Beiträge von H.-P.Haack

    Dem Moralisten Günter Grass wird in der Öffentlichkeit nicht so sehr übelgenommen, dass er - noch nicht erwachsen - kurz vor Kriegsende Mitglied der Waffen-SS geworden ist, sondern dass er es erst jezt mitteilt.


    Ich tröste mich mit dem Nietzsche-Wort: "Was ist der Künstler? Ein Hanswurst." Ich trenne strikt zwischen dem Werk und der Person des Künstlers.


    Vielleicht ist der Künstler nur das Medium, über den das Kunstwerk in die Welt tritt.


    H.-P.Haack

    Vorspiel



    [Bühnenanweisung:] Jahrmarkt in Soho. Die Bettler betteln, die Diebe stehlen, die Huren huren. Ein Moritatensänger singt eine Moritat:


    Und der Haifisch, …



    [Bertolt Brecht: Die Dreigroschenoper. Wien-Leipzig: Universal-Edition 1928]

    "Da er Raat hieß, nannte die ganze Schule ihn Unrat."


    [Heinrich Mann: Professor Unrat oder das Ende eines Tyrannen. Roman. München: A. Langen (1905)]

    An dem Schnittpunkte von Kurfürstendamm und Kurfürstenstraße, schräg gegenüber dem “Zoologischen“, befand sich in der Mitte der 70er Jahre noch eine große, sich feldeinwärts erstreckende Gärtnerei, deren kleines, dreifenstriges, in einem Vorgärtchen um etwa hundert Schritte zurückgelegenes Wohnhaus, trotz aller Kleinheit und Zurückgezogenheit, von der vorübergehenden Straße her sehr wohl erkannt werden konnte.


    [Theodor Fontane: Irrungen, Wirrungen. Leipzig: F. W. Steffens o. J. (1888)]

    Das ist ein Bericht aus der Zeit, da der letzte europäische Krieg ein halbes Jahrhundert zurücklag und niemand einen neuen für möglich hielt.


    [Erich Loest: Fallhöhe. Roman. Leipzig: Linden-Verlag (1989/90)]

    "An den Ufern der Havel lebte, um die Mitte des sechszehnten Jahrhunderts, ein Rosshändler, Michael Kohlhaas, Sohn eines Schulmeisters, einer der rechtschaffendsten und zugleich entsetzlichsten Menschen seiner Zeit."



    [Michael Kohlhaas. Aus einer alten Chronik. In: Heinrich von Kleist: Erzählungen. Michael Kohlhaas. Die Marquise von O. Das Erdbeben von Chili. Berlin: Realschulhandlung (1810)]

    Mattheuer hat mit seinen Bildern Atmosphäre und Stimmungen in der untergegangenen DDR festgehalten.


    Nicht dass ich der DDR irgendeine Träne nachweinen würde. Aber ich habe in ihr
    gelebt . Sie ist ein Teil meiner Biographie. Wenn ich zurück denke, versuche ich vor allem, mich in die Lebensstimmung von damas zu versetzen. Und die ist in Mattheuers Bildern enthalten.


    H.-P.Haack, Leipzig

    "... mal ganz kurz" halte ich für Etikettenschwindel.


    H.-P.Haack :grmpf:


    Nachtrag am 16. August 2006: Bin neidisch, dass Dein Beitrag so oft angeklickt worden ist, im Gegensatz zu meinen!


    H.-P.Haack

    „Tief ist der Brunnen der Vergangenheit.“


    [Thomas Mann: Joseph und seine Brüder. Band 1: Die Geschichten Jaakobs (1933)]


    Golo Mann, der den Wert mancher Werke seines Vaters skeptisch beurteilt hat [z. B. „Tonio Kröger“], habe „Joseph und seine Brüder“ den Rang von „Ilias“ und „Odyssee“ zugesprochen, so Marcel Reich-Ranitzki in Erinnerung an ein Gespräch mit Golo Mann [Das Literarische Quartett, 17.08.2005].


    Eckhard Heftrich hält „Faust II“, „Der Ring des Nibelungen“ und die Tetralogie „Joseph und seine Brüder“ für die drei großen Weltgedichte deutscher Sprache [Geträumte Taten. Über Thomas Mann. (1993), S. VIII].


    Die wenig gelesenen Josephsbände gelten als Th. Manns bedeutendstes Werk. Lesetipp: Die schwer verdauliche Einleitung „Höllenfahrt“ kann man getrost weglassen! Wer will, kann sie später einmal lesen, als Nachwort.


    H.-P.Haack

    Der Kellner des Gasthofes > Zum Elephanten < in Weimar, Mager, ein gebildeter Mann, hatte, hatte an einem fast noch sommerlichen Tage ziemlich tief im September des Jahres 1816 ein bewegendes, freudig verwirrendes Erlebnis.



    [Thomas Mann: Lotte in Weimar. Stockholm: Bermann-Fischer (1939)]



    Beschrieben ist der Kellner Mager in wikipedia - Thomas Mann - Romane - Lotte in Weimar.
    http://de.wikipedia.org/wiki/Lotte_in_Weimar

    „Ich schnallte in Grimma meinen Tornister, und wir gingen.“


    [Johann Gottfried Seume: Spaziergang nach Syrakus im Jahre 1802. Braunschweig und Leipzig: [Hartknoch] 1803. Mit einem Kupferstich als Frontispiz, einen Wanderer darstellend, von hinten gesehen, mit Tornister und Wanderstock]




    „In der Mitte seines Lebens, im Sommer 1981*, beschließt der Kellner Paul Gompitz aus Rostock**, nach Syrakus auf der Insel Sizilien zu reisen“.


    [Friedrich Christian Delius: Der Spaziergang von Rostock nach Syrakus. Reinbek bei Hamburg: Rowohlt (1995)]


    * Die Mauer stand noch,
    ** Rostock lag östlich der Mauer.



    H.-P.Haack, Leipzig

    Der Vorschlag meiner Frau:


    "Mitten in der Nacht entschloss ich mich, meinen Mann umzubringen".


    [Traude Goldberg-Engelmann: Eines Tages werden ich mich rächen. Leipzig: Leipziger Kommissions- und Großbuchhandelsggesellschaft (1994)]


    H.-P.Haack

    "Zugegeben: ich bin Insasse einer Heil- und Pflegeanstalt, mein Pfleger beobachtet mich , läßt mich kaum aus dem Auge; denn in der Tür ist ein Guckloch, und meines Pflegers Auge ist von jenem Braun, welches mich, den Blauäugigen, nicht durchschauen kann."


    [Günter Grass: Die Blechtrommel (1959)]

    Hallo Wagnerianer,


    kein Echo! Keine Replik! Was bleibt mir anderes übrig, als mir selber zu antworten!


    Mir geht das verhexte Ringmotiv nicht aus dem Kopf. Die Weltmacht ist an ein Liebesverbot gebunden. Führt Lieblosigkeit zu Macht? Das wäre ein weiterer Irrtum. Eine Zeit lang mag das Ausgrenzen von sozialen Impulsen einer Karriere förderlich sein. Auf Dauer aber nicht, wie die Götter- und Zwergenschicksale in Wagners Ringdichtung zeigen.


    H.-P.Haack

    "Vielleicht sind in unserem Land noch nie so merkwuerdige Baeume gefaellt worden, als die sieben Platanen auf der Schmalseite der Baracke III."


    [Anna Seghers: Das siebte Kreuz. Roman aus Hitlerdeutschland. Mexiko: El libro libre 1942]

    "Jemand mußte Josef K. verleumdet haben, denn ohne daß er etwas Böses getan hatte, wurde er eines Morgens verhaftet."


    [Franz Kafka: Der Prozess (1925)]

    Hallo Mephistopheles,


    ich rücke mir Deinen Namen erst einmal bequem zurecht. Eine tolle Idee, gelungene erste Sätze zusammenzutragen!


    Mit dem ersten Satz will der Autor den Leser einstimmen: Bei Fontane habe ich den Eindruck, dass es so ist.


    Eine pointierte Einleitung: "Diederich Heßling war ein weiches Kind, das am liebsten träumte, sich vor allem fürchtete und viel an den Ohren litt." [Heinrich Mann: Der Untertan (1918)].


    Eine grandiose Einleitung, die typographisch wiedergegeben werden muss:

    I

    DIE PYRENÄEN


    Die Herkunft


    Der Knabe war klein, die Berge waren ungeheuer. ...



    [Heinrich Mann: Die Jugend des Königs Henri Quatre (1935): Seite 1 der Erstausgabe].


    Demnächst mehr. - Ich hatte in der Schule einen Deutschlehrer, der von vielen Romanen den ersten Satz auswendig wusste . Werde es ihm, nachdem Du diese Seite eingerichtest hast, gleichtun.


    Gruß
    H.-P.Haack

    Suchbegriffe: Wagner - Ring des Nibelungen - Ringmotiv


    Hallo Wagnerianer,


    ich freue mich, dass mir niemand widerspricht. Oder trage ich Eulen nach Athen und meine, einen Trug zu entlarven, den jeder Ring-Kenner längst durchschaut hat ?


    Ganz ähnlich verhält es sich übrigens mit dem Walhall-Motiv. Es ist klangschön und feierlich, aber milde und indifferent. Beim Einzug in die neu errichtete Burg wird es wieder intoniert. Es folgen Anklänge von Ring- und Erda-Motiv, und dann setzt im Fortissimo sehr energisch das Schwert-Motiv ein, eine neue Generation ankündigend.


    Dass es mit der Macht der Götter nicht mehr zum Besten steht, weiß Loge und höhnt: "Ihrem Ende eilen sie zu, die so stark im Bestehen sich wähnen". Hier orientiert der Operntext. Den Irrtum "Weltmacht", den der Ring symbolisiert, verrät nur der musikalische Ausdruck.


    Alle guten Grüße
    von einem Wagner-Verfallenen!