Beiträge von Hubert

    Hallo Emma,


    auch von mir ein herzliches Willkommen hier im Klassikerforum. Ich bin mit Dir einer Meinung, dass „Schloss Gripsholm“ ein bezauberndes Buch ist und hoffe Du bist mir nicht böse, wenn ich zum Film eine etwas andere Meinung habe:


    1. Hat mir im Film nichts Wesentliches aus dem Buch gefehlt. Das kann aber auch daher kommen, dass es schon ca. 10 Jahre her ist, dass ich das Buch gelesen habe und mich nicht mehr an alles erinnere. Ich wäre Dir also dankbar, wenn Du mir in etwa sagen könntest, was für Dich das Wesentliche an dem Buch war und was genau Dir in dem Film gefehlt hat.


    2. Es kann nie das Ziel einer Verfilmung sein, genau den Inhalt eines Buches wiederzugeben. Dazu würde ja auch die Filmzeit nicht ausreichen. Trotzdem kann eine Literaturverfilmung das Wesentliche eines Buches wiedergeben, ev. aus einer anderen Perspektive u.ä.


    3. Eine genaue Abverfilmung eines Buches wäre mir auch zu langweilig.


    4. Der Film „Gripsholm“ mit Ulrich Noethen und Heike Makatsch gibt nicht vor eine Verfilmung des Buches „Schloss Gripsholm“ zu sein. Deshalb auch schon der abweichende Titel. Vielmehr ist es ein Film der sich aus Motiven aus dem Buch und aus der Vita von Tucholsky zusammensetzt. Darauf wird auch im Film ausdrücklich hingewiesen. Trotzdem gibt er meiner Meinung nach das Wesentliche des Buches wieder aber zusätzlich zeigt er auch die Schatten des Dritten Reiches die Tucholsky in Schweden auch tatsächlich einholten und die im Buch leider viel zu wenig zu spüren sind. Ein Film, der also weit über das Buch hinausgeht.


    Mir hat der Film sehr gut gefallen und ich kann ihn nur jedem empfehlen.


    Gruß auch an John Steed von Hubert

    Hallo Maria,


    danke für eines meiner Lieblingsthemen, d.h. mit Operetten kenne ich mich nicht aus, glaube auch nicht, dass es da oft literarische Vorlagen gibt, bei Musicals – na ja, die haben ja manchmal nur den Namen einer literarischen Vorlage, aber einen völlig anderen Inhalt (Beispiel: „Josef“ und „Jesus Christ Superstar“ von Andrew Lloyd Webber haben meiner Meinung nach wenig mit dem Alten bzw. dem Neuen Testament zu tun und sind auch musikalisch eher flach), zwei gute Musicals nach literarischen Vorlagen fallen mir aber gerade ein: „Les Misérables“ (habe ich an der Oper Bonn gesehen) nach Hügo und „Jekyll & Hyde“ (habe ich in Wien und Bremen gesehen) nach Stevenson.


    Aber bei den Opern kenne ich mich etwas aus und die meistens Opern haben ja eine literarische Vorlage. Einige meiner Lieblingsopern nach literarischen Vorlagen sind (Reihenfolge wie sie mir gerade einfallen):


    - Rigoletto“ von Verdi nach Victor Hugo (Verdi hat ja auch einige Dramen von Shakespeare und einige von Schiller veropert)


    - „Lucia di Lammermoor“ von Donizetti nach Walter Scott


    - „Turandot“ von Puccini nach Gozzi


    - “Don Giovanni” von Mozart nach Tirso de Molina und Molière


    - “Carmen” von Bizet nach der Novelle von Prosper Merimèe


    - „Werther“ von Massenet nach Goethe


    - „Eugen Onegin“ von Tschaikovsky nach Puschkin


    - „La Dammation de Faust“ von Berlioz nach Goethe


    - „Moses und Aron“ von Arnold Schönberg nach der Bibel


    - „Lenz“ eine moderne Kammeroper von Wolfgang Rihm nach Büchners Erzählung


    Alle genannten sind sehens- und hörenswert und es schadet nichts, wenn man die literarische Vorlage kennt. :zwinker:


    Gruß von Hubert

    Hallo Maria,


    natürlich weiß ich nicht welche mystischen Geschichten Du bei Amazon entdeckt hast. Vielleicht meinst Du die „Tolldreisten Geschichten“ von Balzac, die hätten mit „gothic novel“ nichts zu tun. Aber tatsächlich hat Balzac eine Fortsetzung zu einer der wichtigsten „gothic novel“ geschrieben.


    Allgemein gilt „Melmoth the Wanderer“ des Dubliner Geistlichen Charles Robert Maturin (1782-1824), einem Freund von W. Scott und Byron als Höhepunkt der „gothic novel“.


    Maturins Melmoth, eine tragische Gestalt in der sich Elemente von Miltons Satan, Faust und dem „fliegenden Holländer“ vereinen, schließt einen Teufelspakt um ewige Jugend zu genießen und um davon wieder erlöst zu werden, irrt er durch Länder und Jahrhunderte.


    Balzac hat dazu eine Fortsetzung geschrieben in der sich Melmoth wieder mit Gott versöhnt. Diese Novelle wurde schon 1835 beendet, wurde 1845 in die Menschl. Komödie eingegliedert, erschien aber erst 1853.


    Ich bin gerade am überlegen, ob ich die zwei „Melmoths“ demnächst mal im Zusammenhang lese. Es gibt sogar eine Gesamtausgabe:


    http://images-eu.amazon.com/im…587159937.01.LZZZZZZZ.jpg


    Gruß von Hubert

    Hallo Kang bondet,


    es ist schon viele Jahre her, das ich Flauberts L’éducation sentimentale gelesen habe, aber ich weiß noch, dass ich damals auch nicht sehr glücklich war mit dem Buch. An einen Jules und einen Henry kann ich mich aber nicht mehr erinnern. Das kann nun damit zusammen hängen, dass meine Lektüre schon zulange zurück liegt oder auch daran, dass wir von zwei verschiedenen Büchern sprechen. Neben seinem bekannten Roman „L'éducation sentimentale“ der in Deutsch den Titel „Die Erziehung des Herzens. Geschichte eines jungen Mannes“ (Manchmal auch „Die Erziehung der Gefühle“) trägt, gibt es noch ein Jugendwerk Flauberts mit dem gleichen franz. Titel aber anderem Inhalt.
    Das von mir gelesene Buch handelt von Frédéric Moreau und Madame Arnoux und dem tristen Dasein der jungen französischen Generation zwischen der Februarrevolution 1848 bis ca. 20 Jahre danach. Interessant an dem Buch sind zum einen die biografischen Bezüge. (Moreau trägt im Roman Züge des Autors und Madame Arnoux Züge der Elisa Schlésinger) zum zweiten durch seinen Einfluß auf Camus (wenn Dich das interessiert, kann ich Dir näheres dazu sagen) und zum dritten, was mich am meisten interessiert, der literarische Impressionismus des Romans (auch dazu, könnte ich noch mehr sagen, wenn es von Interesse ist). Aber die erste Frage ist, ob wir wirklich vom gleichen Buch reden?


    Gruß von Hubert

    Hallo Sandhofer,


    sicher hast Du recht mit Deiner Unterscheidung zwischen SF und Utopie. Obwohl es auch Leute gibt, die behaupten, utopischer Roman wäre nur die deutsche Bezeichnung für SF. Andere meinen Utopie ist der Überbegriff, der sich mit technischen Utopien (SF) und mit gesellschaftlichen Utopien befasst. Wieder andere behaupten, dass man nur deshalb unter einem utopischen Roman eine gesellschaftliche Utopie versteht, weil bei Erscheinen des ersten utopischen Romans (Thomas Morus: „Utopia“ von 1516 mit dem die Gattung „Utopie“ begründet wurde) Technik noch kein großes Thema war, dass aber deshalb auch alle technischen Utopien utopische Romane wären.


    Mir persönlich sind diese ganzen Genrediskussionen zu doof und ich interessiere mich mehr für den Inhalt eines Buches als für seine Einteilung in Gattungen o.a.


    Gruß von Hubert

    Hallo zusammen,


    Das fünfte Kapitel „Die zwei Begegnungen“ war ursprünglich zunächst in 2 Teilen am 21.1.1831 „Die Bezauberung“ und am 28.1.1831 „Der Pariser Kapitän“ in der „Revue de Paris“ erschienen. 1832 wurde dann noch ein 3. Teil „Die Belehrung“ hinzugefügt. Diese spätere Hinzufügung ist m.M. nach entscheidend für die Beurteilung der „Piratenstory“. Habe ich aber noch nicht fertig gelesen und so will ich heute nur etwas zur 1. Begegnung bemerken.


    Die Bezauberung


    Nachdem ich erst abwarten wollte, wie weit ihr seit (ich habe ja erst heute erfahren, dass ihr schon alle fertig seit), habe ich in dem „Schauerroman“: - „Die Burg von Otranto“ gelesen. Und dann gestern abend noch mit dem 5. Kapitel bei Balzac weitergemacht. Und da hat es mich fast aus den Socken gehauen; zuerst habe ich fast gedacht, ich bin immer noch bei Horace Walpole, aber nein es war Balzac, aber genau im selben Stil wie Walpole und dazu noch das gleiche Personal:


    die ungeliebte Tochter (bei Walpolce heißt sie Mathilde),


    der etwas jüngere Sohn (bei Walpolce heißt er Corrado)


    der geheimnisvolle Fremde (Theodore) der auf geheimnisvolle Weise aus einem verschlossenen Zimmer herauskommt (in beiden Fällen hat ihn die Tochter, die sofort von dem Fremden bezaubert ist, herausgelassen, was aber der Vater nur ahnt. –


    Gut die Story geht dann etwas anders aus, aber mein Eindruck ist, Balzac wollte mit dieser Story in der „Revue de Paris“ zeigen, was diese englischen Schauerromanschreiber können (tatsächlich waren die eng. Schauerromane gerade ins franz. übersetzt worden und in Frankreich sehr populär), das kann ich auch und er hat nur die Story nicht ins mittelalterliche Italien verlegt, sondern als Erfinder des Realismus natürlich ins damalige „hier und heute“ und das ganze zwar im gleichen Stil, aber doch glaubhafter als die echten „gothic novel“ geschrieben.


    Kann das noch Zufall sein, dass ich ausgerechnet jetzt Walpole und Balzacs "Die Frau ..." zusammen lese?

    Jetzt bin ich sehr auf die Piratenstory gespannt ....


    Gruß von Hubert

    Hallo adia,


    nach anfänglichen Problemen habe ich mich jetzt doch ganz gut eingelesen und werde von der Spannung richtig mitgezogen. :smile: Jetzt habe ich auch verstanden, was Steffi mit "wohligem Gruseln"? meint. :entsetzt:


    Walpole nannte ja Shakespeare als Vorbild für seinen Roman, hast Du da schon Beziehungen feststellen können? Zumindest die Aufteilung des Romans in fünf Abschnitte deutet ja auf eine Konzeption nach dem klassischen Aufbau einer Tragödie hin. Achte mal darauf ob die Kriterien erfüllt sind. Ich bin ja da meistens schon etwas voreingenommen.


    Den Thread im Forum Chronik habe ich jetzt selbst angelegt, ich nehme mal an, Du hast zu wenig Zeit. :zwinker: Horace Walpole war ja, wie ich jetzt festgestellt habe, ein sehr interessanter Mann und ich frage mich wieso mir der Name bisher nicht bekannt war. Kanntest Du ihn eigentlich vor dem Roman?


    Gruß von Hubert

    Das Erscheinen von Horace Walpoles Roman: „The Castle of Otranto“ gilt als die Geburtsstunde der “gothic novel”. Was unter „gothic novel“ zu verstehen ist erfährt man unter folgendem Link der die „Elements of the Gothic Novel“ auflistet.


    http://www.virtualsalt.com/gothic.htm


    Wer aber war Horace Walpole?


    Horace Walpole gilt nicht nur als Erfinder der „gothic novel“, sondern auch als Erfinder des englischen (Landschafts-)Gartens. Daneben war er Verleger, Kunstsammler und ein hervorragender und eifriger Briefschreiber, dessen Briefe auch heute noch (es gibt eine 48-bändige Ausgabe seiner Briefe) als geschätzte zeitgeschichtliche Dokumente gelten. Im Hauptberuf aber war er Politiker. Also insgesamt ein sehr interessanter Mann.


    Sein Porträt (von R. Carriera von 1741) findet man unter folgendem Link:


    http://www.english.upenn.edu/~…Frank/People/walpole.html


    Die Vita:


    Am 24.9.1717 wurde Horace Walpole als vierter und jüngster Sohn des ersten britischen Premierminister Robert Walpole geboren. Sein Vater war als Lordkanzler unter Georg I und Georg II berühmt geworden.


    1727-1734 Eton College
    1734-1739 King’s College, Cambridge
    1939-1741 “Grand Tour” (übliche Reise für reiche englische junge Männer auf dem Kontinent „um sich die Hörner abzustoßen“) mit seinem Freund dem Dichter Thomas Gray, den Walpole vom Eton College kannte.
    1741-1768 Mitglied des britischen Parlaments
    1747 Kauf eines kleinen Landhauses an der Themse in Twickham (bei London). Dieses Haus mit Namen „Strawberry Hill“ baute Walpole in mehreren Phasen bis 1776 in ein bizarres, gotisches Schloß um.


    (Strawberry Hill auf einer Seite der „Freunde von Strawberry Hill“):
    http://www.friendsofstrawberryhill.org/


    Nach der zweiten Umbau-Phase fand 1764 eine Einweihungsfeier statt, bei der u.a. der Fürst von Anhalt-Dessau Gast war. Der Landsitz Strawberry Hill wurde dadurch zum Vorbild für den Wörlitzer Landschaftspark bei Dessau, der heute zum Weltkulturerbe zählt.


    1765 veröffentlichte Walpole den Roman „The Castle of Otranto“. unter seinem Namen. Bereits ein Jahr vorher war der Roman anonym erschienen, als angebliche Übersetzung aus dem Italienischen von 1529. Erst nach dem ungewöhnlichen Erfolg des Romans bekannte sich Walpole in der zweiten Auflage als Autor. Der Roman spielt zwar im Italien zur Zeit der Kreuzzüge, das Vorbild für die Burg ist aber nicht in der Stadt Otranto in Apulien (die Stadt hat Walpole aber möglicherweise bei seiner „Grand Tour“ besucht) zu suchen, sondern wie man aus einem Brief weiß, „Strawberry Hill“ mit seinem Labyrinth von Hallen, Gängen und Türmen.


    1791 wird Walpole zum vierten Earl of Oxford ernannt
    1794 formuliert er in "Über die englische Gartenkunst" - die Konzeption des Englischen Landschaftsgartens, in dem Natürlichkeit und Freiheit eine glückliche Symbiose eingehen sollen.


    1797 stirbt Horace Walpole



    Einen Essay über „The Gothic Phenomenon“ in Walpoles Roman findet man unter:


    http://home.mindspring.com/~blkgrnt/footlights/foot51.html

    Hallo B.


    schön, dass Du uns von Deiner Balzac-Begeisterung berichtet hast und wirklich schade, dass es für "Die Frau ..." schon etwas spät war. Aber wie Du schon gesagt hast, es stehen noch spannende Leserunden bevor.


    Welche Bücher von Balzac hast Du schon gelesen und welches ist Dein bisheriger Favorit?


    Vielen Dank übrigens für Deine Vorstellung, das war ja vorbildlich.


    Schönes Wochenende und Gruß von Hubert

    Hallo Kang bondet,


    als ich heute nach Hause kam, wartete eine tolle Überraschung auf mich. Dass Arjuna so schön ist, hätte ich nicht gedacht. Kein Wunder, dass alle Frauen von ihm schwärmen. – Im Ernst: Das ist ja ein richtiges Kunstwerk, sehr fein gearbeitet und ich hätte nicht gedacht, dass die Figur farbig ist, das ist ja im Schattenspiel nicht sichtbar. Ich bin jedenfalls sehr stolz und Arjuna wird, wie Du empfohlen hast, einen Ehrenplatz an der Wand erhalten. Nochmals vielen herzlichen Dank und


    liebe Grüße


    Hubert


    PS: Auch die picture postcard mit den hübschen balinesischen Tänzerinnen gefällt mir sehr gut.

    Hallo Maria,


    danke für Deine Antwort, da sind wir ja fast gleich weit. Ich will heute auch noch mit dem 5. Kapitel anfangen.


    Die Stelle „Lieben Sie mich ....“ habe ich jetzt gefunden. Diesem Gespräch zwischen Charles und Julie hatte ich nicht so viel Bedeutung beigemessen und diesen Satz sagt ja auch keines der Beiden, sondern Balzac erklärt damit quasi das zuvor gesagte:


    Nach dem Small Talk über Malerei, Musik, Literatur usw. (ein tiefes Gespräch kann es ja nicht sein, wenn so viele Themen abgehandelt werden) baggert sie ihn jetzt an: „Wir sind Sklavinnen“. Das meint sie ja nicht ernst, sondern das ist „fishing for compliments“ – Und er geht darauf ein: „Sie sind Königinnen“. Nicht mehr als ein schönes Kompliment, genau das was sie erwartet hat. Und Balzac sagt uns dann ja auch, was dieser kleine Flirt bedeutet: „Lieben Sie mich“ – „Ja“. – So einfach ist Flirten in Frankreich – schon sind sich die Beiden einig. – Und toll wie Balzac das beschreibt und erklärt, finde ich jedenfalls.


    Gruß von Hubert


    PS: Das ist natürlich nur meine persönliche Lesart und die Stelle kann sicher verschieden gedeutet werden.

    Hallo zusammen,


    zwischenzeitlich habe ich den Überblick verloren, wer mitliest und wer wie weit ist?


    @adia
    Hast Du das Buch inzwischen? Mit dem Einklinken würde ich nicht mehr so lange warten, Du weißt ja, wer zu spät kommt ....... :zwinker:


    Gandalf
    Bist Du noch dabei, oder schon fertig? Aufgegeben wirst Du doch hoffentlich nicht haben?


    Suse
    Hast Du das Buch wieder gefunden? Und willst Du dich noch beteiligen?


    Steffi
    Du hast geschrieben:
    Ich habe das Diogenes-Taschenbuch, übersetzt von Erich Noether.


    Ich kenne das Diogenes TB nicht, gibt es da Anmerkungen?


    Nun will ich mal meine ersten Eindrücke schildern: .......- das war mir alles ein bißchen viel Romantik, fast zu dick aufgetragen


    Könnte es sein, dass einem nach „Moby Dick“ alles ein bisschen zu romantisch vorkommt?


    "Lieben Sie mich." - "Ich werde sie lieben


    Ich habe den Satz nicht gefunden, wo ungefähr soll ich suchen?


    "Zwischen zwei Liebenden gibt es einen der liebt und einen der sich lieben läßt." Ich habe festgestellt, dass das oft zutrifft und eine gute Grundlage für eine Beziehung sein kann.


    Ich glaube auch, dass das oft zutrifft und kann mir auch vorstellen, dass es eine Beziehungsgrundlage sein kann. Aber als Ideal ist es doch nicht anzustreben, oder?


    Die philosophische Ebene geht mir nicht aus dem Kopf.. ......
    Und dann beschäftigt mich die Theorie Balzacs, daß die gesellschaftlichen Gesetze und die Moral die Persönlichkeitsentfaltung hemmt


    Diese Theorie Balzacs ist wahrscheinlich nicht so falsch, oder?
    Und wer weiß, ob Nietzsche nicht Balzac gelesen hatte


    Ich glaube, daß Balzac weiter gehen will, als Julies Handlungen einfach als depressiv zu erklären.


    Glaube ich auch, fast scheint mir Balzac habe Sören Kierkegaards Werk „Die Krankheit zum Tode“ schon vorweggenommen.


    Wie weit bist Du mit dem Roman fortgeschritten, Steffi?


    ikarus
    Ich habe mich beim Lesen ständig gefragt, was an der Ehe Julies und Victors eigentlich so schlimm ist, daß sie dermaßen unglücklich ist. Konkret hat man darüber nichts erfahren, oder habe ich das nur überlesen? Mittlerweile denke ich, daß Victor mit Julies "Unglück" gar nicht viel zu tun hat. Sie leidet an der Institution Ehe an sich. Mit jedem anderen Mann wäre es ihr wahrscheinlich genau so ergangen.


    Sehe ich genauso!


    Diesen Stimmungsumschwung empfand ich auch als etwas krass. Julie begründet es im Gespräch mit dem Pfarrer: "Helene ist nicht von >ihm<!" Dieses "ihm" hat mich zunächst verwirrt, und es hat eine Weile gedauert, bis ich dahinter Grenville erkannte. Wenn also Grenville der Vater wäre, könnte Julie ihre Tochter mehr lieben.


    Da hatte ich auch erst gestutzt und bin dann zu dem selben Ergebnis gekommen, wie Du.


    Ikarus, in welchem Kapitel steckst Du?


    Maria
    Aber geht es wirklich um Emanzipation bzw. eine bessere Stellung der Frau, oder eher um diese "Verirrung" von Julie's Gedankenwelt? Ich glaube nämlich auch, daß das Problem in Julie selbst liegt.


    Das Problem liegt in Julie selbst. Das glaube ich auch, aber ich denke Balzac geht es doch auch um Emanzipation.


    das merkt man wirklich und ich glaube er bringt auch die Altersangaben etwas durcheinander.


    Maria, da hast Du recht, die Altersangaben sind völlig durcheinander. Ich habe mir so geholfen: Ich lese das Buch nicht als geschlossenen Roman, sondern jedes Kapitel, als eine abgeschlossene Erzählung oder Novelle, so wie sie auch entstanden sind und dann ist es erträglich.


    Wo im Roman steckst Du gerade, Maria?


    Antonio
    die Frage ist, ob Balzac tatsaechlich Ironie beabsichtigte.


    Das wissen wir natürlich nicht, ich will aber gelegentlich begründen, warum ich das zumindest glaube


    Nun, hat nicht jemand in diesem Forum geschrieben, dass gerade an diesem Roman sich die Geister scheiden, ob er der beste oder der schlechteste Balzacs sei? Ich hoffe, es sei nicht der Beste...


    Der beste wird es wohl nicht sein. Zumindest ich habe schon bessere von ihm gelesen, obwohl ich sagen will, dass ich mich gut unterhalte und dass auch viele interessante Fragen aufgeworfen werden und langweilig wird’s eigentlich nie, sonst hättest Du wahrscheinlich auch nicht so schnell zu Ende gelesen. Du hast doch selbst schon was von Balzac gelesen, („Glanz und Elend ...“), dann weißt Du doch, dass er auch besser? schreiben kann.


    @ ?
    Liest sonst noch jemand mit?


    Grüsse von Hubert

    Hallo Antonio,


    Du hast geschrieben:
    Auch die Verfuehrungsszene kann ich, wie viele andere auch, nur als Ironie geniessend lesen. Denn ernsthaft kann von "schoenen Seelen" weder bei Julie noch bei Charles gesprochen werden.


    Natürlich kann der Spötter Balzac keine Liebesszene ohne Ironie schreiben, das ist klar, aber im Vergleich mit Flaubert gefällt sie mir, vielleicht genau deshalb, besser.


    Gruß von Hubert


    PS: Ohne Ironie wäre auch Thomas Mann manchmal nur ein langweiliger Schriftsteller.

    Es fehlt nichts, aber es geht in beiden Fällen, was Stil und Hintergrund betrifft, über reine SF hinaus


    Hallo Sandhofer,


    das sehe ich genauso und habe genau aus diesem Grund in einem anderen Thread zu den von delta genannten SF-Romanen


    „1984“ von Orwell, „Fahrenheit 451“ von Bradbury, „ Das Glasperlenspiel von Hesse und „Schwarze Spiegel von Arno Schmidt


    geantwortet:


    Und ob diese von Dir genannten vier Romane, die ich alle vier gut finde, wirklich reine SF-Romane sind, wage ich noch zu bezweifeln


    Natürlich sind alle fünf Romane SF, aber doch auch mehr und der normale SF-Fan könnte sogar von diesen Büchern enttäuscht sein. Vielleicht kann man diese Bücher einfach als anspruchsvolle SF bezeichnen, aber auch das wäre ja zu wenig, z.B. ist „Fahrenheit ..“ ja auch ein toller Liebesroman und Josef Knecht im Glasperlenspiel ja auch eine Antwort auf Goethes Wilhem Meister. Genau deshalb mag ich ja diese ganzen Gattungsbezeichnungen nicht aber ich denke wir haben wieder mal Übereinstimmung erzielt.


    Gruß von Hubert

    Hallo zusammen,


    vielen Dank, Maria und Steffi, für die Hinweise zu dem kranken Lord. Da hab’ ich wohl zu unaufmerksam gelesen. Passiert mir eigentlich selten, aber da ich euch hinterher hetze ..... –
    Und außerdem wirft Balzac so viele interessante Fragen auf, mit denen man sich beschäftigen kann. Z.B. hat Steff geschrieben:
    Es stellt sich doch auch die Frage,
    hat ein Mensch überhaupt ein Anrecht auf Glück ?


    Eine der Hauptfragen der Philosophie. Und die Dichter beantworten sie ja sehr unterschiedlich (siehe meine Beiträge im „Glücks-Thread“ vom 28. und 29.9.3), Aber es lohnt sich darüber nachzudenken.


    Das dritte Kapitel: „Mit dreißig Jahren“


    Eine hervorragende Gesellschaftsstudie, die uns u.a. die Politikverdrossenheit der Franzosen nach der Revolution und Napoleon zeigt:. Der Diplomat Charles verzichtet einfach auf die Teilnahme am ,auf Initiative von Metternich einberufenen, Kongress in Laibach (die heutige slowenische Hauptstadt Ljubljana), an dem nicht nur der König von Preußen, sondern auch der Zar von Rußland und der österreichische Kaiser teilnahmen und flirtet lieber mit einer verheirateten Frau. Oder wir erfahren so nebenbei etwas über das damalige Schönheitsideal für Frauen: „Die Marquise, ...., war schön, obwohl ihre Gestalt sehr schlank und überaus zart war.“


    Und endlich auch die Verführungsszene:
    „Julie drückte fast unwillkürlich die Hand ihres Freundes. Dieser beredte Händedruck gab der Schüchternheit des liebenden Mut. Die Wonne dieses Augenblicks und die Hoffnungen auf die Zukunft, alles schmolz zusammen zu einer ersten Zärtlichkeit, zu dem keuschen und bescheidenen Kuß, den Madame d’Aiglemont sich auf die Wange geben ließ. Je schwächer die Gunst war, um so mächtiger, um so gefährlicher war sie. Zu ihrer beider Unglück war kein Schein und kein Falsch darin. Es war das Einvernehmen zweier schöner Seelen, die von allem, was Gesetz ist, getrennt und von allem, was Verführung in der Natur ist, zueinandergeführt wurden.“


    Im Vergleich mit Flaubert und Fontane (siehe mein Posting im „Effi-Briest-Thread“ vom 6. Juli 2003) sehe ich, zumindest was die Realität (und es sind ja alle drei, Autoren des Realismus, Balzac quasi der Erfinder und Fontane der Vollender) angeht, leichte Vorteile für Balzac. ?


    Das vierte Kapitel: „Der Finger Gottes“


    Wie ikarus und Frank schon gepostet haben, erschienen die 2 Teile dieses Kapitels („Le Doigt de Dieu“ und „La Vallée du Torrent“) in einem Abstand von 3 Jahre und hatten ursprünglich nichts miteinander zu tun; sind jetzt aber m.M. nach gut zusammengefügt.


    a) Der Finger Gottes


    Einfühlsame und realistische Beschreibung wie Hélène leidet, weil ihr (Halb-)Bruder Charles mehr geliebt wird als sie, und tragisch das Ende


    b) Das Tal des Wildbaches


    Hier hat Balzac mal wieder ein Shakespeare-Stück bearbeitet. Die Reaktion Hélènes auf das Theaterstück, erinnern natürlich an den Mörder Claudius, dem Hamlet durch das Theaterstück „Die Ermordung des Gonzago“ (Hamlet beantwortet die Frage des Königs nach dem Titel des Stückes übrigens mit „The Mousetrap“) den Spiegel vorhält, da das von Hamlet bestellte Stück ähnliche Vorfälle wie die am Königshof erzählt. Je deutlicher die Parallelen des Stückes mit der Wirklichkeit desto nervöser wird Claudius bei Shakespeare.


    Erstaunlich, dass Balzac hier (im Unterschied zu Shakespeare) kein Stück erfinden musste, sondern auf das 1816 in Paris uraufgeführte Schauerdrama „La Vallée du Torrent ou l’Orphelin et le Meurtrier“ (Das Tal des Wildbachs oder das Waisenkind und der Mörder) zurück greifen konnte.


    Gruß von Hubert

    Hallo zusammen!


    Steffi hat geschrieben:
    Ich hatte es so gesehen, da der Mörder kein eigenes Gewissen in seinem Mörderherz trägt, muß das unschuldige Herz des Ermordeten diese Rolle übernehmen.


    Hallo Steffi,


    ja, kann man so sehen, trotzdem bleibt die Erzählung schrecklich.


    Und bei Berenice, hat er da zum Schluß nicht eine Kette aus ihren Zähnen gemacht ?


    Bei mir endet "Berenice" so:


    Mit einem Schrei stürzte ich zum Tisch und ergriff die Ebenholzkiste. Ich hatte nicht die Kraft, sie zu öffnen, sie glitt aus meiner zitternden Hand, fiel schwer zu Boden und sprang entzwei; mit Gerassel rollten einige zahnärztliche Instrumente heraus und zweiunddreißig kleine, weiße, wie Elfenbein schimmernde Gegenstände, die sich auf dem Fußboden verstreuten ...


    Sandhofer hat geschrieben:
    Ich persönlich würde, um Poes Qualitäten aufzuzeigen, andere Werke von ihm in den Vordergrund stellen


    Einverstanden, ich bewerte einen Autor auch nie nach seinen schlechten, sondern nach seinen guten Sachen, nur die von mir genannten drei Stücke, sind die (ich habe das mal untersucht) die in Auswahlbänden zu Poes Werk (also quasi „The best of ...) immer dabei sind und für die er auch bekannt ist und Berenice, hat ja Steffi ins Spiel gebracht.


    Davon abgesehen, damit wir uns nicht falsch verstehen, ich halte Poe keineswegs für Schund oder so, er ist meiner Meinung nach ein sehr einflussreicher Autor und man sollte ihn kennen, nur mir gefällt er nicht und auch die von Dir genannten Werke reißen mich nicht vom Hocker, wobei „der Rabe“ und „die Glocken“ auch meiner Meinung nach sprachliche Meisterwerke sind, also gegen seine Lyrik habe ich nichts.


    Ich würde die Qualität des Werks nicht mit dem Gesundheitszustand des Autors in Verbindung bringen. Auch Drogenkonsum jeder Art ist bei Künstlern weit verbreitet. Schiller legte faulende Äpfel in seinen Schreibtisch; Goethe konsumierte bis ins hohe Alter mindestens 1 Flasche Wein zu jedem Essen


    Auch einverstanden. Ob ein Autor säuft oder Drogen nimmt, interessiert mich nicht, wenn es ihm bei der Arbeit hilft und wenn man davon im Werk nichts merkt, nur bei Poe könnte es sein, und mit der Meinung bin ich nicht allein, dass sich Alkohol und Drogen im Werk deutlich niedergeschlagen haben.


    Goethe konnte bei seiner Statur sicher eine Flasche Wein gut vertragen, es hat ihm und seinem Werk nicht geschadet, Schiller hat leider nicht nur mit faulen Äpfel experimentiert, sondern sich buchstäblich zu Tode gesoffen (Wein und Schnaps), nur davon merkt man im Werk nichts.


    Hallo Sandhofer,


    kennst Du Schmidts Roman „Das steinerne Herz“ und hat der etwas mit Hauffs gleichnamigem Werk zu tun?


    "Kaff auch Mare Crisium". Letzeres, zusammen mit "Die Gelehrtenrepublik" kann übrigens fast schon als SF gelten...


    „Kaff ...“ habe ich noch nicht gelesen, aber die „Gelehrtenrepublik“ (wieso fast?) ich würde den Roman als SF bezeichnen, was fehlt da Deiner Meinung nach noch?



    Grüße von Hubert

    Hallo Steffi,


    es geht mir nicht um Wortglauberei, aber vielleicht ist es wirklich schon zu lange her, dass Du Poe gelesen hast. Ich selbst konnte mich bei „Berenice“ nicht mehr an eine Kette erinnern und habe die Erzählung gerade nochmals gelesen. Es kommt meiner Meinung nach keine Kette vor, vielmehr geht es um Leichenfledderei, :entsetzt: das ganze wirr erzählt und mit unsinnigen Zitaten gespickt. Mein Urteil: Leservera....ung! und es würde mich ernsthaft interessieren, ob Dir die Erzählung bei nochmaligem Lesen wirklich gefällt. :entsetzt:


    Das „Tell-tale heart” ist übrigens nicht das Herz des Mörders, sondern das Herz des Ermordeten, dass der wahnsinnige Mörder nicht mehr aus seinem Kopf bekommt, weil das Herz des Opfers noch ein paar Minuten schlug, bis der Tod eintrat, während der Mörder „vergnügt lächelt“ :entsetzt: :entsetzt: Der Zusammenhang Gewissen-Herz wird mir deshalb nicht klar. Auch dies eine Erzählung, wie sie sich meiner Meinung nach nur ein krankes Hirn ausdenken kann, zumindest aber anscheinend in nüchternem Zustand (Poe war ja, wenn ich richtig informiert bin, schwer Alkohol- und Drogenabhängig) aufgeschrieben und daher mit großer Wirkung auf die Literaturgeschichte.


    Die Version von APP ist natürlich schön, Gott sei Dank, ist die Musik aber nciht von Poe. :zwinker:


    Was bitte ist ein „wohliges Gruselgefühl“? :redface:


    Gruß von Hubert


    PS: Hoffentlich kann ich heut' Nacht ohne schlechte Träume schlafen :zwinker:

    Hallo zusammen,


    Steffi hat geschrieben::
    Vorab möchte ich sagen, daß ich nur historische Romane lese, die wirklich gut recherchiert sind und sich an die Fakten halten.


    Solche würden mich auch interessieren, nur woher weiß ich ob die Bücher gut recherchiert sind und sich an die Fakten halten?


    Maria hat geschrieben:
    zu Renaissance fällt mir ein Roman ein, den mir eine Bekannte empfohlen hat:


    Ich habe den Roman „Carnevale“ nicht gelesen und weiß nicht ob er gut ist, aber mit der Renaissance hat er m.M. nach nichts zu tun, sondern spielt in Venedig zur Zeit von Casanova und das war lange nach der Renaissance. Trotzdem, wenn den jemand liest, würde mich interessieren, ob es sich lohnt. Als Reiselektüre für die nächste Venedigreise möglicherweise nicht schlecht.



    Zur Renaissance ist mir aber der folgende Roman eingefallen, der zur Zeit der Medici in Florenz spielt:


    http://www.amazon.de/exec/obid…=1066072010/sr=1-2/ref=sr


    Habe ich aber auch nicht gelesen, würde mich aber auch interessieren, ob es sich lohnt.


    Antonio hat geschrieben:
    mir gefallen auch die hist. Romane von Lion Feutwanger


    Zu Feuchtwanger ist mir auch noch ein historischer Roman eingefallen:
    „Die Jüdin von Toledo“ (Hab ich mal gelesen und war nicht schlecht)


    Gruß von Hubert