Beiträge von klassikfreund

    Bei Suhrkamp erscheinen 11.000 Seiten Peter Handke. In der FR macht sich Arno Widmann Gedanken darüber, wann er das alles lesen soll:

    Frankfurter Rundschau


    Und hier gibt es noch ein recht aktuelles Interview mit dem Autor im "Freitag":

    Interview Handke


    Und am Rande noch meine persönliche Empfehlung zu den Notizbüchern von Peter Handke. Ein wirklich wunderschön gemachter Band (leider vergriffen, aber man findet sicher günstige Exemplare):

    Handke Notizbücher

    Die Gedichte von Kunze habe ich nun auch erst entdeckt, der Band liegt ebenfalls bei mir zu Hause. Über Dichter wird im Feuilleton sehr wenig geschrieben, daher habe ich diese auch nicht wahrgenommen. Bis vor wenigen Jahren kannte ich nicht mal Ilma Rakusa und Christoph Meckel.


    Gruntram Vesper stellt seine Gedichte auf der Buchmesse vor. Da werde ich (aller Voraussicht nach) zur Lesung gehen.

    Zum Signieren liegt bereit: Adolf Muschg, Bildband mit Muschg und Juli Zeh, Wondratschek, Wolf Hass, Frederic Beigbeder, Martin Amis, Robert Seethaler, Iris Radisch mit Buch vom letzten Jahr, Heinz Strunk, Longlist-Leseproben. Paul Beatty erscheint erst zur Buchmesse. Guntram Vesper kommt auch. Ursula Krechel nur am Abend, Flix, der Comiczeichner, Krimiautor Adler-Olsen. Ulrike Dräsner und Michael Krüger fehlen signaturmässig in Sammelbänden. Krüger ist wohl erkrankt. Poetiknacht muss ich noch abchecken.

    Dennoch hat mir die Beilage der FAZ ganz gut gefallen. Die Beilage der ZEIT habe ich bisher nur überflogen. Das Bühnenprogramm der ZEIT ist noch nicht in den Veranstaltungskalender eingepflegt. Frank Schätzung als Bestsellerautor ist dort Gast. Podcastsender N99 hat auch interessante Interviewpartner, einige Autoren sind nur dort,

    Am allerbesten hat mir übrigens Alexander Skipis, Geschäftsführer beim Börsenverein des deutschen Buchhandels, gefallen, der in seiner Eröffnung nicht nur auf die Schwierigkeiten im Buchmarkt hinwies (immer weniger Käufer, zugleich aber eine konstant hohe Nachfrage nach Lesungen), sondern sich politisch klar positionierte und während des Erdogan-Besuchs Lesungen von Texten gefangener Schriftsteller und Journalisten plant. Er will den Bundespräsidenten fragen: "Herr Bundespräsdient, wie fühlt es sich an, mit einem Despoten mit einem Glas Sekt anzustoßen?" Da wurde nicht um den heißen Brei herumgeredet, sondern klar Stellung bezogen. Mehrfach Szenenapplaus.

    Meine Reihenfolge des gestrigen Abends wäre: Thome, Barbetta, Mahlke, Röckel. Wäre halt schön, wenn noch 2-3 andere über den Abend schreiben würden. Aber weder hier noch drüben im großen Forum stößt der Deutsche Buchpreis auf genügend Interesse. Die 600 Plätze waren jedoch ausverkauft. Es gab dann doch noch erhebliche Lücken, aber kurz zuvor gab es in FFM ein Unwetter.

    Thome hatte Alf Mentzer von hr2, das war einfach ein besseres Gespräch. Mentzer fungierte mehr als Stichwortgeber, war sehr gut vorbereitet und hielt keine Monologe.

    Röckel wirkt eher unscheinbar, hat ihren Text leider ohne viel Betonung gelesen. Dann auch ein paar Versprecher am Ende. Kann man drüber weg sehen, passte letztlich aber zum Gesamtbild. Wirkte alles recht blass. Dabei war das Gespräch eher lustig, was aber gar nicht zum Text passte. Eigentlich ein recht ernster Text (die gewählte Lesestelle), das Gespräch davor ließ das Buch jedoch immer wieder ins Lächerliche abgleiten und Frau Röckel ist m.E. zu höflich, um das in eine andere Richtung zu lenken. Ich glaube, der Text hätte andere Fragen verdient. Man kann das auf hr2 Anfang Oktober nachhören. Die vier Gespräche werden dann gesendet.

    Vier Autoren lasen gestern im Schauspiel Frankfurt. Biller und Haratschwili waren verhindert. Die vier Texte konnten mich alle nicht voll überzeugen, dennoch stach ein Text heraus: "Gott der Barbaren" von Stephan Thome. Der Autor schaffte es als einziger in den ihm zur Verfügung stehenden 30 Minuten sein Buch gut zu verkaufen. Der Hintergrund der Geschichte ist ein wahres geschichtliches Ereignis im China des 19. Jahrhunderts, der sogenannte Taiping-Aufstand, der bei uns im Westen kaum bekannt ist, jedoch 20-30 Millionen Todesopfer forderte. Sowohl Inger-Maria Mahlke als auch Susanne Röckel hatten es auf der Bühne schwer, da sie mit der Moderatorin Sandra Kegel von der FAZ kämpfen mussten, die die Autoren zu wenig zu Wort kommen ließ. Barbattas "Nachtleuchten" spielt in Buenos Aires. Sie erzählt wohl den am leichtesten konsumierbaren Roman, der Mitte der 1970er Jahre spielt. Insofern wundert es nicht, dass sich bei ihr die wohl längste Signierschlange bildete. Eine Büchernärrin hat das Buch jedoch nach 400 Seiten beiseite gelegt (also kurz vor dem Ende, denn der Roman hat nur 524 Seiten). Nach wie vor sehe ich Biller mit seinem dünnen Büchlein in der Favoritenrolle. Jedoch könnten hier Marketingüberlegungen gegen ihn sprechen. Biller hat bisher keinen einzigen Termin auf der Buchmesse, er bleibt dem Trubel fern und ein Buchpreisgewinner, der auf der Buchmesse nicht anwesend ist, wäre für die Sponsoren natürlich der Super-GAU. Nun, wenn er gewinnen sollte, dann wird er sich gegen den ein oder anderen Pressetermin wohl nicht verwehren können. Aber ob man das risikiert ... Ich glaube nicht. The Winner is Stephan Thome.


    Schöne Grüße, Thomas

    Dass Biller sprachlich anspruchsvoll sei, habe ich so bisher noch nicht gehört, zwei Buchhändler, die ich. dazu gehört habe, meinten beide, es sei eher 'nichts Besonderes' (aber beide sind auch keine Fans des Autors).

    Die SZ war in der gestrigen Besprechung jedenfalls begeistert von Biller und spricht von stilistischer Eleganz.

    Witzel hatte seinerzeit wirklich den besten Text und die beste Lesung hingelegt. Da war ich auch überrascht. Mein Buchhändler meinte noch, dass sich so ein Buch nie durchsetzen könne (was dann für den späteren Verkauf wiederum stimmte). Biller scheint zu polarisieren, dass könnte ihm natürlich auch Jurorenstimmen kosten. Warten wir mal ab. Ich berichte am 24. September.

    Es steht außer Frage, dass jedes nominierte Buch, auf seine eigene Weise gut ist. Das eine "beste" Buch kann es doch gar nicht geben. Aber zugegeben: In der Vergangenheit gab es schon Sieger, die man so nicht erwartet hätte. Aber wenn man in Frankfurt war (und ich war die letzten Jahre immer dort), dann haben sich dort schon ein bis zwei Favoriten herauskristallisiert, da merkte man einfach die größere Aufkmerksamkeit des Publikums bei einigen Texten.

    Billers Buch ist dünn, das Thema ist deutsch, sprachlich ist es anspruchsvoll, und Biller ist bereits bekannt. Und mein Buchhändler empfiehlt es (mit Einschränkungen).Thome und Haratschwili schreiben hingegen mehr als 700 Seiten. Puh. Die restlichen 3 Autoren sind bisher vollkommen unbekannt. Und die Themen: Wen soll der Mythos eines Vogelgotts hinter dem Ofen hervorlocken? Natürlich ist das nur die Papierform.