Lieber Karam,
Der Scherz wird dir gern verziehen, besonders auch, weil du keine Ahnung hast, was das für Mistficher sind. Die zu fressen steht ganz unter meiner Würde!
Lieber Karam,
Der Scherz wird dir gern verziehen, besonders auch, weil du keine Ahnung hast, was das für Mistficher sind. Die zu fressen steht ganz unter meiner Würde!
Ich hatte ja darauf gewartet, dass die Situation mit den gefällten und untransportierten Bäumen irgend wann mal wieder aufgenommen wird aber das vierte Kapitel ist eine direkte Fortsetzung des Vierten.
In den vorangehenden Kapiteln erfährt man, das Daniel Jürges seine Eitelkeit, ein gewandter und glänzender Pfarrer zu sein, dadurch bekämpft, dass er sich um bescheidene, ländliche Pfarren bewirbt, wo diese Eigenschaften gar nicht auffallen.
Wie aber Zefira oben schreibt, stört es ihn sehr, wie er merken muss, als er einen Artikel nach Christiania (heute Oslo) schickt, dass er sich von der dortigen Gesellschaft, (die sein eigentlicher Masstab ist), distanziert.
Er sucht sich auch sofort ein neues Amt mehr im Süden. Auf dem Weg dahin, verbringt er ein paar Tage in der Hauptstadt und besucht seine alten Beziehungen. Er wird ein regelmässiger Mitarbeiter der Zeitung und seine Artikel werden vortan an ehrenvoller Stelle abgedruckt. Wer wissen möchte, wie der Mann denkt hier zitiere ich den Anfang eines Artikels: "
»Die Durchführung des Prinzips der Volkssouveränität im Staate würde daher dasselbe sein, wie die Absetzung, ja die Vernichtung des
Christentums als das moralische Prinzip des sozialen Lebens. Die furchtsameren Seelen diskutieren die Entthronung des Christentums unter
mancherlei Einschränkungen, Umschweifen und Phrasen; die vorgeschritteneren Geister sprechen ihm la mort sans phrase zu. Der Kampf
wird nämlich nur anscheinend zwischen den Radikalen und der Regierung geführt; der Schlag ist aber in Wirklichkeit gegen Gott gerichtet,
von dem alle Obrigkeit ist – es ist ein Kampf gegen Gott.«. In:
https://www.projekt-gutenberg.…elland/schnee/schnee.html"
Sehr wichtig in diesem vierten Kapitel ist auch, dass man einen näheren Einblick in Jürges Familienbeziehungen bekommt, vor allem, was seine Ehe betrifft.
Die in ihrer Jugend als schönes und talentiertes Mädchen bekannte Wilhelmine ist nach vierzehn Jahren und acht Wochenbetten, von denen nur drei Kinder überlebten, zu einer verblühten und zurückgehaltenen Frau zusammengeschrumpft, die ganz im Schatten ihres Mannes steht, und eine unglückliche Ehe führt.
Daniel Jürges hat so wenig Einfühlung für seine Frau, wie er für seine Gemeinde hat. Seine Eitelkeit hat offenbach eine andere Richtung gefunden. Er fühlt sich der Frau überlegen, die einst die begerteste Partie von Cristiania war, und die sozusagen in seinem Dienst eingegangen ist und heutzutage nur noch Freude an sehr häuslichen Dingen hat, eine Freude, die er nicht teilt.
Die beiden Töchter haben inzwischen geheiratet. Der Sohn studiert Theologie in Christiania.
Danke, für den guten Artikel Dostoevskij. Eine erste Sache, die mir zum Thema aufgefallen ist: ich habe nicht fertiggekriegt ihn ganz zu lesen, obwohl er gut, klar, übersichtlich und gut eingeteilt ist. Er war mir etwas zu lang und ich brachte es dann nicht dazu, noch die zweite Hälfte zu lesen.
Meine eigene Art zu lesen hat sich aber stark verändert. Bei Fiktion liebte ich früher dicke Romane, je umfangreicher, so besser. Einen Dickensroman schafte ich in einen paar Tagen. Auch Sachbücher war man gewohnt ganz zu lesen. Heutzutage ist es ja oft so, dass die Artikel schon so aufgebaut sind, dass der Leser abgelenkt werden soll: Also man bekommt den ersten zusammenfassenden Abschnitt vorgesetzt, dann kommen erst mal zwei oder drei Links zu ähnlichen Artikeln, dann erst geht es detalliert weiter. Hat der Leser unter den Links etwas gesehen, was ihn interessiert, ist er beim Gedanken schon beim nächsten Artikel und kann kaum erwarten, dass er den, den er gerade vor Augen hat, fertiggelesen hat.
Heutzutage lese ich meistens digital, wegen des Insektenproblems, dass ich hier habe. Digitallesen hat auch seine Vorteile: man kann die Schriftgrösse und den Hintergrund nach belieben verändern, man kann viel besser Notizen machen und aus dem Text zitieren, man kann mit Leichtigkeit hunderte von Büchern mit sich rumtragen, man findet leichter gratis Versionen im Netz und man braucht, die Bücher, die man runterlädt, nicht zu säubern, was in Coronazeiten ein besonderer Vorteil ist.
Was bei den Digitalbüchern ganz fehlt ist die Geschichte, die in einer Bibliothek steckt, die sich manchmal seit Generationen angesammelt hat: die Widmungen derer, die das Buch zum Gebutstag oder zu Weihnachten geschenkt haben, die seltenen Bücher, die man nach vielen suchen im Antiquariat gefunden haben, Bücher, die viele Umzüge, manchmal sogar Emigrationen mitgemacht haben und die einen ausdruckvollen Teil der Hausgegenstände darstellen. Nicht umsonst lassen sich die Intelektuellen in den Medien meistens vor ihren Büchern fotografieren. Die Bibliothek zeigt das geistige Gut eines Heims an. Für viele ist ein Haus ohne Bücher wie ein Garten ohne Blumen...
Nein, gar nicht Zefira, ich wollte nur nicht zu eilig sein. I lese fleissig weiter, und hatte mich darauf vorbereitet meine Antwort morgen zu posten.
Anscheinend wurden wirklich nur drei Romane von der Barchester Gruppe übersetzt, alle von Manesse:
Zefira -Deine Frage hat mich neugierig gemacht, nicht so sehr wegen Jack London(allerdings scheint dies ein ungewöhnlicher Jack London zu sein), den ich wenig gelesen habe, sondern wegen der Idee, dass mehr als eine Fassung von denselben Buch im Umlauf sein könnte. Ich habe nichts Wesentliches gefunden, nur dass das Original in US als The Star Rover und in UK als The Jacket herausgegeben wurde. Ich glaube, dass weisst du schon. Die Frage ist, ob eine dieser Versionen vollständiger ist als die Andere und, ob gerade die weniger komplette als Unterlage für die Übersetzung ins deutsche diente. Das erste wäre da festzustellen, welches das Original von deiner Übersetzung ist.
Im Grunde ist vielleicht der Brennpunkt der Diskussion ein anderer: Literaturbewertung- und Kritik, vor und seit der Internet.
Sigrid Löffler steht noch für eine Zeit, wo die Literaturkritik noch, vor allem, in der Akademie und in den Verlagen betrieben wurde, und die grossen Klassiker, Vor- und Nachwörter bekamen, die von Sachkundigen geschrieben wurden.
Das alles hat sich geändert, seitem eigentlich nicht nur wer will, über Bücher schreiben kann, sondern das Geschriebene auch schnell und leicht posten kann.
Es ist schwer zu sagen, ob das besser oder schlechter ist: es ist anders. Als Verlagspropaganda kann es manchmal so weit gehen, dass die neuen Cover in You Tube gelobt werden und überhaupt nichts zum Inhalt des Buches gesagt wird. Auf der anderen Seite, haben die Leser leichter Zugang zu Debatten oder zu Programmen, wo der Schriftsteller selber sein Buch vorstellen kann.
Was die Blogger betrifft, kenne ich, zum Beispiel, eine Dame, die in ihrem Blog schon seit Jahren, wertvolle Kataloge der ganzen DDR Literatur, und vor allem der Frauenliteratur der DDR, aufstellt. So etwas wäre, denke ich, früher nur in einer Universität möglich gewesen.
Habe mir auch schon überlegt einne Bücherblogg anzulegen. Ich schreibe gern über Bücher, besonders wenn man damit auch etwas Geld verdienen kann.
"Ich habe zu viel Spaß am Schreiben vernichtender Kritiken." Ich auch. Aber die Akademiker, so weit ich weiss, auch sehr oft, nur das sie eben theoretische Masstäbe berücksichtigen müssen. Blogger dürfen sich erlauben sehr subjektiv vorzugehen, wenn sie wollen.
Ich finde aber nicht, dass sie daran Schuld sind, dass die Literaturkritik sich verändert oder kaputt geht. Was man so Kultur nennt äussert sich auf viele Arten. Alles hat seine Blütezeit und alles verändert sich oder vergeht. Die Leseforen z. B. erlebten ihren Höhepunkt wohl vor fünfzehn Jahren.
Wie ist das nun, wenn man einen ungeborenen Erzähler vorgesetzt bekommt, der, statt sich bescheiden in seine Gebährmutter zurückzuziehen, sich wie ein Doktor in Geisteswissenschaften oder zumindestens in Psychologie aufführt, sich auch Zitate auf Deutsch und Latein erlaubt, sich weiter als einen guten Weinkenner ausgibt und auch sonst erhebliche Weissheiten vom Stappel lässt?
Dass der angehende Kleine seine Bildung den vielen Radioprogrammen zuspricht, die seine nicht gerade gebildete Mutter während den letzten Monaten ihrer Schwangerschaft anhört, ist eigentlich nicht so überzeugend. Wenn dem so wäre möchte man doch gleich ein passendes Hörprogramm für schwangere Mütter entwerfen, und die Ausbildung zum Doktor auf die Kita verlegen.
Sei wie dem sei, Angehendes Baby ist nicht der glaubhafteste Erzähler, den man sich vorstellen könnte. Und doch kann man das Buch nicht aus der Hand legen.
Denn, ob es nun befremdend ist oder nicht, irgend jemand hat schon mal gesagt:"Etwas ist faul im Staat Dänemark". Und daran hat sich eigentlich nichts geändert, selbst wenn man gar nicht in Dänemark wohnt.
Nussschale (im Original Nutshell), ist ein Roman von 2016 von Ian McEwan (besonders bekannt für den Roman und den nach ihm gedrehte Film Abbite). Die etwa 100 Seiten bieten mit ihrem makabren Humor köstliche Unterhaltung.
Ich denke, dass heutzutage die Grenzen nicht mehr so stark gezogen werden können. Wie in vielen Bereichen, existieren heute beide Textarten nebeneinander. Und leider ist es möglich, dass es bald nur noch die Blogger gibt.
Der erste Beitrag ist schon über ein Jahr alt, es gibt aber einige Leserforen, die auch eine Spielabteilung haben.
Und, ich denke, es war in1888, las Christa Wolf aus ihrem Roman einem Auditorium vor, von dem nicht viele sie verstehen konnten. Die, in der ausländischen Germanistik wenig übliche Disziplin, "DDR_Literatur", musste wenige Jahre später aus bekannten Gründen eingestellt werden
Ich habe die beiden ersten Bände des Barchester-Zyklus in der Bibliothek, habe sie auch mal vor vielen Jahren gelesen. Ich kann mich aber nicht mehr an den Inhalt erinnern. Ich glaube, es geht eher um das Millieu der wohl fiktiven Kirchenstadt Barchester und ihre Figuren.
Weiter mit "Schnee". Im zweiten Kapitel lernt man dann Pfarrer Daniel Jürges und einige andere Figuren kennen und es bildet sich auch der erste Anlass zu einer Spannung.
Dieser Anlass ist banal genug: der Pfarrer möchte einen baufälligen Schuppen, der direkt gegenüber vom Pffarhaus steht, in Ordnung bringen lassen. Dazu müssen im nahen Wald einige Bäume gefällt werden, damit der Schuppen neu aufgestützt werde.
Pfarrer Jürges hat es eilig. Er will dafür sorgen, dass die nötigen Bäume schnell gefällt werden. Die Bauern sollen dann für den Transport der Balken zum Schuppen zuständig sein.
Das klingt einfach genug, aber Daniel Jürges weiss und bedenkt nicht, dass beim Bäumefällen in dieser Gemeinde gewisse Traditionen ins Spiel gesetzt werden. Die Geschichten aus früheren Zeiten, die man ihm erzählen will, sind ihm zu lang und umständlich.
Die Bauern ihrerseits finden, dass der Pfarrer, der doch ein gelehrter Mann ist, ihre Traditionen kennen und danach handeln müsste.
So landet die ganze Geschichte in einer Sackgasse: Die nötigen Bäume werden zwar gefällt, aber nicht transportiert. Sie werden nicht im Einklang mit den Regeln der Gemeinde gefällt, von denen der Pfarrer nichts weiss, und deshalb wollen die Bauern sie auch nicht transportieren. Der Pfarrer seinerseits weigert sich, die Bäume noch einmal an der vorgeschriebenen Stelle fällen zu lassen.
Und bei diesem Hin und Her gibt es bald keinen Schnee mehr, um den Weg zu glätten und den Transport zu erleichtern...
Und, was schlimmer ist: der Pfarrer steht seiner Gemeinde als Fremder gegenüber. Ich bin ja gespannt, wie das Ganze weitergeht. Es fallen mir mehrere Geschichten ein, wo es erst um eine Kleinigkeit ging und dann etwas viel Grösseres daraus wurde
Fein Zefira und danke für die Auskunft. Dann mache ich mich mal an Kapitel 2.
JHNewman -Leider ja. Eine Wohnung ohne Bücher, kann ich mir gar nicht vorstellen. Und dann hängen ja auch Erinnerungen an den Büchern.
Bisher ist aber, wegen der Pandemie, der Umzug erstmal aufgeschoben.
Oh, ich hoffe, der Verzicht ist zeitlich begrenzt?
Ich hoffe, ich werde mir in der neuen Wohnung Einiges wieder kaufen können. Aber gerade benutzte Bücher und meine geliebten Antiquariaten werde ich meiden müssen.
Digitale Bücher brauch man nicht zu säubern. Aber sie können alle mit einem Schlag verschwinden.
@Zefira- Danke für die gute Zusammenfassung des ersten Kapitels. Ich kann gern Kapitel zwei übernehmen. Mein Zweifel ist nur immer nicht zu viele Spoiler in die Beiträge mithereinbringen.
Mir sind in diesem ersten Kapitel einige Sachen, aufgefallen.
Erstens, wie der Schnee beschrieben wird, der ja die Atmosphäre für die Geschichte setzt. Mein weiss ja noch gar nicht, was passieren wird, aber ich glaube, das ist die schönste Schneebeschreibung, die ich je gelesen habe. Sie erinnert an die Beschreibung von Dickens, eines seiner Einflüsse vom londoner Nebel.
Was einem auch auffällt, sind die starke Gegensätze der Beschreibung: die Kälte draussen im Kontrast mit dem warmen Ofen. Was sich auch auf das moralische Auswirkt: die "böse" Aussenwelt voller Versuchungen und die heimelige und wohl auch "gute" kleine Stadt, deren moralisches Zentrum das Pfarrhaus bildet.
Die Zeitung bildet anscheinend die Brücke zwischen diesen zwei Welten.
Ein Hallo in die Therapierunde,
ich bin der, der dem Karamzin seinen Namen entlehnt hat (aber bitte nicht Maik zu mir sagen, ich komme aus dem Osten).
Keine Gefahr. Ich sage Mike nur zu Mikes! Ich wundere mich auch, wie populär diese Kürzungen in Deutschland geworden sind. Wer
Karamzin ist, weiss ich auch, wenigstens so auf Anhieb, nicht.
Nein, nein, das ist wie Methadon. Bei mir wirkt das nicht...
So dachte ich auch JH, bis sich bei mir eine fiese Insektenplague eimstellte, wegen der ich auf alle meine "wirklichen" Bücher werde verzichten müssen, wenn ich umziehe. Meine Umzugspläne musste ich erstmal wegen Corona aufschieben, aber ich habe schon angefangen mir meine digitalen Bibliotheken anzulegen. Ohne Bücher kann ich nicht bleiben.