Beiträge von Hubert

    Hallo jo,


    ist ja ein toller Einstieg, schön, wie Du an die Analyse rangehst. Ist der von Dir zitierte Satz, der Anfangssatz des Romans?


    Ja, diese 4 Ebenen kann ich nachvollziehen. Besonders gefällt mir der Vergleich „Gigantische Maschine, die sich heulend, brüllend hebt“ zu „Moloch“. Ich hoffe Du bist mir nicht böse wenn ich auf einen kleinen Fehler bei Ebene 3 hinweise.. Isaak soll in dem Buch „Genesis“ nicht seinen Sohn opfern, sondern ist selbst das Opfer, das durch Abraham geopfert werden soll. Ich hänge Dir mal die Geschichte unten dran. Trotzdem hat der Name hier natürlich etwas zu bedeuten. Da bin ich mir sicher. Woher weißt Du übrigens schon, dass Kohler Mörder ist?


    Gruß von Hubert


    Da stand Abraham früh am Morgen auf und gürtete seinen Esel und nahm mit sich zwei Knechte und seinen Sohn Isaak und spaltete Holz zum Brandopfer, machte sich auf und ging hin an den Ort, von dem ihm Gott gesagt hatte. Am dritten Tage hob Abraham seine Augen auf und sah die Stätte von ferne und sprach zu seinen Knechten: Bleibt ihr hier mit dem Esel. Ich und der Knabe wollen dorthin gehen, und wenn wir angebetet haben, wollen wir wieder zu euch kommen. Und Abraham nahm das Holz zum Brandopfer und legte es auf seinen Sohn Isaak. Er aber nahm das Feuer und das Messer in seine Hand; und gingen die beiden miteinander. Da sprach Isaak zu seinem Vater Abraham: Mein Vater! Abraham antwortete: Hier bin ich, mein Sohn. Und er sprach: Siehe, hier ist Feuer und Holz; wo ist aber das Schaf zum Brandopfer? Abraham antwortete: Mein Sohn, Gott wird sich ersehen ein Schaf zum Brandopfer. Und gingen die beiden miteinander. Und als sie an die Stätte kamen, die ihm Gott gesagt hatte, baute Abraham dort einen Altar und legte das Holz darauf und band seinen Sohn Isaak, legte ihn auf den Altar oben auf das Holz und reckte seine Hand aus und faßte das Messer, daß er seinen Sohn schlachtete.
    Da rief ihn der Engel des HERRN vom Himmel und sprach: Abraham! Abraham! Er antwortete: Hier bin ich. Er sprach: Lege deine Hand nicht an den Knaben und tu ihm nichts; denn nun weiß ich, daß du Gott fürchtest und hast deines einzigen Sohnes nicht verschont um meinetwillen. Da hob Abraham seine Augen auf und sah einen Widder hinter sich in der Hecke mit seinen Hörnern hängen und ging hin und nahm den Widder und opferte ihn zum Brandopfer an seines Sohnes Statt. Und Abraham nannte die Stätte «Der HERR sieht». Daher man noch heute sagt: Auf dem Berge, da der HERR sieht.

    Hallo Marc,


    begrüßt bist Du ja schon und nimue und Maria haben auch schon gute Vorschlage gemacht. Ich will trotzdem noch einen dranhängen:


    „Der Tod in Rom“ von Wolfgang Koeppen (180 Seiten als suhrkamp taschenbuch) für den Deutschunterricht gut geeignet und mit nicht vielen Personen leicht zu lesen. Das Buch handelt u.a. von der Auseinandersetzung der Nachkriegsgeneration mit der Nazivergangenheit Ihrer Eltern.


    Suse
    Wo ziehst Du eigentlich die Grenze zum Klassiker? Die Orwell-Romane „1984“ und „Farm der Tiere“ sind meiner Meinung nach genauso wie Zweigs „Schachnovelle“ in den 40er Jahren des 20. Jahrhunderts geschrieben.


    Maria
    Bist Du sicher, dass der „Roman eines Schicksallosen“ von Imre Kertesz weniger als 200 Seiten hat?. Mir kam der viel dicker vor.


    Grüße von Hubert

    Hallo Maria,


    könntest Du mal deine Quelle nennen, damit ich den Literaturprofessor Dr. G.H. mal fragen kann, warum er fälschlicherweise Ovid nennt. Ohne Quellenangaben hat es ja nicht viel Zweck.


    Gruß von Hubert

    Hallo Gandalf,


    sorry, dass ich Dich erst jetzt begrüsse, gerade habe ich in einem anderen Posting, Deine Favoriten in der klassischen Musik gelesen: Mozart, Beethoven, die Romantiker, mag ich auch alle sehr gerne, zwischenzeitlich bin ich, was Symphonien betrifft bei Bruckner und Mahler angekommen. Kennst Du die beiden? Und magst Du auch die Musik vor Mozart, also z.B. Vivaldi oder Bach?


    Hesses "Siddartha" ist eines meiner Lieblingsbücher. Und die Franzosen liebe ich auch. Hast Du Prousts "Recherche .." schon komplett gelesen? Rolland liegt schon lange auf meinem SUB, ich glaube ein Buch zum gemeinsam lesen?


    Wenn Du auch Balzac magst, wir lesen demnächst hier im Forum: "Die Frau von 30 Jahren", dann trag Dich doch einfach bei dem Lesevorschlag mit ein.


    Gruß und schönes Wochenende


    Hubert

    Hallo markizy,


    herzlich willkommen hier bei uns im Klassikerforum. Mainzer Germanistikstudenten sind bei uns gerne gesehen :zwinker: (andere natürlich auch :smile: ). Du schreibst, dass Du nicht zufällig auf dieses Forum gestossen bist, - sondern wie?


    Wenn Du willst, kannst Du dich auch gerne als Mitglied anmelden, musst Du aber nicht. Trotzdem, ich würde mich freuen.


    Gruß von Hubert

    Hallo liebe Dürrenmattleser,


    die Runde ist gestartet. Ich wünsche Euch viel Spaß und Spannung. Am liebsten würde ich ja mitlesen. Mal sehen ob ich das neben "Niels Lyhne" noch schaffe?


    Materialien:


    Friedrich Dürrenmatt, Erzähler, Dramatiker, Drehbuchautor, Regisseur, Schauspieler und Zeichner wurde am 5.1.1921 in der Nähe von Bern geboren und starb am 14.12.1990 in Neuenburg. Neben vielen Dramen, von denen es „Der Besuch der alten Dame“ zu Weltruhm brachte, schrieb er auch einige Romane, Novellen und Erzählungen.


    Ausgangspunkt seines an Nebenhandlungen reichen Romans „Justiz“ ist der Mord an einem Professor, begangen von einem angesehenen Zürcher Bürger. Die Justiz und der Begriff der Gerechtigkeit werden virtuos relativiert, karikiert und ad absurdum geführt..


    LINKSAMMLUNG ZU DÜRRENMATTS LEBEN UND WERK:


    1. Seite mit einer guten Chronik zu Dürrenmatts Leben und Werk, mit Texten und einem Literaturverzeichnis und mit vielen weiteren sehr guten Links.


    2. Kurzbiographie und Werkübersicht von der Schweizerischen Volksbibliothek


    3. Leben und Werk Dürrenmatts. Von Angela von Streit.


    4. Biographie und Kurzbeschreibungen einiger Werke.


    5. Berner Dürrenmatt-Seite mit ein paar Bildern.


    6. Dürrenmatt-Linksammlung des Goethe-Instituts Hong Kong.


    7. Bibiliographie der wissenschaftlichen Sekundärliteratur zum Dürrenmatts Werk ab 198, erstellt von der Schweizerischen Landesbibliothek.


    8. Linksammlung mit Texten von und über Dürrenmatt (u.a. Laudatio auf Michail Gorbatschow und Rede auf Vaclav Havel „Die Schweiz ein Gefängnis“, beide kurz vor seinem Tod gehalten und Walter Jens Rede bei der Dürrenmatt Gedenkfeier im Berner Münster)


    9. Zum Schluß noch zwei Links zu Dürrenmatts Roman „Justiz“ bei Hausarbeiten.de und im Bookcorner


    Grüße von Hubert


    [size=9px]Edit: Ich habe mal aus allen Links die Kurzversion gebastelt (Direktlinks). LG nimue[/size]

    Hallo Sandhofer,


    gerne hätte ich Dir die Stelle im Werk Ovids angegeben und ich habe die letzten drei Tage eifrig gesucht. So kann ich Dir zumindest sagen, in welchen Werken Ovids das Zitat mit großer Wahrscheinlichkeit nicht vorkommt: „Amores“, „Ars amatoria“ und „Metamorphosen“.


    Ich muß mich also bei meiner Aussage auf die Vorlesung „Motivgeschichtlicher Streifzug durch die Liebeslyrik von Sappho bis Sarah Kirsch“ von Prof. Dr. G. Härle beziehen, der dies am 8. Mai d. J. in der Reihe „Lyrik – Liebe – Leidenschaft“ an der PH Heidelberg so gesagt hat:
    "Deswegen ist jetzt ein dialektischer Bogen zu spannen von der Erkenntnis, dass Liebe unendlich ist, zu jener, dass Liebe nicht nur enden kann, sondern enden WIRD. Sie weiß um ihr Ende, das mit dem Tod kommt. Eros und Thanatos, Liebe und Tod, sind Brüder in der abendländischen Dichtung, in der abendländischen Kultur. Von zwei Freunden, sagte Jacques Derrida unlängst hier in seinem Festvortrag zu Gadamers Gedächtnis, von zwei Freunden wird einer den anderen sterben sehen. Die Liebe weiß das. Sie überspannt den Abgrund dieses Wissens, aber sie kann ihn weder leugnen noch schließen. Für Augenblicke der höchsten und intimsten Nähe scheint sie die Verheißung zu sein, dass es diese Kluft nicht gebe, und dennoch ist gerade sie der Liebe auferlegt, denn wahre Liebe ist das tiefe Wissen des Abgrunds, nicht seine Verdrängung. Das berühmte lateinische Sprichwort, das Ovid zugeschrieben wird, erfasst es drastisch und treffend: „post coitum omne animal triste“ – nach dem Beischlaf, nach der Vereinigung sind alle Lebewesen betrübt, trauern, sind von Melancholie erfüllt. In diesem Moment, wenn er denn – was selten genug ist – sich so erfüllt, wie die Liebenden es erhoffen; in diesem einen Moment der Vereinigung, für den die Bibel das wunderbare Bild gefunden hat „und sie wurden ein Fleisch“; in diesem Moment der imaginären Rückkehr in die unwiderruflich und unwiederbringlich verlorene Einheit, aus der wir stammen und zu der wir streben und deren heilsame Verheißung die Liebe ist; in diesem einen raren Moment also weiß das Herz doch bei aller Erfüllung, dass das Ende nah und da ist. Die Trauer, die tiefe Melancholie in den Augen der Liebenden spiegelt dieses Wissen, diesen Schmerz und diese Sehnsucht, sich gegenseitig darin Halt zu sein."


    Sollte Dich die ganze Vorlesung interessieren, so kannst Du diese unter folgender Linkadresse als pdf-Datei downloaden:


    http://www.ph-heidelberg.de/wp…/lyrik/lieblyr_080503.pdf


    Gruß


    Hubert


    PS: Danke (Du weißt sicher wofür)

    Hallo Josef,


    jetzt hast Du mich richtig neugierig gemacht. Natürlich kenne ich Mozarts Singspiel „Die Entführung aus dem Serail“. Eigentlich ist es ja eine Oper, aber im Unterschied zur damaligen (italienischen) Oper bei der es kein gesprochenes Wort gab, hat man die deutsche Version der Oper, Singspiel genannt um sie als Genre zu kennzeichnen, dass sowohl der Oper als auch dem Schauspiel zu zurechnen war. Z.B. wird der Höhepunkt der dramatischen Handlung in der „Entführung ...“ (Begnadigung durch den türkischen Sultan), der von Lessings „Nathan der Weise“ beeinflusst ist, nicht gesungen, sondern gesprochen. Ich habe die „Entführung ...“, wie alle Mozartopern, bereits mehrmals gesehen, am meisten hat mich eine Open-Air-Aufführung im Garten des Topkapi-Serail in Istanbul beeindruckt.


    Kannst Du etwas näher erläutern, wo Du einen Zusammenhang dieser Oper mit Dürrenmatts Roman „Justiz“ siehst?


    Gruß von Hubert

    Hallo zusammen,


    vorab: da Ihr, Amelie und Lucien, mich noch nicht so gut kennt, will ich mal was klarstellen. Wenn es vielleicht, durch meine kritischen Äußerungen so scheint, als würde mir der Roman von Jacobsen nicht gefallen – Nein, er gefällt mir insgesamt recht gut und ich will eigentlich nur die Diskussion etwas anregen. Insbesondere meine Bemerkung über Jacobsens Dialoge müsste ich jetzt im 9. Kapitel sowieso revidieren. Die Abschiedsszene von Niels mit Frau Boye finde ich z.B. Klasse:


    „Du sollst es wissen, - du weißt nicht, wie ich dich liebe, was ich gelitten, wie ich entbehrt habe. Könnten die Stuben am Wall sprechen! Tema!“
    „Was könnten die Stuben sagen, Niels?“
    „Tema, könnten sie zehntausendmal sagen und noch mehr, sie könnten in diesem Namen beten, in diesem Namen rasen, seufzen, schluchzen; Tema, sie könnten auch drohen.“
    „Könnten sie das“


    amelie
    aufnahmebereit für die schönheit des seins und lebens. allerdings muss man auch zur rechten zeit zu dieser unerfüllbaren liebe distanz beziehen, sie darf nicht das ganze leben einnehmen. diesen punkt hat herr bigum versäumt, er ergeht sich in seiner lethargie anstatt sich durch andere dinge aufzuwerten. so macht er sich immer wertloser und abhängiger von den launen des fräuleins.


    Das Problem, das mir Herr Bigum macht ist folgendes: Er taucht mit rund 40 Jahren im Roman auf und wir wissen überhaupt nichts über seine Vorgeschichte. Welche Enttäuschungen hat er vielleicht vorher schon erlebt? – Und dann erleben wir ihn ja auch nur kurze Zeit, und was wird danach aus ihm? Wir wissen es nicht. Deshalb wage ich nicht, so ein endgültiges Urteil über ihn abzugeben.


    Lucien
    Sorry, Lucien, ich glaube ich habe Dich bis jetzt überhaupt noch nicht richtig begrüßt hier bei uns im Klassikerforum. Also Du bist hier herzlich willkommen. Und wenn Du Amelie und mir bei der Lektüre von Niels Lyhne zur Seite stehst, finde ich das ganz toll.


    Bleibt am Ball, und nicht zu schnell lesen: der Jacobsen schreibt unheimlich kompakt, da ist beinahe kein Satz nur so dahingeschrieben


    Mit Deiner Ermahnung, hast Du sicher recht. Normalerweise lese ich auch sehr langsam und intensiv, in diesem Fall wollte ich natürlich Amelie möglichst bald einholen. Aber von nun an lese ich wieder gründlicher. Versprochen.


    Viele Grüße von Hubert


    Hallo Amelie,


    wenn sich jemand gewählt ausdrückt, finde ich das auch schön und ich bin ganz Deiner Meinung, dass man durch lesen guter Bücher, seine eigene Sprache verbessern kann und soll. Thomas Mann zu lesen ist da sicher auch ganz sinnvoll. Ich lese ihn ja auch sehr gerne und habe gar nichts gegen Schachtelsätze. Mich hat auch nicht die grammatikalische Struktur der Dialoge von Jacobsen gestört, da kenne ich sowohl aus Büchern, als auch aus Gesprächen Schlimmeres. Ich habe mich nur gewundert, dass Bigum, nachdem er gerade eine Abfuhr erhalten hat, sein Gehirn gegen Edeles Liebe tauchen will. Bei aller Liebe – ich würde das nicht anbieten.


    Was ich von Herrn Bigum halte? Nun, ich sehe ihn nicht so negativ wie Du.. Warum soll man nicht etwas Unerreichbares lieben können? Wahrscheinlich immer noch besser, als wenn man überhaupt nicht liebesfähig ist. Meiner Meinung nach, ist das letztere Edeles eigentliche Krankheit, Unfähigkeit zur Liebe, an der sie letztendlich auch stirbt. Wie siehst Du das? –


    Ich frage mich, was die beiden überhaupt in Niels Lyhnes Geschichte verloren haben? Würde der Roman anders verlaufen ohne die Beiden, oder wäre er nur um ein Kapitel kürzer? Ich vermute mal Jacobsen wollte hier einfach zwei Personen zeigen, von denen die eine, geliebt wird aber nicht lieben kann, der andere nicht geliebt wird aber liebt. Was ist besser?


    Gruß


    Hubert

    Hallo zusammen,


    etwas spät, aber vielleicht noch nicht zu spät:


    Heute abend um 23.45 Uhr wird der amerikanische Spielfilm "Straße der Ölsardinen" nach dem gleichnamigen Roman des Literatur-Nobelpreisträgers (1962) John Steinbeck (1902-1968) im SÜDWEST-Fernsehen gezeigt. Der Film wurde 1981/82 von David S. Ward inszeniert:


    Der Meeresbiologe Doc flieht vor seiner Vergangenheit und lebt jetzt unten den Außenseitern im Fischfabrikviertel von Monterey in Kalifornien sorglos in den Tag hinein bis die hübsche Herumtreiberin Suzy sein Leben kräftig durcheinander wirbelt. Ein liebevolles Porträt menschlicher Randexistenzen als bunte Gegenwelt zur Leistungsgesellschaft. Mir hat der Film, soweit ich mich erinnere, gut gefallen.


    Vielleicht läßt sich ja jemand durch den Film zum Lesen des Buches anregen.


    Gruß


    Hubert

    Hallo Maria,


    sobald Steffi und Du mit „Moby Dick“ zu Ende seid, kann es von mir aus losgehen. Ich hatte extra den „Niels Lyhne“ angefangen um auf Euch zu warten, aber mit dem bin ich wahrscheinlich schneller zu Ende, als Ihr mit „Moby Dick“. Wielange werdet Ihr ca. noch brauchen?


    @adia: Wie sieht es mit Dir aus? Bist Du bereit?


    Gruß


    Hubert

    Hallo liebe Amelie,


    so, ich habe den Thread jetzt verschoben und ich hoffe Du musstest nicht lange suchen. Ich bewundere Dich, dass Du die alte deutsche Schrift lesen kannst, ich tue mir da immer sehr schwer und vermeide es, wenn es geht. Ich komme jetzt zum 7. Kapitel und wenn alles klappt, lese ich heute abend noch bis Kapitel 9. Wie Du schon sagtest, das Buch liest sich sehr schnell.. Das 7. Kapitel fängt bei mir sehr schön, wie folgt an: „Es war an einem Frühlingsabend; die Sonne schien so rot ins Zimmer hinein, sie war im Begriff unterzugehen. Die Flügel der Mühle oben auf dem Wall jagten ihre Schatten über die Fensterscheiben und über die Wände des Zimmers, sie kamen, sie schwanden in einförmigem Wechsel von Dämmerung und Licht: - eine Sekunde Dämmerung, zwei Sekunden Licht."


    Solche Stellen lese ich sehr gern, etwas schwerer tue ich mir wenn Jacobsen gesprochene Dialoge wiedergibt. Ich will mal ein Beispiel geben. Im 3. Kapitel hat Bigum vergeblich seine Liebe zu Edele offenbart:


    „Und Sie können mich gar nicht lieben?“ stöhnte Bigum fast unhörbar; „ach, das ist furchtbar, es gibt nichts in meiner Seele, das ich nicht morden, entwürdigen würde, wenn ich Sie dadurch gewinnen könnte. Nein, würde mir der Wahnsinn geboten und besäße ich Sie, besäße Sie in den Gesichten des Wahnsinns, so würde ich sagen: hier ist mein Gehirn, grabe mit schonungsloser Hand in seinem Bau und zerreiße jeden feinen Faden, mit dem mein Geist an den strahlenden Triumphwagen des Menschengeistes gebunden ist, und laß mich in den Morast der Materie hinabsinken, unter das Rad des Wagens, und laß die andern die Wege ihrer Herrlichkeit zum Lichte emporziehen! .....


    Kannst Du dir vorstellen, dass jemand aus dem Stegreif so redet, oder bin ich da jetzt zu unromantisch? Ich gehe jetzt einfach mal davon aus, dass wir das Buch nicht nur zusammen lesen, sondern uns auch darüber unterhalten wollen. – :zwinker:


    Weichen die von mir wiedergegebenen Textstellen, stark von Deiner Übersetzung ab, oder ist es ähnlich?


    Ich will im Laufe der Woche noch im Forum „Chronik“ einen Thread über Jens Peter Jacobsen und sein Werk anlegen. Diesen Thread kannst Du dann natürlich mit weiteren Informationen ergänzen. Oder falls Du Lust hast, kannst Du natürlich auch diesen Thread anlegen.

    Liebe Grüße


    Hubert

    Josef hat geschrieben:
    wie stehts mit dir? gibt es ein werk, was dich so in schwärmerei versetzt, wie ich es grad tue , oder ist dies wirklich abhängig von lebensphasen, - abschnitten....???


    Hallo Josef,


    Deine Schwärmerei für Thomas Manns Josefromane kann ich durchaus nachvollziehen, ich selbst habe aber die Erfahrung gemacht, dass dies wirklich von Lebensphasen abhängig ist. Bücher, die mir z.B. als Kind gefallen haben, finde ich heute zum Teil schrecklich, andere die mich langweilten, lese ich heute mit Begeisterung. Deshalb habe ich die Schwärmerei aufgegeben. Auf die Frage nach dem wichtigsten Buch für mich, würde ich es zur Zeit wohl mit Bertolt Brecht halten. Der hat auf diese Frage geantwortet: „Sie werden lachen, die Bibel“:


    Gruß


    Hubert

    Alpha hat in einem anderen Thread (Kafka) geschrieben:
    p. s. Bin ein Ignorant: wer ist "Bhagavad Gita" ? - Kann dementsprechend nichts dazu zu sagen


    Hallo Alpha,


    Ein Ignorant ist meiner Meinung nach einer, der am Erwerb von Wissen nicht interessiert ist. Da Du aber fragst, bist Du ganz sicher keiner.
    (die grauen Männer? Meinst Du die Zeitdiebe aus Momo?)


    Die Bhagavad-Gita ist ein Teil des indischen Epos Mahabharata. Dieses Versepos (im Umfang größer als die Ilias und die Odyssee zusammen) erzählt die Geschichte des Volksstammes der Bharatas und ist lange vor unserer Zeitrechnung entstanden. Geschildert wird die Gedankenwelt der Hindus am Beispiel des Bruderkrieges zwischen den Kauravas (ein Königsgeschlecht) und den Pandavas. In dem „Bhagavad-Gita“ genannten Teil, der vermutlich erst später eingefügt wurde, unterhält sich Arjuna, der Führer der Pandava, kurz vor der Entscheidungsschlacht, auf seinem Kampfwagen, mit seinem Wagenlenker, der wie sich herausstellt, Gott Krishna selbst ist, der auf der Seite der Pandavas kämpft. Durch eindeutige Beweisführung, lehrt Krishna in diesem Gespräch Arjuna den Bhakti-Weg zur Erlösung (Hingabe an Gott durch selbstlose Pflichterfüllung), nachdem auch heute noch viele Inder leben.


    Oft hört man den Vergleich des Mahabharata mit der Bibel, der Bhagavad-Gita, käme bei diesem Vergleich, der natürlich hinkt, vielleicht die Stellung der Bergpredigt zu. Von der Bedeutung her, ist das Epos für die Inder sicher wichtiger als die Bibel für heutige Europäer. Es gibt Filme, Daily-Soups, Comics die den Stoff immer präsent halten, aber auch in der Peking-Oper in China oder bei Schattenspielen auf Java kann es vorkommen, dass man mit dem Stoff konfrontiert wird, eben ein wirkliches Werk der Weltliteratur.


    Gandhi hat über die Bhagavad-Gita folgendes gesagt: „Wenn mich kein Lichtstrahl mehr erreicht, schlage ich die Gita auf, und ein Vers, den ich zufällig finde, gibt mir mein Lächeln zurück"


    Aber auch bedeutende Europäer haben sich mit der „Gita“ befasst und ihre Meinung geäussert:


    Albert Einstein schrieb: „Wenn ich die Bhagavad-Gita lese, frage ich mich, wie Gott das Universum erschaffen hat; alles andere erscheint überflüssig". Und Arthur Schopenhauer: „Es ist die belehrendste und erhabenste Lektüre, die auf der Welt möglich ist". (Über Schopenhauer sind Gedanken der Gita auch in das Werk Thomas Manns, insbesondere in den „Zauberberg“ eingeflossen). Für Wilhelm von Humboldt war die Bhagavad-Gita: „Das Tiefste und Erhabenste, was die Welt aufzuweisen hat" und für Goethe: „Das Buch, das mich in meinem ganzen Leben am meisten erleuchtet hat


    Gruß


    Hubert

    Hallo alpha,


    Du hast gepostet:
    es gibt (in meiner Gesamtausgabe jedenfalls) eine Autobiographie Grillparzers, in welcher der Besuch bei Goethe genau geschildert wird.


    1. Wenn es in Deiner Gesamtausgabe eine Autobiographie Grillparzers gibt, heißt das noch lange nicht, dass es eine solche auch in meiner Gesamtausgabe (die ich von meinem Großvater geerbt habe) gibt. In meiner gibt es, wie schon erwähnt, nur eine Zeittafel. Davon abgesehen habe ich nie behauptet, dass ich Grillparzer von vorne bis hinten gelesen habe.


    2. Entweder die Schilderung von Grillparzers Besuch bei Goethe ist in Deiner Gesamtausgabe falsch, oder Du hast Sie nicht richtig gelesen, oder falls doch, nicht richtig wiedergegeben. Bitte verstehe das nicht als persönlichen Angriff, da ich Dich nicht persönlich kenne, kann es auch nicht persönlich gemeint sein. Aber vielleicht hilft es Dir ja, Deine Postings zu optimieren. Ich jedenfalls habe inzwischen recherchiert und einiges über Grillparzers Besuch bei Goethe in Erfahrung gebracht, das ich Dir nicht vorenthalten will:


    Grillparzer reist am Abend des 21. August 1926 von Wien ab um über Prag zunächst nach Dresden und Berlin zu reisen. Hier besuchte er u.a. Ludwig Tieck, Felix Mendelsohn Bartholdy und Hegel. In Preußen fühlte er sich aber nicht wohl. OT Grillparzer: „Diese Leute haben eine Art Rührigkeit des Geistes, die meine wienerische Trägheit zuschanden macht und einschüchtert. Ich rede, wenn ich etwas zu sagen habe, und schweige still, wenn ich nichts weiß, diese Leute aber wissen immer etwas“.
    Der Höhepunkt seiner Deutschlandreise aber war der Besuch in Weimar, der einzige Ort in Deutschland, an dem Grillparzer für kurze Zeit das Gefühl der Fremdheit überwand. Nur hier fand er wie er selbst sagte „viel Liebe und Freundschaft“ Insbesondere wenn er Goethe sah, war Grillparzer von solcher Rührung befallen, dass er am liebsten geweint hätte. OT Grillparzer (nachzulesen in der historisch-kritischen Grillparzer Gesamtausgabe in 42 Bänden in Wien zwischen 1909 und 1948 von A. Sauer herausgegeben und von R. Backmann fortgeführt im 1. Band der 3. Abteilung –Briefe und Dokumente – auf S. 346f) „..., dass ich beinahe meiner nicht Herr war, und alle Mühe hatte, nicht in Tränen auszubrechen. Einmal geschah es auch trotz allen Wiederstehens, als mich der alte Mann (gemeint ist Goethe) an der Hand fasste, ins Esszimmer führte und mit einem herzlichen Drucke an seine Seite hinsetzte. Die Wirkung, die er auf mich hervorbrachte, war halb wie ein Vater und halb wie ein König.“
    Die von Dir, alpha, erwähnte eingebildete, herablassende Art von Goethe kann ich hier ebenso wenig erkennen, wie Grillparzers Verbitterung.


    Als Goethe Grillparzer ein weiteres Mal einlud und zwar diesmal zu einem Gespräch ohne weitere Gäste, sagte Grillparzer ab. OT Grillparzer: „Ich fürchtete mich, mit Goethe einen ganzen Abend allein zu sein. ... Einmal schien mir in dem ganzen Bereich meines Wissens nichts, was würdig gewesen wäre, Goethen gegenüber vorgebracht zu werden. Dann habe ich meine eigenen Arbeiten erst später im Vergleich mit den Zeitgenossen schätzen gelernt, ..., namentlich hier in der Vaterstadt der deutschen Poesie, kamen sie mir höchst roh und unbedeutend vor.“
    Auch hierin kann ich die von Dir erwähnte, Selbstüberzeugung Grillparzers nicht erkennen. Allerdings sehe ich, dass er Goethe sehr hoch schätzte, und da hatte er sicher Recht. Mir jedenfalls ist Grillparzer durch meine Recherchen auch als Mensch sehr lieb geworden.


    Gruß


    Hubert

    Hallo Kang Bondet,


    Du hast geschrieben:
    Übrigens Gustav Janouch im seinem Buch "Gespräche mit Kafka". Er sagte; "Ich borgte Kafka eine deutsche Übersetzung des indischen Religionsbuches Bhagavad Gita".


    Das interessiert mich sehr. Hast Du in Kafkas Werk etwas entdeckt, dass darauf schliessen lässt, dass Kafka sich mit der "Bhagavad Gita" auseinandergesetzt hat?


    Gruß Hubert


    PS: Zu Janouchs "Gesprächen mit Kafka" werde ich gelegentlich noch etwas posten

    Hallo zusammen,


    nimue hat geschrieben:
    mag niemand mehr was zu dem Buch sagen? Das finde ich eigentlich sehr schade.


    Hallo nimue,


    auf mein Posting vom 16.8. kam bis heute keine Reaktion. Diskussion macht aber nur Spaß, wenn sich mindestens zwei daran beteiligen.


    Liebe Grüße


    Hubert

    Hallo Amelie,


    ich habe mir das Buch sofort besorgt, da aber in meiner Buchhandlung die von Karin empfohlene „Reclam-Ausgabe“ nicht vorrätig war, habe ich, um keine Zeit zu verlieren, die „Insel-Ausgabe“ genommen. Jetzt weiß ich allerdings nicht ob Seite 100 in Deiner Ausgabe und Seite 100 in meiner identisch sind. Mein Text beginnt auf Seite 9 und endet auf Seite 279.
    Meine Ausgabe hat Anke Mann übersetzt.


    Gibt es in Deiner Ausgabe (ich unterstelle mal, Du hast das Reclambuch), Anmerkungen? Die habe ich schon vermisst und würde mir notfalls doch noch die Reclamausgabe zulegen.


    Ist Dir aufgefallen, dass im 1. Kapitel ein „Ich-Erzähler“ erscheint: „Ich erzähle von ihr, so wie sie im Alter von siebzehn Jahren war; einige Jahre später, als sie verheirater war, ...“ (gleich auf der ersten Seite als Bartholine Blider vorgestellt wird), im weiteren Verlauf (ich bin allerdings erst im dritten Kapitel) aber ein auktorialer Erzähler berichtet und hast Du dafür eine Erklärung?


    Liebe Grüße


    Hubert


    PS: Wenn Du diesen Thread das nächste Mal nicht mehr bei den Lesevorschlägen findest, dann habe ich ihn ins „Gemeinsame Lesen“ verschoben.