Beiträge von klassikfreund

    Ikarusflug, ich besitze sogar nur den Kommentarband zu den Buddenbrooks (man kommt damit auch mit anderen Ausgaben zurecht). Mir ist die Ausgabe vor allem zu Regalplatz raubend. Aber Joseph und seine Brüder ist eines der noch ungelesenen Teile von Mann und das interessiert mich schon seit Jahren. Da werde ich möglicherweise schwach.

    In der GKFA des Fischer-Verlags erscheint in diesen Tagen Joseph und seine Brüder, jeweils mit den zugehörigen Kommentarbänden.


    Kein ganz billiges Unterfangen: Teilband 1 kostet 85 Euro und Teilband 2 kostet 96 Euro.

    Es gibt gerade einen Sonderband: Die Chronik der Anderen Bibliothek. Bände No 1-400. Leinengebunden. Mit ein paar Artikeln und etlichen Verzeichnissen. 332 Seiten. Und das für ganze 5 Euro!

    Andreas Maier in Darmstadt. Ein aufschlussreicher Abend. Der Autor erzählt über sein Projekt "Ortsumgehung" welches auf 11 Bände angelegt. Band 6 "Die Universität" ist gerade erschienen und beleuchtet auf großzügig gesetzten 150 Seiten die Studentenzeit des Ich-Erzählers. Maier erläuterte, dass ihm moderne deutsche Bücher, Thomas Mann ist damit also explizit ausgenommen, suspekt sind, wenn sie denn so lückenlos eine Geschichte erzählen. Maier macht in seinem 6. Band große Sprünge, er läutert, dass er für das vorliegende Buch 500 Seiten geschrieben habe und nur 150 sind dann für das Buch übrig geblieben. Er gibt aber auch zu, dass auch wirtschaftliche Überlungen dazu geführt haben, an einem dickeren Buch nicht vier bis fünf Jahre zu arbeiten. Das stärkste Kapitel, welches er auch als Lesestelle ausgewählt, behandelt seinen Studentenjob bei der dementen Witwe Theodor Adornos. Maier erzählt noch viel über sein Leben, wie er zum Autor wurde, wie er auf die Idee zur Ortsumgehung gekommen ist und welche Szene den Nukleus des ganzen Projektes darstellt.

    All dies wird auf hr2 nachzuhören sein. Der Sendetermin ist noch nicht bekannt.

    Hätte nicht gedacht, dass es heute noch Sammler dieser Reihe gibt. Bei mir stehen auch einige Bände, manches wurde zwischenzeitlich recht günstig angeboten, anderes gab es auf ebay vergünstigt. Aber diese Ausgaben habe ich innerlich abgeschlossen, genauso wie Manesse. Wende mich inzwischen sehr stark der modernen Literatur zu.

    Freut mich innerlich aber sehr, dass es hier noch Fans dieser Reihe gibt.

    Am Samstag stellte Felicitas Hoppe ihr neuestes Prosawerk "Prawda" in der Alten Feuerwache Mannheims vor. Angekündigt wird sie als eine der wenigen Autorinnen, die noch ganze, korrekte Sätze schreiben können. Moderiert wurde der Abend von Dennis Scheck, der viel Bewunderung für ihre Sätze aufbrachte. Dem Roman liegt eine historische Folie zugrunde. Ilf und Petrow, zwei russischer Schriftsteller, waren 80 Jahre vor Hoppe durch Amerika unterwegs und wurden zu Kultfiguren. Hoppe, die ihr Studium in Amerika absolviert hat und dort viele Jahre gelebt hat, reist nun in der Neuzeit diese Stationen der beiden Russen nach. Nur New York lässt sie dabei aus, darüber wollte sie nicht schreiben. Aus ihrer eigenen Reisen und der nur literarisch nachempfundenen Reise der beiden Russen baut Hoppe ihre Geschichte. Drei Lesestellen gibt es zu hören, da besucht man die Fordwerke, erlebt einen Twister und ist im Weißen Haus zu Gast. Mich lassen die von Scheck so gelobten Sätze jedoch ausgesprochen kalt, sie wirken mir zu konstruiert, zu leblos. Ganz anders hingegen ihr Essay-Band "Sieben Schätze" mit Vorlesungen zum Literaturschaffen, die 2009 in Augsburg gehalten wurden, in denen sie gekonnt durch persönliche Erfahrungen kleine bibliomane Meisterwerke schafft.

    Könnt ihr Euch vorstellen, wie es sich anfühlt, wenn man seine eigene Frau oder sein eigenes Kind nach einer Pause auf einer Autobahnraststätte versehentlich zurücklässt?


    Ihr werdet sagen, dass gibt es doch gar nicht. Dennoch höre ich ab und zu eine entsprechende Meldung in den Radionachrichten. Und bis zum gestrigen Tag konnte ich mir auch nicht vorstellen, dass so etwas jemandem passieren kann. Ist es aber (wenn auch in ganz anderer Weise, aber dazu später mehr).


    Gestern fand der literarische Salon mit Paul Nizon in Köln statt. Also 4 Bücher, 2 Bildbände, 1 Autorensammelband sowie mein Fotoalbum nebst Kamera eingepackt. Da Köln nicht gerade um die Ecke liegt, mehr als 2,5h Puffer für die Anfahrt eingeplant. Und alles hat super geklappt. Ich mache auf den Lesungen inzwischen recht professionelle Fotos mit einer Kamera, die auch lautlos trotz Kunstlicht auslösen kann. Dadurch gelingen tolle Schnappschüsse auch während des Gesprächs. Gestik erzeugt lebendige Bilder, die ich dann im Nachgang in mein Fotoalbum klebe. Am Abend selber lasse ich die Autoren das entsprechende Albumblatt unterzeichnen.


    Der fast 90jährige Nizon ist ein Erlebnis, wirkt geistig sehr frisch, ist oft witzig, schlagfertig und man merkt ihm an, dass er gern von Frauen bewundert wird und bei diesen wohl auch viel Erfolg hatte. Sexualität ist ein wichtiges Thema in seinen Werken, wenn er das heute nochmals schreiben würde, dann würde er wohl dafür verfolgt werden. Seine Journale, die neben den Romanen stehen, und jeweils ein Jahrzehnt abdecken, sind nur ein kleiner Bruchteil der vielen Tausend Seiten, die zunächst geschrieben werden. Zusammen mit dem Verleger werden dann (kleine) Teile davon publiziert. Nizon tippt das so runter, eigentlich weiß er gar nicht, was da drin steht. Man muss das nicht glauben. Er liest den Zuhörern im Kölner Stadtgarten seinen persönlichen Kanon der ihn prägenden Literatur vor, ich habe nicht mitgeschrieben, aber deutsche Autoren wie Mann oder Musil fehlen vollkommen, auch Proust war nicht enthalten, dafür jedoch viele andere namhafte Werke von Dostojewski bis hin zu Perec,


    Grass mag er so gar nicht, und so manchen anderen Autor, der in gleicher Weise solch lineare Geschichten schreibt auch nicht. Weil es solche Geschichten nicht gibt. Nun bin ich kein Nizon-Kenner, um den Stil des Autors hier eindeutig charakterisieren zu können. Ich freue mich auf sein erstes Erfolgsbuch "Das Jahr der Liebe". Über Kunst und Künstler hat Nizon bedeutende Essays geschrieben, ein Buch über Goya ist in der Insel-Bücherei mit schöner Bebilderung herausgegeben. Moderate 12,90 Euro, aber der Band ist mit 76 großzügig gesetzten Seiten auch schnell durchgelesen. Moderiert wurde der Abend durch die Schriftsteller Navid Kermani und Guy Helminger. Stets geistvoll, auch wenn sich Nizon auf diese erzwungene Tiefe des Gesprächs oft nicht einlassen wollte.


    Am Ende hat Nizon fleißig signiert, und ich habe mir mein Fotoalbum gleich von Kermani signieren lassen. Und dann ging es in die lange Schlange mit Nizon, der bereitwillig auch die größten Bücherstapel sogar mit Widmungen versehen hat, wenn gewünscht. Doch als ich wieder zu Hause war, stand meine Frau noch auf dem Rastplatz ... na ja, nur im übertragenen Sinne, die Unterschrift von Nizon in meinem Fotoalbum fehlte. Alle andere Bücher waren immerhin signiert. Ich rätsele immer noch, wie das passieren konnte. Aber das fragt sich der Mann, der seine Frau am Rastplatz zurückließ, sicher ebenso :-)


    Schöne Grüße, Thomas

    Ja, das Buch wurde gerade an den Verlag abgegeben und wird im Herbst bei Hanser erscheinen. Der Titel wurde nochmals geändert: Heimkehr nach Fukushima. Stifter spielr darin auch eine Rolle, insgesamt ist es aber mehr ein Fukushima-Buch. Wobei ich die Erzählungen Muschgs über seine Reise ins verseuchte Gebiet viel interessanter fand, v.a. wie die Japaner mit dem Unglück umgehen.