Beiträge von Leibgeber

    Ich finde das Thema sehr interessant, weiß aber wenig darüber.


    Stellen wir doch mal fast, dass zu allen Zeiten die wenigsten Autoren/Maler/Musiker/Sonstigen Künstler in der Lage waren, von dem, was sie produzierten, auch zu leben.
    Also schlugen sie sich durch, so gut sie konnten.


    Neben der ausgeübten Kunst irgendeine Brotarbeit.
    Oder die Kunst, neben der eigentlich gewollten, auch als Brotarbeit.


    Der Versuch, an irgendeine Rente etc. zu kommen.
    ( Andersen bspw. wurde sozusagen lebenslänglich unterstützt, er bekam ein Fixum vom Staat, und wurde dauernd eingeladen :wink: )


    Ich habe mehrfach gelesen, dass früher Verleger sich stärker um die Unterstützung ihrer Autoren kümmerten. Rowohlt bspw., S. Fischer, Peter Suhrkamp, die recht erhebliche Summen zusetzten. Sich eben auch als Literaturförderer begriffen.


    Im 18. Jahrhundert übrigens gab es so eine Art "BAFöG" :wink:
    das Theologiestudium, welches oft das einzig vom jeweiligen Landesherrn geförderte war, natürlich mit dem Ziel dem Staat willige Diener ranzuziehen -
    die dann aber öfters mal ausbüxten, nachdem sie zumindest die Gelegenheit hatten, neben der Theologie auch andere Vorlesungen zu hören.


    Und, pumpen auf Deubel komm raus, wie es der erwähnte Joyce ja letztendlich gemacht hat. Schulden machen.


    An Autoren, die wirklich ganz oder überwiegend von einem Mäzen lebten, kann ich mich von den Biographien her, die ich so gelesen hab, an sich nicht erinnern.


    Die Rolle des Rundfunks hat zwangsläufig nachgelassen, denn er spielt schon lang nicht mehr die Rolle, wie in den ersten beiden Nachkriegsjahrzehnten. Und eine Hörspielkultur, wie es sie damals ja gab, die gibt es (leider) nicht mehr.


    Gruß
    Leibgeber

    Zitat von "elahub"

    Hallo allerseits
    Wenn ich mich richtig erinnere steht schon im Vorwort, dass es dem Autor bei diesem Werk darauf ankam, einen vollkommen guten (oder einen vollkommenen??) Menschen zu zeichnen.


    Wo du es schreibst, meine ich, mich an den Satz zu erinnern.
    ( Kann es bald überprüfen, meine Gesamtausgabe ist unterwegs *freu* )


    Und so haben wir denn das Scheitern dieses Menschen in und an einer Menschheit, die das nicht zulässt.
    ( Wie denn auch, es gibt doch die Erbsünde, und all das. )

    Zitat von "Dostoevskij"

    Moin, Moin!
    Mein Gott! Wie konnte ich bei den Humoristen Arno Schmidt vergessen! :entsetzt: Vielleicht der größte nach Jean Paul, jedenfalls der eigenwilligste. Apropo, ich habe einen kleinen polemischen Artikel gebloggt: <a href="http://ubique.antville.org/stories/1370468/">Macht Schmidt billiger!</a>


    Hastschonrecht. Aber es gibt doch auch viel Schmidt in preiswerten Ausgaben zu erwerben, und für den Anfang sind vielleicht kürzere Werke besser. Ich fand "Das Steinerne Herz" und "Die Gelehrtenrepublik" gut. Und Erzählungen, bspw. "Orpheus".


    Ich kenne wenig "modernere" Literatur. Hab bspw. erschütternd wenig von Thomas Mann gelesen. Und auch mit so etlichen, die definitiv im Kanon der Klassiker stehen, kann ich nicht groß was anfangen. Keller und Fontane zB.
    Es ist eine Art bürgerlicher Realismus, die mir einfach nicht liegt.
    ( Während ich Storm mag - vielleicht, weil ich die Nordsee mag? )


    Nach irgendwelchen Kanons bin ich vermutlich ein minder belesener Mensch, was mir schnuppe ist, :wink: denn es ist doch allemal eine Frage des persönlichen Geschmacks, und ich hab einfach zu wenig Zeit, Bücher zu lesen, die fraglos gut sind, und absolut kanonisch, aber sie interessieren mich nicht.


    Jaja, der Humor - den nehmen wir ernsthaften Deutsche einfach nicht ernst. :wink:
    Und auch bspw. Kriminalliteratur, wie gut sie auch sein mag, das kann ja einfach nix sein - das wird im angloamerikanischen oder wohl auch französischen Raum ganz anders gesehen.


    Ich empfehle von den paar "modernen" Sachen die ich kenn, neben Grass' "Danziger Trilogie" allemal "Die Insel des Zweiten Gesichts" von Albert Vigoleis Thelen. Wie der Grass - sehr "barock" geschrieben, wuchernd, ausschweifend, abenteuerlich, der Humor kommt keineswegs zu kurz, ein wunderbar gigantischer Riesenschmöker.


    Ob das in einem der Kanons steht, weiß ich nicht.
    Aber Weltliteratur ist es allemal.
    MUSS ich mal wiederlesen.
    Aber ich MUSS sowieso SO vieles wiederlesen. UND neu lesen.
    :wink:


    Meinen Kanon hab ich mir übrigens selber komponiert. Früher bspw. als Dauerleser in der Stadtbücherei, wo ich jede Menge ausgeliehen und verschlungen hab. Ich bin an sehr wenig Autoren durch Literaturempfehlungen gekommen. Ausnahmen gab und gibts natürlich - Wieland und Bulwer zB hatte mir seinerzeit - der Schmidt empfohlen.
    Aber vielleicht wäre ich irgendwann auch ohne ihn drauf gekommen.


    LG
    Leibgeber

    Lang her, dass ich es gelesen hab.
    Und es gibt Möglichkeiten, vieles rauszulesen.
    Für Autoren mit einem so großen und komplexen Gesamtwerk wie Dostojewskij gilt immer - wie weit kniest du dich da rein?


    Ist wohl so, dass er darstellen wollte, dass ein wirklich guter -
    oder nur einfältiger ??
    oder beides ??
    Mensch, also Fürst Myschkin -
    nicht so gut klarkommt.


    Und sicher wollte Dostojewskij Probleme seiner Zeit und seines Landes diskutieren. Wenn ich so überschlage, was ich alles von der großen Romanliteratur des 19. Jh. gelesen hab - welcher dieser Autoren wollte das denn nicht?


    Der Fürst ist eine schwer deutbare Figur. Ja, warum handelt er so, wie er handelt? Wollte D. vielleicht darstellen, dass es überhaupt nur in Grenzen ausdeutbar ist, warum ein Mensch so handelt, wie er handelt? Handelt der Fürst, wie er handeln muss, und bleiben seine Motive uns verborgen? Oder handelt er so seltsam, weil er - ein Idiot ist? Handelt er aus sich heraus nicht einfach konsequent?


    Ist der Fürst eine bewusst abgehoben konstruierte Figur, die polarisierend der Gesellschaft seiner Zeit entgegengestellt wird? Um damit eben dieser einen Spiegel vorzuhalten?


    Was ist gut, und was ist schlecht? D. war ein zu gebildeter und moralischer Mensch, als dass er es nicht komplexer gesehen hätte. Gut und schlecht ist meist eine Frage des Standpunktes.


    Und ein Autor muss mit keiner seiner Figuren sympathisieren.


    Ich hab den "Idiot", "Die Dämonen" und "Schuld und Sühne" je zwei oder dreimal gelesen. Und je mehr ich las, desto mehr Fragen ergaben sich.
    Auch aus dem Vergleich der Hauptpersonen, Myschkin und Raskolnikow zum Beispiel.


    Ich bin kein sehr christlich orientierter Mensch und tat mich schwer, die Romane aus diesem Blickwinkel zu interpretieren, was aber erforderlich ist, denn D. war (wie auch Tolstoi) sehr christlich orientiert.


    Die Frage "Was will uns der Autor damit sagen" scheint mir erstens nicht zu beantworten, und zweitens ist sie bei Autoren der Klasse Dostojewskijs zu einfach gestellt.


    Ein Mensch steht in seiner Zeit, macht sich seine Gedanken, versucht, Standpunkte zu haben, nach seinen Maßstäben "gut", "moralisch", "richtig" zu handeln. Aber das Handeln hat Auswirkungen auf Andere, in einem Netz von Handlungen, und es kommt was ganz anderes dabei raus, als beabsichtigt war.
    Was ist also "richtiges Handeln"?
    ( Kam bei Christus nicht auch was ganz anderes raus, als beabsichtigt war? )
    Sind die Widerparts des Fürsten für IHR Handeln zu verurteilen, weil sie ihm, dem GUTEN Menschen, damit schaden?


    Wenn du dich näher auf D. einlassen willst, wirst du mehr von ihm lesen, du wirst vielleicht ein wenig über ihn recherchieren -
    und dann gibt es noch mehr Fragen.
    So wie dieser Beitrag noch mehr aufwirft - als er dir beantwortet.
    :wink:


    Gruß
    Leibgeber

    Zitat von "Stoerte"


    irgendwie bin ich vor nicht allzulanger Zeit durch ETA Hoffmanns Sandmann auf Kleists "Über das Marionettentheater" gekommen, das zumindest ein ähnliches Thema hat. Nur ob er davon beeinflusst war, oder ob ich da was durcheinander bringe?
    http://gutenberg.spiegel.de/kleist/marionet/mario001.htm


    Moin,
    an den Kleist kann ich mich gar nicht erinnern, so lang her, dass ich den gelesen hab. Aber das Maschinenmenschenthema, das gab es ja öfters.
    Es ist auch sekundärliterarisch sehr viel beackert worden.


    Sieh auch mal hier
    http://gutenberg.spiegel.de/jeanpaul/maschman/maschman.htm
    Ich hab mir von meinem Leibgeber-und Magen-Autor :wink: auch einen Teil der "Jugendwerke" reingetan. Was er später seine "Satirische Essigküche" nannte. Die fand sogar ich überwiegend ungenießbar.
    Aber der Maschinenmann ist interessant.


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    Ich hab mir den Dostojewski bestellt :wink:
    Und werde dann erstmal die "Aufzeichnungen aus einem Totenhaus" lesen.
    Und hab hier schon seit einiger Zeit Tschechows "Insel Sachalin" liegen, auch ein großer Sibirien-Bericht.


    Übrigens sind Dostojewskis frühere Romane, bspw. "Onkelchens Traum", auch sehr interessant.
    Er hatte da seine späteren großen Themen noch nicht gefunden. Das sind eher von Gogol und Puschkin beeinflusste, schwarzromantisch-groteske Werke.


    Gruß
    Leibgeber, der sich auf ein langes Lesewochenende freut :smile:

    Zitat von "Bluebell"


    Ja, die Klondike-Phase wird in dem Buch auch ziemlich heftig beschrieben ... nicht die geringste Spur von Goldgräberromantik, brrr! :entsetzt:
    Aber scheinbar sehr inspirierend für Jack London.
    LG, Bluebell


    Anscheinend, nicht scheinbar. :zwinker:
    Was hab ich damals Jack London gelesen, bis zum Abwinken, ähhh, Einschlafen im Bett.
    Die Bücher über die Vagabundenzeit sind übrigens auch ganz hervorragend. Bspw. "Abenteurer des Schienenstranges". Gab es bei dtv.

    Zitat von "Céleste"

    Ich sitz immernoch an "Der Idiot" dran und werd einfach nicht fertig damit. Dieses Buch ist dermaßen langweilig!


    Deine Ehrlichkeit erfreut mich.
    Bloß kein Respekt, Geschmacksurteile sind jederzeit erlaubt. :breitgrins:
    Übrigens fand ich beim ersten Lesen "Schuld und Sühne" wesentlich zugänglicher als "Der Idiot".
    Und "Die Brüder Karamasow" wartet bis heut aufs zweite Lesen. Fand ich beim ersten Mal ziemlich - langweilig. Nochmal :breitgrins:
    "Der Jüngling" - ebenso. Aber nicht ganz so - langweilig :breitgrins: - wie die "Brüder".


    Ich überlege jetzt seit Wochen, mir den preiswerten Nachdruck der Rahsin-Übersetzung zu kaufen. Denn so einiges fehlt mir noch, und ist schon sehr preiswert.


    Zitat


    Ich habe heute mir heute mal eine "Auszeit" genommen und "Der Sandmann" angefangen. Das hätt ich schon viel früher machen sollen :breitgrins:


    Stimmt!! Und nochmal :breitgrins: Häng noch ein bisschen mehr von ETA dran!


    Ich lese, endlich, schon seit Jahren vorgesehen, von Sigrid Damm, Christiane und Goethe, Eine Recherche.


    LG
    Leibgeber

    Zitat von "sandhofer"


    Hier auch die Rechtfertigung dafür, dass er keine Quellenangaben gibt. Fehler sollen ihm und nicht dem Zitierten angelastet werden. Wenn das heutzutage Schule machen würde :entsetzt: !


    Eventuell solltest du auch da ein wenig Ironie einkalkulieren. :zwinker:


    Ansonsten bin ich entsetzt übers Lesetempo, ich dachte es geht gemütlich zu, ich komme da nicht nach.
    Muss wohl darauf zurückgreifen, was aus der ersten Lektüre hängenblieb.
    :zwinker:


    Bis zum Osterwochenende, da hab ich viel Zeit.


    Leibgeber

    Zitat von "Bluebell"


    Natürlich finden außer den oben genannten "Protagonisten" auch noch andere Autoren Erwähnung - wobei mir einfällt: könnt ihr mir vielleicht eine gute Ausgabe von Robert L. Stevensons Schatzinsel empfehlen?


    Ich hatte mir vor zig Jahren mal die Stevenson-Taschenbuchkassette gekauft, die es bei Diogenes gab. Sie enthält wohl den größten Teil seines Werks, ist aber nicht mehr lieferbar. Die Schatzinsel-Übersetzung könnte die hier sein. (Bin mir nicht ganz sicher, ich komm an meinen Stevenson gerad nicht dran. :wink: )
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    Stevenson, Robert Louis:
    Die Schatzinsel : Roman / Robert Louis Stevenson. Aus d. Engl. von Rose Hilferding. - Zürich : Diogenes, [1986 ?]. - 325 S. : 1 Kt. ; 18 cm
    (Diogenes-Taschenbuch ; 20701)
    Einheitssacht.: Treasure island <dt.>
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    Ich hab in den englischen Text immerhin mal reingeschaut, und nach dem Vergleich finde ich die Hilferding-Übersetzung gut. Sie ist schon älter, eventuell aus den 20ern.


    Es gibt eine ganze Menge wilde Lebensläufe.


    Für die deutsche Literatur bspw. Adelbert von Chamisso und Georg Forster, deren Reiseberichte sehr lesenswert und spannend sind.
    Seume, den es, zum Militärdienst gepresst, nach Amerika verschlug.


    Oder Friedrich Gerstäcker, damals ein sehr berühmter Autor, der ein lebenslanger Globetrotter war, der die Länder, über die er schrieb, auch wirklich gesehen hatte. Was sich von dem heute viel berühmteren Karl May nicht sagen lässt.


    LG
    Leibgeber

    Zitat von "sandhofer"


    Auch sehr amüsant, richtig. Mich irritiert immer wieder die Freigiebigkeit, mit der Montaigne seinen Essais Titel austeilt. Es ist immer wieder faszinierend, was er unter einem beliebigen Titel tatsächlich schreiben wird. Für mich hat es oft mit dem Titel herzlich wenig zu tun. Absicht?


    Meiner Ansicht nach betreibt er das so konsequent, dass es Absicht sein muss. Übrigens ist ja auch stets irgendein Aufhänger für den Titel im jeweiligen Essai vorhanden.
    Eine Kunst konsequenter Abschweifung, bei der mir die oben gestellte Frage kommt:
    Inwieweit lässt sich da ein System rauslesen?

    Mich hat bei der ersten Lektüre am meisten die Nr. 21 "Über die Macht der Phantasie" beeindruckt, mit Monsieur Montaignes detaillierten und sehr witzigen Auslassungen über den Ungehorsam eines gewissen Körperteils.
    Es fällt mir schwer, daraus was bestimmtes anzuführen, das muss man sich am Stück auf der Zunge zergehen lassen.


    Das bei Stilett, Taschenbuch-Ausgabe, Seite 153/154 beschriebene "Affentheater" scheint mir dir Beschreibung eines Placebo-Rezeptes zu sein.


    Etwas tiefer betrachtet offenbart es tiefe Einsichten in psychische Probleme.


    Ich habe versucht rauszukriegen, ob die Essais wirklich planlos thematisch gestreut sind, oder ob es ein scheinbares Sammelsurium ist, in dem eine Ordnung steckt.


    Gruß
    Leibgeber

    Andersen, Jens:
    Hans Christian Andersen : eine Biographie / von Jens Andersen. Aus dem Dän. von Ulrich Sonnenberg. - 1. Aufl.. - Frankfurt am Main ; Leipzig : Insel-Verl., 2005. - 805 S. : Ill. ; 22 cm
    Einheitssacht.: Andersen <dt.>
    Literaturverz. S. 771 - 779
    ISBN 3-458-17251-3 Gewebe : EUR 28.00 (DE), EUR 28.80 (AT), sfr 49.70


    Eine sehr schöne Biographie.
    Dick, informativ, gut geschrieben, ansprechend illustriert.
    Für Interessierte - ich hab die im Ramsch gekauft. Etwa der halbe Preis.
    Vielleicht kommt ja ein Taschenbuch.


    Eine Rezension findet sich hier
    http://www.perlentaucher.de/buch/20670.html
    Auch die am Schluss verlinkte zweite Rezi
    http://www.buecher.de/artikel_…5&isbn=3458172513&zz=2362
    verdient Beachtung.
    Ob der Verriss des Buches von Mönninghoff dort berechtigt ist, weiß ich nicht. Jedenfalls ist er einfach zum Ablachen.
    Das Andersen-Salatbuch, dumm und blau ... :breitgrins:


    Gruß
    Leibgeber

    Ich mag an sich keine illustrierten Ausgaben, egal, wie gut die Illustrationen sind. Sie verstellen mir die Bilder, die ich mir ja beim Lesen selbst machen möchte.


    Aber an der Buchillustration als eigenständiges Kunstwerk ist was dran.


    Ich hatte vor vielen Jahren mal eine Ausgabe von Poe-Erzählungen mit den Illustrationen von Alfred Kubin in der Hand. Ganz hervorragend. Da hat sich einer in diese Literatur reinversenkt und, dadurch inspiriert, eigenständige Werke geschaffen. Die ja auch für sich, also bspw. auf Ausstellungen, bestehen können.


    Einige Werke von Henry Fielding habe ich in Ausgaben mit den Kupferstichen von William Hogarth. Und die bilden eine gute Ergänzung.


    Es würde mich auch interessieren, mal in deutsche Literatur des 18. Jahrhunderts mit Illustrationen von Daniel Chodowiecki reinzuschauen.


    Was nicht so oft vorkommt, ist ja wohl eine direkte Kooperation von Autor und Illustrator.
    Oder Autor und Illustrator sind eine Person, bzw. einer arbeitet in beiden Bereichen. Günter Grass zum Beispiel.


    Gruß
    Leibgeber

    Die Schiller-Biographie liegt auch bei mir, ja, wenn ich nicht so viel anderes liegen hätte ... es liegt hier auch noch Damm über die Vulpius ...
    Die Schopenhauer-Bio hat mir sehr gut gefallen. Da hab ich nun Vergleichsmöglichkeiten, weil ich über Good Ol' Arthur :wink: einiges mehr gelesen hab. Ich hatte seinerzeit sehr intensiv "Die Welt als Wille und Vorstellung" gelesen, und einiges andere noch, und Safranski hat mir das Verständnis sehr erleichtert. Während bspw. die Rowohlt Mono, durchaus gut, fand ich, und natürlich bilderreich, zum Verständnis von Schopenhauers Philosophie lang nicht so viel leisten konnte.


    Stoerte
    Ich wusste, als Nicht-Fernseher, das mit dem philosophischen Quartett natürlich nicht.
    Vielleicht ist es so, dass nicht jeder, der ein belesener Philosophie-Historiker, und noch ein bisschen mehr ist, deshalb schon in eher praktischen politischen Gefilden wildern sollte. :rollen:


    LG
    Leibgeber

    Zitat von "xenophanes"


    Nach dem ich inzwischen die ersten 25 Versuche las, kann ich nur zustimmen. Montaigne scheint Platon sehr aufmerksam gelesen zu haben, das kommt an vielen Stellen zum Ausdruck. Mein Verdacht ist, dass diese augenzwinkernde falsche Bescheidenheit von Sokrates inspiriert ist.
    Sokrates betont ja auch immer wieder, er wisse nichts, was eine ähnliche Untertreibung ist. Das Augenzwinkern der beiden ist sehr vergleichbar: subtil aber vorhanden.
    CK


    *lach* Ja, ich bin in der Antike nicht sehr belesen.
    Claro, Sokrates!


    Ansonsten - ich kenn natürlich auch den Machiavell nicht. Aber weiß genug drüber, dass auch ich das nicht zwangsläufig negativ belege.


    Was den Zynismus betrifft, sollten wir vielleicht berücksichtigen, dass der ja auf die Kyniker zurückgeht. Ich verwende auch diesen Begriff nicht im modernen Sinne.


    Ich glaub nicht, dass Montaigne ein Machtpolitiker war. Eher einer, der zwischen den Fronten agierte, durchaus mit seinen Überzeugungen -
    er favorisierte bspw. Heinrich von Navarra -
    aber er war doch viel zu gebildet, um nicht das machtpolitische Spiel zu durchschauen.


    Also, seinen Überzeugungen, bspw. dem Katholizismus, auf dessen Seite er ja stand, dienen - auf pragmatische Weise.


    Das mit dem Rückzug auf sein Gut, in seinen Turm, um sich aus den Streitigkeiten, es war ja wohl ein Bürgerkrieg, zeitweise zu verkrümeln, halte ich für ganz schlüssig.
    Er hat es ja auf die Art, obwohl in exponierter Position, geschafft, am Leben zu bleiben - und im Bett zu sterben.
    Das haben viele andere nicht hingekriegt.


    Andererseits -
    hau ich noch eine hemdsärmelige Theorie rein - :wink:
    mag er doch auf die Art, zeitweise, der Ur- und wichtigste Kyniker, nämlich Diogenes gewesen sein. Der Turm als Tonne.
    Und nahm sich also auf die Art von beidem das, was ihm zusagte, und wann es ihm zusagte.
    Weil die Tonne allein ihm langweilig gewesen wäre.
    Wenn da denn was dran ist, jedenfalls eine recht konsequente und erfolgreiche Art der Lebensgestaltung.
    Nimm dir aus deiner durch deine Lektüre untermauerten Lebenserfahrung das, was passt.
    Ich erwarte Widerspruch !!! :breitgrins:


    Bleibt die Frage, warum er überhaupt mitmachte.
    Meiner Ansicht nach erstmal, weil er es wollte, vielleicht haben ihm diplomatische Winkelzüge ja Spaß gemacht.


    Und er war sicherlich Anhänger einer (zeitweisen) Vita Activa. Aus dieser zog er doch auch seine Schlüsse, die er dann in den Essais verarbeitete.
    Für einen gelehrten Egghead wäre das doch wohl nicht zu machen gewesen. :wink:


    Aber ich hab auch gelesen, dass ihm das Amt als Bürgermeister von Bordeaux aufgedrängt wurde.
    Der König wollte nämlich, dass er es machte.


    LG
    Leibgeber

    Zitat von "sandhofer"

    Hallo zusammen!
    Generell stelle ich fest, dass trotz (oder wegen?) der grossen Klarheit, mit der Montaigne schreibt, sich mir der Text ein bisschen verweigert :rollen: .


    Das geht mir auch so. Ich halte das aber für normal.


    Da liegen locker so 400 Jahre zwischen.
    In das Riesenwerk eines Menschen aus so anderer Zeit einzutauchen, ist schwer.
    Ich halte es für schwieriger, in die Gedankenwelt der Frühen Neuzeit einzutauchen, als bspw. in die des 18./19. Jahrhunderts.


    Und ich denk eben, dass die Klarheit manchmal nur vordergründig ist.
    Der war nicht nur der Denker im Turm.
    Der war ein geriebener Diplomat und Politiker.
    Der kannte Machiavell.


    Bei mir hat es auch schlichtweg mit Defiziten zu tun, im historischen Wissen, insbesondere, weil ich von antiker Literatur nicht sehr viel kenn.


    Seit ich die Biographie durchhab, versteh ich aber (beim 2ten Lesen also) einiges besser.


    Leibgeber

    Zitat von "sandhofer"

    Hallo zusammen!
    Schön, wie Montaigne - in der Vorrede an den Leser! - betont, dass sein Werk keine Zweck verfolge que domestique et privée. Eine überaus moderne Haltung des Autors zu seinem Werk und zum Publikum, wie ich meine.
    Sandhofer


    Naja.


    Was mir bei der Lektüre immer wieder auffiel, war dieses Betonen keiner besonderen Kenntnisse, keine besonderen Gaben zu besitzen etcetera, das werdet ihr auch noch merken.
    Dabei wusste der natürlich ganz gut, was er konnte.


    Kommt mir, genau wie dieser Satz in der Vorrede, als gezieltes Understatement vor, bzw. ich hatte öfters den Eindruck, er überzieht es ins Satirische.


    Bzw., Monsieur Montaigne schreibt keineswegs immer so klar, wie es sich liest. Wenn er es für angebracht hielt, bspw. bei Politica, hat er verschleiert, bzw. sich diplomatisch ausgedrückt.
    Und auch sonst hatte ich manchmal den Eindruck, er will mich in die Irre führen.