen, aber er wendet ihn auf das genaue Gegenteil an, etwas das die Schmerzen nicht verursacht, sondern wieder lindert.

    Erstmal dankeschön für die Glückwünsche :klatschen:


    Also, die erste Stelle bei den "Flüchtlingsgesprächen", die mir so richtig ins Auge gestochen ist, ist folgende:


    Niemand wird es mit Überraschung aufnehmen, wenn er hört, dass ein unbedeutender Mensch die Absicht hat, der Mitwelt einen Bericht über seine Erlebnisse, Meinungen und Ziele abzustatten. Aber ich hab diese Absicht und bin ein unbedeutender Mensch. [...] Sie meinen mit einem schlagartigen Überfall aus dem Hinterhalt an einem Punkt, wo der Feind, der Leser, träumerisch dahintrottet und es versäumt hat, sich rechtzeitig in Verteidigungszustand zu setzen?


    Letztes Jahr haben wir in der Schule die "Mutter Courage" gelesen und schon da fand ich es wirklich beeindruckend und spannend, wie Brecht es schafft, das ganze so zu verfremden, dass der "aufmerksame Leser" gegen Ende eine regelrechte Abneigung gegenüber der Protagonistin entwickelt. Bei den Flüchtlingsgesprächen bringt Brecht, meiner Meinung nach, seine gesamte Intention und die Theorie des V-Effekts in diese drei sätze mit ein. Genau an diesem Punkt (Kapitel 2) hab ich wirklich angefangen, mir Gedanken zu machen, ob ich alles gutheißen kann, was die Flüchtling so sagen.
    Sehr viel weiter bin ich noch gar nicht gekommen, aber ich sehe diesen Abschnitt des Buches als eine Warnung Brechts, die Gedanken und Thesen der Flüchtlinge nicht einfach so zu akzeptieren und hinzunehmen, sondern auch mal zu hinterfragen und ihnen evtl. auch zu widersprechen.
    Interessant finde ich auch, dass Ziffel den Leser als "Feind" bezeichnet. Auch Brecht hatte ja Angst davor, dass der Leser sich zu sehr in die Situationen seiner Protagonisten hineinversetzt und dadurch, aufgrund des Mitleids und der Anteilnahme, nicht mehr neutral über sie und ihre Handlungen richten kann.


    Ich bemühe mich jetzt, das Buch möglichst schnell zu Ende zu lesen :redface: und werde euch dann meinen Gesamteindruck mitteilen.
    LG
    Mrs. Dalloway

    Hallo zusammen,
    ja, ich weiß, dass ich mich verspätet hab und ich geb auch zu, dass ich noch nicht sehr weit gelesen hab, gedenke aber dies noch zu tun.
    Auf jeden Fall kann ich eine Sache zu eurer Diskussion noch hinzusteuern:
    Pyramidon ist ein Schmerzmittel!
    Könnte mir gut vorstellen, dass Brecht nicht zufällig ein Schmerzmittel als Beispiel für technische Errungenschaften gewählt hat. Für mich klingt das sehr stimmig in anbetracht der Umstände und es wirkt auch leicht ironisch auf mich.
    Liebe Grüße
    Mrs. Dalloway

    Hi A.Prometheus,


    Zitat

    Ich suche zeitgenössische Lieteratur, die von Menschen in extremen und skurilen Lebenssituationen handelt, wobei ein Hauch Komik mitspielt aber die dramtische Tragödie überwiegt - tiefgründigen Seelenschmerz mit eingeschlossen...


    wenn du auf Extremsituationen stehst würde ich dir ersteinmal "A long way down" von Nick Hornby empfehlen. Komik ist in den Hornbybüchern auf jeden Fall vorhanden, wobei es sehr britischer Humor ist und das ja nicht allen so gefällt.


    Ich selber bin ja großer Fan von Hornby und würde dir deshalb schon empfehlen mal ein Buch von ihm zu lesen. Es kann ja nichts schaden... Mein Lieblingsbuch ist "About a boy", aber da geht es eher um Alltagssituationen.


    Sag mir bescheid, falls du dich mal an ein Hornby-Buch herangewagt hast!


    LG
    Mrs. Dalloway

    Für mich klingt das sehr stark nach einer Parodie auf die erste Seite von Thomas Manns "die Bekenntnisse des Hochstaplers Felix Krull"...


    Krull will darin auch seine Taten, die ihm (im Nachhinein) nicht immer gut erscheinen, zu Papier bringen. Außerdem schreibt Krull auch, dass er müde, dennoch gesund ist. Der Wortlaut "zur Feder greifen" kommt genau so bei Felix Krull auch vor.


    Mrs. Dalloway

    Wir hatten letztens erst im Deutschunterricht das Thema "Unterschiede zwischen klassischem Roman und modernen Roman" (Schwerpunkt auf der Sprache!) und ich fand es da schon sehr interessant, wie sich die Bücher weiterentwickelt haben.
    Ich nenn jetzt hier mal ein paar Beispiele, die mir noch im Gedächtnis geblieben sind.


    - Die Chronologie: Im modernen Roman gibt es sehr häufig Zeitsprünge und Rückblenden, was im klassischen Roman so gut wie nie vorgekommen ist. Einen Grund dafür haben wir leider nicht bekommen!
    - Montagetechnik: Bei der Montagetechnik werden Werbeslogans, Zeitungsartikel oder sogar mal ein Wetterbericht aus der beschriebenen Zeit in das Geschehen des Romans eingefügt. Das führt beim modernen Roman eben oft dazu, dass es sehr lange Exkurse gibt, die mit der eigentlichen Handlung nicht viel zu tun haben. Ich kann mir auch vorstellen, dass es deshalb oft anstrengender ist, einen modernen Roman zu lesen. Bestes Beispiel dafür: Berlin Alexanderplatz von Döblin!
    - Modewörter: Du hast ja in deinem Beiträg erwähnt, dass moderne Romane evtl. nicht so lange aktuell sind, wie die Klassiker. Es gibt wirklich sehr viele Modewörter in einem modernen Roman, was eben an der Fülle von Modewörtern in der wirklichen Welt liegt. Durch Internet oder andere Medien entstehen sehr schnell Neologismen, verschwinden aber oft genausoschnell wieder, wie sie gekommen sind. Daher ist die Sprache in einem modernen Roman nicht so lange "alltagstauglich" wie in einem Klassiker.


    So, das war leider alles, was mir jetzt noch eingefallen ist. Zur Stimmung beim Lesen kann ich eigentlich nur sagen, dass es schon immer etwas besonderes ist, wenn man weiß, dass es ein Buch gibt, dass vielleicht die ganze Literaturwelt verändert hat oder für seine Zeit schon sehr fortschrittlich und visionär war. Es gibt heutzutage bestimmt auch solche Bücher, aber ich denke, dass man sie (genau wie bei vielen Klassikern!) erst einige Jahre später richtig würdigen kann.


    LG
    Katja

    Hallo alle miteinander!


    Ich bin ein wirklich großer Fan von Nick Hornby und habe auch schon alles von ihm gelesen. Ich wurde nie enttäuscht und er ist wirklich einer meiner Lieblingsautoren.
    Ich weiß aber, dass viele anderen ihn nur als oberflächlich und "billig" bezeichnen und mit seinen Romanen nicht viel anfangen können.
    Wollte euch hier mal nach euren Meinungen zu Hornby fragen.


    LG
    Katja

    Ich werd mich jetzt auch mal heranwagen und versuchen so eine Liste zu erstellen :rollen:. Bitte habt aber etwas Gnade mit mir, da ich erst 18 bin und noch nicht so viel Erfahrung mit wirklich "bedeutsamer Weltliteratur" gemacht habe. Ich werd jetzt einfach mal die Werke aufzählen, die ich mit auf die einsame Insel nehmen würde:


    Theodor Fontane - Effi Briest
    Alles von Shakespeare (wenn ich mich für nur eines entscheiden müsste, würde ich wahrscheinlich eher die Sonnette mitnehmen als ein Drama!)
    Federico García Lorca - Bernarda Albas Haus
    Sylvia Plath - Die Glasglocke
    Ernest Hemingway - Der alte Mann und das Meer
    F. S. Fitzgerald - Der große Gatsby
    Emily Bronte - die Sturmhöhe
    Goethe - die Leiden des jungen Werther
    Virginia Woolf - Mrs. Dalloway
    James Joyce - Dubliners


    So, ich glaube, ich bin recht zufrieden mit meiner Liste... mir werden wahrscheinlich in den nächsten Stunden noch etliche andere Bücher einfallen, ohne die ich auf meiner Insel nicht überleben würde, aber... was soll's!
    Ich kann auf der einsamen Insel ja selbst ein Buch schreiben, dass die wichtigsten Ideen aller meiner Lieblingsbücher enthält! :zwinker:


    LG
    Katja

    Hi,


    weiß nicht, ob man das Buch schon als Klassiker im engeren Sinn bezeichnen kann, aber mir hat es sehr gut gefallen:
    Dai Sije - Balzac und die kleine chinesische Schneiderin
    Finde ich sehr empfehlenswert!


    LG
    Katja

    Finde euren Thread sehr schön, jedoch fehlen mir noch ein paar (meiner Meinung nach) großartige Romanciers, die ihr bisher leider vernachlässigt habt (oder ich hab sie einfach überlesen...):


    Charlotte und Emily Bronte
    James Joyce
    Patrick Süßkind
    F. Scott Fitzgerald
    Nick Hornby (ich weiß, dass viele Leute ihn für zu oberflächlich halten, aber ich liebe seine Romane)
    Ramón J. Sender


    so, das mag jetz vielleicht bisschen blöd klingen, aber was ist mit J.K. Rowling? Ich finde schon, dass es eine enorme Leistung ist, in der heutigen Zeit, wo es eine solche Vielzahl von Büchern gibt, noch einen Roman zu schreiben, der sowohl Kinder, als auch Erwachsene so in seinen Bann zieht!


    LG


    Katja

    Hier meine Favoriten unter den ersten Sätzen:


    "Es war ein verrückter, schwüler Sommer, dieser Sommer, in dem die Rosenbergs auf den elektrischen Stuhl kamen und ich nicht wusste, was ich in New York eigentlich wollte."
    Sylvia Plath, "die Glasglocke"


    "This book was born when I was hungry."
    Yann Martel, "Life of Pi" (dt.: Schiffbruch mit Tiger)


    und jetzt der Klassiker...


    "Als Gregor Samsa eines Morgens aus unruhigen Träumen erwachte, fand er sich in seinem Bett zu einem ungeheueren Ungeziefer verwandelt."
    Franz Kafka, "Die Verwandlung"

    Hallo alle zusammen :klatschen:!


    Da ich großer Fan von Dramen und (in letzter zeit) besonders von modernen Dramen bin, wollt ich jetz einfach mal schauen, ob vielleicht jemand Lust auf eine Arthur Miller-Leserunde hat.
    Ich würde mich wirklich sehr freuen, wenn sich viele Leute beteiligen.
    Gemeinsam Lesen macht doch mehr Spaß!


    Katja