Hallo sandhofer,
irgendwann hast Du mal geschrieben:
Aber Konkret unseren Alltag beeinflussen kann Belletristik imho nicht. Sie verschönert meinen persönlichen Alltag - andere züchten dafür Fische oder Rosen...
Ich bin z.B. davon überzeugt, dass auch das Züchten von Fischen oder Rosen, ja selbst die Farbe der Tapeten in unserer Wohnung einen Einfluß auf uns ausübt. Warum sollen ausgerechnet die Bücher, die wir lesen, dies nicht tun? Trotzdem akzeptiere ich, wenn Du etwas anderes glaubst. Wir müssen ja nicht immer einer Meinung sein. Soviel zum einen. Nun zum anderen: Genau wie Steffi habe ich keine Lust, wenn jedes meiner Worte auf die Goldwaage gelegt wird. Trotzdem ist einiges noch richtig zu stellen:
1. Oscar Wilde (obwohl ich nicht verstehe, was der mit diesem Thema zu tun hat)
"Dorian Grey" sei, hast Du geschrieben, Oscar Wildes langweiligstes Werk. Genau, das habe ich verstanden und gesagt, ich finde „Dorian Gray“ nicht langweilig. Warum soll von zwei Menschen der eine nicht ein Buch langweilig finden, der andere aber nicht?. Nun schreibst Du, mit „Oscar Wildes langweiligstes Werk“ hättest Du nicht gemeint, das Werk sei langweilig. Ich habe diese Erklärung akzeptiert und verstehe nicht, warum Du mich deswegen angreifst. :sauer:
Wenn ich aber etwas nicht mag, dann das: Maßstäbe(z.B. grammatikalische Korrektheit, genaues Lesen und Schreiben), bei anderen anlegen, wenn man diese selber nicht erfüllt.. Ich habe mich deshalb beim Duden-Verlag in Mannheim erkundigt und die haben mir bestätigt, dass die Steigerungsformen Komparativ und Superlativ nur angewendet werden dürfen, wenn das Attribut zutrifft. Wenn Du also etwas nicht langweilig findest, kannst Du auch nicht sagen, es sei langweiliger oder am langweiligsten. Der Satzausschnitt „Oscar Wildes langweiligstes Werk“ weist darauf hin, dass der Schreiber nicht nur „Dorian Gray“ sondern mindestens zwei weitere Werke von Wilde langweilig findet. Bei nur einem weiteren langweiligen Werk von Wilde, hätte nämlich der Komparativ (langweiliger als) ausgereicht. Werden die nur langweiligen Werke Wildes (im Gegensatz zum langweiligsten) nicht explizit genannt, wie im vorliegenden Fall, ist die Aussage sogar dahingehend zu verstehen, dass alle Werke Wildes langweilig seien.
2. Bibel
Ich habe sehr genau gelesen, dass Du die Bibel in diesem Zusammenhang als Sachbuch betrachtest. Trotzdem. Für mich ist die Bibel weder in diesem noch in einem anderen Zusammenhang ein Sachbuch. Aber auch hier müssen wir ja nicht einer Meinung sein.
3. Steffis Posting
Zugegeben, das Posting war nicht einwandfrei formuliert. Es geht in einem Diskussionsforum aber auch nicht um 100%ige grammatikalische Korrektheit. Trotzdem, war der Sinn deutlich zu erkennen. Ich habe einen Test gemacht und Steffis Posting 14 meiner Bekannten vorgelegt. Davon haben 14 erkannt, dass Steffi das Buch von Erich Fromm meinte, dass sie am meisten beeinflusst hat. Keiner hat auf Koeppen getippt. So undeutlich kann es also nicht gewesen sein.
4. Bibelprojekt (Hat eigentlich nichts mit diesem Thread zu tun) :sauer:
In einem Literaturforum soll ein Buch nicht theologisch sondern literarisch aufgefasst werden. Der Unterschied zwischen dem Projekt der Elfenkönigin und meinem besteht darin, dass sie theologische Fragen ausklammern will, ich aber nicht. Es gibt weitere Unterschiede: Elfenkönigin will nur die Evangelien lesen, ich aber das alte Testament mit einbeziehen, sie hat direkt angefangen, ich lese aber zur Zeit „Alexis Sorbas“ und habe dieses Jahr keine Zeit mehr für die Bibel.
Ich denke aber, Elfenkönigin kann ihr Projekt selbst verteidigen. Oder bist Du jetzt der Forumslektor?
5. Homer
Da ich kein Altphilologe bin, kann ich hier keine eigenen Forschungen vorweisen und muß mich auf die Aussagen anderer verlassen. Adornos Meinung zum theologischen Anspruch der „Odyssee“ habe ich ja beispielhaft bereits in einem anderen Thread gepostet: die Zerstörung des Mythos der olympischen Götter durch Spiegelung desselben in der rationalen Ordnung.
6. Niels Lyhne (Hat eigentlich nichts mit diesem Thread zu tun) :sauer:
Da ich das Buch nicht kenne, kann ich auch nicht sagen von was es handelt. Ich habe nur einen Satz wiedergegeben, den ich zu diesem Buch gefunden hatte, habe aber auch nie etwas anderes behauptet.
7. Moliere (Hat eigentlich nichts mit diesem Thread zu tun) :sauer:
Woher ich das weiß? – Kannst Du in dem entsprechenden Thread nachlesen.
8. Verallgemeinerungen
Du hast gepostet:
Der romantische Glaube an die Veränderung der Welt durch Bücher geht praktisch immer* stillschweigend von einer Veränderung zum Besseren aus.
Woher weißt Du das? Ich z.B. gehe genau vom Gegenteil aus.
(* ein Wort gegen das nicht nur Du eine Allergie hast. Frage: Warum verwendest Du es dann?) :sauer:
Rein statistisch gesehen, müssten doch 50% der Leser jedes* Buchs sich davon nicht angesprochen fühlen.
Woher weißt Du das? Meiner Meinung nach gibt es nur wenig Bücher, die genau 50% ansprechen. Viele Bücher sprechen mehr als 50% an (z.B. Bestseller), viele Bücher sprechen aber auch weniger als 50% an (z.B. Ladenhüter). Bücher, die genau 50% ansprechen, kenne ich persönlich keine, statistisch gesehen, ist diese Aussage auch nicht haltbar.
(* wieder eines Deiner Allergie-Wörter; statistisch gesehen, glaube ich, dass Du diese Allergie-Wörter häufiger benutzt als Andere: vielleicht kommt daher auch Deine Allergie)
Von den übrigen müssten 50% ins Schlechtere beeinflusst werden!?
Ist es nicht eher so, dass schlechte Bücher ins Schlechte beeinflussen, gute Bücher ins Gute?
Wenn nämlich ein Einfluss stattfände, müssten sich die 50% Plus und die 50% Minus auch gegenseitig aufheben.
Selbst wenn man in einem Modell annehmen würde, dass es genau 50% gute Bücher und 50% schlechte Bücher gibt und diese auch gleich häufig gelesen werden, würde das den Einfluss auf die Welt nur aufheben, wenn alle Bücher das gleiche Thema behandeln würden. Das ist aber nicht so und deshalb müßte (um mal eines Deiner Lieblingswörter zu gebrauchen) es so sein, dass der Einfluss der Bücher in manchen Bereichen zum Guten in anderen Bereichen zu Schlechten erfolgt.
9. Zensur
Auch muss, wer an die Veränderung der Welt durch Belletristik glaubt, die Berechtigung zur Zensur anerkennen.
Eben nicht, genau deshalb darf es keine Zensur geben. Auch den Einfluss der Presse kann doch heute niemand mehr ernsthaft leugnen. Deshalb ist aber die Pressefreiheit wichtig und nicht die Pressezensur.
(Achtung Ironie: Es soll sogar Leute geben, die einen Einfluss der Politik auf das Weltgeschehen vermuten. Sollte man da nicht ein Verbot der Politik in Erwägung ziehen?).
:zwinker:
Grüsse
Hubert