Beiträge von Zefira

    Ich habe mir gerade Tibor Dérys "Der unvollendete Satz" von meiner Leseliste vorgenommen.

    Déry warnt - anstelle einer Widmung - den Leser vor, dass er für das Lesen einige Zeit einplanen soll. Ich glaube, die Warnung ist angebracht. Das Buch ist sehr umfangreich und hat lange rein beschreibende Abschnitte (was nicht automatisch bedeutet, dass sie uninteressant wären).

    Ich besitze die Bibliotheca Dracula zwar nicht, habe aber eben mal bei Wiki nachgeschaut: Die in dieser Sammlung erschienenen Werke habe ch tatsächlich alle gelesen bis auf das Buch von Ann Radcilffe ("Der Italiäner") und die Sammelbände.
    Einige dieser Werke sind in der Suhrkamp Bibliothek des Phantastischen erschienen, aus der ich mir in den Neunzigern viele - wenn auch nicht alle - Bände gekauft habe. In der Suhrkamp-Reihe gab es einige weitere sehr wichtige "klassische" Gruselwerke, vor allem von Algernon Blackwood und M.R.James, die ich persönlich besonders schätze. "Der Wendigo" von Blackwood ist meine Lieblings-Gruselgeschichte, ich könnte nicht sagen, wie oft ich die im Lauf der Jahre gelesen habe.


    PS. Ach, und ich sehe gerade, "Melmoth der Wanderer" kenne ich auch noch nicht. Ich glaube aber, es steht hier irgendwo im Haus herum. :D

    Wer gern Schauerromane der guten alten Art liest, kommt um"Onkel Silas" von LeFanu nicht herum, mal so nebenbei bemerkt. Das wäre auch mal ein schönes Leserundenbuch, wenn sich Mitleser fänden ...

    Ich habe es vor ca. vierzig Jahren gelesen, erinnere mich aber noch an zwei unvergessliche Momente: einmal als Morris ein angeliefertes Fass öffnet, ohne zu ahnen, dass eine Leiche darin ist - Stevenson beschreibt nicht den Vorgang des Öffnens selbst, sondern Morris' desolate Verfassung nach dem Öffnen, was ich damals sehr "modern" fand - und zweitens, wie die junge Heldin versucht, die vollgekritzelten Notenblätter ihres gänzlich unmusikalischen Verehrers abzusingen: "Herrje, das ist ja ganz modern, sieht aus wie lauter Dissonanzen!"


    Unbedingt lesenswert!

    Zitat
    ch stelle mir ja das so vor, dass am Eingang alle sich ausziehen und 15 Min. lang mit Seife und heissem Wasser duschen müssen. Dann werden sie mit Heissluft trocken geföhnt und anschliessend stellt man ihnen ein Paar Einweg-Schlappen und eine mit dem Logo der FBM bedruckte Einweg-Maske zur Verfügung

    I.Und in jeder Kabine steht noch ein Security-Kerl im Ganzkörper-Schutzanzug mit Helm, der die Eintretenden mit einem langen Besen schrubbt. So wie in diesen SciFi-Filmen, wenn jemand dekontaminiert werden muss. 8|

    Man muss da natürlich unterscheiden, ob der Autor nach Worten sucht oder den Prozess des Suchens nach Worten beschreibt.


    (Das ist ähnlich wie beim Schildern von Langeweile. Der Autor muss Langeweile so schildern, dass man sie sich vorstellen kann, ohne sich dabei selbst zu langweilen. :D )

    Ich habe vor Jahren "Wölfe" gelesen und fand es gut, wenn auch recht eigenwillig in der Darstellung des Cromwell. Damals guckte ich parallel die Tudor-Serie und las eine Henry VIII.-"Romanbiographie" von Margaret George, die angeblich sehr gut recherchiert ist. Das passte nicht immer so richtig zusammen, aber das soll keine Kritik an Hilary Mantels Buch sein.

    In "Das verborgene Wort" von Ulla Hahn häufen sich die Ungenauigkeiten bzw. Unkorrektheiten bei den literarischen Anspielungen. Ich müsste lange suchen, um alles aufzuzählen, was mir aufgefallen ist, nur ein paar: Als es um Gottfried Kellers "Leute von Seldwyla" geht, schreibt sie den Hexenmeister Pineiß als "Pineis", aus Viggi Störteler wird "Vicki Störteler"; später schreibt sie über "Bonjour tristesse" und nennt "Die Erzählerin Lisa", was richtig falsch ist, die Erzählerin heißt Cécile.
    Ich kann nicht recht glauben, dass das alles bloß Schlamperei ist, vor allem im Fall Cécile. Könnte es sein, dass sie es absichtlich falsch geschrieben hat, und wenn ja, warum?

    Ich will damit das Buch nicht kritisieren, mir hat vieles sehr gefallen. Vor allem die Szene, als Hilla den ganzen Plot von "Madame Bovary" als Dorftratsch erzählt, ist köstlich. Der Schluss ist mir allerdings schon ein wenig zu plakativ, aber vermutlich wäre mir auch kein besserer eingefallen ...

    Firiath: Ich schicke Dir gern "Es geht noch ein Zug ...", wenn Du möchtest. Ich habe ihn für den Offenen Schrank beiseite gelegt. Es ist der erste Band der Serie um den Ermittler Adamsberg.

    Wie gesagt, mich hat er nicht so überzeugt wie die zwei späteren, die ich gelesen habe, aber vielleicht macht er Dir mehr Spaß.

    Ich habe eine ganze Sammlung Krimis von Fred Vargas, die mich vorwurfsvoll angucken, denn gelesen habe ich bisher nur zwei.

    Jetzt wollte ich mal gründlich sein und habe mir den allerersten vorgenommen, "Es geht noch ein Zug von der Gare du Nord".

    Das Buch fängt interessant an, vor allem ist es ja das Buch, in dem der Ermittler Adamsberg eingeführt wird, und das habe ich natürlich gern gelesen. Aber die Geschichte selbst ist merkwürdig zerfasert, viel Überflüssiges wird breit getreten und der Plot ist bei weitem nicht so raffiniert wie zum Beispiel in "Fliehe weit und schnell". Ich habe das Gefühl, da hat Fred Vargas noch geübt ...


    Mit Ulla Hahn bin ich beinahe fertig.

    Was das Thema Lichttherapie und Desinfektionsmittel betrifft, habe ich tatsächlich gehofft, es stellt sich als Ironie heraus.

    Mittlerweile haben, so las ich vorhin, amerikanische Hersteller von Desinfektionsmitteln auf ihre HPs eine ausdrückliche Warnung gesetzt, man möge doch bitte keine Bleiche trinken.

    Das wird schon richtig gemeingefährlich mit Trump, es könnte ja tatsächlich Menschen geben, die alles toll finden, was er so ventiliert, und seine Therapievorschläge gleich ausprobieren ...

    Trump und Merkel zu vergleichen ist aber mehr als ein "Frau-Mann-Ding". Trump ist ein Phänomen. Entweder wird in Europa falsch über ihn berichtet (oft hoffe ich verzweifelt, es wäre so!) oder es wird irgendwann über ihn eine ganze Ursachenforschungsbibliothek geben, ähnlich wie über Napoleon oder Adolf den Tausendjährigen ...

    Männer sind, habe ich mal gelernt, per se anfälliger als Frauen. Das liegt daran, dass das x-Chromosom mehr Informationen enthält als das y-Chromosom. Hat eine Frau auf dem X-Chromosom einen Fehler, wird dieser oft durch das an entsprechender Stelle fehlerfreie andere X-Chromosom ausgeglichen. Das bei Männern stattdessen vorhandene y-Chromosom kann diesen Ausgleich oft nicht leisten.


    Bitte entschuldigt, wenn das laienhaft, womöglich auch inkorrekt ausgedrückt ist. Ich meine mich zu erinnern, dass gerade im Zusammenhang mit der Coronakrise dieser Umstand mal in einer TV-Doku dargestellt wurde, um zu erklären, warum es anscheinend unter Männern mehr Sterbefälle gibt.

    Darf ich fragen, was ungefähr"mittelalt" bedeutet? (Bei manchen heißt das in den Vierzigern, bei anderen in den Sechzigern ...)
    Ich finde es immer hochinteressant, solche Berichte "von der Basis" zu lesen.

    ps. Weißt du, ob es dort Kontaktsperren und Mundschutzpflicht gibt bzw. gegeben hat?

    Der Sohn meines Nachbarn arbeitet als Eventmanager für Industriemessen. Er hat mir erzählt, dass ratzekahl alles für dieses Jahr abgesagt wurde. Wie mein Nachbar das formuliert, hat er alle Events auf nächstes Jahr "umgeswitcht".

    Ist vielleicht jemand hier aus dem Forum mit dem Buch vertraut und kann mir eine Frage beantworten?


    Ich lese gerade ein Buch mit dem Titel "Das Mädchen" von Edna O'Brien. Es ist eine ziemlich scheußliche Geschichte aus der Perspektive einer jungen Nigerianerin, die von der Terrorgruppe Boko Haram entführt, vergewaltigt und zwangsverheiratet wurde. Nach dem Tod ihres Ehemannes gelingt es ihr, mit ihrer kleinen Tochter davonzulaufen. Im Verlauf ihrer Flucht gelangt sie zu einem "Militärposten". Der Kommandant fragt sie aus, und während des Gesprächs zitiert er einen Absatz aus "Große Erwartungen".


    Ich kenne diesen Absatz nicht. Er handelt von dem erwachsenen Pip, der selbst ein Kind namens Pip an der Hand führt; wenn ich es richtig verstehe, ist er nicht dessen Vater. Er begegnet einer Dame in einer Ponykutsche, die er als Estella erkennt, wenn auch sehr verändert.

    Kann mir jemand sagen, was das bedeutet? Gibt es eine Fortsetzung zu "Große Erwartungen", die ich nicht kenne?


    Edit: Ich habe mich erinnert, dass Dickens das Ende abgeändert haben soll, und mich selbst auf die Suche gemacht.
    Das ursprüngliche Ende ist hier zu finden:The original Ending of Great Expectations



    Angeblich (so die Info auf dieser Website) wurde das Original-Ende zu Dickens' Lebzeiten nicht veröffentlicht und erschien zuerst in einer Dickens-Biographie von John Forster.
    Mich mutet es seltsam an, dass der "Kommandant" in Edna O'Briens Roman eine Ausgabe mit dem ursprünglichen Ende besitzen soll, und ich frage mich, warum die Autorin ausgerechnet dieses Zitat gewählt hat. aber das werde ich kaum herausfinden (zumal der Roman nicht dazu einlädt, ausgerechnet diesen Punkt erforschen zu wollen).

    It was four years more, before I saw herself. I had heard of her as leading a most unhappy life, and as being separated from her husband who had used her with great cruelty, and who had become quite renowned as a compound of pride, brutality, and meanness.

    I had heard of the death of her husband (from an accident consequent on ill-treating a horse), and of her being married again to a Shropshire doctor, who, against his interest, had once very manfully interposed, on an occasion when he was in professional attendance on Mr. Drummle, and had witnessed some outrageous treatment of her. I had heard that the Shropshire doctor was not rich, and that they lived on her own personal fortune.

    I was in England again — in London, and walking along Piccadilly with little Pip — when a servant came running after me to ask would I step back to a lady in a carriage who wished to speak to me. It was a little pony carriage, which the lady was driving; and the lady and I looked sadly enough on one another.

    "I am greatly changed, I know; but I thought you would like to shake hands with Estella, too, Pip. Lift up that pretty child and let me kiss it!" (She supposed the child, I think, to be my child.)

    I was very glad afterwards to have had the interview; for, in her face and in her voice, and in her touch, she gave me the assurance, that suffering had been stronger than Miss Havisham's teaching, and had given her a heart to understand what my heart used to be.


    — based on the proof slip reproduced by Edgar Rosenberg in the W. W. Norton (1999) edition of Great Expectations, p. 492.

    Ich habe "Bildnis einer Dame" von Henry James gestern beendet. Es ist ein Roman, über den man noch lange nachdenken kann (5 Euro ins Binsenweisheitenschwein), und auch einer jener Romane, die man vermutlich immer wieder lesen kann und jedes Mal anders liest.


    Der Film von Jane Campion (mit Nicole Kidman und John Malkovich) ist sicher sehr gut - ein Film mit diesem Personal kann nicht schlecht sein. Trotzdem gibt er - nach meinem Eindruck - kein richtiges Bild; speziell was Isabel Archers Ehe betrifft, schien er mir nur einen Baustein abzubilden und auch diesen recht vergröbert. Der Roman zeigt beispielhaft ein universelles Problem.


    Vor ein paar Jahren habe ich mal daran gedacht, meine Bücher von Henry James (ich habe vier Stück) alle wegzugeben, weil ich zu keinem der vier einen Zugang fand. Jetzt bin ich zum Glück eines besseren belehrt. Aus diesem Grund werde ich bestimmt kein Buch mehr weggeben.


    Ich mache eine Pause von den Klassikern und lese Ulla Hahn.


    ps. Ich habe eben ein Interview mit Jane Campion über ihre Film gelesen. Dort lautet die letzte Frage:
    "Aber könnte es nicht sein,daß Sie es einfach nicht übers Herz gebracht haben, Isabel wie im Roman ins Joch der Ehe zurückzuschicken?"

    Vielleicht kann mir jemand sagen, der mehr Ahnung hat als ich, ob es eine literaturwissenschaftlich "verbindliche" Deutung des Schlusses gibt.
    Es gibt sehr vieles, was dafür spricht, dass Isabel sich von ihrem Mann trennen sollte. Jeder rät ihr dazu. Nachdem sie von Goodwood geküsst wurde, gerät sie einen Moment außer Fassung, dann heißt es: "Sie hatte nicht gewußt, wohin sie sich wenden sollte; jetzt aber wußte sie es. Es gab einen sehr geraden Weg.“
    Was ist ein "gerader Weg"? Das heißt doch eigentlich gerade nicht, dass sie ihr Leben weiterlebt wie bisher. Es heißt aber auch nicht, dass sie der Konfrontation mit Osmond ausweicht, indem sie in England bleibt. Ich habe es so gelesen, dass sie zurückkehren und ihn "stellen" wird, einschließlich seiner eigenen Lebenslüge (betr. seine Tochter). So würde ich es interpretieren.