Beiträge von Hubert

    Hallo zusammen,
    hallo ikarus,


    Du hast gepostet:
    In meiner ganzen Sekundärliteratur steht, daß der Simlicissimus aus fünf Büchern bestehen würde. Jetzt habe ich eine Ausgabe des Insel-Verlags, die merkwürdigerweise sechs Bücher enthält. Gibt es mehrere Ausgaben des Simlicissimus? Ist die Einteilung mal geändert worden? Von Grimmelshausen? Oder vom Insel-Verlag?


    Bei der Erstausgabe des „Simplicissimus Teutsch“ zur Frankfurter Ostermesse 1668 bestand das Werk aus 5 Büchern/Teilen. Schon die zweite Ausgabe, die 1669 erschien, enthielt die Fortsetzung, die Continuatio. Heutige Ausgaben, enthalten meistens den Simplicissimus Teutsch plus Continuatio, also 6 Teile. Insgesamt ist der Simplicianische Zyklus von Grimmelshausen aber auf 10 Teile festgelegt und auch ausgeführt (dazu auch mein Posting vom 17.2.4 im Forum „ .... Chronik“ im Thread „Grimmelshausen“)
    Dass die Continuatio wirklich erst nach dem Erfolg der ersten fünf Teile geplant, geschrieben und gedruckt wurde ist m.M. nach eher unwahrscheinlich. Begründung: Im 2. Teil des „Satyrischen Pilgram“ nennt Grimmelshausen schon „meinen Simplicissimus“ und dessen „lustige Manier“. Der „Satyrische Pilgram“ erschien 1666, so dass die Grimmelshausen-Forschung davon ausgeht, dass der „Simplicissimus“ 1665, spätestens 1666 abgeschlossen war – er erschien dann Ostern 1668, also 2 Jahre für die Drucklegung, jetzt kommt die Zeit, bis man feststellt, dass es ein Erfolg wird (dauerte damals ohne Buchhandelsvorbestellungen, ohne Besprechungen in Zeitung und TV, ohne Bestsellerlisten sicher länger als heute), dann der Entschluss eine Fortsetzung zu schreiben, dann der Schreibvorgang (Grimmelshausen war seit 1667 Schultheiß von Renchen, konnte sich also nur in seiner Freizeit dem Schreiben widmen), dann die Drucklegung und im Frühjahr 1669 also nicht mal ein Jahr nach der Erstauflage erschien die Zweitauflage mit der Fortsetzung – für mich nur schwer nachvollziehbar, ich denke daher, dass die Fortsetzung schon vorher zumindestens geplant wahrscheinlich aber auch schon geschrieben war.



    Völlig unklar ist mir jedoch dieser Satzanfang aus dem 14. Kapitel des 2. Buchs:
    "Daher wuchs ich auf wie ein Narr im Zwiebelland; der Hurenspiegel wurde mir glatt, und meine Leibeskräfte nahmen handgreiflich zu;..."
    Ich kann mir weder unter einem Narren im Zwiebelland noch unter einem Hurenspiegel etwas vorstellen. Weiß vielleicht jemand, was damit gemeint sein könnte?


    Sowohl im Hamburger Leseheft, als auch in der dtv-Ausgabe lautet der Satz so:
    Und gleich wie mich niemand scheel ansehen durfte, also hatte ich auch von nirgends her keine Anfechtung, Sorg oder Bekümmernis; alle meine Gedanken legte ich auf die Musik, und wie ich dem einen und dem andern seine Mängel artlich verweisen möchte; daher wuchs ich auf wie ein Narr im Zwiebelland, und meine Leibskräfte nahmen handgreiflich zu; man sah mir in Bälde an, daß ich mich nicht mehr im Wald mit Wasser, Eicheln, Buchen, Wurzeln und Kräutern mortifizierte, sondern daß mir bei guten Bißlein der rheinische Wein und das hanauische Doppelbier wohl zuschlug, welches in so elender Zeit für ein große Gnad von Gott zu schätzen war, denn damals stand ganz Teutschland in völligen Kriegsflammen, Hunger und Pestilenz, und Hanau selbst war mit Feinden umlagert, welches alles mich im geringsten nicht kränken konnte.


    Also weder handelt es sich um einen Satzanfang, noch kommt das Wort Hurenspiegel vor. Der insel-Verlag geht hier wohl eigene Wege. Zum Hurenspiegel habe ich auch keine Erklärung gefunden. Der „Narr im Zwiebelland“ wird in der dtv-Ausgabe als „einer, der ohne Sorgen gut gedeiht“ erklärt. In meiner Knaur-Ausgabe heißt es „Narr im Schlaraffenland“


    Gruß von Hubert

    Hallo Bluebell,


    Du hast gepostet:
    mein Vater wäre von eurer Liste begeistert und würde wahrscheinlich nur noch Status Quo hinzufügen


    Da muß ich Sandhofer zustimmen, es fehlen noch eine ganze Menge bedeutender Namen z.B.
    – Kinks
    - Spencer Davis Group
    - Move
    - Small Faces
    - Cream
    - Traffic
    - Crosby, Stills, Nash & Young
    - Velvet Underground
    - Frank Zappa
    um nur ein paar zu nennen, die die Rockmusik beeinflusst haben und deren Musik ich erkenne, wenn sie im Radio läuft. Von Status Quo könnte ich dagegen spontan nicht mal einen Titel nennen.


    Wir haben hier zwar einen Thread „Rockklassiker“, weil wir ein Klassikerforum sind, aber so wie ich nicht nur Buchklassiker lese, sondern außerhalb des Klassikerforums auch zeitgenössische Literatur, so höre ich auch gerne aktuelle Pop-Musik. Das Problem ist nur, wenn ich beim Autofahren einen Radiosender eingestellt habe, der aktuelle Pop-Musik spielt, dann muss ich öfter mal ausschalten, damit mir nicht schlecht wird, bei einem Sender, der Rockklassiker spielt, passiert mir das nicht.


    Wo ich ganz bestimmt nicht wegschalte: Bei der New Yorker Soulsängerin Alicia Keys und bei der kanadischen Sängerin Nelly Furtado, - und deutsche Popmusik: na ja, bei „Ich kenne nichts“ von Xavier Naidoo bekomme ich regelmäßig Gänsehaut. .



    Nur eine Anmerkung noch: Ich gehöre um Gottes Willen nicht zu der Britney-Spears-Dieter-Bohlen-Fraktion


    Ich kann mir zwar keine Gelegenheit vorstellen, bei der diese beiden eine Fraktion bilden könnten, aber egal - - zu welcher Fraktion gehörst Du?


    Eine Frage noch: kennt zufällig jemand von euch Jet? Das ist eine (noch) relativ unbekannte, junge australische Band, die sich musikalisch am klassischen 70er-Jahre Rock orientiert, ihn aber sehr dezent ans 3. Jahrtausend anpasst. Eine der gaaanz wenigen modernen Rockbands, mit denen auch mein Herr Papa etwas anfangen kann


    Ich kenne Jet nicht und ich will mal versuchen zu erklären, warum mich solche Musik nicht interessiert.
    Ich liebe z.B. gotische Kathedralen, wie das in meiner Nähe befindliche Straßburger Münster und modernen Baustil mag ich auch sehr gern. Wenn aber heute ein Architekt eine Kirche im gotischen Stil bauen würde, wäre das Kitsch und wenn er dann noch versucht diesen gotischen Stil dezent an das 3. Jahrtausend anzupassen, nennt man das in der Architektur „Zuckerbäckerstil“. In der Rock/Popmusik sind die Zyklen natürlich kürzer als in der Kirchenarchitektur, wenn also eine junge Band, sich heute am 70er-Jahre-Rock orientiert und ihn dezent anpasst, ist das m.M. nach: (siehe Titel meines Posting)


    Außerdem ist seit den Brüdern Gibb aus der australischen Popmusik nichts mehr gekommen, das mir gefallen hat. Wenn ich z.B. Kylie Minogue hören muss, leide ich körperlich.

    Liebe Grüße von Hubert

    Hallo Vera,


    willkommen bei uns im Klassikerforum. Ich will mal versuchen ein paar sachdienliche Hinweise zu geben, - da ich nicht weiß in welche Schule und in welche Klasse Du gehst, ist das natürlich nicht so einfach:


    Im Gegensatz zu Autoren wie Arno Schmidt oder Wolfgang Koeppen sind die sprachlichen Mittel in Patrick Süskinds Roman „Das Parfüm“ eher traditionell, d.h. weniger am 20. Jh., als am 19. Jh. orientiert. Daneben kombiniert er aber verschiedene Erzähltraditionen und mischt verschiedene Stilelemente.


    Schon im ersten Satz des Romans taucht eines von Süskinds sprachlichen Mittel auf:


    1. Der Superlativ


    Der Superlativ (Im ersten Satz heißt es von Grenouille: ein Mann, der zu den genialsten und abscheulichsten Gestalten ... gehörte; im 4. Absatz wird Paris als „allerstinkendster Ort“ bezeichnet und es war einer der heißesten Tage) von Süskind häufig und auch in ungewöhnlichen Formen eingesetzt wirkt zwar besonders eindringlich, hat dem Autor aber auch den Vorwurf des Trivialen eingebracht.


    2. Die Wiederholung


    Allein im 2. Absatz des 1.Kapitels kommt das Verb „stinken“, wenn ich mich nicht verzählt habe 17.mal vor. (Es stanken die Straßen ..., es stanken die Hinterhöfe ..., es stanken die Treppenhäuser ...Stuben stanken ....Aus dem Kamin stank ...aus den Gerbereien stanken ...., aus den Schlachthöfen stank .... Die Menschen stanken usw.). Diese beharrliche Wiederholung eines bestimmten Wortes in einem Absatz soll die Eindringlichkeit der Schilderung steigern.


    3. Reihung


    Bei Süskinds Satzbau fällt die häufige Verwendung von Reihungen auf. Hier muss man zwischen asyndetischer Reihung (ohne verbindende Konjunktion) und polysyndetischer Reihung (Wiederholung derselben Konjunktion zur Verbindung einer Wort- oder Satzreihe) unterscheiden. Als Beispiel für eine asyndetische Reihung kann auch der zweite Absatz des 1. Kapitels dienen, da Süßkind hier die Satzteile ohne Konjunktion aneinander reiht. Beispiele für polysyndetische Reihungen sind:
    - Aber der Zeck, ..... bleibt hocken und lebt und wartet. (im 4. Kapitel des 1. Teils)
    - ....lässt sich fallen und krallt und bohrt und beißt (im übernächsten Satz)
    - ....er (war) zerknautscht und zerdrückt und blau, aber nicht tot. (im gleichen Kapitel)


    4. Daneben liebt Süskind Metaphern (Veilchenduft), Vergleiche (süß wie Nussöl) und Antithesen (das Parfüm war ekelhaft gut) und Aufzählungen. (da wirst Du sicher selbst Beispiele in Hülle und Fülle finden).



    Vielleicht kannst Du uns ja mal posten wie Dir und deiner Klasse der Roman gefällt und frag doch mal Deine(n) LehrerIn, warum ihr ausgerechnet diesen „Verbildungsroman“ lest, und ob nicht ein Bildungsroman für die Schule sinnvoller wäre.


    Gruß von Hubert .

    Hallo Morgayne,


    auch von mir ein herzliches Willkommen hier bei uns im Klassikerforum. Auf Deine Meinung zu Fontanes Effi bin ich schon sehr gespannt und wie Du auf die chinesischen Zwergmolche gekommen bist, kannst Du uns ja auch mal posten.


    Gruß von Hubert

    Hallo Sandhofer,


    ehrlich gesagt, kenne ich drei der von Dir aufgeführten, überhaupt nicht:


    -Steeleye Span
    -Fairport Convention
    -Julie Felix (ist das die Schwester von Kurt?) :breitgrins:


    und auch sonst hätte ich zwei, drei Namen lieber ausgetauscht, aber das ändert nichts daran, dass ich Deine Auflistung insgesamt gut finde und einige auch zu meinen Favoriten, als Rockklassiker zählen. Übrigens sind auch zwei meiner Lieblings-Dylan-Interpreten dabei:
    -Jimi Hendrix (mit “All Along The Watchtower”) und
    -Eric Clapton (mit “Don’t think twice it’s all right”)


    Gruß von Hubert

    Hallo Sandhofer,


    wenn Du kein Platz für Bücher hast, brauchst Du auch nicht zu fragen, ob Du welche kaufen sollst.


    Ob der Gulliver mehr Qualität hat, als die restlichen Schriften von Swift, kann ich nicht beurteilen, da ich ihn noch nicht komplett gelesen haben. Wenn Du aber weißt, daß dich der Rest nicht interessiert, braucht Du auch nicht zu fragen, ob Du die Gesamtausgabe kaufen sollst.


    Wenn man sich aber für den Autor Swift interessiert, sollte man auch die weniger bekannten Werke kennen. Und leider ist es dann so, dass man für weniger bekanntes, weil geringere Auflagen, mehr bezahlten muß. Ich weiß nicht, ob die politischen Schriften in deutsch separat zu haben sind. Wenn es Dir bekannt ist, hättest Du auch nicht fragen müssen, ob Du Dir eine 3-bändige Ausgabe kaufen sollst, wenn Du einen Band schon hast.


    Eine engl. Ausgabe des Gulliver (allerdings nicht gebunden wie das Jokers-Angebot) gibt es bereits ab € 3,50. Die politischen Schriften Swifts sind aber für diesen Betrag auch in englisch nicht zu bekommen. Man muß also dafür mehr Geld anlegen. Insofern spricht das für meine math. Lösung.


    Dein Hamburger - Vergleich habe ich leider nicht verstanden und auch keine Lust weiter darüber nachzudenken.


    Gruß von Hubert

    Hallo Sandhofer,


    Du hast gepostet:
    Dass wir nicht den gleichen Geschmack haben, wissen wir ja


    Da Du dies immer und immer wieder erwähnst, nehme ich es einfach so hin, ich erwarte ja von niemand, den gleichen Geschmack zu haben wie ich, und Dein Geschmack scheint sich so oft zu ändern, dass ich ihn nicht erkennen kann. Z.B. hast Du am 16.2.4. hier im Schülerforum noch gepostet:
    Umgekehrt kenne ich kaum einen 'sperrigeren' Autor als Kleist - gerade und weil ich ihn im Gymnasium kennengelernt habe.
    Zwei Wochen später wird Kleist dann als Schullektüre empfohlen?


    Ich hatte im gleichen Thread am 22.2. erwähnt, dass ich Kleist in der Schule sehr gut fand. Wenn ich Kleist hier nicht erwähnt habe, dann hat das einen Grund:
    Ich hatte das Posting von Paulus aufmerksam gelesen.


    Und wenn er schreibt, das dem Lehrer vorzuschlagende Drama soll nicht neuer sein als Faust, dann ist es m.M. nach nicht sinnvoll Kleist oder Büchner zu empfehlen.


    Und die Sturm- und Drang-Dramen von Klinger und Lenz sind sicher angestaubter als der Faust. Da brauchen wir auch nicht zu diskutieren. Schau Dir einfach die Theaterspielpläne an.


    Wenn ich Nathan empfohlen habe, dann hat das nicht nur mit meinem Geschmack zu tun,. obwohl ich Lessings Drama sehr gut finde. Ich hatte mich hier einfach dem Urteil des bedeutenden, zeitgenössischen Dramatikers Rolf Hochhuth angeschlossen. Den halte ich in solchen Fragen für kompetenter als mich selbst.. Der hat über Schullektüre (insbesondere den Nathan und Faust I) sinngemäß das folgende gesagt: Kein Schüler sollte die Schule verlassen dürfen, ohne Lessings Nathan zu kennen. Dies ist ein auch heute sehr aktuelles Drama. Dagegen kann man einem Schüler heute nur schwer begreiflich machen, warum sich ein Professor mit dem Teufel verbinden soll, nur weil er einen Teenie umlegen will. (aus dem Gedächtnis zitiert)


    Wie gesagt, das ist nicht meine Meinung zu Faust, (also auch hier Diskussion bitte nicht mit mir), aber wenn ein Schüler, den Faust angestaubt findet, dann kann ich das ja nicht ändern, zumindest habe ich keine Zeit und keine Lust meine Faust-Interpretation hier zu posten. Ansonsten würde ich, bevor ich Klinger empfehle, hier schon adia zustimmen.


    Du hast gepostet:
    Nicht weil Lessings Drama schlecht wäre, sondern weil es doch abstrakter, gedanklich abgehobener ist als 'Faust I'. Theorielastig, fast keine 'Action'. (Ich nehme ja mal an, der Lehrer meinte nicht 'Faust II'.)


    Ich glaube nicht das der Nathan abstrakter und gedanklich abgehobener ist als der Faust. Aber selbst wenn es so wäre: Paulus ist Schüler einer FOS, d.h. er hat nach der Mittleren Reife eine Berufsausbildung abgeschlossen, wahrscheinlich mehrere Jahre in diesem Beruf gearbeitet und bereitet sich jetzt auf eine Fachhochschule vor. Wir sprechen hier nicht mit 12-jährigen Kindern, sondern mit Erwachsenen die bereits im Beruf ihren Mann/Frau gestanden haben und denen könnte man auch ein abstraktes, gedanklich abgehobenes Stück zumuten.


    Gruß von Hubert

    Hallo Sandhofer,


    lohnt es sich die dreibändige Ausgabe anzuschaffen, wenn man den Gulliver schon hat?


    Ein mathematischer Lösungsansatz wäre:


    1605 Seiten haben im Buchhandel € 39,88 gekostet, d.h. eine Seite kostete € 0,0248. Wenn man jetzt 407 Seiten davon nicht mehr braucht, könnte man für die restlichen 1198 Seiten € 29,71 ausgeben, vorausgesetzt man bekommt die politischen Schriften und Satiren separat.
    Für € 19,95 bleibt’s ein gutes Angebot und die deutsche Übersetzung von Gullivers Reisen gibt's kostenlos dazu.

    Gruß von Hubert

    Hallo Paulus,


    ich kann Dir zwar nicht zustimmen, dass der Faust angestaubt sein soll, aber als Schullektüre, da hast Du recht, ist er nicht unbedingt geeignet.
    Ich würde folgendes Drama empfehlen:


    "Nathan der Weise", von Gotthold Ephraim Lessing.


    Da 1783 uraufgeführt, ist dieses Drama um einiges älter als der Faust. Da keine Teufel und Hexen wie im Faust vorkommen, sicher auch leichter zu lesen und mit einem auch heute noch aktuellen Thema, und zwar geht es um ein tolerantes Zusammenleben von Christen, Juden und Moslems.


    Gruß von Hubert

    Hallo zusammen,


    ich glaube zwar nicht, dass eine Swift-Leserunde so bald zusammen kommt, aber wer für den Fall der Fälle gerüstet sein will, der kann sich jetzt bei Jokers eine sehr günstige Swift-Ausgabe zulegen:


    http://www.jokers.de/tabelle_a…rtnr=301918&rub=1&Urub=15


    Ich habe mir genau diese Ausgabe vor Jahren im Buchhandel gekauft, für DM 78,-- und war damals überzeugt, ein Schnäppchen gemacht zu haben, jetzt also diese 3 Bände für zusammen € 19,95, das ist nur noch die Hälfte, da sollte man bei Swift-Interesse, zugreifen.


    Der erste Band mit 614 Seiten enthält neben einem Aufsatz über Swifts Leben und Werk, Satiren und Zeitkommentare; der zweite Band mit 584 Seiten enthält politische Schriften; der dritte Band mit 407 Seiten enthält „Gullivers Reisen“ mit einer Einleitung und Anmerkungen.


    Gruß von Hubert

    Hallo zusammen,


    ikarus hat gepostet:
    Mich hat diese Narretei aber an den Don Quijote und Till Eulenspiegel erinnert. Die sind aber beide vor dem Simplicissimus entstanden und Grimmelshausen wird sie sicher gekannt haben


    Ja, ikarus, Du vermutest richtig. Grimmelshausen hat sowohl die Werke von Cervantes als auch den Till Eulenspiegel gekannt. Der Eulenspiegel wird z.B. als eine von vielen Quellen für Grimmelshausens „Satyrischen Pilgram“ genannt und Curt Hohoff zitiert auf S. 21 seiner Monographie eine Stelle aus dem 13. Kapitel des 2. Buches vom Simplicissimus, bei der der Pfarrer Beispiele anführt, bei denen Menschen glauben, sie seien (wie Simpel als Kalb) keine Menschen mehr: „ Man liest von einem, der fest geglaubt hat, er sei ein irdener Krug. ...“ Damit ist, so Hohoff, Cervantes’ „Gläserner Lizentiat“ gemeint.



    Wie in der Mitte des 1. Buch, so gibt es auch in der Mitte des 2. Buch (Kapitel 17 + 18) eine Traumszene, wobei nicht ganz klar ist, ob es wirklich als Traum gemeint ist: Simplicius beobachtet eine Hexenzusammenkunft und fliegt auf einer „geschmierten Bank“ durch die Luft zum Hexentanzplatz (ob da Goethe, die Idee für seinen Hexentanz im Faust her hat?). Übrigens schreibt Grimmelshausen: „... es mag einer glauben oder nicht, und wers nicht glauben will, der mag einen andern Weg ersinnen, ...“ ein sehr toleranter Autor. :zwinker:


    Gruß von Hubert

    Hallo zusammen,
    hallo Daniela,


    Du hast gepostet:
    Allerdings kann ich auch nicht glauben, dass Latein noch gesprochen wird. Mit ziemlicher Sicherheit jedenfalls nicht von Theologen und auch bei Ärzten, selbst auf Kongressen, kann ich mir das nicht vorstellen.


    Wenn sich der evang. Pfarrer von Hintertupfing mit dem kath. Priester von Vordertupfing unterhält, werden sie, da hast Du recht, mit ziemlicher Sicherheit kein Latein benutzen, sondern ihr Tupfinger Dialekt. Ich habe aber selbst erlebt, und das ist jetzt nur ein Beispiel von vielen, wie sich ein deutscher Jesuit, der kein Spanisch konnte in Andalusien mit einem spanischen Jesuiten, der kein Deutsch und kein Englisch konnte, auf Latein unterhielten, und das ging so flott, dass ich sicher bin, die zwei haben nicht zum ersten Mal Latein gesprochen.


    Und ein befreundeter Arzt hat mir erzählt, dass er sich bei einem Kongress mit einem japanischen Kollegen, dessen Englisch er nicht verstand, prima auf Latein unterhalten hat, und da ich diesen Freund noch nie bei einer Lüge ertappte, gehe ich mal davon aus, dass er auch in diesem Fall die Wahrheit erzählt hat.


    Auch wer Latein lernt, lernt nicht, sich lateinisch auszudrücken, sondern es wird "lediglich" übersetzt und zwar Latein/Deutsch


    Wie in einem Gymnasium in Niedersachsen Latein gelehrt wird, kann ich mir gut vorstellen, wahrscheinlich ähnlich wie in einem Altsprachlichen Gymnasium in Rheinland-Pfalz? Aber ich bin mir sicher, dass der Lateinunterricht z.B. bei einem Theologiestudium in Rom etwas intensiver ist, und dass Du schon mal an einem Lateinunterricht eines Jesuitenkolleg teilgenommen hast, kann ich mir nicht vorstellen


    Zitat:
    Latein und Alt-Griechisch, die einem typischerweise einfallen, wenn man den Begriff 'tote Sprachen' hört, sind m.E. alles andere als tot.


    Hubert, egal, warum Du jetzt akzeptieren kannst, dass Latein eine "Tote Sprache" ist ... Diese Sprachen verändern sich nicht mehr und zwar weil sie nicht mehr gesprochen werden, muttersprachlich oder nicht, und deshalb sind sie "tot", im Sinne von unbeweglich.


    Du kannst gerne mit mir über Sandhofers Postings diskutieren, ich wäre Dir aber dankbar, wenn Du die Zitate dann als von Sandhofer gepostet kennzeichnen würdest. In diesem Fall war es nicht so schlimm, weil ich diesem Zitat von Sandhofer voll zustimme.


    Es ist aber nicht egal, warum etwas richtig ist, man muss eine Lösung immer auch begründen können. Ich fasse zusammen: Latein und Alt-Griechisch werden, wie von Harald schon erwähnt, als Tote Sprachen bezeichnet, weil sie für niemanden Muttersprache sind, nicht weil sie nicht mehr gesprochen werden und schon überhaupt nicht weil sie sich nicht mehr verändern und unbeweglich wären. Unter dem letzten Argument, wäre Latein wahrscheinlich eine der lebendigsten Sprachen die es zur Zeit auf der Welt gibt.


    Nicht nur der Vatikan passt Latein ständig an, wie Sandhofer schon anführte (warum wohl, -- sicher nicht um Altgriechische Philosophen zu lesen, sondern damit sich seine Priester auch über Computerprobleme lateinisch unterhalten können), sondern auch in der Medizin (neue Krankheiten, neue Medikamente) und vor allem in der Biologie werden permanent neue Wörter der lateinischen Sprache zugefügt. Z.B. werden immer wieder neue Insekten, neue Pflanzen, neue Pilze usw. entdeckt, die dann einen lateinischen Namen bekommen und oft gibt es für solche Neuentdeckungen nur die lateinische Bezeichnung.


    Wenn wir in einem Literaturforum nicht mal in der Lage sind, ein Wort (Klassiker, Tote Sprache usw.) in der richtigen Bedeutung zu verwenden, braucht man sich nicht zu wundern, wenn die Verständigung untereinander immer schwerer wird.


    Davon abgesehen, dass die Bezeichnung „Tote Sprache“ eine bestimmte Bedeutung hat, stimme ich Sandhofer zu, dass diese nicht sehr glücklich ist.


    Homer, Platon, Aristoteles, Euripides, Sophokles, Aischylos, Sappho, Archilochos, die Septuaginta...
    gerade bei philosophischen Texten (falls die genannten Herrschaften alle Philosophen sind) ist es wahrscheinlich sinnvoll, das Original zu lesen.


    Noch wichtiger als bei philosophischen Texten, ist es bei lyrischen Texten, das Original zu lesen und in der Tat sind bei den von Sandhofer genannten Herrschaften nur zwei Philosophen dabei, Sappho war eine Lyrikerin im 6. Jh. vor Chr. und zu dem Lyriker Archilochos gibt es einen interessanten Thread im Klassikerforum. Aischylos, Sophokles und Euripides waren griechische Tragödiendichter und bevor Du irgendwo nach den Werken des Philosophen Septuaginta fragst: Als Septuaginta bezeichnet man die erste Übersetzung des „Alten Testament“ in die Griechische Sprache. Sie beginnt mit dem Buch ΓΕΝΕΣΙΣ (Genesis) und endet mit dem Buch ΒΗΛ ΚΑΙ ΔΡΑΚΩΝ (Bel und der Drache). Die Bedeutung der Septuaginta wird klar, wenn man weiß, dass der hebräische Urtext, dem diese Übersetzung zu Grunde liegt, heute verloren ist, wie Vergleiche mit z.B. den Schriftrollen vom Toten Meer zeigen.


    Neben der von Sandhofer genannten Altgriechischen Literatur möchte ich noch folgende ergänzen:
    Herodot (ein Geschichtsschreiber), Aristophanes (ein Komödiendichter), Pindar und Theokrit (zwei weitere Lyriker, der letztgenannte war z.B. mit ein Grund für Seume um von Grimma bei Leipzig nach Sizilien zu wandern), Longos (hat den Liebesroman „Daphnis und Chloe“ geschrieben). Außerdem sind die meisten der 27 Bücher des Neuen Testaments im Urtext griechisch geschrieben.


    :winken:


    Gruß von Hubert .

    Hallo Daniela,


    Du hast gepostet:
    Falls Du Dich auf meinen (halb zitierten) (kurzen) Satz beziehst:
    Deine Folgerungen entsprechen absolut nicht dem, was ich sagen wollte. Das hättest Du leicht herausfinden können, hättest Du nach dem Komma weitergelesen.
    Außerdem entsprechen sie ganz und gar nicht meinem Naturell, was Du natürlich nicht wissen kannst


    Ich lese, auch wenn ich nicht komplett zitiere, alle Sätze immer zu Ende. Dein Satz (er geht übrigens nicht mit einem Komma, sondern mit "und" weiter) lautete:


    Ich habe seinerzeit in der Schule gelesen, was vorgeschrieben wurde und zu Hause das, was ich gern wollte


    Ich habe daraus gefolgert, dass deiner Meinung nach, der „fragende Gast“ es genau so handhaben soll: In der Schule das Lesen was vorgeschrieben ist (ohne über Verbesserungen nachzudenken) und wenn er Lesewünsche hat, kann er ja zu Hause lesen.


    Sollte ich Dich da falsch verstanden haben?


    :winken:


    Hubert

    Hallo zusammen,


    elahub hat gepostet:
    In jedem Fall aus den bereits erwähnten Gründen, da es Lehrpläne gibt usw. Außerdem kann ja kein Lehrer sicher sein, dass ausgerechnet in seiner Klasse Schüler sitzen, die mündige Auswahlen treffen können.


    Hallo Daniela,


    mir ist bekannt, dass es Lehrpläne gibt (ich habe in meinem Posting ja darauf hingewiesen) und auch dem fragenden Gast ist das sicher nichts Neues. Seine Frage hat aber nicht gelautet: Warum bestimmen immer die Lehrer, dann wäre der Hinweis auf die Lehrpläne richtig gewesen, sondern:
    wie wärs wenn nicht immer die lehrer bestimmen was in der schule gelesen wird. es wäre doch mal eine abwechslung die schüler zu fragen was sie gerne lesen würden. so ungebildet und uninteressiert (was literatur betrifft) ist die heutige jugend nämlich gar nicht.


    Und da kann man ja mal die Vermutung äußern, dass es vielleicht, den deutschen Untertanengeist weniger fördern würde und vielleicht das Interesse der Schüler am Unterricht etwas mehr, wenn die Schüler zumindest mal (nicht immer, aber als Abwechslung) gefragt werden würden. Erweisen sie sich dann nicht als mündig genug, hat der Lehrer ja immer noch das letzte Wort.


    Natürlich sind Schüler nicht immer 16jährig. Ich bin von denen ausgegangen, die in der Schule Lektüren lesen und wenn ich mich recht entsinne, so ist das ab etwa der 8. Klasse der Fall


    Ich erinnere mich, dass wir in der 4. Klasse Schillerdramen gelesen haben. Aber es ging ja um die Oberstufe.


    Ich weiß nicht, was meine Deutschlehrer in ihrer Freizeit gemacht haben, aber mit Lektüren haben sie sich gut ausgekannt


    Um das beurteilen zu können, muß Du selbst Dich aber mindestens genauso gut oder besser ausgekannt haben.


    Ich habe seinerzeit in der Schule gelesen, was vorgeschrieben wurde


    - Das war schon immer so
    - Das ist vorgeschrieben
    Zwei Kreativitätskiller in einem so kurzen Satz:
    Tolle Leistung


    Gruß von Hubert

    Hallo Friedrich-Arthur,


    als Liste der empfehlenswerten deutschen Literatur des 20. Jahrhunderts kannst Du durchaus zu Deiner Liste stehen. Grass, Walser und Lenz gehören auch für mich zu den wichtigsten Nachkriegsschriftstellern (obwohl ich die „Deutschstunde“ noch nicht zu Ende geschafft habe, aber das liegt nicht an Lenz). Die Lyriker, die Du genannt hast sind auch nach m.M. die wichtigsten (Brechts Gedichte finde ich z.B. besser als die meisten seiner Dramen). Ein Buch Deiner Liste kenne ich noch nicht: Bruno Apitz: „Nackt unter Wölfen“, diesen Roman über des Konzentrationslager Buchenwald, habe ich mir jetzt aber vorgemerkt.


    Gruß von Hubert

    Hallo zusammen,
    hallo ikarus,


    schön, dass Du den Simplicius mit uns lesen willst, und Du kommst ja mit einem tollen Einstand. Die Planetenphasen als Konstruktionsprinzip des Romans, das ist ja sehr interessant. Wenn man erst mal davon Kenntnis hat, ist es eigentlich nicht mehr so schwer : Also die Saturn- und Marsphase kann ich gut nachvollziehen und weiter bin ich auch noch nicht. Also vielen Dank für den Hinweis und die Zusammenstellung der Planetensymbolik. :klatschen:


    Wenn ich das nächste Mal im „Silbernen Stern“ in Gaisbach bin, werde ich ein Extra-Viertel auf Dein Wohl trinken. :breitgrins:


    Gruß von Hubert

    Hallo Daniela,


    Du hast gepostet:
    Allerdings denke ich in jedem Fall, dass "Vorentscheidungen" getroffen sein sollten, denn auch literaturbegeisterte junge Menschen, und wir reden hier von etwa 16jährigen, denke ich, können doch noch nicht einen solchen Überblick über die Bücherlandschaft haben wie ihre Lehrer


    Natürlich muß, wie Berch schon erwähnte, ein Lehrer siene Vorgaben durchbringen. Warum aber müssen in jedem Fall, "Vorentscheidungen" getroffen werden. Kann nicht in einem Ausnahmefall auch mal den Schülern eine mündige Auswahl zugetraut werden. Und warum soll sich ein Lehrer nicht mal auf ein Buch vorbereiten, dass seine Schüler vielleicht freiwillig lesen, um mit ihnen darüber diskuttieren zu können?


    Außerdem sind Schüler m.M. nach nicht immer 16jährig. Auch 10-jährige Schüler lesen schon, und manche lesen mit 18 immer noch, und warum soll ein 18 jähriger nicht auch einen Überblick über die Bücherlandschaft haben, vielleicht hat ein(e) interessierte(r) 18-jährige(r) einen besseren Überblick als ein desinteressierter Lehrer, der jeden Abend vor der Glotze sitzt und seit Jahren kein Buch mehr gelesen hat.


    Gruß von Hubert

    Hallo Sandhofer,


    sehe ich ähnlich, obwohl ich mir bei Thomas Mann, nicht mal sicher bin, ob sie nicht mit dem Publikum im Auge geschrieben wurden – aber nervig sind sie trotzdem. Ich bin auch kein großer Tagebuchleser: entweder sind sie für Leser geschrieben, dann sind sie ja keine echten Tagebücher, im anderen Falle denke ich auch: es gehört sich nicht.


    Eine Ausnahme kenne ich, die ich wirklich mit Interesse gelesen habe: Die Tagebücher von Max Frisch – ich weiß aber nicht wen oder was der im Auge hatte. Auf jeden Fall haben sie mir geholfen, sein Werk besser zu verstehen und gelangweilt haben sie mich auch nicht.


    Gruß von Hubert