Beiträge von Hubert

    Hallo Sandhofer,


    eigentlich sind Deine Gegenargumente auch richtig, und wahrscheinlich ist es so wie du sagst:


    Nun, es kommt offenbar darauf an, wo man - filmtechnisch gesprochen - den Schnitt setzt, bzw. wie man ausleuchtet.


    und wenn Du mir zustimmst, dass die fiktiven Figuren bei Dos Passos doch eine Entwicklung durchmachen, will ich es bei diesem außergerichtlichen Vergleich belassen, ansonsten hätte ich noch ein pasr Gegenargumente.



    :breitgrins: :breitgrins: :breitgrins:



    Gruß von Hubert

    Hallo Peter,


    zunächst willkommen hier bei uns im Klassikerforum.


    Du hast gepostet:
    Die Deutschstunde habe ich nie zu Ende gelesen


    Ich selbst habe die „Deutschstunde“ schon mehrmals angefangen, ohne sie zu beenden. Das hing aber eher damit zusammen, dass etwas dazwischen kam und mich am Weiterlesen hinderte, als dass mir das Buch nicht gefallen hätte. Obwohl Längen hat es natürlich schon. Aber ich habe das Buch noch nicht aufgegeben. Wie ist das bei Dir? Hat es Dir nicht gefallen? Und wenn ja, warum nicht?


    Gruß von Hubert

    Hallo Evelyne,


    zunächst auch von mir ein herzliches Willkommen hier bei uns im Klassikerforum. :blume: :blume: :blume:


    Deinen Bemerkungen über Kafka kann ich nur zustimmen. Er stand fest in der jüdischen Tradition und wollte keine neue Religion schafften, wie von manchen vermutet. Auch der Ansatz, Kafkas Träume als Quelle seines Schaffens in die Deutung seiner Werke mit einzubeziehen ist sicher richtig.


    Mit der jüdischen Kabbala habe ich mich einige Zeit beschäftigt. Da gibt es ja viel interessantes auch zur Deutung der biblischen Texte. Leider bin ich nie weiter vorgedrungen, als bis zur überall erhältlichen Literatur. Wie weit gehen Deine Kabbala-Kenntnisse? Kennst Du z.B. das Buch Sohar?


    Ich freue mich, das Du auch am Bibel-Projekt teilnehmen willst.


    Liebe Grüße von Hubert

    Hallo zusammen,


    gestern Abend habe ich das Buch zu Ende gelesen und muss sagen, dass ich es zum ersten Mal am Ende eines so dicken Romans bedauert habe, dass nun leider Schluss ist. Schon öfter habe ich Bücher, auch Romane, über 1000 Seiten gelesen, und wenn es rückblickend auch tolle Bücher waren, so war ich am Schluss doch meistens froh, dass es geschafft war. Bei Dos Passos hätte ich dagegen, gerne noch weitergelesen. Wie Atomium schon festgestellt hat, es war nie langweilig, ja es war nicht nur vom Inhalt sondern auch von der Präsentation des Inhaltes sehr abwechslungsreich.


    Einiges haben wir sicher aus verschiedenem Blickwinkel gesehen aber auch das spricht ja eher für das Buch, als dagegen, wenn verschiedene Deutungen möglich sind. Aber manchmal, bin ich mir auch gar nicht sicher, warum wir verschiedenes nicht ähnlich beurteilen. z.B. habe ich das folgende Statement von Sandhofer nicht verstanden:


    Keiner macht (im bürgerlichen Sinn) Karriere
    Auch nicht Margo. Von ihr heisst es an der Party, zu der Ada Mary French mitschleppt, ihre Karriere sei zu Ende, da ihre Stimme für den Tonfilm nicht geeignet sei. (Was ja tatsächlich vielen Stummfilmstars passiert ist!)


    Meiner Meinung nach machen genau 2/3 der 12 Protagonisten (denen mindestens eine Kapitelüberschrift gewidmet ist) eine bürgerliche Karriere (natürlich nur im Rahmen ihrer Möglichkeiten und auch wenn diese Karriere durch Tod oder ähnliches beendet wird, wurde sie ja zunächst gemacht), oder wie sollte man die folgenden Entwicklungen beschreiben:


    MAC beginnt, nachdem die Druckerei seines Onkels in Konkurs geht, als fliegender Händler für Druckerzeugnisse aller Art und bringt es zum selbständigen Buchhändler in Mexiko-City.


    JANEY das schüchterne Mädchen aus Georgetown ist am Ende Chefsekretärin eines der bedeutendesten Männer der USA


    J.W.MOOREHOUSE, der nach einem Unfall seines Vaters, sein Studium abbrechen muss, um als kleiner Angestellter in einem Maklerbüro zu arbeiten, wird die größte Persönlichkeit in der amerikanischen (und damit weltweiten) Werbebranche und zählt zu den 60 wichtigsten Männer der USA


    ELEANOR STODDARD beginnt als kleine Verkäuferin in einem Spitzengeschäft und ist am Schluss eine von allen bewunderte Geschäftsfrau, der es sogar gelingt einen russischen Adligen zu ehelichen


    CHARLEY ANDERSON der als Gehilfe in der Fordwerkstatt seines Bruders entlassen wird, nachdem er besoffen den Firmenwagen zu Schrott fährt, bringt es zum Großaktionär mehrerer Firmen


    EVELINE HUTCHINS wird berühmte Bühnenbildnerin am Broadway, auf deren Partys, nicht nur das New Yorker Partyvolk erscheint, sondern auch schon mal Filmstars aus Hollywood.


    RICHARD SAVAGE, dessen Vater, Sträfling im Zuchthaus von Atlanta war, bringt es zum zweiten Mann, in einer großen Werbefirma, die als nationale Institution gilt


    MARGO DOWLING, schafft die Traumkarriere, vom Tingel-Tangel-Girl zum Filmstar in Hollywood und auch wenn ihre Karriere durch den Tonfilm wieder beendet wird (was aber nicht sicher ist, sondern nur mal von neidischen Zicken auf einer Party kurz als Gerücht erwähnt wird), so hätte sie doch zunächst mal Karriere gemacht und als Ehefrau eines bedeutenden Filmproduzenten kann sie sicher auch auf weitere Filmgagen verzichten.


    Ich denke, die meisten Menschen träumen von solchen Karrieren! Zugegeben beim Lesen ist es mir auch nicht so aufgefallen, wie viele Karrieren in diesem Roman gemacht werden. Also der amerikanische Traum ist möglich. Fast ist es mir jetzt im Rückblick ein wenig zu viel. Aber da Dos Passos auch die dunklen Seiten dieser Karrieren zeigt und auch zeigt, dass solche Karrieren auch wieder schnell zu Ende gehen können, ist es nicht nur erträglich sondern sicher auch realistisch. – Also ich bleibe dabei: EIN GROSSES BUCH


    Gruß von Hubert

    Hallo zusammen,


    ich lese unterwegs (im Zug sehr gerne), oder auch zu Hause, da ich aber nicht immer im Zug lese und auch nicht immer zu Hause, würde ich es nicht als Angewohnheit bezeichnen. Manchmal trinke ich ein Glas Wein beim Lesen, aber nicht aus Angewohnheit.


    Wahrscheinlich habe ich im Zusammenhang mit Büchern, nur eine Angewohnheit: ich lese sie. :breitgrins:


    Gruß von Hubert

    Liebe Daniela,


    Du hast Recht, den Muslimen ihren Koran und den Juden ihren Talmud. Das alles ist mir bekannt und ich denke Harald auch. Auch die Unterschiede zwischen AT und Koran. Das wollte auch niemand bestreiten, ebenso wenig, dass den Zeugen Jehovas, das AT genauso wichtig ist wie das NT, auch das ist mir aus zahlreichen Diskussionen in Fußgängerzonen bekannt. Darum ging es aber überhaupt nicht, sondern:


    Harald war der Ansicht, dass die Gita verschieden ausgelegt wird, und ich habe zustimmend gesagt, die Bibel auch und dies an Beispielen verdeutlichen wollen. Bei diesen Beispielen brauchte ich nun weder den Koran noch den Talmud erwähnen, weil es nicht um diese Bücher ging, sondern um die Bibel. Um zu sagen, dass Christen das alte Testament anders auslegen, als die Juden, nützt es nun nichts auf das NT zu verweisen, das interessiert die Juden nämlich nicht..


    Genauso ist es mit den Zeugen Jehovas, um zu sagen, dass die Rosenkreuzer das NT zum Teil anders deuten als die Zeugen Jehovas, ist es nicht erforderlich, darauf hinzuweisen, dass für die Zeugen Jehovas das AT auch wichtig ist, für die Rosenkreuzer ist es das nämlich nicht, zumindest nicht im gleichen Umfang wie das Neue. Schon allein das wäre eine unterschiedliche Auslegung der Bibel. Für die einen (z.B. die Zeugen Jehovas) sind beide Teile aus religiösen Gründen gleich wichtig. Für andere (z.B mich) haben sie unterschiedliche Bedeutung-


    Ich denke, Harald hat verstanden, was ich meinte, sonst hätte er mir sicher nicht zugestimmt. Wahrscheinlich hat er mich deshalb verstanden, weil er den Kontext in dem mein Posting stand, mitgedacht hat.


    Liebe Grüße von Hubert

    Hallo Moia,


    zunächst mal herzlich willkommen als neues Mitglied hier bei uns im Klassikerforum. :blume: :blume:


    Du hast natürlich recht, Thérèse Raquin gehört natürlich nicht zum zwanzigbändigen Rougon-Macquart-Zyklus. :redface: . Dummerweise, habe ich es aber im Bücherschrank genau bei den anderen Büchern dieses Zyklus stehen, und zwar deshalb, weil Zola in einer Vorrede zu „Thérèse Raquin“, sein Programm des naturalistischen Schreibens entwarf, das er dann mit „Les Rougon-Macquart“, verwirklichte. Also vielen Dank für Deinen Hinweis.


    Gruß von Hubert

    Hallo Zeitreisender,


    vielen Dank für Deine Ausführungen, das war jetzt sehr interessant.


    Das Futurum Exactum, verbildlicht die Vergänglichkeit


    Das verstehe ich, im Gegensatz zum Futur I, das mir eine Zukunft verheißt (ich werde ....leben, lieben, glücklich sein), geht es beim Futur II, eigentlich nicht um Zukunft sondern mir wird klargemacht, einmal wird es vorbei sein (ich werde gelebt haben, geliebt haben, glücklich gewesen sein), also alles ist vergänglich.


    Was ich immer noch nicht verstehe, wieso wird in Österreich und der Schweiz (wie ich jetzt gelernt habe) diese vollendete Zukunft, Vorzukunft genannt, wie kommt man zu diesem Wort und widerspricht das Wort nicht seiner Bedeutung?


    Oder stehe ich jetzt auf dem Schlauch?


    Gruß von Hubert


    PS: Von Frankl habe ich auch schon einiges gelesen. Auf der Suche nach Sinn kommt man ja an ihm und seiner Logotherapie nicht vorbei.

    Hier noch einige Informationen zu den Personen der historischen Biographien in "Nineteen Nineteen"


    1. John (Jack) Reed .(S. 352 in der Penguin-Ausgabe)


    Biographie mit Bild:
    http://www.vladimir-vysotsky.de/j_reed2.htm


    Reeds Augenzeugenbericht der russischen Revolution (Okt. 1917) „Zehn Tage, die die Welt erschütterten“, wird auch in der Biographie von Dos Passos erwähnt (Ten Days That Shook the World), und kann hier nachgelesen werden:
    http://www.mlwerke.de/re/re.htm



    2.Randolph Bourne (S. 424 in der Penguin-Ausgabe),


    http://www.bigeye.com/thewar.htm



    3. Theodore Roosevelt (S. 455)


    Biographie:
    http://www.dhm.de/lemo/html/biografien/RooseveltTheodore/


    Bild des 26. amerikanischen Präsidenten
    http://www.stefanjacob.de/Prae…identen.php?Praesident=27




    4. Paxton Hibben (S. 483)


    Hibbens Buch über Henry Ward Beecher, den Bruder der Harriet-Beecher-Stowe, die „Onkel Toms Hütte“ schrieb, ist noch lieferbar
    http://www.amazon.de/exec/obid…1_8_6/302-6266626-9430462
    Henry Ward Beecher, ein berühmter Kanzelredner, bekämpfte die Sklaverei und trat für die Frauenemanzipation ein.



    5. Woodrow Wilson (S. 535)


    Bild des 28. amerikanischen Präsidenten:
    http://www.stefanjacob.de/Prae…identen.php?Praesident=29


    6. J. P. Morgan (S.613)


    Aus einem Buchtipp der Börsenmedien AG über ein Buch von Jeremy Byman mit dem Titel J.P.Morgan:


    "Wenn in den schwierigen Jahrzehnten nach dem US-Bürgerkrieg das Bankensystem des Landes einmal mehr vor einer Zerreißprobe stand, dann wandten sich die Führer der Nation an einen Mann: J.P. Morgan.
    Von der Bibliothek seiner New Yorker Wohnung aus dirigierte das Finanzgenie die Geldströme und Kredite, die die US-Nation am Leben erhielten. Daneben hatte er großen Anteil an der Finanzierung des Eisenbahnbaus, war an der Gründung von Unternehmen wie US-Stell beteiligt und beherrschte die Gesellschaft, die die Titanic baute.
    J.P. Morgan stand mehr als 50 Jahre im Mittelpunkt des Finanzsystems einer aufstrebenden Nation und war maßgeblich am erfolgreichen Wachstum des Landes beteiligt.
    Dieses Buch ist nicht nur die Biografie eines Finanzgenies, sondern auch ein faszinierendes zeitgenössisches Dokument."


    Auch heute noch ist der Name J.P. Morgan in der Finanzwelt von Bedeutung, wie eine Meldung im "Handelsblatt" vom 22.1.2004 beweist:
    „JP Morgan und Merrill Lynch erwirtschaften Traumrenditen
    Beide New Yorker Finanzhäuser profitieren vom starken Investment-Banking-Geschäft“


    7. Joe Hill (S. 685)


    Die Songs des ersten amerikanischen Protestsängers
    http://www.folkarchive.de/history/hill.html


    Das Leben Joe Hills, der hingerichtet wurde, wurde auch verfilmt:
    http://www.fdk-berlin.de/forum99/joe-hill.html



    8. Paul Bunyan und Wesley Everest (S.713)
    Holzfäller, I.W.W.-Leute und Opfer der antikommunistischen Nachkriegshysterie

    Hallo zusammen,
    hallo Sandhofer,


    Sandhofer hat gepostet:
    Von Dos Passos weiss der Durchschnittsklassikerleser nichts. Dazu wurde er von den einfacher strickenden Zeitgenossen Fitzgerald und Hemingway (auch da: was für eine Biographie!) schon zu Lebzeiten in den Schatten gestellt.


    Das hatten wir glaube ich auch schon im Thread „Klassiker in 500 Jahren“ festgestellt, dass eine interessante Biographie des Autors, einem Werk beim Überleben hilft.
    Und auch da hast Du m.M. nach Recht: Qualität kann manchmal hinderlich sein.


    Ich habe mir gerade die historischen Biographien aus “Nineteen Nineteen” noch mal angesehen. Auch da kann man meiner Meinung nach drei Gruppen á 3 Figuren zusammenstellen:


    1. Die Mächtigen
    hier werden der Konzernchef J.P.Morgan, sowie die US-Präsidenten Theodore Roosevelt und Woodrow Wilson (Republikaner der eine, Demokrat der andere, beide aber auf der Seite des Kapitals gegen die Arbeiter) vorgestellt


    2. Die Arbeiter
    hier werden ein gefallener Unbekannter Soldat, der Holzfäller Paul Bunyan und der Abeiterführer Joe Hill, der seine Botschaften in Lieder faßte, weil die meisten Arbeiter nicht lesen konnten, vorgestellt


    3. Journalisten/Schriftsteller die, die gegensätzlichen Positionen der Gruppe 1 und 2 beschreiben
    hier werden John Reed, Randolph Bourne und Paxton Hibben vorgestellt


    Zu diesen historischen Figuren will ich in der Chronik noch ein paar weiterführende Links.hinterlegen.


    Gruß von Hubert

    Hallo Maria,


    wenn der Verlag nicht in der Lage ist, das Titelkupfer mit abzudrucken, dann war es eine gute Idee von Dir, es einzukleben. Zur Hand haben, sollte man es schon beim Lesen, wie ich gerade festgestellt habe, und nur eingelegt, da fällt es immer wieder raus. Ich denke schon, man kann Bücher aufpeppen, Taschenbücher sowieso. Nur bei Erstausgaben, vorallem antiquarische wäre ich vorsichtig. Aber bei einer Erstausgabe des Simplicissimus wäre das Titelkupfer ja auch dabei.


    Liebe Grüße


    Hubert


    PS: Hast Du den Grimmelshausen schon mal gelesen?

    Hallo Sandhofer,


    Zitat

    Würdest du z.B. jemand, der weder das Alte Testament, noch die restlichen Teile des Neuen Testament kennt, ja möglicherweise noch nie den Namen Jesus vorher gehört hat, die Bergpredigt zum Lesen geben?


    Unter Umständen: ja.


    Welche Umstände wären das?


    Gruß von Hubert

    Hallo liebe Mitleser!


    Das Titelkupfer ist (eine Besonderheit der Barockzeit) emblematisch angelegt: Die üblichen, formalen Bestandteile des Emblems sind Inscriptio (Überschrift), Pictura (Bild) und Subscriptio (Gedicht) Da Grimmelshausen zeichnerisches Talent hatte, ist anzunehmen, dass er den Entwurt für das Kupfer selbst zeichnete. Da auch bei Gutenberg nur Überschrift und Bild dargestellt sind, hier noch das Gedicht, das man sich direkt unter dem Bild vorzustellen hat:


    Ich wurde durchs Feuer wie Phoenix geborn.
    Ich flog durch die Lüfte! Wurd doch nit verlorn,
    Ich wandert durchs Wasser, Ich reist über Land,
    in solchem Umbeschwermen macht ich mir bekannt,
    was mich oft betrübet und selten ergötzt
    was war das? Ich habst in dies Buche gesetzt,
    damit sich der Leser gleich wie ich itzt tue,
    erntferne der Torheit und lebe in Ruhe.


    Das abgebildete Wesen trägt eindeutig einen Satyrkopf (Die Eselsohren sind dafür Erkennungszeichen seit der römischen Satire) und verweist somit auf den satirischen Charakter des Romans. Die Episoden des Romans werden möglicherweise (will ich aber noch beim Lesen überprüfen) durch die im aufgeschlagenen Buch abgebildeten Gegenstände angedeutet: Krone, Kanone, Würfel, Biene, Turm, Römerglas, Wickelkind (auf der linken Seite von oben nach unten), Narrenkappe, Schiff, Baum, Kröte (auf der rechten Seite, der Rest ist von mir nicht zu identifizieren)


    Der Körper des Wesens könnte auf die vier Elemente hinweisen, das Monstrum hätte also wie auch das Gedicht andeutet beim „Umbschwermen“ „elementare“ Erfahrungen gemacht.
    In der Grimmelshausen-Forschung wird es aber auch als Verkörperung des Fabelwesens gedeutet, welches Horatius zu Beginn seines literaturtheoretischen Lehrbriefs „Ars Poetica“ schildert. Mir persönlich erscheint die folgende Deutung am wahrscheinlichsten: Der Satyrkopf sitzt auf dem Körper einer mittelalterlichen Chimäre. In diese Tradition gestellt, verweist das Wesen auf moralische Verkommenheit, auf eine gottferne Seele. Das Bild zeigt also den inneren Seelenzustand des Romanhelden zu Beginn des Romans ohne beschönigende Masken (die am Boden liegen). Auch das Gedicht nimmt diese Deutung auf und verweist auf die im Buche zu findende Überwindung dieses Seelenzustandes. Das Titelkupfer stimmt so den Leser auf ein allegorisch-moralisches Verständnis der erzählten Handlung ein.


    Wichtig in diesem Zusammenhang ist die Deutung der Geste der linken Hand. In der Forschung wird sie meistens als Geste des „Hörneraufsetzens“ gedeutet. Mir persönlich (und auch diese Deutung ist in der Literatur zu finden) erscheint es eher als soll der Betrachter auf zwei der Gegenstände im Buch besonders aufmerksam gemacht werden. Der Zeigefinger deutet auf einen Baum, der kleine Finger auf das Wickelkind. Wenn man das Buch als Allegorie deuten will, würde das passen. Der Baum der Erkenntnis und das Kind in der Krippe, wären dann Sündenfall und Erlösung der menschlichen Seele im christlichen Sinn.


    Lassen wir uns mal überraschen. Viel Spaß beim Lesen.


    Hubert

    Hallo Harald,


    Du hast gepostet:
    Nachdem ich drei Monate keinen Dos Passos gelesen habe, bin ich jetzt reif für:
    Herder, Über die neuere deutsche Literatur
    Rabelais, Gargantua und Pantagruel (fast zuende)
    Lord Byron, Childe Harold (Mein Namensvetter, das muss sein )
    Elfriede Jelinek, Die Klavierspielerin


    Heißt das jetzt, dass Du den Grimmelshausen schon aufgegeben hast?


    Hubert (enttäuscht) :grmpf:

    Hallo Harald,


    ich mag kleine Provokationen, besonders am Abend!


    Du hast gepostet:
    Jane Austen ist aber viel besser, auch in Deinem Sinne, als diese Bemerkung zu implizieren scheint.


    Habe ich nicht verstanden. Ist Jane Austen jetzt in Deinem oder in meinem Sinne besser? Ich habe ja nicht behauptet, dass sie schlecht wäre.

    Oder willst Du damit sagen, dass Deine Freunde zu oberflächlich sind, um Jane Austens Meisterschaft trotz ihrer Popularität zu erkennen?


    Nein, die sind nicht oberflächlich, die sind mit Vorurteilen behaftet. Die lesen die überhaupt nicht, sonst würden die sicher ihre Meisterschaft erkennen. Ich glaube die bekommen zu Ostern alle "Emma" geschenkt. Dann müssen sie das ja lesen. Was meinst Du?


    Gruß von Hubert

    Hallo Harald,


    Du hast gepostet,
    Übrigens frage ich mich, ob ein wirklich gläubiger Christ (ich bin keiner) dem Gedanken der historisch bedingten Inhomogenität der Bibel zustimmen könnte. Es ist doch "Gottes Wort" und somit von Anfang bis Ende ewige Wahrheit...?


    Wenn Du dir solche Fragen stellst, wäre ja wahrscheinlich unser demnächst stattfindendes Bibelprojekt etwas für dich. Ich denke, dass wir dabei auch auf solche Fragen stoßen.


    Gruß von Hubert

    Hallo Harald,


    Du hast gepostet:
    Es hat für mich einen leicht autoritären Beigeschmack, als ob ich sagen wollte: Ich weiß besser als Du, was gut ist. Mir ist auch nicht klar, warum ich Überzeugungsarbeit leisten sollte, um jemandem meine Sicht auf Literatur nahezubringen. Wer sich für meine Lektüre interessiert, dem erzähle ich gerne viel und lang, so lange das Interesse anhält. Aber missionieren ist nicht nach meinem Geschmack.


    Wenn ich weiß, dass sich z.B. jemand nicht für naturalistische Bücher interessiert, dann würde ich ihm nicht Zola schenken um ihn zu missionieren. Wenn ich aber weiß, dass das jemand mag und ich weiß er kennt Dos Passos noch nicht, dann wird derjenige als nächstes wohl die USA-Trilogie bekommen. Das hat doch nichts mit missionieren zu tun und da das Buch nicht bekannt ist, kann es auch nicht auf der Wunschliste stehen.

    Und wenn ich einmal Bücher verschenke, dürfen es auch solche sein, die ich selber nicht lesen würde (auch wenn das schon etwas Überwindung kostet und es da gewisse Grenzen gibt...). Grundsätzlich richte ich mich nach den Wünschen der Person, die ich beschenken will, und nicht nach meinen eigenen


    Ich käme z.B. nie auf die Idee, mir von jemand ein bestimmtes Buch zu wünschen, heißt das nicht jemanden aufzufordern mir was zu schenken. Für mich klingt das nach Betteln. Bücher, die ich mir wünsche, kaufe ich mir selber, aber wenn mich jemand mit einem Buch überrascht, das ich nicht/noch nicht kenne (vielleicht sogar eine signierte Erstausgabe) - also mir kann man keine größere Freude machen.


    Gruß von Hubert

    Hallo Harald,


    Du hast gepostet,
    So kann man es sehen. Die Gita ist aber selber ein Potpourri mit teilweise sehr widersprüchlichen Aussagen. Man hat die Gita zur Rechtfertigung der verschiedensten philosophischen Positionen herangezogen. Vielleicht sollte man sagen, dass die Gita nicht Weisheit enthält, sondern immer wieder zum Nachdenken anregt, und so zur Suche nach der Weisheit anhält.


    Das alles könnte man auch von der Bibel sagen, das Alte Testament z.B. wird zur Rechtfertigung von Judentum, Christentum und Islam herangezogen und die Evangelien werden von Kopten, griech./russ. Christen, R.Kath., Lutheranern, den Zeugen Jehovas, den Rosenkreuzern, der Christengemeinschaft usw. jeweils zur Rechtfertigung ihrer Position herangezogen.


    Die Gita ist innerhalb des Mahabharata relativ selbständig, mit großer Sicherheit zu einem späteren Zeitpunkt in einen bereits existierenden Text eingefügt worden. (Auf diese Weise ist ein großer Teil des Mahabharata entstanden, typisch für den indischen "Inklusivismus"). Deshalb macht es schon Sinn, sie für sich zu lesen. Eine zweitausendjährige Rezeptionsgeschichte nachzuvollziehen ist natürlich eine Lebensaufgabe...


    Auch das Math.-Evangelium ist innerhalb der Bibel ziemlich selbständig, m.M. nach mehr noch als die Gita innerhalb des Mahabbaratas und Du wirst mir ja zustimmen, dass dieses Buch erst mehrere hundert Jahre nach z.B. den Büchern Moses entstanden ist. Trotzdem macht es Sinn die Bibel als ganzes zu betrachten.


    Gruß von Hubert

    Hallo Maria,


    natürlich ist das ein kleines Risiko, aber das ist jedes Geschenk und wenn man einen Treffer landet ist die Freude auf beiden Seiten um so größer. Natürlich verschenke ich nur Bücher, die ich kenne, die mir gefallen haben und von denen ich annehme, dass sie auch der/dem Beschenkten gefallen. So ist das Risiko schon mal eingegrenzt. Sollte ich aber trotzdem mal daneben liegen, gibt es wenigstens eine spannende Diskussion, d.h. ich erwarte schon, dass das verschenkte Buch gelesen wird und ich ehrlich erfahre wie es gefallen hat, sonst hat’s sich allerdings auch ausgeschenkt.


    Natürlich darf man auch nicht beleidigt sein, wenn der/die Beschenkte das Buch nicht so gut findet. Dafür muss man sich dann das nächste Mal noch mehr Mühe geben oder sich bei der Überzeugungsarbeit mehr anstrengen.

    Liebe Grüße


    Hubert