Hallo zusammen,
hallo Heidi,
Du hast gepostet:
es war sehr gelungen
Es freut mich, dass Dir eines meines Lieblingsstücke gefallen hat. Ich hab’ es schon viermal gesehen, davon zweimal auf deutsch und es hat mir immer gefallen. Allerdings wenn ich mir die Kritik, der taz zu der Hamburger Inszenierung ansehe (obwohl eine sehr positive Kritik), bin ich mir nicht sicher, ob Jan Bosse da nicht zu viel inszeniert hat. Vielleicht kannst Du mal posten, ob die folgende Kritik der Aufführung entspricht:
http://www.taz.de/pt/2004/02/17/a0081.nf/text
Das Buch und das Theaterstück muss damals in den 50er Jahren zunächst auf totales Unverständnis gestoßen sein
Nein, im Gegenteil, das Stück „En attendant Godot“, das 1952 in Paris erschien und im Januar 1953 im „Theatre de Babylone“ in Paris uraufgeführt wurde, war der erste finanzielle Erfolg für Beckett, der auch schon vor dem Krieg, allerdings mit wenig Erfolg, viel geschrieben hatte. Das Drama machte Samuel Beckett über Nacht weltberühmt. Das Stück wurde noch im gleichen Jahr in deutsch (von Elmar Tophove bei Suhrkamp erschienen) und englisch übersetzt und bescherte dem Autor sogar den Literaturnobelpreis.
Beeinflusst ist „En attendant Godot“ von der französischen Slapstick-Farce (daher die komödienhaften Elemente, obwohl man es m.M. nach nicht als Komödie inszenieren darf), dem Existenzialismus und vor allem von James Joyce, für den Beckett vor dem II. Weltkrieg in Paris als Sekretär arbeitete.
Den Diskussionen der umsitzenden Zuschauer zufolge, hatte jeder eine andere Vorstellung, wer oder was Godot ist und wofür es sich zu warten lohnt - oder auch nicht
So ist das Stück auch gedacht. Beckett selbst hat auf die Frage, wer Godot ist, immer geantwortet: wenn ich das wüsste, hätte ich es im Stück gesagt. Somit ist natürlich jede Interpretation eines Zuschauers (aus seiner Sicht, in seiner momentanen Situation) richtig. Wie Joyce in seinen „Short stories“ gibt Beckett keine Antworten, sondern wirft Fragen auf.
Häufig wird das Drama auch religiös interpretiert, wie die folgenden zwei Links zeigen. Auch das ist okay, aber es sind nicht die einzigen Interpretationsmöglichkeiten:
1. „Warten auf GodotJ“ und der Psalm 13 (Warten auf Gott):
http://www2.rz.hu-berlin.de/religion/dokumente/pr59.doc
2. „Warten auf Godot“ und Mt. 25, 14-30 (Gott ist immer im Kommen)
http://www.zum.de/Faecher/kR/BW/bibellit/texte/t023.htm
sandhofer
Das Stück habe ich vor ca. 1 Jahr als Komödie gesehen. Üblicherweise wird es ja bierernst aufgefasst. Aber es lässt sich ausgezeichnet als Komödie inszenieren
Bierernst ist das Stück sicher nicht gemeint, aber als Komödie? – Ich hab’ übrigens auch schon Kleists „Kätchen von Heilbronn“ als Komödie gesehen und Shakespeares Tragödien kann man auch als Komödie spielen, aber ob das Sinn macht?
Wieso? Es hindert ja niemand daran, Theaterstücke im Klassikerforum zu diskutieren, dass das Forum das Schwergewicht in der Epik bzw. Belletristik hat, heisst ja nicht, dass Lyrik und Drama ausgeschlossen sind, es gibt schliesslich auch da Klassiker. Wenn Du allerdings bestimmte Aufführungen diskutieren möchtest, könnte es sein, dass zu gegebenem Zeitpunkt halt niemand in Hamburg, Stockholm oder Paris war und niemand die spezielle Aufführung kennt
Ich hatte Heidi so verstanden: ein Unterforum, analog dem Hörspielforum, nicht für gelesene Dramen, sondern für gesehene Dramen und da kann man diskutieren auch wenn man nicht die gleiche Inszenierung gesehen hat (z.B. über die Unterschiede verschiedener Inszenierungen). Mich hätte z.B. auch interessiert, wie der Heidi die Aufführung von „Stella“ gefallen hat. (oder hat das nicht geklappt damals im Thalia-Theater?)
Grüße von Hubert