Beiträge von Hubert

    Hallo zusammen,


    „Der 42. Breitengrad“ liegt hinter mir und ich wende mich nun „Neunzehnhundertneunzehn“ zu. Da ihr, Emma und Atomium, ja schon viel weiter seid (Emma Band 2?;Atomium Band 3), müsste ich mich einerseits beeilen, andererseits, will ich aber Sandhofer nicht zu weit davon eilen. Deshalb meine Bitte an alle, kurz die eigene Standortbestimmung in der Trilogie anzugeben. ???


    Emma hat gepostet:
    Tja, mit Mac und J.W. – in einigen Punkten bin ich schon Deiner Meinung. Vor allem was sein „sich treiben lassen“ und die Richtungslosigkeit seines Lebens betrifft. Das ist bei ihm natürlich deutlich zu erkennen und auch nicht zu leugnen. Nur die Gründe, die dahin geführt haben, die sehe ich einfach anders.


    Dos Passos wäre kein guter Autor, wenn er die Gründe schon deutlich vorgegeben hätte. Sicher gibt es verschiedene Gründe und noch mehr Sichtweisen die zu Macs Erfolglosigkeit? führen? Und um der Diskussion willen, bin ich ja auch sehr froh, dass Du das anders siehst.


    Mir fällt es schwer, Macs ziellose Lebensführung unter anderem damit zu begründen, dass er z.B. im Gegensatz zu Moorehouse raucht und trinkt. Ob jemand raucht oder nicht (vor allem in dieser Zeit, in der noch nicht auf jeder Zigarettenpackung „Rauchen lässt Ihre Haut vorzeitig altern“ etc. stand ) ist doch eher individuell zu sehen und hat gar nichts mit seiner Einstellung zum Leben zu tun. Das Trinken ist da schon eine andere Sache, aber hier bei Mac kommt mir sein Trinken doch wenn schon eher als ein Resultat seiner Hoffnungslosigkeit bezüglich eines besseren Lebens vor als etwas, das dazu geführt hat, dass er so lebt wie er lebt.


    Macs „ziellose Lebensführung“ begründe ich auch nicht damit, dass er raucht und trinkt, ich habe das nur angeführt um zu zeigen, dass es Unterschiede zwischen Mac und J.W. gibt, und die haben nichts mit der Ausbildung oder Herkunft zu tun, sondern mit der Lebenseinstellung. Ich glaube auch nicht, jetzt nach dem 8. Mac-Kapitel (und wahrscheinlich taucht er auch nicht mehr auf), dass Mac ein Verlierer ist. Im Gegenteil, er hat m.M. nach mehr Glück als J.W.:


    MAC: „So Mac found himself running a bookstore …. . It felt good to be his own boss for the first time in his life. Concha, …, was delighted. She kept the books and talked to the customers so that Mac didn’t have much to do but sit in the back and read and talk to his friends.


    J.WARD: “Then one evening J.W. looked very worried indeed and said when he was taking her home ….. that his wife didn’t understand their relations and was making scenes and threatening to divorce him.”


    Also, wer ist hier der Verlierer: Mac ist sein eigener Chef, seine Lebensgefährtin, eine junge, feurige Mexikanerin, nimmt ihm mit Begeisterung jede Arbeit ab, so dass er genügend Zeit hat zum Lesen und für seine Freunde. Was will „Mann“ mehr? Hoffnungslosigkeit kann ich jedenfalls nicht erkennen. J.W. dagegen, mit einer älteren, kranken Frau verheiratet, die ihn jederzeit finanziell ruinieren kann, da seine Firma nur mit dem Geld der Schwiegermama läuft?.- Und im Gegensatz zu Mac, dem alles ohne Anstrengung in den Schoß gefallen ist, bemüht er sich ohne Ende. Als Beispiel für die Unterschiede der Beiden, die Party die Ben und Mac für J.W und Barrow geben, als J.W. nach Mexiko kommt:


    Mit Frauen wollen Ben und Mac den „big contact man from New York“ für sich (und ihre Ideen) gewinnen („Concha bring a couple of friends, nice wellbehaved girls not too choosy, like she knew), (sie schließen also von sich auf andere) aber „The party at Ben’s didn’t come off so well. J. W. Moorehouse didn’t make up to the girls as Ben had hoped.” Und als sich J.W. ins Hotel verabschiedet um noch zu arbeiten:
    „After that the party was not so refined. Ben brought out a lot mor cognac and the men started taking the girls into the Bedrooms and hallways and even into the pantry and kitchen.” (Boris und Dieter lassen grüßen).
    Es ist also keineswegs so, dass J.W. auf Grund besserer Voraussetzungen (Herkunft, Ausbildung) mehr erreicht als Mac, sondern J.W. bemüht sich noch und noch und kommt auf keinen grünen Zweig, aber Mac, der sein Leben mit Saufen und Huren verbringt (ich übertreibe absichtlich ein bisschen), hat alles Glück der Welt.? (Wenn ich nicht schon 2 mal Math. 6 in den letzten Tagen zitiert hätte: War Dos Passos eigentlich religiös?)


    Was sein Pech in beruflicher Hinsicht betrifft...Du schreibst: „Das sein Onkel die Druckerei zu macht, dafür kann er nichts, aber er hat daraus auch keine Lehren gezogen“
    Ich meine, was hätte Mac aus der Pleite seines Onkels lernen sollen? Dass es sich finanziell nicht lohnt sich für die ausgebeuteten Arbeiter einzusetzen?


    So wie Du es formulierst, habe ich es natürlich nicht gemeint. Aber ich finde, bevor jemand die Welt verbessert, soll er erst sein eigenes Leben in Ordnung bringen. Ich finde es jedenfalls nicht so toll, wenn Mac seine (schwangere) Verlobte und seine Arbeit in Frisco verlässt um in Nevada eine Zeitung für die IWW zu drucken. Davon abgesehen, hat m.M. nach J.W. den „ausgebeuteten Arbeitern“ mehr geholfen als Mac.


    Wie Atomium weiter oben schreibt, vertritt Dos Passos zu dieser Zeit tatsächlich noch eine sozialistische Einstellung. Da wäre es doch merkwürdig wenn er es so darstellen wollte, als sei Mac selbst an seinem ganzen Unglück Schuld. Um das genauer zu klären, ist es vielleicht auch hilfreich, Sekundärliteratur miteinzubeziehen, die auch die Autorintention berücksichtigt. In Linda W. Wagner’s Dos Passos - Artist as American heißt es dazu unter anderem: ZITAT: „Mac [...] remains the prototype of the disadvantaged but ambitious American.“


    Mit Verlaub, aber Linda W. Wagner irrt, Mac ist weder benachteiligt, noch ehrgeizig, wie ich hoffentlich am Text nachgewiesen habe. Außerdem zeigt Dos Passos selbst in seinen eingeschobenen Biografien, dass Ehrgeizige, egal welcher Herkunft, auch Chancen haben. Zwei Beispiele:


    1. Andrew Carnegie ... clerked in a bobbin factory at $2.50 a week. …. (ca. 20 Zeilen später) Andrew Carnegie became the richest man in the world …


    2. The Electrical Wizard: Edison (sein Vater war Schindelmacher), ging nur drei Monate lang in die Schule, weil der Lehrer meinte, er sei nicht ganz bei Verstand. .... (zwei Seiten später): Das Patentamt hatte alle Hände voll zu tun, um die Patente und geschützten Muster zu registrieren, die er anbrachte. (Also auf Herkunft und Schulbildung kommt es wohl nicht an?)


    Diese eingeschobenen Biografien sind m.M. nach jeweils Meisterwerke. Wie Dos Passos hier auf 2-3 Seiten das wesentliche eines Lebens wiedergibt und es schafft einem auch für Menschen zu interessieren, die man vorher nicht mal dem Namen nach kannte (z.B. Gene Debs oder Bill Heywood waren mir vorher unbekannt): das soll ihm erst mal einer nachmachen. Mein Lieblingssatz aus „The 42nd Parallel“ stammt übrigens auch aus der Carnegie-Biografie: „whenever he made a billion dollars he endowed an istitution to promote universal peace – always – except in time of war.”


    Breitengrade: Woher hast Du denn diese Berechnungsformel?


    Die Breitengrade unterteilen sich jeweils in 60 nautische Meilen und eine Seemeile ist 1,85 km. Also sind es von einem Breitengrad zum anderen 60 x 1,85 km = 111 km und vom 42. Breitengrad zum 51. Breitengrad neunmal soviel also 111 x 9 = 999 km. Zur Probe könnte man auch rechnen: Erdumfang über die Pole: 40.0000 km (da die Pole abgeplattet sind - die Erde ist ja keine exakte Kugel - ist der Umfang hier kürzer als am Äquator) also 40.000 : 360 x 9 = 999,99 km


    Ich habe außer dem Link aber gestern noch etwas anderes zu dem Titel gefunden. Dabei soll sich The 42nd Parallel auf den Weg entlang des Breitengerades beziehen, den die ambitionierten Protagonisten der fiktiven Geschichten aus dem Streben nach Erfolg heraus von Westen oder Mittelwesten nach Osten (New York) zurücklegen und damit dem Weg der Stürme folgen, die ungefähr demselben Weg über das Land hinweg folgen.


    Wow, Supererklärung, das ist es :klatschen: Aus der Klimatologie Amerikas: „...diese generell auftretenden Stürme sind seit jeher für die amerikanischen Meteorologen ein Forschungsobjekt von unerschöpflichem Interesse ... (sie folgen) ... drei Wege oder Bahnen von den Rocky Mountains bis zum Atlantischen Ozean, und die mittlere Trasse fällt ungefähr mit dem 42. Breitengrad zusammen; ...“


    Es ist übrigens nicht uninteressant, die Wege der einzelnen Protagonisten auf einer USA-Karte zu verfolgen.

    In der nächsten Woche werde ich wahrscheinlich nicht dazu kommen, mich weiter mit Dos Passos zu beschäftigen, wird zeitlich etwas turbulent.


    Das geht mir genauso. Ab Dienstag bis Ende der Woche, steht bei mir jeden Abend „Weihnachtsfeier ...“ im Kalender.


    Atomium
    Vielen Dank für Deine Erklärungen zu „fo’c’stle“. (Das hätte ich auch nicht gewusst) und für Deine diversen Links.


    Du hast gepostet:
    Der 42. Breitengrad war also eine Zeitlang auch die Grenze zwischen dem bereits unabhängigen Amerika und dem noch kolonialen Mexiko, das das heutige Kalifornien und Texas mit einschloss. Vielleicht auch ein Symbol für die Befreiung von Unterdrückung?


    1821 vollzogen die mexikanischen Kreolen die Unabhängigkeit vom Mutterland Spanien und 1847, also lange vor MAC & Co. marschieren die USA in Mexiko ein. Ein Jahr später wurde Mexiko von den USA besiegt und verlor damit nicht nur Texas und Kalifornien, sondern auch Arizona, Nevada, Utah und Neu-Mexiko. Dabei reichen Texas, Arizona und Neu-Mexiko sicher nicht bis zum 42. Breitengrad. Kalifornien, Nevada und Utah möglicherweise schon, trotzdem verlief die Grenze zwischen Mexiko und den USA sicher auch vor 1848 nur auf einer kurzen Strecke in der Nähe des 42nd Parallel. Mir erscheint die Erklärung mit den Wegen der Stürme und Protagonisten für den Romantitel deshalb wahrscheinlicher.


    Liebe Grüße von Hubert

    Neben der in meinem Posting vom 1.7.3 verlinkten, gebundenen Ausgabe von Hochhuths Monolog „Effis Nacht“ für € 14,-- gibt es auch eine Taschenbuchausgabe für € 5,50 und z.Zt. versendet amazon ja grundsätzlich versandkostenfrei:


    http://www.amazon.de/exec/obid…3499221810/qid=1071083683


    August Everding schrieb über dieses Buch:
    „Wenn Hochhuth schreibt, weiß man, dass Historisches, Gegenwärtiges, Politisches, Menschliches Thema sein wird. Bei „Effi“ spielt der Krieg in ein Krankenzimmer, enthüllt sich ein Frauenleben, wird Vergangenes gegenwärtig und Gegenwärtiges wird relativiert. Das ist ein Monolog, aber einer mit vielen Gegenstimmen, .....“


    und das alles auf 94 Seiten!

    Liebe Polly,


    Fontanes Effi, ist ja ein Mädchen zum Verlieben, aber die echte „Effi“ eine Frau zum Bewundern. Gleich zu Beginn von Hochhuths Monolog schreibt ja ihr Enkel, Professor Manfred von Ardenne über seine Großmutter:
    „Im Alter von etwa fünfzig Jahren bestieg sie als erste Frau den an der Schweizer Grenze, dicht bei Lichtenstein gelegenen 2970 m hohen Berg Scesaplana, .... (Da bin ich übrigens auch mal hochgekraxelt, aber mit dreißig) Mit sechzig Jahren lernte sie Skilaufen und mit achtzig Radfahren.“


    Das scheint mir also eine ganz andere „Effi“, als die von Fontane beschriebene gewesen zu sein?


    Viele Stellen könnte man aus „Effis Nacht“ noch zitieren, ich will es bei noch einer belassen, die Stelle in der sie (die inzwischen Neunzigjährige) von Fontane beeindruckt ist:
    „Dass der Sechzigjährige seinem Verleger schrieb: „Ich fange erst an. Nichts liegt hinter mir, alles vor mir!“ Erstaunlich, Fontane hat ja nie geprahlt – und behielt recht auch hier. Denn erst fünfzehn Jahre später glückte ihm das unsterbliche seiner Bücher: „Effi Briest“, mit fünfundsiebzig. Und fast mit achtzig sein bedeutendstes: „Der Stechlin“, ...


    Warum ich diese Stelle zitiere? Weil „Der Stechlin“ ja bei unseren Lesevorschlägen vorhanden ist (von Maria) und ich hoffe, dass wir den auch irgendwann zusammen lesen


    Liebe Grüße von Hubert


    PS: Ich habe gesehen, dass Du Dich bei „Grimmelshausen“ eingetragen hast, der kommt aber noch vor dem „Stechlin“.

    Hallo zusammen,


    Atomium
    :breitgrins: Das ist ja echt eine tolle story :redface: Danke!


    Emma
    Ich sage ja nicht, dass Mac ein Faulpelz ist oder nichts tun will aber im großen und ganzen stimme ich bei meiner Beurteilung über ihn Atomium zu, der weiter obern geschrieben hat:

    Mac lässt sich treiben, wird immer wieder von etwas eingefangen, macht sich aber wieder frei weil er denkt, er hätte ein besseres Ziel gefunden, lässt sich wieder treiben um gleich darauf wieder, wie ein Stück Holz, irgendwo hängen zu bleiben. Es scheint, als habe er immer nur die Antriebsenergie für das Losmachen, aber nicht mehr die Energie für den Weg, und ganz sicher nicht die Energie, am Ziel zu kämpfen.
    Bob Dylan würde sagen: "Like a Rolling Stone" :zwinker:


    Du hast recht, am Anfang hat er etwas Pech. Das sein Onkel die Druckerei zu macht, dafür kann er nichts, aber er hat daraus auch keine Lehren gezogen.


    J. W. ist auch nicht besser gestartet. Als der die Uni besuchen will, erklärt sein Vater: die finanzielle Situation der Familie sei nicht allzu glänzend, die kleinen Geschwister waren krank, die Rate für das Haus fällig ... und John reiste als Buchvertriebsagent durch die Staaten.
    „Es war ein schlimmes Jahr für J.W.M. Er war zwanzig, und er rauchte und trank nicht und hielt sich rein für das reizende Mädchen, das er einmal heiraten würde.“


    Dagegen Mac nachdem er einen Sommer lang für die CPR gearbeitet hatte und dreiundachzig Dollar in einer schweinsledernen Brieftasche besaß fährt mit Ike auf dem Schiff nach Seattle::
    „Sie schlenderten auf dem Deck umher, rauchten Zigaretten, schauten nach den Frauen.“


    Und als sie 2 Mädchen aufgetrieben haben, die aus jedem von ihnen 15 Dollar herausholten, bevor sie sich auszogen:
    „Und als sie es ein paar Mal gemacht hatten, saßen sie alle beieinander um den Tisch und tranken noch einiges mehr und Ike hatte seidene Damenstrümpfe an und tanzte einen Salometanz.“


    Ohne jetzt Moralapostel so spielen, aber da sehe ich schon Unterschiede zwischen den Beiden.


    Er beginnt ja zunächst bei seinem Onkel zu arbeiten, da kann er aber nicht mehr weitermachen, weil dieser sein Geschäft schließen muss (weswegen war das eigentlich noch mal genau? Das habe ich beim Lesen in Englisch nicht so ganz mitbekommen. Deswegen weil der Onkel sozialistische Parolen verbreitet???).


    Die Frau des Onkels erklärt es, nachdem alles zu spät ist: „Didn’t I tell you, Tim O’Hara, no godd’ll ever come with your fiddlin’ round with these godless labor unions and social-democrats and knights of labor, all of ‘em drunk and loafin’ bums like yourself, Tim? Of course the master printers ‘ud have to get together und buy up your outstandin’ paper and squash you, and serve you right too, ---


    Und vorher hatte der kleine Mac schon das –Wort „foreclose“ aufgeschnappt.
    Also: Onkel Tim, der in seiner Druckerei Aufträge der Gewerkschaften zum Selbstkostenpreis durchführte und auf der neuen Druckmaschine als erstes: „Workers of the world unite; you have nothing to lose but your chains“.drucken ließ, war natürlich den anderen Druckereibesitzern ein Dorn im Auge. Also schlossen sich diese zusammen, kauften seine „outstanding paper“ (Wechsel oder Schuldverschreibungen) auf, prolongierten diese aber am Fälligkeitstag nicht, sondern legten sie ihm vor und forderten Zahlung. Da er nicht flüssig war, besoff sich der Onkel sechs Tage lang und meldete dann Konkurs an..


    Dein Link mit dem 42. Breitengrad ist zunächst mal sehr interessant. Unabhängig vom Buchtitel, gibt er aber weitere Rätsel auf, weil Florida ja viel weiter südlicher liegt. Der 42. Breitengrad durchzieht u.a. die Stadt Chicago, die ich eigentlich gar nicht so weit südlich vermutet hätte, wenn man bedenkt, dass auch Skopje (Hauptstadt von Mazedonien) auf dem 42. Breitengrad liegt. Zum Vergleich Brüssel (liegt knapp unter dem 51nd Parallel) und Mönchengladbach (sogar etwas über dem 51nd Parallel) sind also ca. 1000 km nördlicher als Chicago. (51 – 42 = 9 x 60 x 1,85 = 999 km). Hättet ihr das gedacht?


    Viele Grüße


    Hubert


    Hallo zusammen,
    hallo Emma,


    ist es nicht so, dass Mac tatsächlich nichts tut um weiterzukommen, und das J. W., der ja auch aus kleinen Verhältnissen kommt, etwas erreicht, weil er sich bemüht (und damit meine ich nicht nur - bemüht um reiche Erbinnen)?


    Bin allerdings noch auf dem 42. Breitengrad. Habt Ihr Euch schon mal über diesen Buchtitel Gedanken gemacht?


    Liebe Grüße von Hubert

    Hallo zusammen,
    hallo Atomium,


    Du hast gepostet:
    Immer wieder wird von den deutschen Grausamkeiten gesprochen. Weiss jemand etwas darüber? Ich hatte bisher immer geglaubt, dass im ersten Weltkrieg die Schlachten zwar fürchterlich waren, dass es aber nicht als Regelfall zu Grausamkeiten gegenüber der Zivilbevölkerung kam. Da ist von belgischen Babys die Rede, denen die Deutschen die Hände abhacken


    Von solchen Grausamkeiten habe ich auch noch nichts gehört und ich denke, das wäre, wenn es vorgekommen wäre, zwischenzeitlich auch bekannt. Vielmehr scheint es, dass die USA, schon damals die amerikanische Bevölkerung mit falscher Propaganda auf Kriege vorbereitet hat. Ich erinnere nur an die Filme über Kinderermordungen durch Iraker in Kuwait vor dem 1. Irakkrieg unter Busch sen., die sich später als Fälschungen durch die CIA herausstellten.


    Was mich wundert - ungewollte Schwangerschaften und Geschlechtskrankheiten grassieren als wären sie unausweichlich. Waren Kondome damals in den USA ungebräuchlich? In Deutschland wurden sie in der gleichen Zeit, zumindest in protestantischen Kreisen, schon erfolgreich verwendet. (Woher ich das weiss? ) Woher? Erzählen!


    Der deutsche Übersetzer scheint davon auszugehen, dass Kondome in den USA schon gebräuchlich waren. Zwar sind meine bestellten Bücher noch nicht da, ich habe mir aber heute unter Mittag in der Leihbücherei „The 42nd Parallel“ erschienen bei „New American Library“ geholt da gibt es im vorletzten Absatz bei J. W. (vor „Camera Eye 21) folgende Stelle: „Then they went up to bed. Ward was very happy and decided he loved her very much and she seemed to have done this sort of thing before because the first thing she said was: “We don’t want to make this a shotgun wedding, do we, darling?”
    und Paul Baudisch übersetzt, wieder einmal interpretierend oder von einer anderen Vorlage ausgehend?: “Dann gingen sie hinauf und legten sich zu Bett. Ward sar sehr glücklich und gelangte zu der Überzeugung, daß er sie innig liebe, und sie schien so etwas nicht zum erstenmal zu machen, denn das erste, was sie ihn fragte, war, ob er ein empfängnisverhütendes Mittel bei sich habe. Er nickte errötend. Und sie lachte. „Wir wollen doch keine Zwangshochzeit haben nicht wahr, Liebling?““


    Zum „stream of consciousness" noch ein Link (von Steffi):


    http://www.robert-morten.de/ba…nnia_mini_detail&Id==1975

    Danach sind aber die „Camera-Eyes“ weder Bewusstseinsstrom noch innerer Monolog, sondern einfach Erinnerungen des Autors an seine Kindheit, Jugend, Vergangenheit?


    Gruß von Hubert

    Hallo Kang bondet,


    vielen Dank für Deine Erklärungen zu den verschiedenen Formen des Wayang. Wie immer sehr interessant. Das mit der Reise nach Java wird zwar voraussichtlich nicht im nächsten Urlaub klappen, aber es interessiert mich sehr (sowohl Wayang Kulit. als auch Gamelan Orchestra) und vielleicht klappt es ja 2005 oder 2006. Ich plane es mal ein. Das wird sicher ein tolles Erlebnis.


    Zu Felicitas Hoppe:
    Die 1960 in Hameln geborene Autorin bekam für ihr erstes Buch „Picknick der Friseure“ (20 zum Teil sehr skurrile Kurzgeschichten) den „Aspekte“-Literaturpreis. Mit dem Preisgeld (DM 15.000) unternahm sie eine Weltreise auf einem Containerschiff mit einer ähnlichen Route wie der erste Weltumsegler Magellan. Bei dieser Reise entstand ihr erster Roman „Pigafetta“ dem inzwischen ein zweiter Roman „Paradiese, Übersee“ folgte.
    „Pigafetta“ berichtet von Realistischem (Reise auf einem Frachtschiff mit der Erzählerin, einem britischen Geograph, einem französischen Klempner usw.) und Phantastischem (z.B. wird die Ich-Erzählerin von Pigafetta, einer historischen Gestalt, die an Magellans Weltumsegelung teilnahm, mehrmals unterbrochen). Ein manchmal rätselhafter aber sicher auch sehr interessanter Roman. Felicitas Hoppe lebt heute in Berlin


    Du hast gepostet:
    Heutige Zeit die Jungen denken anders. Sie glauben kaum an solche Magie. .....
    Oder sie haben schon Marx gelesen:

    "Bevor die Menschen Politik, Religion, Philosophie, Kunst usw betreiben können, müssen sie essen, trinken, wohnen, sich kleiden"


    Nun ja, Marx hatte sicher einige gute Gedanken. Aber ein viel wichtigerer „Philosoph“ hat schon viel früher, nämlich vor 2000 Jahren zum selben Thema gesagt (ich habe das heute zufälligerweise? schon einmal gepostet):


    Sorget nicht um euer Leben, was ihr essen und trinken werdet; auch nicht um euren Leib, was ihr anziehen werdet. Ist nicht das Leben mehr als die Nahrung und der Leib mehr als die Kleidung? Sehet die Vögel unter dem Himmel, sie säen nicht, sie ernten nicht, sie sammeln nicht in die Scheunen, und euer himmlischer Vater ernährt sie doch.“


    Und sind diese Lehren Jesus, die uns Matthäus überliefert hat, nicht identisch mit den noch viel älteren Lehren Krishnas, der Arjuna auf dessen Frage wer ein richtiges Leben führt, antwortet:


    „der nicht vom gewohnten Verlauf der Tätigkeiten abhängig ist, der rein, geschickt, ohne Sorgen, frei von allem Leid ist und der nicht nach Ergebnissen trachtet“.


    Zumindest habe ich die Bhagavad gita (12 Kapitel, Vers 15) so verstanden.


    Gruß von Hubert


    Hallo Heidi,


    nein, über Zola haben wir hier noch nicht diskutiert, aber bei unseren Lesevorschlägen gibt es ja den Vorschlag von Steffi. „Therese Raquin“ und wenn Du willst, kannst Du Dich ja bei diesem Thread als interessiert mit eintragen. Und keine Angst: Das verpflichtet zunächst zu nichts.


    „Therese Raquin“ gehört wie „Germinal“ zu dem Romanzyklus „Die Rougon-Macquart“ und wie bei Balzacs „Menschlicher Komödie“ kann man auch hier die Bedeutung des Gesamtwerkes erst beurteilen, wenn man mehrere Werke des Zyklus gelesen hat. Vor einigen Jahren habe ich mal vier/fünf Bücher davon hintereinander gelesen (neben „Germinal“ fällt mir spontan noch „Der Bauch von Paris“ und „Das Geld“ ein) und war von der naturalistischen Schreibweise richtig begeistert. Wenn es also zu einem gemeinsamen Lesen von „Therese Raquin“ kommt, wäre ich wahrscheinlich auch dabei. Daneben würde mich noch „Das Werk“ (Vorbild ist der Maler Cezanne, ein Freund von Zola) und „Nana“ interessieren. Zum letztgenannten Buch kannst Du Dir als Hamburgerin ja das „Bild zum Buch“ live in der Kunsthalle ansehen: „Nana“ von Manet (ebenfalls ein Freund Zolas) gehört zu meinen Lieblingsgemälden in der Hamburger Kunsthalle.


    Neben Dantes „Göttlicher Komödie“ gibt es z.Zt. noch ein zweites Gemeinsames Lesen-Projekt hier im Klassikerforum: Dos Passos „U.S.A.“


    Gruß von Hubert

    Hallo zusammen,
    hallo Maria,


    Maria hat gepostet:
    "...die Tauben im Gras in Gottes Hand"). Aber ist es auch das was Koeppen aussagen wollte?


    Für mich ist das eine der entscheidenden Fragen des Romans, die Maria da gestellt hat (die meisten Leser dringen bis zu dieser Ebene gar nicht vor, na ja auch die Oberfläche gibt ja schon sehr viel her), im Buch wird sie zweimal beantwortet, einmal von Edwin im Vortrag und vorher schon mal von einer der amerik. Lehrerinnen am Platz der Nationalsozialisten:: also THESE und ANTITHESE, die SYNTHESE lässt Koeppen tatsächlich zunächst offen, aber m.M. nach ist sie im Roman versteckt (und zu finden).


    den Titel "Tauben im Gras" hat er ja von Gertrude Stein entnommen: “Pigeons on the grass alas"


    Das Motto des Buches stammt aus der Oper „Four Saints In Three Acts“ von Gertrude Stein, die komplette Zeile „If they were not pigeons on the grass alas what were they“ und die Szene ist mit “Vision of Holy Ghost” überschrieben!
    Mich persönlich hat das Motto auch an Matthäus 6 erinnert und da an einer Stelle im Roman daraus zitiert wird, ist m.M. nach diese Assoziation erlaubt: „Sorget nicht um euer Leben, was ihr essen und trinken werdet; auch nicht um euren Leib, was ihr anziehen werdet. Ist nicht das Leben mehr als die Nahrung und der Leib mehr als die Kleidung? Sehet die Vögel unter dem Himmel (oder die Tauben im Gras), sie säen nicht, sie ernten nicht, sie sammeln nicht in die Scheunen, und euer himmlischer Vater ernährt sie doch.“
    Achtet mal darauf ob es im Roman jemand gibt, der tatsächlich nach dieser Bibelstelle lebt.


    Alles Gute für Deinen Aufenthalt im Krankenhaus, Maria und hoffentlich bist Du bald wieder fit.


    Steffi
    Hallo Steffi,


    vielen Dank für Deinen Link zu „stream of consciousness". Koeppens „Innerer Dialog“ (der Begriff stammt übrigens von Koeppen selbst), ist dabei allerdings noch nicht berücksichtigt. Ich hoffe, Du hast nichts dagegen, wenn ich den Link nochmals im Dos Passos-Thread erwähne, weil ja nicht jeder alle Postings liest?


    Liebe Grüße von Hubert

    Hallo liebe Dostojewski-Freunde,


    besonders für Euch hat der dtv-Verlag unter dem folgenden Link eine Hörfassung von Dostojewskijs Roman „Der Spieler“ in vier Dateien zum Download bereit gestellt:


    http://www.dtv.de/dtv.cfm?wohin=belletristik/dostojewski.cfm


    In diesem Roman um „Spiel oder Liebe“ hat Dostojewskij eigene leidvolle Erfahrungen verarbeitet. Er selbst war einige Zeit Stammgast in den Casinos von Baden-Baden, Bad Homburg und Wiesbaden und der Spielsucht verfallen, so dass ihn seine damalige Lebensgefährtin verließ. In etwas mehr als einer Stunde gibt der Vorleser Wolfgang Tischer einen lebendigen Eindruck dieses russischen Klassikers.


    Viel Spaß beim Hören wünscht Hubert

    Hallo Steffi,


    Du hast gepostet:
    Ich finde diese Konstruktion schlichtweg genial, vielleicht auch, weil (und da komme ich zu dem Thema "Wie genau liest Steffi")


    Ja, Du hast recht, ich finde auch: Koeppen ist genial, und zwar sowohl was die Konstruktion seiner Romane, als auch was die verwendete Sprache betrifft ...


    und das mit dem Test, - das war doch nicht ernst gemeint, :zwinker: hoffentlich hat Dich mein Joke nicht verärgert?


    Und ja, dass Dietrich Pfaffrath dem Untertan entspricht, habe ich gleich gemerkt (heißt er nicht auch Dietrich?


    Nicht genau, aber vom Klang doch sehr ähnlich: Heinrich Manns Untertan heißt Diederich Heßling, also die zwei sind nicht identisch, aber sehr ähnlich. Diese Sorte Menschen, die der Maxime „Nach oben buckeln, nach unten treten“ leben, ist ja bis heute nicht ausgestorben.


    Aber, hej, ich habe schon gemerkt, dass es zwei Tage sind (und eine Nacht) ... sollte mir das Datum etwas sagen ??


    Nicht direkt, aber ich denke es macht schon einen Unterschied, ob eine solche Geschichte 1949 oder 1954 spielt, und damit will ich auch auf ein Problem von „Tauben im Gras“ kommen. Meiner Meinung nach, kann man den Tag an dem dieser Roman spielt ziemlich genau eingrenzen. Um so mehr wundert es mich, dass sowohl das Kindler-Literaturlexikon als auch MRR bzw. der Suhrkamp-Verlag einen m.M. nach völlig falschen Zeitpunkt angeben.


    In Kindlers neuem-Literaturlexikon schreibt Prof. Dr. Otto F. Best über „Tauben im Gras“:
    „Roman von Wolfgang Koeppen, erschienen 1951. - Die Möglichkeiten der Montagetechnik von Döblin oder Dos Passos, des inneren Monologs von Joyce mit virtuoser Selbstverständlichkeit nutzend, gibt der Autor in dieser mosaikartigen Szenenfolge die modellhaft konzentrierte Bestandsaufnahme eines Tagesgeschehens im Nachkriegsdeutschland. Wie »Tauben im Gras« sind die Menschen des Alltags im amerikanisch besetzten München um 1948, gefährdet und Opfer des Zufalls, »dem Metzger preisgegeben, aber stolz auf die eingebildete, zu nichts als Elend führende Freiheit«


    Und der Suhrkamp Verlag schreibt in der Taschenbuchausgabe von „Tauben im Gras“:
    „ .... Dabei ist das literarische Verfahren von "Tauben im Gras" ein kaleidoskopartiges: Der ganze Roman schildert Gestalten und Vorgänge eines einzigen Tages im München des Jahres 1949. Mit einer Fülle genauer atmospärischer Details zeichnet Koeppen den Nachkriegsalltag dieser Stadt....“.
    Genau den gleichen Text kann man auch bei MRR nachlesen, wobei ich mir nicht sicher bin ob MRR die falsche Jahreszahl von Suhrkamp übernommen hat oder umgekehrt:


    http://www.derkanon.de/romane/roman_tauben.html


    Davon abgesehen, dass die Metapher „Tauben im Gras“ nicht wie von Prof. Dr. Best angenommen, bei Koeppen dafür steht, dass die Menschen „Opfer des Zufalls“ sind, sondern dafür, dass die Menschen sich wie selbst die Tauben im Gras in Gottes Hand befinden, was ja ungefähr genau das Gegenteil ist, verwundert es, dass Verlag und Literaturlexikon verschiedene Jahreszahlen für die Handlung des Romans angeben. Ich selbst bin der Meinung, dass beide Jahreszahlen völlig falsch sind und denke, man kann das am Text sehr leicht nachweisen.


    Deshalb, liebe Steffi, an Dich die Bitte: Wenn Du „Tauben im Gras“ liest, achte doch mal darauf, in welchem Jahr, in welcher Jahreszeit und an welchem Wochentag der Roman spielt.
    (Versteh das bitte nicht als Test, ob Du genau liest, das geht mich erstens nichts an und ist mir zweitens auch ziemlich egal, sondern als Hilfe für mich, der ich denke, dass ich die Handlungszeit bis auf 4 Tage genau festgemacht habe, aber noch Bestätigung für meine Meinung suche)


    Ich glaube, Dos Passos wäre vielleicht so ein Fall ?


    Nein, glaube ich nicht, lass Dich von unserer Diskussion nicht irreführen. Die USA-Trilogie ist eigentlich sehr leicht zu lesen (sicher einfacher als Koeppen). Und unter uns: Die Wochenschauen und Kameraaugen muss man gar nicht mitlesen, um die erzählenden Kapitel zu verstehen. :zwinker: Natürlich bringt es mehr wenn man es tut, es ist dann ungefähr so, als würde man zu Koeppens Trilogie gleichzeitig Auszüge aus einer Koeppen-Biografie und eine Geschichte der BRD sowie eine Weltgeschichte in Stichworten, sowie Zeitungsüberschriften aus der Zeit mitlesen, aber Hand auf Herz: Hast Du das bei Koeppen getan? Also als Tipp: Wenn Du neben Dante oder zwischen den Dante-Kapitel etwas Leichtes zum Lesen suchst: Dos Passos ist ideal, und Sandhofer und mich kannst Du sicher noch einholen.



    Maria
    Hallo Maria,


    im Gegensatz zu den Beiträgen von Prof. Dr. Best und MRR, gibt es an Deinem Posting über „Tauben im Gras“ nichts auszusetzen. :breitgrins: Alles was Du geschrieben hast, auch über die einzelnen Protagonisten würde ich so mitunterschreiben. :klatschen: Vielen Dank auch für Deinen Link zur Bibliothek des Münchener Amerikahauses :smile: und sorry, dass ich auf Dein Posting nicht eingegangen bin, ich hatte es zwar gleich gelesen, aber im Moment keine Zeit (oder Lust) zu antworten und dann ....? ....habe ich es erst jetzt wieder gelesen. :redface:


    Vielleicht gibt es ja noch eine gemeinsame Diskussion, wenn Steffi das Buch auch gelesen hat. Hast Du mal auf die Handlungszeit (Jahr, Jahreszeit, Wochentag) geachtet? Und hast Du nur das eine Buch von Koeppen gelesen, oder auch die beiden anderen der Trilogie?


    Liebe Grüße an euch Beide und einen schönen zweiten Adventssonntag


    Hubert

    Liebe Polly,


    Du hast gepostet:
    Erschrocken bin ich über die Bemerkungen zu Coetzee. Ich habe auch einen Band von ihm liegen: Warten auf die Barbaren. Hoffentlich geht mir nicht wie Dir.


    Nun soll man ja nach einem Buch noch kein endgültiges Urteil über einen Autor fällen. Ich habe auf meinem SUB noch „Leben und Zeit des Michael K.“ liegen und werde Coetzee demnächst eine zweite Chance geben. Ich werde Dir dann berichten und vielleicht kanns Du ja auch ein kurzes Feedback geben, wenn Du „Warten auf die Barbaren“ gelesen hast.


    Nein, Enid Blyton schadet sicher nicht, ich habe übrigens die gleichen Reihen gelesen und nur die doofen Mädchenreihen verschmäht, aber gibt es nicht Besseres für Kinder? Ich wünschte mir als Schul-Pflichtlektüre doch eher gehaltvolle Literatur, Enid Blyton lesen die Kids doch damals wie heute freiwillig.


    Schwierige Frage, sicher gibt es gehaltvollere Literatur als Enid Blyton und da ich unter dem Begriff Literatur, etwas anderes verstehe als hier im Forum allgemein üblich, würde ich Enid Blyton gar nicht als Literatur bezeichnen. Aber ist es nicht besser, Kinder mit solchen Büchern zum Lesen zu bringen (ich bin mir nämlich ziemlich sicher , dass keines meiner damaligen Klassenkameraden Enid Blyton auch nur kannte), so dass die dann später, so wie wir beide, :zwinker: freiwillig und mit Begeisterung „Effi Briest“ lesen, als Schulkindern mit Fontane für immer die Freunde am Lesen zu nehmen?


    Dass diese Bücher sowie andere Klassiker durch Harry Potter zurückgedrängt werden, glaube ich übrigens nicht. Im Gegenteil: Die Pottermanie hat gewiss eher Kinder wieder zum Buch gebracht. Und wenn Du bedenkst, wie lange die Kinder jetzt auf Band 5 haben warten müssen, war das doch wunderbar, um auch wieder Klassiker in die Hand zu nehmen.


    Wenn es so ist, okay. Ich glaube aber eher, dass die Kids beim Warten auf Band 5, Band 1 bis 4 wiederholt lesen und zumindest in Buchhandlungen sehe ich kaum noch etwas von Blyton, aber Harry Potter in Massen und wie viele Bücher der „5 Freunde ...“ könnte man kaufen für einen Harry Potter-Band?


    Liebe Grüße von Hubert


    Hallo Steffi,


    Du hast gepostet:
    Das das alles ein "innerer Dialog" ist, ahnte ich schon. Während dem Lesen ist es mir eigentlich aber nicht deutlich aufgefallen, allerdings gibt es ja wieder einige "absurde" Szenen, die mich an "Das Treibhaus" erinnerten. Auch der Schluß, sehr theatralisch, verdeutlichte wieder dieses Entfernen von der Realität. Meinst Du, dass der ganze Roman ein "innerer Dialog" ist, oder das es eine gewisse rudimentäre Rahmenhandlung gibt ?


    In Deinem ersten Posting zu „Der Tod in Rom“ hast Du geschrieben:
    Er beschreibt die seelischen Folgen des Nationalsozialismus anhand verschiedener Personen, von denen jede für eine Rolle steht:
    Deine Beschreibung trifft absolut zu, und dieses modellhafte Rollenspiel hätte Koeppen leicht den Vorwurf der reinen Konstruktion einbringen können. Dem hat er vorgebeugt indem er sagt, ja es soll ja auch nur ein Gedankenmodell sein, entstanden im Kopf Siegfrieds zwischen zwei Grappa.


    Leider hat niemand diese „Erfindung des inneren Dialogs“ durch Koeppen erkannt und Koeppen hat das Romanschreiben aufgegeben. Wahrscheinlich wollte er keine weiteren Perlen ..... .


    Du hast recht, beim Lesen fällt es einem zunächst nicht auf, erst wenn sich die Rahmenhandlung schließt, kann man die eigentliche Buchkonstruktion erkennen.


    Die Rahmenhandlung beginnt im 3. Abschnitt nach dem Prolog: Der Abschnitt beginnt mit: „Ich saß an einem Aluminiumtisch ......(also plötzlich Siegfried als Ich-Erzähler, im 1. Abschnitt, nach dem Prolog, hat er sich noch selbst gedacht) und die entscheidende Stelle lautet: „...ein Grappa, und ich trank ihn, weil ich bei Hemingway gelesen hatte, man trinke ihn in Italien.“


    Die Rahmenhandlung endet (im Suhrkamp Taschenbuch auf Seite 174, Buchende ist bei Seite 187) : „Ich ging in irgendeinen Wartesaal und trank einen Grappa, weil Hemingway Grappa empfohlen hatte, ...)


    Der Rest des Buches sind Gedanken Siegfrieds (stream of consciousness) zwischen zwei Grappa.


    Obwohl die Handlungen der drei Romane (Tauben im Gras, Treibhaus, Tod in Rom) nichts miteinander zu tun haben, macht es Sinn diese in der Reihenfolge der Entstehung zu lesen, um die „Erfindung des inneren Dialogs“ nachvollziehen zu können. Bei „Tauben im Gras“ (eigentlich mein Lieblingsroman von Koeppen) sind meiner Meinung nach noch Einflüsse von Dos Passos (filmschnittartiges Erzählen) und Joyce (ein Tag in einer Stadt) zu erkennen. (stream of consciousness kommt nur als innerer Monolog vor); bei m „Treibhaus“ gibt es neben inneren Monologen in der Schlusssequenz Ansätze zum inneren Dialog und bei „Tod in Rom“ besteht das ganze Buch nur noch aus einem inneren Dialog.


    Die Frage:
    Hast Du mal drauf geachtet, zu welcher Zeit und mit welcher Zeitdauer die Romanhandlung spielt?
    war ein kleiner Test: wie genau liest Steffi? :zwinker:
    Auflösung:
    Das Buch besteht ja aus zwei Teilen. Der erste Teil spielt am 6.5.1954, der zweite am 7.5.1954.


    Liebe Grüße von Hubert

    Hallo zusammen,
    hallo Atomium,


    vielen Dank für den engl. Text der newsreel I. Unter Berücksichtigung der von Dir vorgenommenen zwei Kürzungen, ist davon auszugehen, dass die deutsche Übersetzung bis auf folgenden Zusatz völlig mit der engl. Ausgabe übereinstimmt. Und zwar ist zwischen den ersten vier Zeilen und „Capital City`s Century Closed“ (deutsche Ü: „Die Hauptstadt an der Wende des Jahrhunderts“) der folgende Text zusätzlich vorhanden:


    „entlaufener bär in den straßen am hydepark nachricht von norpolfahrer peary
    APPELL AN DIE ARBEITERSCHAFT INNEZUHALTEN
    Oscar wilde gestorben ehemals berühmter schriftsteller stirbt verarmt und vergessen in paris wüster Kampf mit mördern“

    (Groß-/Kleinschreibung sowie Zeichensetzung wie im Buch)



    Ich habe jetzt mal bestellt:


    1. „U.S.A.“ von Penguin Books
    2. “The 42nd Parallel” von Mariner Books (wenn es hier Unterschiede zu Penguin gibt, werde ich mir wohl auch noch die Bände 2 und 3 besorgen.


    Ich werde berichten, sobald die Bücher da sind.


    Grüße von Hubert

    Hallo hafis,


    Du hast gepostet:
    Niemand interessiert sich hier ernsthaft für die "klassische" musik anderer kulturen, außer ein paar folk-touristen, die reiz am fremdartigen finden.


    Wie oft hast Du schon Konzerte im „Haus der Kulturen der Welt“ in Berlin, bei Tourneen des „Klangwelten-Festivals der WeltMusik“, beim Festival afrikanischer Musik, bei Weltmusikkonzerten der Deutschen Welle in der Kunsthalle Bonn u.ä. gehört. Ich vermute mal, noch nie, sonst könntest Du so etwas wohl nicht schreiben.


    Umgekehrt aber findet die westliche klassische musik resonanz in anderen kulturen (zB china, japan, die retour nur cd-player exportieren, aber keine musik).
    Dafür muß es gründe geben


    Die Gründe dafür liegen im Kulturimperalismus der Europäer, insbesondere der Deutschen. Institutionen wie Goethe-Institut u.ä., die Kultur „exportieren“, gibt es in asiatischen Ländern nicht. Lass Dir mal von einem Fachmann erklären, wie viel Steuergelder es uns kostet, wenn unsere Sinfonie-Orchester auf Japantournee sind. Japan nutzt seine Steuergelder (wie Du richtig erkannt hast) dagegen eher um Arbeitsplätze zu schaffen und Industriegüter zu exportieren. Wenn wir dagegen japanische Musik hören wollen, müssen wir entweder nach Japan fahren oder japanische Musiker auf unsere Kosten einladen. Diese Konzerte, japanischer traditioneller Musik sind aber in Deutschland, wenn sie mal stattfinden, auch immer gut besucht, d.h. für westliche Ohren durchaus konsumierbar. Ich persönlich finde das diese Musik objektiv betrachtet sogar eher zugänglich ist, als „europäische Klassik“, zumindest kenne ich einige Deutsche, die normalerweise nur Popmusik hören, bei Beethovens Klavierkonzerten nervös werden, aber bei japanischer Musik verzaubert zuhören.


    Jeder japaner kennt elvis


    Woher weißt Du das? Als langjähriges Mitglied der deutsch-japanischen Gesellschaft kann ich Dir versichern, diese Annahme ist falsch.


    Die wettbewerbe für klassische musik oder tanz zeigen zahlreiche teilnehmer aus ländern wie china,


    Was bitte haben Wettbewerbe für Tanz mit europäischer Klassik zu tun? Meines Wissens gibt es Wettbewerbe für Standardtänze, lateinamerikanische Tänze und für Rock’n. Roll.
    Rock’n Roll wurde von Schwarzamerikanern entwickelt und hat sicher mehr mit afrikanischem Rhythmus als mit europäischer Tradition zu tun. Lateinamerikanische Tänze (der Name ist sprechend) sind eine Mischung aus afrikanischer (Samba) und indianischer (Rumba) Tradition. Auch bei den Standardtänzen finden sich weder traditionelle europäische Tänze (z.B. Polka) noch höfische Tänze, wie sie noch z.Z. Mozarts üblich waren, sondern neue z.T. auch in anderen Kontinenten entstandene Tänze wie z.B. der aus Südamerika stammende Tango. Und das abnehmende Interesse an Wettbewerben in den Standardtänzen, sowie das zunehmende Interesse an Wettbewerben in den lateinamerikanischen Tänzen sowie an Rock’n Roll-Meisterschaften lässt vermuten, dass es in einigen Jahren, nur noch Wettbewerbe in lateinamerikanischen Tänzen und „nordamerikanischen Tänzen“, (die aber eigentlich afrikanische Wurzeln haben wie: Rock’n Roll, Blues, Reggae, Soul, Salsa u.ä.) geben wird.
    Wenn also Chinesen an diesen Tanzwettbewerben teilnehmen, dann spricht das für die kulturübergreifenden afrikanischen und lateinamerikanischen Traditionen, nicht für europäische Musik.

    Die indiomusik kann nicht kulturübergreifend konsumierbar sein, weil sie die bedürfnisse an harmonien und komplexität nicht befriedigt


    Ich weiß natürlich nicht, ob Du „echte klassische“ Indiomusik kennst, oder diese jetzt nur mit der Musik der ponchotragenden Andenindios in deutschen Fußgängerzonen verwechselst. Hast Du schon mal ein Konzert von Atahualpa Yupanqui gehört? Wenn dir der Name nichts sagt, dann lies mal, was ich im Thread „Musik der Völker“ über ihn gepostet habe. Der Unterschied zwischen diesen panflötenspielenden Fußgängerzonenmusikern und Atahualpa Yupanqui ist wahrscheinlich ähnlich groß wie der zwischen Karl Moik?, (der ja auch deutsch-/österreichisches Kulturgut in fremde Länder trägt) und J.S. Bach. Obwohl ich persönlich doch lieber Panflötenmusik konsumiere, als dieses volks“tümliche“ Alpengedudel. (Gegen echte alpenländische Volksmusik gibt es natürlich nichts einzuwenden).


    Echte klassiker überstehen die wechselnden geschmacksmoden. Aber kann man dies wirklich vorhersagen? Ich glaube nicht. Allenfalls, daß man in 100 und mehr jahren keine pop-musik von heute bzw. früher hören wird, aber eher wahrscheinlich "unsere" klassiker.


    Deine Unterscheidungen in U- und E-Musik zum einen und Pop-Musik und Klassiker zum anderen wird für mich immer undurchschaubarer, zum Mal wenn Du dann Händels Wassermusik als U-Musik bezeichnest. Das macht eine solche Diskussion natürlich unmöglich. Was heißt das den, wenn Du sagst in 100 Jahren wird man keine Pop-Musik von früher mehr hören? Meinst Du damit Händel, Mozart und Strauß, also Pop-Musiker von früher, wären dann vergessen?


    Gruß von Hubert

    Hallo Steffi,


    da Koeppen ja einen Vers aus dem dritten Gesang der „Göttlichen Komödie“ über seinen Roman „Tod in Rom“ gesetzt hat, hat es ja ganz gut gepasst, das Buch zu Dante zu lesen. Das zweite Motto, das Koeppen gewählt hat, ist der letzte Satz aus Thomas Manns „Der Tod in Venedig“. Vergleich mal diesen Satz mit dem Schlusssatz von „Der Tod in Rom“. Fast könnte man meinen: Koeppen hat den Roman nur geschrieben, um Manns Schlusssatz zu verbessern. :zwinker: Sind Dir noch andere Beziehungen zu Manns Novelle aufgefallen?


    Siegfried erinnert ja an eine andere Figur aus Thomas Manns Werken und Siegfrieds Bruder Dietrich erinnert manche an eine Figur aus Heinrich Manns Werk..


    Wenn Du Sartres „Fliegen“ kennst, sind Dir sicher die Anspielungen am Ende des 1. Teils aufgefallen?


    Hast Du mal drauf geachtet, zu welcher Zeit und mit welcher Zeitdauer die Romanhandlung spielt?


    Und ist Dir aufgefallen, dass die Handlung eigentlich nur ein „Innerer Dialog“ von Siegfried ist?


    Sorry, wenn ich Dich jetzt so mit Fragen überfalle, Du musst sie ja nicht beantworten.


    Gruß von Hubert

    Hallo zusammen,


    das finde ich ja sehr dubios, wenn der Oscar Wilde im Original nicht vorkommt. Kommt den wenigstens der Nordpolfahrer Peary vor? Oder wie beginnt den „Newsreel I“ bei Euch, ich meine jetzt direkt nach dem Vierzeiler. Damit wir die Unterschiede mal vergleichen können, werde ich mir so schnell wie möglich auch eine englische Ausgabe besorgen. Ich bin mal gespannt. Vielen Dank, Emma, für die Hinweise aus der Biografie. Das ist ja wirklich sehr interessant und ich hoffe Du hältst uns über Deine Entdeckungen auf dem Laufenden. .


    Grüße von Hubert

    Liebe Polly,


    vielen Dank für das Gedicht von Nicolas Guillen. Ich habe gerade einen Gedichtband von ihm beim ZVAB bestellt. Mal sehen, was ich noch alles schönes von ihm darin finde, und meinem Spanisch tut eine Auffrischung sicher auch gut. Dass Maria Farantouri so vielseitig ist, wusste ich nicht, werde mich aber gelegentlich im CD-Laden nach ihr erkundigen.


    Vielen Dank und liebe Grüße


    Hubert