Beiträge von Leibgeber


    Richard Powers, Orfeo. Ein Roman über Musik. Verrückt, beeindruckend bislang. Kam drauf, weil er auf der Longlist für den Booker Prize steht und das Thema mich interessiert. Eine nette Fußnote auch zu unserem Gespräch über Doktor Faustus.


    Mein Vater, letztes Jahr in hohem Alter verstorben, war Musiker. Studiert. So die Nachkriegszeit, neue Musik, Bartok, Hindemith etcetera, natürlich auch Schönberg, Zwölfton. (Von Jazz verstand er auch eine Menge).
    Er hatte einen guten Teil der Thomas-Mann-Romane in seinen Bücherregalen (denen ich viel verdanke. So wie Eltern überhaupt).
    Ich hab u.a. auch den Dr. Faustus übernommen. Dazu, zur Musikdeutung, hatte er mir irgendwann mal vieles erklärt.
    So wie auch bspw. noch kurz vor seinem Tode ganz detailliert die Funktionsweise einer Hammondorgel.
    Leider ist von alledem nicht so viel hängengeblieben.


    Ich glaub, ich werde den Roman mal zwischenschieben :zwinker:

    Angeregt durch Eure Beiträge habe ich beschlossen, meinen Fontane-Boykott zu beenden. "Kinderjahre" ist heute eingetroffen und wird in Kürze meine Abendstunden füllen.


    By the way hab ich, unruhig einhermäandernd und wie stets vielerlei lesend statt viel, noch so ein Erinnerungsbuch, Abt. Bildung-Bürgertum 19. Jh. angeschlossen.
    Wilhelm von Kügelgen, Jugenderinnerungen eines alten Mannes.


    Und wisst ihr was:
    das ist, obwohl der Kügelgen Maler, kein bisschen schlechter geschrieben als der Fontane.
    Und offenbart unter der christlich-positiven Oberfläche, so zwischen den Zeilen, durchaus Bedenkenswertes bspw. über Erziehungsmethoden.


    "Treideln: Frankfurter Poetikvorlesungen" von Juli Zeh. Ist sehr amüsant. :breitgrins:


    "Wenn es Poetik überhaupt gäbe. Poetik ist das, was Autoren erfinden, wenn sie zu Poetikvorlesungen eingeladen werden. Erst war die Poetikvorlesung, dann die Poetik. Poetikvorlesungen besitzen den Glaubwürdigkeitsgehalt einer Teleshopping-Präsentation."


    Gilt das auch für DEN?
    :breitgrins: ! Schönen Tag ! :breitgrins:

    Eher nebenbei begonnen, und unerwartet interessant:
    Theodor Fontane, Meine Kinderjahre.
    Ich hänge gerade in der Beschreibung der Swinemünder Apotheke, einfach gut ... einer, der sein Leben zum Roman zu verwandeln versteht.


    Vor ein paar Jahren noch war ich der Meinung, ich könne diesem eher naturalistisch gepflegen Stil, kontrastiert zu Romantikern, zu Jean Paul, zu Hölderlin, niemals etwas abgewinnen. Und hatte eine Ausnahme allenfalls bei Storm gemacht, denn als geborenem Niedersachsen mit Kinderlandverschickung hängt mein Herz an der Nordsee :zwinker:


    EDIT:
    Was man daraus alles lernt ... ich hing gerade hier fest:
    "Mitten in dem Laboratorium stand eine Plumpe, ... ".
    Nein, kein Druckfehler.


    Gruß
    Leibgeber

    Es fontanelt wieder und weiter; nach "Der Stechlin" (vor 35-40 Jahren schon einmal, mag sein, dass ich bei der Neulektüre in fortgeschrittenem Alter die Qualitäten besser zu würdigen wusste) nun:
    "Unterm Birnbaum".
    Wohl noch nie gelesen. Kleine, feine Dorf- und "Criminal"-Novelle.

    Danke, prima Tipp! :klatschen:
    Baudelaires Widmung spricht für sich. Sehr schön.


    Gruß, Gina


    Ich hab gerade nochmal in das Vorwort geschaut.
    Es ist so, wie es in der Wikipedia steht:


    Romane und Erzählungen. Hrsg. und Vorwort Dolf Oehler. Fourier, Wiesbaden 2003, ISBN 3-932412-40-0. Nach der 15-bändigen Ausgabe des Avalun-Verlags, Hellerau bei Dresden, 1925 und 1926, übersetzt von Alastair (Pseudonym von Hans-Henning von Voigt).


    Die Übersetzungen, überwiegend von Alastair wurden durchgesehen und korrigiert


    Ich kannte vorher, sehr wahrscheinlich, nur "Eine Nacht der Kleopatra".


    Und zwar aus dieser Sammlung, die im Bücherschrank meiner Eltern stand, Bertelsmann-Ausgabe -
    das muss ich in schon sehr jungen Jahren durchgeschmökert haben.
    Seit unsere lieben Eltern verstorben sind, steht das Buch bei mir.


    Für Vielleser in der Ecke Literatur ist es eher nichts, es sind fast nur berühmte Texte :zwinker:


    Gruß
    Leibgeber


    Ich habe inzwischen den 1. Band beendet. Neben Zola und einem weiteren Goncourt-Roman steht jetzt auch Gautier auf der Leseliste. Die Brüder haben mich neugierig gemacht. Gautier kenne ich bisher nur durch Giselle.


    Gruß, Gina


    Du kannst diesen mit wunderbarer Literatur vollgestopften Band antiquarisch so ab Euro 10,00 erwerben.
    Der Bemerkung des Rezensenten Vollmann ist allerdings noch zuzufügen, dass der Druck augenverwirbelnd klein ist.
    Aber es ist eine Neuedition in wohl guten, durchgesehenen Übersetzungen.


    Seit ich davon ca. 3/4 gelesen habe (und das restliche Viertel kommt auch noch), ist Gautier für mich einer DER Romantiker.


    Dédicace


    Au poète impeccable
    Au parfait magicien ès lettres françaises
    A mon très-cher et très-vénéré
    Maître et ami
    Théophile Gautier
    Avec les sentiments
    De la plus profonde humilité
    Je dédie
    Ces fleurs maladives
    C.B.


    — Charles Baudelaire

    Widmung der "Blumen des Bösen".


    Gruß
    Leibgeber

    Ich hab heute längere Zeit in Uwe Bresan: Das Rosenhaus gelesen.


    Abstract:
    Es mag verwegen klingen, den Ursprung der modernen Architektur ausgerechnet in der österreichischen Provinz verankern zu wollen. Doch tatsächlich finden wir hier – mit Adalbert Stifters "Nachsommer" von 1857 – die wohl früheste Formulierung einer Urhütte der Moderne. Stifter (1805-1867), der Nationalheilige der österreichischen Literatur, beschreibt in seiner Erzählung auf das ausführlichste und umfänglichste das sogenannte Rosenhaus. Vor allem die Architekten der traditionellen Richtung waren immer wieder fasziniert von diesen Beschreibungen und ließen sich von Stifter auf die vielfältigsten Weisen anregen. Die Ausführungen des Hausherren des Rosenhofes über die Produkte seiner Werkstätten und die Schilderungen des einfachen Lebens in den Räumen des Rosenhauses fanden einen immensen Widerhall bei den Baumeistern der frühen Werkbundbewegung, ebenso wie bei den Architekten aus dem Umfeld der Stuttgarter Schule. So lassen sich nachsommerliche Impulse in Leben, Werk und Lehre der traditionellen Architekten Paul Schultze-Naumburg, Theodor Fischer und Paul Schmitthenner entdecken, aber auch bei Vertretern einer dezidierten Moderne wie Erich Mendelsohn, Bruno Taut oder Walter Gropius. So kann gezeigt werden, dass Schultze-Naumburgs privates Anwesen im sachsen-anhaltinischen Saaleck eine vollständige Realisierung des Rosenhauses und der damit verbundenen Lehrwerkstättenidee darstellt. Und am Beispiel von Paul Schmitthenner und Theodor Fischer kann auf eindrucksvolle Weise nachvollzogen werden, wie Stifters "Gesetzbuch des schönen Lebens" Werk, Lehre und Alltag eines Architekten bestimmen konnte. Für Friedrich Nietzsche, der den "Nachsommer" unter die wenigen Werke deutscher Literatur nach Goethe einordnete, die es verdienten, "wieder und wieder gelesen zu werden", stellte der "Roman der heilen Welt" die Vorwegnahme seines Diktums dar, dass das Dasein nur als ein Ästhetisches zu rechtfertigen sei. Das Rosenhaus, und dessen ethisches sowie ästhetisches Ideal, bildete die dazu entsprechende räumliche Form. Der "Nachsommer" ist, mit Roland Barthes gesprochen, eine Utopie – genauer: eine häusliche Utopie – "die gestaltende Suche nach dem höchsten Gut, was das Wohnen angeht." Dabei sind die selbstgewählten, ästhetischen Verhaltensweisen, die Stifter damals – am Beginn der Moderne – begründete, bis heute Merkmal der Formen des Bürgerlichen und sein Rosenhaus das Modell einer modernen, bürgerlich-traditionellen Architektur. Für beides, für die Ästhetik des Lebens wie auch für die entsprechende Architektur, diente Goethe oder besser die Beschreibung Goethes durch seinen Sekretär Eckermann als Vorbild.


    Und mehr als nebenbei geht es auch um die literarische Stifter-Rezeption, inclusive die auch hier (und auch von mir) sehr gemochten Arno Schmidt und Thomas Bernhard.


    Kürzeres zum Thema vom Autor hier.


    Meine "Nachsommer"-Lektüre liegt wohl so 35 Jahre zurück ...


    Gruß
    Leibgeber

    Ich finde das eher typisch fürs 19. Jahrhundert und nationenübergreifend. Weil: Ist das in der deutschen Literatur anders? (Wenn Frauen überhaupt halbwegs prominente Rollen erhalten.) Goethe? Vergiss es. Schiller? Vergiss es. Keller? Nur in ein paar Novellen, in den grossen Romanen nicht. Storm? Vergiss es. C. F. Meyer? Siehe Keller. Fontane? Vergiss es. Karl May? Vergiss es. In der englischen Literatur? Die Brontës? Vergiss es. Thomas Hardy? Vergiss es. George Elliot? Ich glaube nicht. Eine Ausnahme ist höchstens die meist völlig unterschätzte Jane Austen. :winken:


    Eventuell Michaela von Burne? (Michéle de Burne im Original, klar.)


    Meine derzeitige Zweitlektüre:
    Guy de Maupassant, Unser Herz.


    Eine Dame der Gesellschaft, klar und also von Ererbtem lebend, aber immerhin nach unglücklicher Ehe dahin gekommen, sich nicht mehr zu binden und stattdessen die Fische an der Angel zu haben ...


    Die EPubs finden sich hier, bzw. etwas kompletter hier, dass sie aus Gutenberg übernommen sind, vermute ich aufgrund singulärer Wortschöpfungen wie "eisensüchtig" oder "Pomancier".


    "Es handelt sich bei dieser Ausgabe um die Übersetzung der Werke des französischen Naturalisten durch Georg Freiherr von Ompteda, die 1898–1903 erstmals erschien und viele Auflagen hatte. Eine eigenwillige, aber zeitnahe Übertragung des französischen Klassikers."


    Nach Tisch fetzte sich Massival, der immer melancholischer geworden war, an das Klavier und schlug ein paar Töne an. Frau von Burne schien aufzuwachen und stellte sofort ein kleines Programm zusammen aus ihren Lieblingsstücken.


    Zeitnah, fraglos ... :breitgrins:


    Ich hatte den Roman, wie auch "Bel-Ami" und "Mont-Oriol" schon mal gelesen.
    So mit ca. 17.
    Die alten Insel-Taschenbücher sind längst weggekommen (schön illustriert waren die).


    Warum ich Lust verspürte, es wiederzulesen, weiß ich nicht.
    Eventuell, weil ich mich vage erinnerte, dass es so irgendwie um Ökonomie der Gefühle geht.


    Ein Thema, das ich nach so langen Jahren doch noch mal lernen möchte :breitgrins:


    Gruß
    Leibgeber

    Lese ich zur Zeit. "Das Holzschiff" gerade abgeschlossen.


    "Fluss ohne Ufer" (eventuell auch "Perrudja") hatte ich schon einmal gelesen, vielleicht so um 1980.
    Aus einer Bibliothek, die "Gelbe" Ausgabe von Hoffmann & Campe 1974.


    Seinerzeit war ich darauf gekommen durch die Lektüre von Rolf Dieter Brinkmanns "Rom, Blicke", er las es während seines Aufenthaltes in der Villa Massimo.


    Gerade fand ich dies.


    Und vor ein paar Monaten kam ich mal wieder darauf, dass ich Jahnn schon lange wiederlesen und wieder lesen wollte. Bei einer Besichtigung von Sankt Jacobi - die Orgel der Hamburger Hauptkirche hat Jahnn restauriert.


    Ja, bei allem, was da hintergründelt - die Obsession für Hölzernes und Handwerk, Schöpfung, Tod, Einsargung und Verwesung, das Geheimnis hinter dem auch nie Offensichtichen, Männerbündlerisches und latent Homoerotisches, Der Gang in die Tiefen des Schiffs als Gang in Abgründe in uns ... - es ist eine unglaublich spannende Seefahrergeschichte.



    Das alles in unglaublich schöner, rhythmischer Prosa, die eher klassisch getragen ist als expressionistisch.


    Parallel die damals erworbene rororo-Monographie von Elsbeth Wolffheim.


    Gruß
    Leibgeber


    Ich mag ja besonders die Stelle: :teufel: [pre][size=3]2 Nephi 6:15
    And they that believe not in him shall be destroyed,
    both by fire, and by tempest, and by earthquakes, and by bloodsheds,
    and by pestilence, and by famine. And they shall know that the Lord is God, the Holy One of Israel.[/size]
    [/pre]


    Och, derartige Sprüche sind doch aus dem Vorlagenwerk geklaut :breitgrins:


    ich hab mich im Laufe der so letzten acht Jahre durch den größten Teil des Alten Testaments gelesen.
    Da gibt es jede Menge davon.


    Und die Totenraten, wenn denn das arme geplagte Volk mal wieder gegen irgendwelche Vorschriften verstößt, sind so unrealistisch hoch ... so viel können an sich die ganzen da herumvagabundierenden Stämme konstant nicht an Einwohnern gehabt haben.


    Nochmalschönensonntach -
    ich wohne im katholischen Rheinland und muss nicht zu Messe
    :freu:


    Um ehrlich zu sein: Ich habe den Talmud (in Auswahl) geschafft. Den Koran ebenfalls. Auszüge aus den Buddha zugeordneten Werken dito. Sogar das Tibetische Totenbuch. Das Buch Mormon habe ich nach 20 Seiten weggelegt. Für immer.


    Sowas hatte ich mir schon gedacht :zwinker:
    Hast du komplette Ausgaben auszugsweise gelesen, oder gibt es Auswahlausgaben, die du empfehlen könntest?


    Das Buch Mormon, für das Schmidt noch gezahlt hat, gibt es ja elektronisch für garnix.


    Verdächtig niedrig, diese laufende Nummer :breitgrins: -
    haben Die Heiligen der letzten Tage etwa Einfluss beim Gutenberg Projekt?
    Wer sich den Spaß macht, die Nummern mal nachzusehen, findet von 1-9 diverse essentielle Dokumente zu Geschichte der USA, Nummer 10 ist dann die King James Bible.
    Das erste Romanwerk folgt an 11 und 12 (Überraschung! Ein Brite vor dem ersten Amerikaner an 15).


    Nö. Mal wieder - ich hab schon öfters reingeschaut - dafür bin ich spirituell noch nicht reif - ich meine Nummer 17, nicht 15 :winken:


    Schönen Sonntag!
    Leibgeber

    Sie sind nicht gekommen. Nun muss ich wohl als Heide sterben. :teufel:


    Über das Buch Mormon hat ja Arno Schmidt geschrieben.
    Fand ich interessant.
    Lesen werde ich es wohl erst, wenn ich nach ausgiebigen Bibelstudien noch den Talmud (auswahlweise), den Koran, sowie irgendwie auch die Schriften Buddhas geschafft hab.
    Und das Tibetische Totenbuch.


    Die Heiligen der letzten Tage können ja warten ...


    BigBen, wenn ich Dich richtig einschätze, empfehle ich Dir dringend, vor der Seite 220 und der dazu gehörenden Anmerkung auf Seiten 496/497 die Schuhe auszuziehen, damit sich die Fußnägel ungehindert aufrollen können: dort feiern nämlich Rupert Sheldrake's morphogenetische Felder ihren Einstand in der Belletristik. :entsetzt:


    Ich hatte, soweit ich mich erinnere, von Mr. Jirgl nie was mitbekommen, bevor ich hier diverse Beiträge las.
    Werde immer interessierter ...
    :lesen:

    Stendhal, Über die Liebe.


    Die Erstlektüre ist vermutlich ca. 35 Jahre her, und ich verstehe es heutzutage jedenfalls mit Sicherheit - anders :zwinker:


    Das erste Buch, das ich komplett auf meinem ersten E-Book-Reader lese, ein Kobo Glo ist es geworden.
    Umkonvertieren des Amazon-AZW auf ePub ist mit calibre kein Problem.
    Recht viele "Druck"fehler.


    Es gibt zwei ePub's auf Google Books, hier und hier, die sind beide grottenschlecht.
    Selbst erstelltes E-Book über Wikisource ist ein bisschen mühsam.


    Die Ausgaben weichen voneinander ab, es ist aber alles die Übersetzung von Arthur Schurig.


    Es macht einen Riesenspaß, mit diesem Gerät rumzuspielen. Meinen virtuellen SUB fülle ich fleißig :winken:


    Leibgeber