Das Buch hat 505 Seiten und gliedert sich in folgende fünf Kapitel:
1. Dem Leben zuliebe
2. Dieses Leben
3. Mein Jenseits
4. Fortleben
5. Letzte Nachricht
Das dritte Kapitel „Mein Jenseits“ hat Martin Walser bereits 2010 im Verlag Berlin University Press veröffentlicht um dem Verlagsinhaber Gottfried Honnefelder, mit dem Walser seit gemeinsamen Suhrkamptagen freundschaftlich verbunden ist einen Gefallen zu tun. So konnte man es bisher schon lesen und dass der Rowohlt-Verlag das zugelassen hat ehrt diesen Verlag. Walser erklärte jetzt bei der Lesung, dass das sicher zutrifft, der Hauptgrund für die vorzeitige Veröffentlichung eines Kapitels aber sei gewesen, dass er wissen wollte wie Kritiker und Leser auf den neuen Walser, der nicht über politische oder gesellschaftliche Fragen sondern über Glaubensfragen schreibt, reagiert. Deshalb hat er das dritte Kapitel, das gerade zu diesem Zeitpunkt fertig war, veröffentlicht und da die Reaktion allgemein positiv war konnte er beruhigt weiterschreiben.
Irgendwo habe ich gelesen, dass es leichter sei, zu sagen worüber der Roman nicht handelt, als darüber worüber er handelt. Also fange ich mal so an:
Worüber der Roman nicht handelt:
Über einen alten Mann der eine junge Frau liebt und sie (nicht) kriegt.
über gesellschaftliche oder politische Themen
über den Unterschied von CDU und SPD (Walser hat auf diese Tatsache mehrmals hingewiesen)
und worüber handelt der Roman:
über Augustin Feinlein, den wir schon aus „Mein Jenseits“ kennen, aber der ist jetzt nicht mehr die Hauptperson, das ist Percy, den seine Mutter nach dem Soulsänger Percy Sledge („When A Man Loves A Woman“) genannt hat und über Arno, der eigentlich Hugo heißt, sich aber Arno nennt, seit er von Arno Schmidt die Erlaubnis dafür bekommen hat, der Roman handelt ferner über Goethes „Iphigenie“ und natürlich über Jakob Böhme und Heinrich Seuse und über Jungfrauengeburt und vor allem über den Glauben. Ist der Walser jetzt auf seine alten Tage fromm geworden? Ich denke nicht, sonst würden seine Protagonisten nicht saudumme Sätze sagen, wie: „Gäbe es Gott dann gäbe es kein Wort dafür.“
Kann ich den Roman empfehlen?
Sicher nicht jeder/m, aber wer Walser, wie ich, bisher wegen seiner Sprache liebte und nicht wegen seiner Romaninhalte, den wird auch dieser Roman nicht enttäuschen. Wer sich auf Neues einlassen kann und will, der wird hier sicher fündig werden, wer sich mit anderen gerne über „Literatur“ unterhält, der greift sicher nicht falsch, den Walser ist einer der bekanntesten lebenden Schriftsteller deutscher Sprache und was auch immer der Walser schreibt wird vielfach gelesen und kontrovers diskutiert.
Werde ich selbst den Roman zeitnah lesen?
Nein, ich warte auf das vom Autor selbst gelesene Hörbuch:
http://www.klassikerforum.de/index.php/topic,4412.0.html