Beiträge von Zefira

    Klassiker aus sechs Ländern:


    Charles Dickens: Große Erwartungen gelesen und vorgestellt
    ... Henry James: Bildnis einer Dame (beide England - den H. James nehme ich aus 2019 mit) gelesen

    Tibor Déry: Der unvollendete Satz (Ungarn) gelesen und vorgestellt

    Emile Zola: Rom (Frankreich) gelesen

    Halldor Laxness: Die Islandglocke (Island) gelesen

    Iwan A. Gontscharow: Oblomow (Russland, Zweitlektüre in der Leserunde) gelesen

    Heimito v. Doderer: Die Strudlhofstiege (Österreich) gelesen


    Drei moderne Romane:

    Lawrence Norfolk: Ein Nashorn für den Papst (Zweitlektüre nach 20 Jahren)

    Iain Pears: Das Urteil am Kreuzweg (Zweitlektüre nach 15 Jahren)

    Miguel Ángel Asturias: Die Augen der Begrabenen (dritter Teil der sog. Bananentrilogie)

    "Sind wir nicht alle ein bisschen Oblomow?"
    Ich bin dabei mit der dtv-Ausgabe, übersetzt von Josef Hahn.

    Irgendwann in den späten Achtzigern oder frühen Neunzigern habe ich das Buch schon mal gelesen und freue mich auf eine Zweitlektüre. Starttermin egal, wenn es nicht erste Januarhälfte ist - danach jederzeit gerne.

    Richard Powers hat mich schon einmal gefesselt mit Themen der klassischen Musik in "Orpheus", nun darf ich ihm wieder folgen in "Der Klang der Zeit".

    Zu einer Aufführung des Duetts "Wir eilen mit schwachen, doch emsigen Schritten" aus der Bach-Kantate Nr. 78:

    "Einmal in Schwung gebracht, klettert der Sopran immer weiter empor, im Wettlauf mit seinem eigenen Spiegelbild im Alt ... Die verschlungenen Linien wachsen über sich hinaus, verschmelzen mit ihren Verfolgern, unbändige Freude, erreichen auf kunstvoll verschlungenen Pfaden den vorgezeichneten Ort. (...) Sie überholten einander und wichen sich aus, ein melancholischer Hinweis auf die Kranken und Irrenden, dann liefen sie strahlend den heimischen Hafen an, einen Hafen, der in drei weiteren Modulationen immer tiefer in die Ferne des sich öffnenden Raums rückte. Zu Dir. Zu Dir."


    "Wir eilen mit schwachen, doch emsigen Schritten"

    Nachdem ich den Wassermann beendet und einen Krimi aus der Onleihe zwischengeschoben hatte, bin ich nun wieder zum "Klang der Zeit" von Richard Powers zurückgekehrt.
    Einstein, der bereits seinen ersten Auftritt hatte, wird als "alter Physiker mit zerzausten Haaren und mottenzerfressenem Pullover" beschrieben. Es ist vermutlich eine arge Bildungslücke, aber ich hatte bisher keine Ahnung, dass Einstein ein leidenschaftlicher Geigenspieler war. Hier ein kleiner Artikel zu diesem Thema.


    "Aber darüber sprechen, was ihn so an der Musik bewegte, wollte Einstein nie. Hier war sein Motto: Hören, spielen, lieben, verehren – und das Maul halten.“

    Ich weiß noch nicht recht, ob ich wirklich die Strudlhofstiege auf die Liste setzen soll oder Werfels "40 Tage des Musa Dagh" als Zweitlektüre.


    Ideal wäre natürlich beides, aber ich fürchte, mich zu übernehmen.

    Es sind beides dicke Klötze.

    Und "Große Erwartungen" von Dickens wartet hier auch noch mit großen Erwartungen ... =O

    Ich habe ebenfalls eine Liste Klassiker aus unterschiedlichen Ländern:


    W.S.Maugham: Des Menschen Hörigkeit (England)

    Tibor Déry: Der unvollendete Satz (Ungarn)

    Emile Zola: Rom (Frankreich)

    Halldor Laxness: Die Islandglocke (Island)

    Lew Tolstoj: Anna Karenina (Russland, Zweitlektüre)

    Heimito v. Doderer: Die Strudlhofstiege (Österreich)


    Doderer und Déry sind im engeren Sinn keine Klassiker, aber ich bin halt so frei und habe obendrein folgende drei modernen Bücher schon eine Weile auf dem Zettel, die ich hier mit aufnehme:

    Lawrence Norfolk: Ein Nashorn für den Papst (Zweitlektüre nach 20 Jahren)
    Iain Pears: Das Urteil am Kreuzweg (Zweitlektüre nach 15 Jahren)

    Miguel Ángel Asturias: Die Augen der Begrabenen (dritter Teil der sog. Bananentrilogie, die beiden ersten habe ich gelesen)

    Ich hoffe, diese drei darf ich ausnahmsweise nennen. Es sind nämlich alle drei veritable Klötzchen, die, wenn ich mir nicht selbst ein wenig Druck mache, immer zugunsten eines dünneren und leichter zugänglichen Buches nach hinten geschoben werden.


    Meine beiden Restlektüren aus dem letzten Jahr werde ich selbstverständlich auch noch lesen.

    Ich habe die Joseph-Romane selbst auf dem Zettel, schrecke aber ein wenig davor zurück, sie auf die Liste zu setzen. Es sind ohnehin wahrscheinlich ein paar harte Brocken dabei, die schon länger warten und jetzt unbedingt an der Reihe sind. Ich nehme mit noch ein paar Tage Zeit.

    Seltsame Parallele in der Handlung: Nachdem Alexander Herzog sein umfangreiches Pamphlet über Ganna an Kerkhoven ausgeliefert hat, scheint Gannas Einfluss sofort nachzulassen. Es folgt noch ein Gespräch mit Kerkhoven über dieses Manuskript, aber Ganna selbst kommt gar nicht mehr vor, soweit ich mich erinnere - dass sie nicht mehr vorkommt, wird nicht einmal so recht bemerkt. Zumindest lese ich nichts mehr davon, dass sie das Ehepaar Herzog weiter tyrannisiert. Das Zusammentreffen mit der Schauspielerin Mevenn, die Alexander instinktiv mit Ganna, einer geborenen Mewis, gleichsetzt, gibt dem Ganna-Spuk den Rest, als gäbe es sie nicht mehr.


    Ähnlich scheint es mit Kerkhoven selbst zu gehen. Die Feindseligkeiten und Gerüchte, die über ihn, die kleine Schule und seine Patienten in Umlauf sind, erschöpfen sich in dem Augenblick, als er sein Buch über den "Wahn" beendet hat und das Buch auf geheimnisvolle Weise verschwindet.


    In einem Nachwort, das in meiner Ausgabe (ich lese das beim Projekt Gutenberg hinterlegte Ebook) angefügt ist, heißt es, dass Wassermann zu einer letzten eingehenden Durchsicht des Manuskripts die Zeit gefehlt hätte. Ich empfinde den letzten Teil, zumindest im Vergleich zu dem breiten Raum, der Ganna eingeräumt wurde, als reichlich verkürzt; sowohl in bezug auf die Hauptpersonen als auch auf Aleid (speziell über sie hätte ich gern mehr erfahren).
    Die Anspielungen auf die Machtergreifung der Nazis sind erschütternd; zum Beispiel an der Stelle mit dem Patienten, der sich ständig erbrechen muss.

    Meine Liste wird immer länger. Auweh ...
    Ich werde aber auch ein mindestens eine Zweitlektüre darauf setzen.

    Kennt eigentlich jemand Ina Seidel? Ich habe neulich von ihr ein Buch aus Dem Offenen Schrank gezogen, habe ein paar Seiten quergelesen und bin nicht sicher, ob es sich lohnt. Es scheint recht "religionslastig" zu sein. .

    Das siehst Du ganz richtig, Wassermann ist in dieser Beziehung recht vorurteilslos. Immerhin hat das"Gänsemännchen" Daniel Nothafft in gewisser Weise sogar zwei Frauen zugleich, daher sein Spitzname (siehe Nürnberger Gänsemännchen).


    Ich habe am Wochenende ausgelesen, habe nur leider im Moment nicht die Zeit für einen längeren Kommentar, aber er folgt noch.

    Stimmt, ich sehe es jetzt - fast alle gelesen. Der Mirbeau hat sich mir verweigert, den Dostojewski und den Henry James werde ich ins nächste Jahr mitnehmen.


    Und dann habe ich noch ein paar Kandidaten im Schrank, die eigentlich noch keine Klassiker sind, die ich aber nichtsdestotrotz für das nächste Jahr auf die Liste setzen werde. Vor allem "Der unvollendete Satz" von Tibor Déry, der steht immer noch als ungelesener Satz hier. Ich schau mal, wenn ich Muße habe, und stelle eine neue Liste auf. Macht ja Spaß.

    Wörter wie "Mazdaznan" und "Zahlengaurisankar" musste ich erstmal nachschlagen ... =O


    ps. Nachdem Ganna (übrigens eine geborene Lottelott) mit den Rechtsanwälten Herr Sperling, Wachtel, Greif und Tauber nicht klar kam, beauftragte sie einen Dr. Storch und, nachdem sie auch mit diesem nicht zufrieden war, einen Dr. Kranich; gefolgt von Dr. Schwalbe und endlich als Unterbrechung der wenig rumreichen Kette einem Anwalt namens Fischlein. Die Namensgebung bei Wassermann ist ein amüsantes Kapitel für sich (siehe auch Christian Wahnschaffe, Daniel Nothafft und viele andere).
    Ich komme hoffentlich zum Ende des Ganna-Kapitels, es ist grotesk und stellenweise bedrückend, manchmal komisch. Bin sehr gespannt, wie Kerkhoven (auch so ein Name ...) den Knoten aufzulösen gedenkt.

    Lach, das ist nun die dritte Änderung dieses Beitrags. Dem Dr. Fischlein ist ein Dr. Pelikan gefolgt. Was kommt jetzt?
    Meine Tochter (die selbst gern Klassiker liest, aber von Wassermann m.W. nichts kennt) meinte, das könne man doch nicht ernst nehmen.

    Mich berühren solche Ehegeschichten immer furchtbar unangenehm, wenn sie so einseitig dargestellt werden - vor allem dann, wenn das Unglück so leicht vermeidbar gewesen wäre, mithin man als Leser das Gefühl hat, der über seine Ehe lamentierende Mann ist sehenden Auges in diese miese Situation geraten oder war jedenfalls total verblendet. So ähnlich ist es ja zum Beispiel auch in John Williams' berühmtem "Stoner" und in vielen anderen solcher Schilderungen, wo die Frau sich in der Ehe nicht so entwickelt, wie der Mann das von ihr erwartet hat.

    Und dann nervt mich noch dieses philisterhafte Jammern über die schlechte Hausfrau, die Bücher liest, statt ihren Pflichten nachzukommen. Einerseits wird sie der Dummheit und Halbbildung geziehen, andererseits von ihr erwartet, dass sie sich um den alltäglichen Kleinkram kümmert, die Haushaltung und die Kinder, statt sich geistig zu beschäftigen. Während der Ehemann nach Belieben seiner Wege geht, der darf sich völllig frei fühlen, zu tun was er will. .


    Noch ist ja das letzte Wort nicht gesprochen. Herzogs Bericht (was um Himmelswillen bindet ihn eigentlich an diese Frau??) ist noch nicht beendet und dann muss noch Kerkhovens Kommentar dazu kommen. Vielleicht wird alles noch in ein etwas anderes Licht gerückt.

    ps. Gerade jetzt bin ich bei Gannas Schulgründung und amüsiere mich wieder köstlich. Habe gar nicht gewusst, dass das Phänomen der Helikoptereltern schon damals so verbreitet war.

    Im großen und ganzen gefällt mir der Roman bei weitem nicht so gut wie "Christian Wahnschaffe". Gerade bin ich bei Alexander Herzogs Bericht über Ganna und muss mich zum Weiterlesen zwingen.

    Ich stehe darin noch ganz am Anfang, die beiden sind noch nicht einmal verheiratet, und schon jetzt geht mir Alexander auf die Nerven. Erstens kann er ja gar nicht alles so genau wissen, was er da als Tatsachen erzählt, und zweitens ärgert mich die schlecht verhohlene Gehässigkeit in seinem Bericht. Und der ist noch so lang ...

    Wenn ich mich da hindurchgekämpft habe, interessiert es mich doch sehr, was Kerkhoven zu alledem sagen und denken wird.

    Am Rande: bitte den Threadtitel ändern, JHNewman. Da steht "Kerkoven", das sollte man im Titel nicht so lassen.

    Ich weiß nicht, ob Wassermann praktizierender Jude war, aber mit den Problemen der Juden in der Diaspora hat er sich immer wieder befasst und sich gegen Antisemitismus bzw. jede Art von Diskriminierung und Rassismus gewandt. In manchen seiner Werke klingt sogar ein wenig Einsatz für Frauenrechte durch. Aber er ist kein schnöder Schwarzweißmaler, insbesondere in "Christian Wahnschaffe" und "Laudin und die Seinen" finden sich berührende, durchaus sympathische Porträts stockkonservativer Philister.

    Bei der ersten Begegnung Kerkhovens mit dem Schriftsteller Alexander Herzog liest (oder vielmehr rezitiert) dieser eine Erzählung über einen Bauern, der sich selbst bezichtigt, seinen eigenen Sohn ermordet zu haben. Der Sohn sei aus der Art geschlagen und habe ihm Schande gemacht. Wie sich später herausstellt, hat sich der Sohn jedoch selbst das Leben genommen.


    Diese Erzählung Alexander Herzogs hat Wassermann selbst geschrieben, sie heißt "Adam Urbas" und war eine der ersten Erzählungen von Wassermann, die ich gelesen habe - und damals beinahe auch die letzte, denn ich fand sie in ihrerm unverhohlenen Männlichkeitswahn einfach abstoßend. Vermutlich müsste ich sie noch einmal lesen, vielleicht rückt das doch einiges gerade.

    Wassermann verflicht seine Prosawerke hin und wieder. Soweit ich mich erinnere, kommt im "Christian Wahnschaffe" eine Randfigur aus dem "Gänsemännchen" vor, und auch dem Roman "Der Mann von vierzig Jahren" habe ich eine solche Verbindung gefunden - kann das jetzt aber nicht genauer belegen, müsste ich nochmal nachlesen.

    Der Roman beginnt mit einem tiefen Konflikt zwischen Kerkhoven und seiner Frau Marie, die ihn mit einem Jüngeren betrogen hat und ihm eine Mitschuld daran zuweist, weil er sie offenbar vernachlässigt hat.
    Ich habe, wie schon erwähnt, den Vorgänger "Etzel Andergast" nicht gelesen, weiß aber aus meinem Romanführer, dass Kerkhoven in erster Ehe mit einer jungen Frau Nina verheiratet war, die er seinerseits mit Marie betrog, so dass Nina aus aus Verzweflung darüber zusammenbrach und in eine Heilanstalt musste - wodurch Kerkhoven frei wurde, um Marie zu heiraten.


    Wenn das mal nicht Karma ist ...

    Ich stehe noch ganz am Anfang. Der ist jedenfalls schon mal typisch Wassermann.