Hallo Berch,
Du hast gepostet (in einem anderen Thread)::
Wie ich geschrieben habe, ist H.H. ein kriminell und moralisch verwerflich handelnder Mensch. Das ist gar keine Frage. In einem vergleichbaren realen Fall würde ich Zeter und Mordio schreien und eine möglichst harte Bestrafung für den Täter fordern und selbstverständlich würde ich alle Versuche des Täters, sich als Opfer darzustellen, als vorgeschobene und schändliche Rechtfertigungsversuche deuten.
Ja, da sind wir uns einig. Humbert Humbert ist ein Verbrecher und kein Opfer.
Aber genau das macht 'Lolita' in meinen Augen so faszinierend. Stellenweise hatte ich fast Mitleid mit dem 'armen Tropf' und hätte ihm am liebsten zugerufen "Laß es, laß es doch!" (und das nicht um Lolitas, sondern um seiner selbst willen), nur um zu lesen, daß er sich immer weiter in den kriminellen Sumpf reitet. Ich finde es wirklich faszinierend, daß es Nabokov gelungen ist, eine Figur zu kreieren, die eine der schändlichsten Taten begeht, die ich mir denken kann und die dennoch, wenn auch nicht Verständnis oder gar Sympathie, so doch zumindest in gewissem Maße Mitleid dafür erntet.
Auch da sind wir uns einig. Nabokov hat mit Humbert Humbert, noch mehr aber m.M.n. mit Lolita zwei faszinierende literarische Figuren geschaffen. Mitleid kann/muss man wohl mit beiden haben, Verständnis oder sogar Sympathie darf aber m.M.n. für einen Kinderschänder nicht artikuliert werden.
Ebenso darf man m.M.n. im Zusammenhang mit Kinderschändung das Wort „Liebe“ nicht benutzen. Diese Verbrecher empfinden für ihre Opfer sicher keine Liebe, sonst würden sie auf die Befriedigung ihrer Triebe verzichten.
Gruß von Hubert
PS: Für alle die es noch nicht wissen: "Lolita" gehört mit zu meinen Lieblingsromanen.