Beiträge von Hubert

    Hallo Maria, ikarus und Antonio,


    vielen Dank für euere Hinweise. Mit der griechischen Göttin Artemis war ich nicht weitergekommen, aber der Hinweis mit der ephesischen Witwe, die todtraurig ist, aber schnell einen Nachfolger findet (von ikarus) ist natürlich die Lösung, obwohl auch das wird erst klar, wenn man das dritte Kapitel gelesen hat. .


    Grüße von Hubert

    Hallo zusammen,


    Antonio hat geschrieben:
    Julie heiratet keinen ihr voellig Unbekannten, doch schon wenige Monate nach ihrer Heirat bereut sie ihre Entscheidung. Wenn ich es richtig verstanden habe gibt es dafuer vor allem zwei Gruende: zum einen ist sie sexuell unbefriedigt


    Hallo Antonio, ich glaube, da hast Du was missverstanden. Meiner Meinung nach ist genau das Gegenteil der Fall: Ist es nicht das alte Lied: Junges Mädchen heiratet jungen Mann, sie will Zärtlichkeit, er Sex, er ist unerfahren, sie hat deshalb keinen Spaß dabei, ja leidet sogar (und er geht letztendlich fremd). Das Gespräch zwischen Julie und der Marquise de Listomère-Landon zeigt es deutlich: „Wenn uns bei Tisch eine Speise nicht schmeckt, sollen wir sie niemandem verekeln“, sagt die Tante als sie Julies Brief gelesen hat und später: „Also, Sie lieben Victor,...? Aber Sie möchten lieber seine Schwester sein als seine Frau und die Ehe bekommt Ihnen schlecht?“ – „Nun ja, wirklich, Tante. ...“ bestätigt Julie und vorher: „Ich leide und schäme mich zu leiden, wenn ich Victor über das glücklich sehe, was mich zu Tode martert.“


    Antonio hat geschrieben:
    Vielleicht ist das Buch als einzige Parodie zu lesen?


    Das ganze Buch nicht, aber das erste Kapitel auf jeden Fall. Nicht umsonst hat Frank darauf hingewiesen, dass der erste Teil des ersten Kapitels zuerst in der Zeitschrift „La Caricature“ veröffentlicht wurde: Der alte Vater, der sich mit der hübschen Tochter schmückt: „Man hält dich für meine Frau“, sagte er dem jungen Mädchen ins Ohr, wobei er sich straffte und mit einer Langsamkeit dahinschritt, die die Kleine zur Verzweiflung brachte; der kleine, fette Kaiser für den die Sonne die Wolken vom Himmel gejagt hatte; der wohlproportionierte Ordonnanzoffizier mit der schönen himmelblauen Uniform und dem unvermeidlichen schwarzen Schnurrbart der fast vom Pferd fällt, weil der prächtige Rappen vor einem Schatten scheut – das ist kein derber Humor, sondern französische caricature, und zwar vom Feinsten – und meiner Meinung nach meilenweit von Trivialliteratur entfernt und am Schluß eine slap stick Szene mit einem dummen, nichtsahnenden Ehemann und einem Engländer, der wieder mal den Sonderling gespielt hat und dabei den Tod fand ( Steffi: Wie kommst Du darauf, dass sich der Engländer krank zu Julie schleppt? Habe ich da was überlesen?) – dazwischen philosophische und psychologische Ansichten auf höchstem Niveau, - kann Literatur besser sein?


    Antonio hat geschrieben:
    ich habe eben in meiner Mittagspause den Seeraeuber-Teil und damit fast zuende gelesen.
    Danach wird es mir wirklich schwer fallen, diesen Roman ernst zu nehmen


    Na, da bin ich ja mal gespannt, aber kann man einen Roman und noch mehr ein ganzes Werk nach einem Teil beurteilen oder muss man nicht das ganze sehen.


    Das zweite Kapitel: Unbekannte Leiden


    Nach der „caricature“ ein philosophischer Essay über Ehe, Religion usw. der mit einem gesellschaftlichen Rundumschlag (über Herrenhäuser, die erst mit behördlich genehmigten Steuererpressungen gebaut und jetzt mit dem Hammer des Code civil zerschlagen wurden) beginnt und mit einem Satz im vorletzen Absatz endet (Die Melancholie setzt sich aus einer Reihe ähnlicher seelischer Schwingungen zusammen, deren erste an die Verzweiflung, deren letzte aber an die Lust grenzt. In der Jugend ist sie die Morgendämmerung, im Alter das Abendrot), der auch als Zusammenfassung des gerade von mir gelesenen Romans „Niels Lyhne“ durchgehen könnte. Jacobsen hat allerdings fast 50 Jahre nach Balzac für diese Aussage einen ganzen Roman gebraucht.


    Den allerletzten Satz des 2. Kapitels habe ich allerdings nicht ganz verstanden: Der Priester hatte gegen diese arme Artemisia Ephesus nur allzu recht behalten. Wer kann mir da helfen?


    Maria hat geschrieben
    Trotz aller Sinnlosigkeit, ist mir bis jetzt Effi sympathischer. Ist das unlogisch?
    Hallo Maria,
    kann sein, dass es unlogisch ist, aber mir geht es genauso. Das ist aber wahrscheinlich nur Fontanes Kunst, nicht logischer Überlegung zu verdanken.


    Gruß von Hubert . .

    Hallo Adia,


    so ich habe jetzt diesen Thread in das richtige Forum (Gemeinsames Lesen) verschoben und werde heute abend mit dem Buch anfangen. Bin schon sehr gespannt. Wenn Du willst kannst Du den Eintrag im Forum „Gemeinsames Lesen – Chronik“ machen. Mir wäre es recht und Du bist in der Thematik wahrscheinlich besser bewandert als ich. Vielen Dank und viel Spaß bei der Lektüre.


    Liebe Grüße


    Hubert

    Hallo Maria,


    Du hast gepostet:
    ist sie wirklich konsequenter bzw. eine starke Frau, oder hat sie einfach nicht die Fähigkeit zu lieben und verschanzt sich hinter ihrem so "lieblosen" Leben das nur aus "Pflichten" besteht? Hierin bin ich mir noch nicht sicher.


    Mein Urteil erfolgt am Ende des 1. Kapitels. Da Du schon weiter gelesen hast und mehr über Julie weißt als ich, kann natürlich sein, dass Du jetzt anders urteilst. Möglicherweise werde ich mein Urteil auch noch ändern, aber z.Zt. sieht die Situation für mich so aus:


    Julie liebt ihren Mann nicht, aber sie liebt den Engländer (also ist sie, im Gegensatz zu Effi zumindest mal zur Liebe fähig). Trotzdem bleibt sie, auch ihrer Tochter zuliebe, ihrem Mann treu.(zumindest bis zum Ende des ersten Kapitels).


    Effi liebte ihren Mann auch nicht, aber auch nicht Crampas. Trotzdem gab sie einer Laune nach und setzte nicht nur ihr Glück, sondern auch das Glück ihrer Tochter aufs Spiel. Eigentlich sinnlos.


    Gruß von Hubert.

    Hallo Maria,


    Das Buch „Der lachende Mann“ habe ich nicht gelesen, kann es also auch nicht empfehlen. Von Hugo kenne ich nur zwei Werke: „Der Glöckner ...“ und „Die Elenden“. „Die Elenden“ ist vielleicht als Buch noch besser, aber kein historischer Roman. „Der Glöckner ...“ ist aber auf jeden Fall sehr gut und bedeutend besser als der Film-


    Gruß von Hubert

    Hallo zusammen


    Etwas verspätet (durch Niels Lyhne) habe ich jetzt endlich das erste Kapitel geschafft, werde aber heute abend noch weiter lesen, so dass ich Euch hoffentlich noch einhole, bevor ihr mit dem Buch fertig seit.


    Mit Rolf Vollmanns, von mir im ersten Posting dieses Thread erwähnten Kommentars: „wir bewegen uns da hart an den Grenzen der Kolportage“ und euren ersten Kommentaren im Hinterkopf bin ich mit etwas gemischten Gefühlen an den Roman gegangen. Zwar kenne ich weder die „Schicksalsromanhefte“ von Marias Tante :zwinker: noch habe ich jemals etwas von Hedwig Courts-Mahler gelesen :zwinker: , kann hier also nicht vergleichen; im Vergleich mit dem was deutsche Schriftsteller aber auch noch 70-80 Jahre nach Balzac ablieferten, klingt für mich Balzac auch in diesem Roman sehr modern.


    Ein Beispiel, was ich als „an den Grenzen der Kolportage“ bezeichnen würde (stammt jetzt aber nicht von Balzac):
    Im Hintergrund des Zimmers aber, auf der Ottomanne, neben der die niedrige, rotverhüllte Lampe stand, saß im Gespräch mit dem jungen Fräulein Stephens Gerda von Rinnlingen. Sie saß ein wenig in das gelbseidene Kissen zurückgelehnt, einen Fuß über den anderen gestellt, und rauchte langsam eine Zigarette, wobei sie den Rauch durch die Nase ausatmete und die Unterlippe vorschob. Fräulein Stephens saß aufrecht und wie aus Holz geschnitzt vor ihr und antwortete ängstlich lächelnd. ...


    Davon ist aber doch Balzac zumindest im ersten Kapitel weit entfernt.


    Das erste Kapitel „Erste Fehler“ war bei seiner Erstveröffentlichung noch in 6 Abschnitte eingeteilt:
    1. Das junge Mädchen
    2. Die Frau
    3. Die Mutter
    4. Die Erklärung
    5. Das Rendez-vous


    Das junge Mädchen:
    Julie, ein junges Mädchen schleppt seinen Vater zu einer Parade in den Tuilerien, weil es in einen schönen Oberst verliebt ist. Und dann wird Napoleons letzte Parade (die allerdings nicht historisch ist) geschildert:


    ...Die begeisterte Menge brach in Schreie: „Es lebe der Kaiser!“ aus. Kurzum: alles bebte, alles regte sich, alles wankte- Napoleon war zu Pferde gestiegen. Diese Bewegung hatte den schweigenden Massen Leben eingehaucht .... auch die Mauern der hohen Galerien des alten Palais schienen zu rufen: „Es lebe der Kaiser!“ Es war nichts Menschliches mehr, es war Magie, ein Trugbild der göttlichen Macht, oder besser: ein vergängliches Abbild dieser vergänglichen Herrschaft. Der Mann, der von soviel Liebe, Begeisterung, Opferwille und Wünschen umgeben war, für den die Sonne die Wolken am Himmel verjagt hatte, ....


    Gandalf, ich stimme Dir bei, eine plastisch beschriebene Parade, die einem das Ereignis hautnah miterleben lässt. Aber Balzac, wäre nicht Balzac wenn er diese Massenhysterie nicht ins rechte Licht rücken würde. Er sagt uns deshalb kurz vorher schon, wer das eigentlich ist, der so die Massen bewegt:: Ein kleiner Mann, ziemlich fett, in grüner Uniform mit weißer Kniehose und Reitstiefel...:

    Ich finde diesen Abschnitt toll und welcher Schriftsteller hat je den großen Napoleon so beschrieben?


    Die Frau
    Julie hat ihren Oberst geheiratet ist aber unglücklich. Balzac zeigt das auch daran, wie Julie auf die wunderbare Landschaft an der Loire reagiert:
    „Julie, möchtest du nicht hier leben?“ – „Oh, hier oder anderswo“, sagte sie leichthin. „Fehlt dir etwas?“ fragte sie der Oberst ....


    Später wird Julie an der geographisch gleichen Stelle im Beisein von Lord Grenville anders reagieren:
    „Welch schönes Land!“ rief sie. „Hier wollen wir ein Zelt errichten und bleiben ...


    Kann man den jeweils seelischen Zustand einer jungen Frau besser zeigen?


    Die Mutter
    Julie gebar eine Tochter aber „ihr Mann hatte sich ihrer nach und nach ganz entwöhnt“. Im Salon der Madame de Sérisy während Julie die Romanze der Desdemona aus Rossinis Oper „Otello“ singt taucht der engl. Lord wieder auf. Julie ist bereit (für ihre Tochter) zu kämpfen: Sie singt jetzt die Arie „Son regina, son guerriera“ (ich bin Königin und Kriegerin). Wie Steffi schon bemerkte, eine sehr anschauliche Schilderung dieser Situation.


    Die Erklärung
    Julie erklärt dem Lord, dass sie ihrer Gattinnenehre und Mutterpflicht treu sein will, aber auch der Forderung ihres Herzens.
    „Die Gesetze der Gesellschaft verlangen es, dass ich ihm sein Leben angenehm gestalte, ich werde ihnen gehorchen. Ich werde seine Dienerin sein; meine Aufopferung für ihn soll grenzenlos sein; doch von heute ab bin ich Witwe“


    Balzac zeigt meiner Meinung nach eine starke Frau, die viel konsequenter ist, als Emma Bovary oder Effi Briest und auch Balzacs Gesellschaftskritik ist härter formuliert als bei Flaubert oder Fontane.
    .
    Das Rendez-vous
    Ein starker und sehr moderner Schluß:
    Die Ereignisse dieser Nacht sind nicht völlig bekannt geworden; ...
    „... So ein Engländer will doch immer den Sonderling spielen.“ – „Bah!“ antwortete d’Aiglemont, „solche Heldentaten sind immer auf die Frau zurückzuführen, die sie einflößt, und für meine wäre der arme Arthur gewiß nicht gestorben.“


    Wenn Balzac kein zweites Kapitel geschrieben hätte, wären hier mehrere Deutungen möglich über das, was tatsächlich geschehen ist. Oder war euch an dieser Stelle alles klar?


    Gruß von Hubert

    Hallo Frank,


    vielen Dank für die Entstehungsgeschichte des Romans. Möglicherweise ist dem Goldmann Verlag hier ein kleiner Fehler unterlaufen.


    Das erste Kapitel erschien am 25. November 1830 in >La Caricature< unter dem Titel „Napoleons letzte Parade“.


    Nach meinen Recherchen erschien 1830 in „La Caricature“ nur der erste Teil des ersten Kapitels also wirklich nur Napoleons letzte Parade auf dem Place du Carrousel also bis zu dem Satz: „Die ein wenig bekümmerte Haltung seiner Tochter beunruhigte ihn jetzt weit weniger als die unschuldige Freude, deren geheimen Grund Julie sich bei der Parade hatte entschlüpfen lassen.“ Das ganze erste Kapitel komplett erschien zum ersten Mal 1831 in „Revue des Deux Mondes“ und war da in 6 Teile unterteilt:


    La jeune Fille (früher „Dernière Revue de Napoléon“
    La Femme
    La Mère
    La Déclaration
    Le Rendez-vous


    Ansonsten stimmen abeer die Angaben des Goldmanns-Verlags mit den Angaben in meiner franz. Ausgabe überein.


    In meiner franz. Ausgabe ist das 1. Kapitel mit „Premières Fautes“ überschrieben. Im deutschen hat Hedwig Lachmann „Der erste Irrtum“ übersetzt (völlig falsch), Ernst Sander übersetzt „Erste Irrtümer“ (hat also zumindest den Plural erkannt) aber richtig wäre ja „Erste Fehler“.(Irrtum heißt im franz. erreur). Nur welche Fehler sind gemeint?.(Bei einem Irrtum hat Frau Lachmann sicher an Julies Irrtum gedacht, Victor zu ehelichen?)


    Gruß von Hubert

    Hallo Antonio,


    Du hast geschrieben:
    Vielleicht waere "Das steinerne Herz" ein Buch fuers naechste Jahr, nachdem doch einige Leser sich fuer die Zeit/Literatur der 50er interessierten. Ich habe es selbst noch nicht gelesen, aber es wird sicher mein naechster Schmidt...


    Ich hatte auch an dieses Buch oder an „Seelandschaft mit Pocahontas“ gedacht, aber wenn Du „Das steinerne Herz“ lesen willst, bin ich dabei: Am besten Du legst einen Thread im Forum „Lesevorschläge“ an mit dem Vermerk für 2004. Ich werde mich dann dazu eintragen.


    Da Schmidts Titel ja nicht wahllos gewählt sind, könnte ich mir vorstellen, dass es einen Bezug zu dem gleichnamigen Buch von Wilhelm Hauff gibt? Wenn Ja:. Vielleicht könnte man dann die beiden Bücher auch zusammen lesen?.


    Im Gegensatz zu Dir gefaellt mir auch Poe (den ich wegen A.Schmidt erst gelesen habe; ist er Dir zu negativ?)


    Ich nenne mal drei von Poes bekanntesten Erzählungen: „The Tell-tale Heart“, „The Cask of Amontillado“, „The black cat“. – Was bitte kann einem an diesen grausamen, schrecklichen Erzählungen gefallen? Ich bin lernbereit und lass’ mich gern’ bekehren.


    Gruß von Hubert

    Hallo Maria,


    ich habe den Film im Kino gesehen, wo er mit großem Erfolg lief. Mir hat er gut gefallen. Neben Depardieu und Katja Riemann habe ich noch Jeanne Moreau als Balzacs Mutter in Erinnerung.


    @Frank
    Hallo Frank,


    sei nicht so bescheiden, allein was Du über die Balzac-Biographien gepostet hast, zeigt dass Du doch ein Balzac-Experte bist.


    Grüße von Hubert

    Hallo alpha


    Ich bin jetzt zwar nicht die „webmistress“, aber wie ich nimue kenne, ist sie mir nicht böse wenn ich Dir antworte und ich hoffe Du auch nicht.


    Nimues „Angriff“ kann sich gar nicht gegen Dich richten, weil es gar kein Angriff war, auch nicht gegen Delta. (Was habt ihr alle nur für tolle Namen :zwinker: ), sondern nur eine Klarstellung. Nimue wollte, wie ich sie kenne, nur klarmachen, dass wir hier kein hochwissenschaftliches Literaturforum sind, sondern ein Forum für Alle, die Spaß daran haben Klassiker zu lesen und über das Gelesene sich mit Gleichgesinnten auszutauschen und die meisten von uns lesen außerhalb dieses Forums auch andere Bücher und sehen diese keineswegs als Schund an. Außerdem gibt es auch Leute, die gewisse Klassiker als Schund ansehen.


    Im übrigen kann man hier im Forum durchaus verschiedene Meinungen äußern, wir zwei sind ja auch nicht immer einer Meinung, obwohl eigentlich immer öfter, aber ein Diskussionsforum lebt ja von gegensätzlichen Auffassungen. Ich denke, Du siehst das genauso. Also will ich mal provokant sein: Du sagst: Reine Unterhaltungsliteratur = Schund? Das vorletzte Kapitel des „Ulysses“ ist für mich köstliche Unterhaltungsliteratur und sag jetzt bitte nicht, das sei Schund. Schund ist für mich z.B. was die Schreiberin des Gitarristen von T.A. (den Namen will ich in einem Literaturforum nicht nennen) seit zwei Jahren regelmäßig zur Buchmesse veröffentlicht und obwohl ich es nicht kenne, bezweifle ich, dass mich das unterhalten könnte. Aber wie ich Dich einschätze, sind wir auch hier einer Meinung.

    Gruß von Hubert

    Hallo Sandhofer,


    da ich seit 3-4 Jahren (seit ich Manhattan Transfer gelesen habe), diese Trilogie lesen will, mich allein aber nicht traute, würde ich gerne Deinen Vorschlag annehmen. Nach Balzac will ich aber erst noch Jane Austen und ev. noch Zola lesen, aber für den Winter wäre das, denke ich, die geeignete Lektüre. Bis dahin haben sich sicher auch noch einige Mitleser gefunden.


    Gruß von Hubert


    PS: Die Trilogie gibt es auch in deutsch als Taschenbuch (rororo). Der erste Band hat da 471 Seiten, der zweite 575 und der dritte 586. Zum Vergleich „Manhattan Transfer“ hat 328 Seiten.

    Hallo zusammen


    Karin, Du hattest über das Buch geschrieben:


    Wehmutig, melancholisch, suchend...niemals findend...


    Deinem Urteil kann ich eigentlich voll zustimmen. Interessant, wäre natürlich, darüber zu reden, warum Niels „niemals findet“. Aber wahrscheinlich würde das die Grenzen eines Literaturforums sprengen. Also, Karin, vielen Dank für Deinen Lesetipp. Es hat sich gelohnt. Willst Du nicht mal mit uns zusammen ein Buch lesen?


    Lucien hatte geschrieben:


    Aber auf jeden Fall sehr zu empfehlen (für Rilke-Begeisterte sogar ein "Muss" !).


    Auch Dir, Lucien, kann ich nur zustimmen und möchte Deine Empfehlung sogar noch erweitern: nicht nur für Rilke-Begeisterte, sondern für alle, die sich für deutsche Literatur Ende 19. Jahrh. / Anfang 20. Jahrh. interessieren. Jacobsens Einfluß auf diese Literatur ist nicht zu übersehen:


    - Rilkes „Malte Laurids Brigge“ ist ein Bruder im Geiste von Niels Lyhne, und wetteifert in seinen melancholischen Reflexionen mit diesem Vorbild.

    - Thomas Manns „Tonio Kröger“ ist ebenfalls ein geistiger Nachfahre von Niels Lyhne. Seine Freundschaft zu Hans Hansen entspricht exakt der Freundschaft zwischen Niels und Erik. (Bei Jacobsen heißt es z.B. „Was Niels aber meistens zu diesem lieblosen Treiben veranlasste, war Eifersucht, denn schon seit dem ersten Tage liebte er Erik, ..“ und bei Thomas Mann: „Die Sache war die, dass Tonio Hans Hansen liebte und schon viel um ihn gelitten hatte.)

    - Und wenn Jacobsen seinen Erzähler im 11. Kapitel ausrufen lässt: „Arme Fennimore!“, so erinnert das nicht nur zufällig an Fontane der 15 Jahre nach Jacobsen seinen Erzähler mitfühlend das Geschehen mit „Arme Effi“ kommentieren lässt. ..

    Grüße von Hubert



    Hallo zusammen!


    Vielen Dank an Steffi, Maria und ikarus für die tollen Links, die viel Interessantes zu unserer Leserunde liefern. Einen kleinen Link möchte ich auch noch beisteuern, weil er speziell zum aktuell gelesenen Roman ist und etwas Licht in die Diskussion um die Entstehung bringt, obwohl man dazu eigentlich viel mehr sagen könnte:


    http://www.geocities.com/mpanskus/balzac1.htm


    Steffi hatte gepostet :


    Übrigens hat auch Stefan Zweig eine Balzac-Biografie geschrieben !


    Ja, Zweig hat sich sein ganzes Leben lang mit Balzac beschäftigt. Schon 1920 publizierte er in seinem Buch „Drei Meister“ einen Aufsatz (ca. 33 Seiten) über Balzac. (Die anderen zwei Meister sind für Zweig: Dickens und Dostojewskij)

    http://www.amazon.de/exec/obid…=1065727367/sr=1-2/ref=sr


    Und als Zweig 1942 aus dem Leben schied fand man in seinem Nachlaß das Manuskript einer Balzac-Biografie die sein Freund R. Friedenthal vollendete und herausgab. Dieser schreibt im Nachwort des 1945 erstmals erschienenen Zweigschen Balzac-„Romans/Biografie?“:
    Der „Balzac“ – „sollte nach dem Willen des Autors (Stefan Zweig) sein Hauptwerk werden, sein „magnum opus“. Seit zehn Jahren hatte er an dem Manuskript gearbeitet. Er wollte mit ihm die Summe seiner schriftstellerischen Erfahrung und seiner Lebenskenntnis ziehen. Balzac schien ihm das größte Thema, das seiner eigentümlichen Begabung zugänglich und geradezu vorbehalten wäre.“


    http://www.amazon.de/exec/obid…=1065727367/sr=1-1/ref=sr


    Obwohl ich selbst Zweig heute etwas zwiespältig gegenüber stehe, halte ich seinen „Balzac“ für eines seiner besten Werke und ich selbst bin über Zweig zu Balzac gekommen. Für Zweig-Fans sicher empfehlenswert, aber es gibt auch objektivere Balzac-Biografien.


    @Frank
    Hallo Frank,


    Kompliment für Deine hervorragenden Balzac-Seiten. Wirklich eine Fundgrube. Vielen Dank. Wir würden uns natürlich auch freuen, wenn Du als Experte ab und zu in unsere Balzacdiskussion eingreifen würdest.


    Grüße von Hubert

    Hallo Dana,


    schön, dass Du wieder zum Klassikerforum zurückgefunden hast. „Manhattan Transfer“ habe ich vor 3 oder 4 Jahren gelesen und war so begeistert wie Du.. Deine Beschreibung trifft genau zu. Allerdings glaube ich, dass das Nachwort mit den 100 Gestalten übertreibt. Ich habe das Buch etwas analysiert und bin der Meinung, dass es nicht mehr als 45 Personen sind, von denen wir etwas aus ihrem Leben erfahren und die tauchen eigentlich immer wieder in den „filmschnitt“-artigen Episoden (ich habe 136 Episoden gezählt) auf. Und wenn man diese Episoden in die richtige Reihenfolge bringt, dann findet man mehrere lineare Erzählstränge. Wenn Du mir nicht glaubst, mach mal folgenden Versuch:


    Bud Korpenning taucht in 8 der 136 Episoden auf und da die alle im 1. Buch sind (1 x im Kapitel „Fährboot“, 3 x in „Metropolis“, 2 x in „Dollars“, 1 x in „Schienen“ und 1 x in „Dampfwalze“) ist seine lineare Geschichte einfach zu verfolgen. Lies die 8 Episoden einfach mal der Reihe nach direkt hintereinander: Bud kommt nach New York, sucht Arbeit und kommt um:


    2 Fragen zu Bud werden immer wieder unterschiedlich beantwortet:
    Wie lange war Bud in New York?
    Kommt Bud durch einen Unfall oder durch Selbstmord um?


    Wie ist Deine Meinung dazu?


    Dana hat geschrieben:
    Kennt jemand auch andere Werke des Autors?? Vor allem die frühen, bis einschließlich der Trilogie USA sollen sehr gut sein.


    Die USA-Trilogie wurde nach „Manhattan Transfer“ geschrieben, ist mehr als 4 mal so umfangreich und in ähnlichem Stil geschrieben. Dos Passos gilt seit der Veröffentlichung von „Manhattan Transfer“ (1925) neben Joyce (mit dem er befreundet war) als literarischer Revolutionär des 20. Jahrhunderts. Die Bände von „USA“ erschienen 1930 (Der 42. Breitengrad), 1932 (Neunzehnhundertneunzehn) und 1936 (Die Hochfinanz).


    Wenn Du, Dana oder Du, Sandhofer die USA-Trilogie bei den Lesevorschlägen einträgst (vielleicht für den Winter), wäre ich dabei.


    Grüße von Hubert

    Hallo Lucien,


    ich habe nochmals nachgesehen. Der Selbstmord von Pawlis, dem Sohn Mawrandonis, geschieht im 14. Kapitel und im 22. Kapitel (lange Zeit später) wird dann die Witwe gelyncht. Und der Erzähler, der kurz vorher eine Liebesnacht bei der Witwe verbrachte, schaut „unbeteiligt“ zu. Also wie Du schon sagtest: völlig unglaubwürdig.


    Ich war eigentlich der Meinung, dass das Motiv für den Lynchmord im Film das Verhältnis der Witwe mit einem Fremden (dem Erzähler) war, kann mich aber irren. Demnächst habe ich mich bei einer Bekannten eingeladen, die den Film aufgezeichnet hat. Danach werde ich Dir berichten.


    Gruß von Hubert

    Hallo Adia,


    schön, dass das mit unserem gemeinsamen Lesen klappt; mit Niels Lyhne bin ich fertig und bis zum Wochenende werde ich vermutlich mit "Balzacs Frau ...." aufgeschlossen haben, so daß ich ab Montag dann zweigleisig mit dem "Schloß von Otranto" anfange.


    Wenn Du den Balzac immer noch nicht hast, ein kleiner Tipp: Die Stadtbücherei Bonn hat den Roman in der Zentrale vorrätig und das ist ja von der Uni nicht so weit.


    Liebe Grüße


    Hubert